Kürzlich habe ich mit großem Vergnügen bei Zeit Online den Text "Männer sind seltsam – warum ich nach einer Woche Online-Dating am Ende bin" von Teresa Buecker gelesen. Die Autorin beschreibt dort anhand von 20 Beispielen sehr eindrücklich und witzig ihre Erlebnisse in der für sie zuvor fremden Welt des Online-Datings:
Wenn ich den Gesprächen in meinem Freundeskreis und im Büro lausche, war ich bislang Exotin: Ich hatte noch nie ein Tinder-Date oder eine Affäre, die online begann. Als Online-Dating normal wurde, war ich glücklich vergeben und in den letzten Jahren immer zu dem Zeitpunkt an dem physischen Ort, an dem mir jemand begegnete, der zu mir passte: auf Konferenzen, in Clubs, bei der Buchmesse, und meine allererste Beziehung in Berlin ging auf die gemeinsame Fahrt bei der Mitfahrzentrale zurück (Nostalgie!). Online-Dating ist etwas, über das ich gar nichts weiß, daher sind die entsprechenden Angebote und Apps für mich ein Kulturschock. Hier sind die Dinge, über die ich mich gewundert und die ich gelernt habe.
Ich habe mich beim Lesen sehr amüsiert - und das nicht bloß, weil ich gewisse berufliche Erfahrungen auf diesem Gebiet und auch ein "seriöses" Single-Portal eine Zeit lang administrativ betreut habe, sondern auch aufgrund meiner eigenen diesbezüglichen Erfahrungen aus männlicher Sicht. Ich könnte also zu jedem einzelnen der 20 Punkte ein "maskulines Pendant" - ach was, ein ganzes Buch! - schreiben, erspare das den Mitlesenden aber lieber. Verraten sei nur so viel: Die größte Beziehungskatastrophe meines bisherigen Lebens ist ebenso aufs Online-Dating zurückzuführen wie einige wunderbare Erlebnisse und Freundschaften, die mein Leben bis heute bereichern.
Falls es Mitlesende gibt, die sich - gerne anonym - über ihre eigenen Erfahrungen auf diesem Gebiet auslassen möchten: Nur zu, ich lese mir das allzu gerne durch - und ich bin sicher, dass ich nicht der einzige wäre! :-)
10 Kommentare:
Traut sich wohl keiner... ich auch nicht :D
Leider nicht mein Thema. Hab lediglich mal eine Weile vor 18 Jahren mit Freunden gemeinsam die Partnerschaftsanzeigen im "Colibri" zur Unterhaltung gelesen.
@altautonomer
Die sind immer noch super. Wenn man Zeit hat und mal sehr lachen oder sich gruseln will, immer zuerst die Anzeigen im "Colibri" lesen :-D
Dass es den coolibri offenbar immer noch gibt, erstaunt mich ja am meisten - ich habe seit Jahren kein Exemplar mehr irgendwo ausliegen sehen. :-) Es bedurfte allerdings nur einer kurzen Suche im Netz, um festzustellen, dass es das Magazin inzwischen auch online gibt - natürlich inklusive der Kleinanzeigen.
Offensichtlich ist die alte Leserschaft dem Magazin treu geblieben ... :-)
Es erscheint mir wie ein "Flashback" aus einem anderen Leben, wenn ich mich heute daran erinnere, wie ich vor Jahrzehnten an jedem Monatsanfang akribisch die Veranstaltungshinweise in diesem Heft studiert habe, um mir all die Konzerte, Theateraufführungen und sonstigen Veranstaltungen vorzumerken, die ich demnächst besuchen wollte. - Heute bin ich schon froh, wenn ich mir bloß die Fahrtkosten zu einem kostenlosen Konzert in der Nähe leisten kann. Aber das nur am Rande.
Ich würde nach wie vor sehr gerne Anekdoten aus dem Bereich des Online-Datings lesen - schade, dass sich niemand äußern mag oder kann. ;-)
Charlie: Na ja. Hmmm. Zum Amüsement würden auch ein paar Folgen der Reality-Soap "Traumfrau gesucht" auf RTL II reichen, bei der ja auch ein Online-Screening der heiratswilligen Kandidatinnen vorausgeht. Die 3 Psychopathen als Hauptdarsteller sind dermaßen gruselig, dass jeder üble Maskulist sich noch als Frauenversteher einordnen kann - und die Kinder am besten in Sicherheit bringen, wenn die mal im realen Leben auftauchen sollten.
http://www.rtl2.de/sendung/traumfrau-gesucht-das-geschaeft-mit-der-liebe/gut-zu-wissen/die-kultige-suche-nach-der-grossen-liebe-geht-in-die-naechste-runde
Starker Tobak selbst für abgebrühte Soziologen und Psychologen.
huhu hier ist wieder die deDéjà-vu Tante ~)
Charlie gehört also zur Neu GIER IG en Fraktion ~))
früher war nich alles schlecht und wenn ich so viel Zeit wie Schulden hätt ~ würd ich auch viel berichten können ~)))
menno bin ich alt *echtwahr ~
die alten Zeiten des online dating besaßen doch einen gewissen Charme und sind mit den heutigen Staffeln von "Bauer sucht Frau" und "Schwiegertochter gesucht" überhaupt nicht zu vergleichen ~
Bei den heutigen Soaps merkt man/frau halt das üble Drehbuch ~~
Fortsetzung folgt *versprochen
stille G. schwelgt von alten Zeiten und gibt ne Runde Kaffee aus o(_) (_)o
~) ~)) ~)))
Hab ich doch grad ein -Erlebnis ~
@ Altauto: Mit TV kenne ich mich nicht aus - und nach dem, was Du geschrieben und verlinkt hast, will ich mit diesem Kram auch nichts weiter zu tun haben. ;-) (Ich weiß, Du auch nicht!)
Online-Dating ist dann doch eine etwas andere Kategorie, in der es zwar durchaus Männer und Frauen gibt, die nach "Drehbuch" handeln - aber ganz so einseitig ist das eben doch nicht. Man kann das durchaus mit realen Begegnungen - beispielsweise auf einem Konzert - vergleichen: Zwischen hunderten von IdiotInnen, SelbstdarstellerInnen und LügnerInnen finden sich eben doch immer wieder auch ganz "normale" Menschen, mit denen man sich gut unterhalten und ggf. sogar einen Kaffee, ein Bier oder einen Tee trinken gehen kann. Zuletzt habe ich das auf einem mittelmäßigen Metalkonzert erlebt, als ein bärtiger, ziemlich brachial aussehender Mann direkt vor mir im Gedränge zusammenbrach und ich ihn mit der Hilfe einiger anderer aus der "Gefahrenzone" bringen konnte - danach habe ich, anstatt weiterhin der langweiligen Musik zu folgen, fast zwei Stunden mit diesem Kerl an der Bar gehockt und prächtige, tiefgehende Gespräche geführt. Sowas gibt's - man glaubt das kaum - immer wieder auch im Bereich des Online-Dating. :-)
Ebenso gibt es aber natürlich unzählige Beispiele für die Verkommenheit und Niedertracht mancher Menschen. Ich erspare mir und Dir Berichte aus meiner persönlichen Erfahrung an dieser Stelle lieber. ;-) Teresa Buecker hat da ganz gut vorgelegt, und im Grunde reicht es schon, darauf hinzuweisen, dass ebenso viele Frauen auch in dieser Hinsicht keinen Deut besser sind als ihre männlichen Kollegen.
Das ganze Geschlechtergedöns, das vom Gender-Blödsinn nur noch weiter ins Groteske geführt wird, ist ablenkender, dummer Irrsinn. Der Kapitalismus erzeugt zunehmend eigennutzorientierte, egoistische, empathiefreie Menschen - ganz egal, welchem Geschlecht sie angehören. Und beim Online-Dating leben das eben viele Männer und Frauen aus. - Aber zum Glück noch nicht alle.
Wer weiß, wie lange noch.
Liebe Grüße!
@ stille G.: Auf die Fortsetzung bin ich dann mal sehr gespannt. ;-)
Bring mich blos nicht auf so komische Ideen, als Grundgesicherter noch den Kavalier abzugeben, wenn's hinten und vorne nicht einmal für einen Strauß Rosen reicht, um ein waghalsiges Date einzuleiten, womöglich noch mit Kerzenschein, Pizza und Rotwein beim Italiener.
Das übersteigt hoffnungslos meine wildesten Fantasien eines geordneten Ablaufs nach Knigge, müsste die Rechnung eh an mein Date weiterleiten oder mich beim Italiener verschulden.
:-)
@ frei-blog: Zumindest eine Dame im verlinkten Kleinanzeigenteil des "coolibri" versucht ihre widerwärtige, prostituiertengleiche (also kapitalistische) Haltung zu dieser Frage nicht einmal mehr zu verschleiern:
"Du, Mann mit stimmungsvollem Haus und parkähnlichem Garten, hast mich gefunden."
Ansonsten gilt aber auch hier: Es soll tatsächlich noch Damen und Herren geben, denen es schlichtweg scheißegal ist, ob das Gegenüber reich oder bettelarm ist. Es werden freilich immer weniger. Wenn jemand hingegen arm und krank ist, hat (und ist) er verloren.
/zynismus on - Was waren das doch für goldene Zeiten, als ich nur krank war, dafür aber mein Haus und meine bescheuerte Luxuskarosse noch hatte. - /zynismus off
Liebe kniggekonforme Grüße! :-)
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