Donnerstag, 29. Dezember 2016

Weihnachtliche Mitmenschlichkeit (3): Terror in Chicago


Während die Propagandamedien hierzulande immer noch in breiter Ausführlichkeit über den bösen, islamistischen Terroranschlag in Berlin berichten und dabei das "Terror-Bingo" (Fefe) bis zur letzten Gesichtspalme ausreizen, geht im Rest der Welt das Leben einfach weiter. Auch in den USA sind zur highligen Weihnachtszeit wieder einmal eine Menge Menschen ermordet worden - in Chicago waren es mindestens zwölf:

Chicago erlebt blutige Weihnachten / Alles andere als friedlich vergehen die Weihnachtstage in Chicago. Während es die Menschen zu ihren Familien zieht, machen sich zahlreiche Bandenmitglieder auf, um alte Rechnungen zu begleichen. Bei mehreren Schießereien sterben 12 Menschen.

Das ist - laut Propagandapresse - nun aber kein Terror, sondern "normale" Kriminalität, weshalb es auch keine nennenswerte Berichterstattung oder gar Sondersendungen im Verblödungs-TV dazu gab. Man muss in Kapitalistan nämlich deutlich unterscheiden zwischen systemimmanentem Handeln (Mord aus Habgier) und fremdgesteuerten Anschlägen (Mord aus anderen, also noch niederträchtigeren Gründen). Der erstgenannte Punkt ist "normal" im Kapitalismus - schließlich geht es hier ja um Eigennutzmehrung um jeden Preis, im Zweifel bzw. in der Regel auch auf illegalem Wege. Wenn dabei Menschen sterben, ist das schlimm und wird geahndet (sofern "Kriminelle", also nicht zur "Elite" zählende Menschen dafür verantwortlich sind) - oder aber als "Kollateralschaden" abgelegt und nicht weiter verfolgt (wenn Großkonzerne oder ihre politischen Stiefellecker betroffen sind).

Die zweite Variante wird umso schärfer bis ins Absurde und darüber hinaus aufgeblasen - da rennen Journalisten und Politiker wie aufgeschreckte, panische Hühner durcheinander und gackern wild, was das Zeug hält - ohne Rücksicht darauf, wie lächerlich sie sich verhalten. Das macht aber nichts, denn die meisten BürgerInnen scheinen dies ebenfalls nicht zu bemerken - sonst wären diese politischen Hühnerzombies ja längst abgewählt. Sie gackern viel lieber mit im dissonanten Chor der Hirnverweigerer: "Oh, der böse Muselmann bedroht unsere Freiheit - legt uns doch bitte endlich allesamt in Ketten, damit der Terror keine Chance mehr hat!" - So jedenfalls posaunt es die Hühnerpresse gackernd ins vollkommen irre gewordene Land.

Derweil legen die nüchternen, exemplarischen Zahlen aus Chicago eine ganz andere Realität nahe:

Die drittgrößte Stadt der USA hat in diesem Jahr eine beispiellose Gewalteskalation erlebt. Seit Jahresbeginn sind nach Zählung von Lokalmedien mehr als 750 Menschen in Chicago erschossen worden. Dies sind mehr als die Opferzahlen der beiden größten US-Städte Los Angeles und New York zusammengerechnet.

Beim Barte des Propheten, wie kann das denn nur sein im Paradies des "American Exceptionalism", fragt sich verwundert der denkende Mensch. Die Antwort ist indes so einfach wie weitestgehend unbekannt bzw. verdrängt: Das ist Kapitalismus. Das ist Habgier. Das ist Machtgier. Deshalb werden 750 ermordete Menschen nicht als Terroropfer gezählt und nicht weiter beachtet, während zwölf ermordete Menschen die Propagandapresse und korrupte Politbande eines ganzen Landes zum rotglühenden Schäumen bringen.

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Goliath



(Gemälde von Hans Hofmann [1880-1966] aus dem Jahr 1960, Öl auf Leinwand, Berkeley Art Museum, Los Angeles, USA)

10 Kommentare:

Martin Däniken hat gesagt…

Wenn die Amis im eigenen Land weder Frieden stiften noch halten können,warum sollten sie es woanders hinkriegen-
to state the obvious...
Von den Interessen der Waffen-und Rüstungsindustrie ganz zuschweigen-nennt sich inzwischen auch Sicherheitsbranche,harharhar
Und was "Befriedungstrategien" angeht bekomme ich "Robocop" nicht aus dem Kopf
speziell ED 209!
Ja R-Cop spielt in Detroit nicht in Chicago...

Rain hat gesagt…

Großartiger post, er sprach mir aus der Seele - und ein toller Blog, chapeau!
Und jetzt geh ich erst mal nach der "abonnieren"-Funktion für diesen Blog fahnden...

Schirrmi hat gesagt…

Ich bereitete Frühstück und die Glotze lief. Während ich in mein Marmeladebrötchen biss sagte L. wie beiläufig: "die Amis wären heute nicht da wenn sie nicht schon damals die Welt genötigt hätten."

Ich: "Ja"

Schirrmi hat gesagt…

Ich noch mal, das Gemälde gefällt mir gut. Wo Du sowas immer rauskramst?!

Charlie hat gesagt…

@ Rain: Merci. :-) Es ist dem Kiezneurotiker zu verdanken, dass auch ich auf Dein Blog aufmerksam geworden bin. Die Sache mit dem "Netzwerken" ist wohl doch eine sehr gute Idee.

Charlie hat gesagt…

@ Schirrmi: Da Frage nach den Bildern hab' ich Dir doch vor einiger Zeit schon per Mail beantwortet. ;-)

Charlie hat gesagt…

@ Martin Däniken: Den Film "Robocop" habe ich nicht gesehen, sorry. Es gibt aber reichlich Hollywood-Kost, in der die USA in den "Mittelpunkt der Welt" gerückt und gleichsam als "Heiliges Land der Freiheit, Demokratie und Humanität" dargestellt werden - da ist die Kotztüte beim Ansehen Pflicht, wenn man sich selbst und seine Sitznachbarn nicht beschmutzen möchte! :-) Man denke nur an so unsägliche, menschenverachtende Kitsch-Schinken wie "Der Soldat James Ryan" oder "Pearl Harbour" - so etwas kann ich mir nicht anschauen, ohne unverzüglich Gehirnkrebs zu bekommen.

Martin Däniken hat gesagt…

@charlie:
der Robocop von 1986 ist eine wunderbar fiese Satire von Paul Verhoeven, der auch Starshiptroopers und Basic Instinct,Total Recall gemacht hat.
Ich kriege immer ein grimmiges Grinsen,wenn Richard "Dick" Jones auftritt.
Wenn unsere realen Bösewichter auch nur 10% der Qualität hätten,die Ronny Cox rüberbringt...wäre es zwar immer noch Shice,aber ansehnlich undnicht so spiessig-ermüdend

Charlie hat gesagt…

@ Martin Däniken: Ok, vielleicht muss ich mir diesen Film dann doch beizeiten mal ansehen, danke für den Tipp - auch wenn ich mit den drei Beispielen, die Du genannt hast, eher wenig anfangen kann. ;-) Aber das will ja nichts heißen.

Ein Cineast lernt nie aus. :-)

Fieslinge sind mir in der Literatur und im Film aber dennoch deutlich lieber als in der Realität - ich bin heilfroh, dass es da momentan überwiegend eher Laiendarsteller gibt. Die richten schon genug Widerwärtiges an.

Liebe Grüße!

Martin Däniken hat gesagt…

Also die fieslinge in der Realworld haben den Nachteil,das sie sich ihres Fieslingsdasein nicht oder kaum bewusst sind oder sein wollen-z.b. der kleine Nordkoreaner oder unsere sicherheitspolitiker.
Im gegensatz dazu sind sich Film/Buchbösewichter ihrer Rolle bewusst und Strassengangster in Southeast L.A oder Chigago wissen ganz genau wer sie sind.
Mich stört halt dieses Mittelmass
ObLaden hatte für einen Bösewicht von seinem Rang ein bescheidenes H.Q,nichts das in Richtung Warrooom ala Dr.Seltsam ging oder ein Haifischbecken Harharhar aufwies.
Mein Gedanke ist eher Laiendarsteller richten deshalb sone Shice an weil sie Laiendarsteller sind!