Samstag, 28. Januar 2017

Zitat des Tages: Veränderung


Ein Mann, den Herr K. lange nicht gesehen hatte, begrüßte ihn mit den Worten: "Sie haben sich gar nicht verändert!" - "Oh!", sagte Herr K. - und erbleichte.

(Bertolt Brecht [1898-1956], in: "Geschichten vom Herrn Keuner", Suhrkamp 2008; geschrieben etwa 1930)


5 Kommentare:

Ich bin kein Roboter hat gesagt…

Witzig Charlie, ich lese momentan auch (mal wieder) Brecht ;-)
Neben "Sezuan", Puntila, und Mutter Courage bin ich auch auf "die heilige Johanna der Schlachthöfe" gestossen - kannte ich vorher noch gar nicht!

Gefällt mir sehr gut, Brecht beschreibt eingehend wie widerlich sich die Kirchen an das Kapital heranschleimen und mit diesem zwecks Erfüllung eigener Interessen zusammenarbeiten.

Für Kirchen-/Glaubenskritiker ist die Lektüre ein Muss :-)

Schöne Grüße!

Martin Däniken hat gesagt…

Mir fällt da der Puhdys Song "Wenn ein Mensch lebt" ein!

altautonomer hat gesagt…

Mein Lieblingsgedicht ist das der "Seeräuber Jenny" aus der Dreigroschenopere:

http://www.gedichte.vu/?die_seeraeuber_jenny.html

Es handelt von Rache.

Ich bin kein Roboter hat gesagt…

@ Altautonomer:

Das Gedicht kann auch eine schöne Allegorie (?) auf die proletarische Revolution sein ;-)

Wenn ich von Seeräubern/Piraten lese muss ich immer an den "Redemption Song" denken (am Liebsten die Version mit Johnny Cash und Joe Strummer)

Charlie hat gesagt…

@ no robot: Die "Heilige Johanna der Schlachthöfe" ist in der Tat eine sehr empfehlenswerte Lektüre. Für alle, die das Theaterstück nicht kennen, ist diese kleine Einführung bei Wikipedia kein so schlechter Einstieg. Brecht hat weitaus mehr zu bieten, als ihm gemeinhin "angedichtet" wird. :-)

Mein persönlicher Brecht-Favorit ist das Libretto zur Oper "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" (Musik von Kurt Weill), aus der auch der berühmte "Alabama-Song" stammt, der u.a. durch die Doors einem breiteren Publikum bekannt wurde.

Mahagonny ist (...) die Geschichte von Sodom und Gomorra. Ähnlich wie die biblische Vorlage soll die Stadt untergehen mit allen "Gerechten und Ungerechten", wie die Witwe Begbick äußert. Tatsächlich wird das Schicksal der Stadt nicht, wie im Alten Testament, durch eine äußere Katastrophe besiegelt, sondern durch eine Umwertung aller menschlichen Werte, durch die moralische [kapitalistische] Katastrophe. "Tuet alles heute nacht, was verboten ist, wenn der Hurrikan kommt, der macht es auch so."

Jim, der Protagonist der neuen Moral, wird nach seinen eigenen Gesetzen gerichtet. Sein Tod wird textlich und musikalisch der Kreuzigung Christi in fast blasphemischer Weise nachgebildet. Als Motive tauchen auf: die Ölbergszene, die Verspottung, die Gerichtsszene, die Übergabe Jennys an Bill (Maria und Johannes), der letzte Hilferuf an Gott und das Durst- und Essigmotiv.

Gott selbst tritt im Spiel in Mahagonny auf, zeigt sich in seiner Machtlosigkeit und wird höhnisch der Stadt verwiesen. Auf musikalischer Ebene sind Zitatverfremdungen von Bachscher Passionsmusik zu hören.
(Quelle: Wikipedia)

Liebe Grüße!