Mittwoch, 5. Mai 2010

USA: Die dunklen Wolken des Faschismus

  1. Die reaktionäre Tea-Party-Bewegung hat für diese Woche einen nationalen Aktionstag proklamiert: Über eine Million US-BürgerInnen sollen in Washington DC zusammenkommen. Die WOZ hat eine Handvoll AktivistInnen begleitet. (...)

    Der US-Intellektuelle Noam Chomsky hat kürzlich in einer Rede eindringlich vor der Tea-Party-Bewegung gewarnt. Sich über diese Bewegung lustig zu machen, sei ein "ernster Fehler", wurde Chomsky im US-Magazin The Progressive zitiert. (...)

    "Ich bin alt genug, um eine Anzahl Hitler-Reden am Radio gehört zu haben", so Chomsky, und er erinnere sich auch an den jubelnden Mob. Er sehe, wie sich in den USA die dunklen Wolken des Faschismus zusammenzögen; einen solchen Grad an Wut und Angst, wie er ihn unter manchen US-AmerikanerInnen beobachte, habe er in seinem ganzen Leben noch nie erlebt, so der 81-Jährige. Er könne die Reaktion dieser Menschen verstehen: Seit dreißig Jahren würden die Realeinkommen bestenfalls stagnieren – unter anderem eine Konsequenz aus dem vor dreißig Jahren getroffenen Entscheid, die Wirtschaft auf den Finanzmarkt auszurichten. Und selbst nach der maßgeblich vom Finanzplatz ausgelösten jüngsten Wirtschaftskrise verteidige der Staat diesen: "Die institutionellen Verbrechen des Staatskapitalismus", so Chomsky, hätten die Entrüstung und den Zorn jener Menschen ausgelöst, die im Abseits stünden.

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  2. Voller Hass auf die Regierung

    (...) 15 Jahre nach dem Oklahoma-Anschlag, der die USA zutiefst verunsichert hatte, hört man Sprüche wie diesen wieder häufiger in den Verschwörungszirkeln Amerikas. Da ist bei Protestveranstaltungen die Rede davon, man müsse das Land vor dräuender Tyrannei und Sozialismus retten, notfalls mit Gewalt. Und Politiker wie Sarah Palin heizen die Stimmung kräftig mit auf: "Zieht Euch nicht zurück. Ladet nach", rief die republikanische Ex-Gouverneurin von Alaska rechtskonservativen Anhängern der "Tea Party"-Bewegung zu, nachdem das umstrittene Gesundheitsgesetz den Kongress passiert hatte.

    Seit Barack Obama im Weißen Haus sitzt, erleben rechtsextreme Gruppen wieder Hochkonjunktur. Das Heimatschutzministerium zeigte sich bereits Anfang 2009 besorgt: "Das gegenwärtige wirtschaftliche und politische Klima" radikalisiere die Szene, hieß es damals in einem internen Bericht. Das Southern Poverty Law Center, eine Stiftung, die extremistische Gruppen beobachtet, zählte Ende 2009 wieder 127 Milizen, mehr als doppelt so viele wie 2008.

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Anmerkung: Es ist eine logische Folge des entfesselten Raubtierkapitalismus, dass er Faschismus produziert. Man kann das allerorten beobachten. Die Medien werden dem Problem aber in keiner Weise gerecht, wenn sie lediglich über das Erstarken klar als rechtsextrem erkennbarer Organisationen oder Parteien berichten - es ist doch offensichtlich, dass neofaschistisches Gedankengut sich längst in nahezu allen "demokratischen" Institutionen und Parteien des "Westens" festgesetzt hat. Hierzulande sind Namen wie Sarrazin, Clement, Koch oder Westerwelle zu nennen - in den USA war die Bush-Regierung geradezu ein Paradebeispiel.

Es ist unbegreiflich, weshalb Menschen, deren Existenz durch das Großkapital massiv bedroht wird, immer wieder auf diesen faschistischen Horrorzug aufspringen und die noch Schwächeren zum Opfer ihrer berechtigten Wut machen, anstatt die wirklich Schuldigen zu bekämpfen. Kennt jemand einen Erklärungsansatz - jenseits von Propaganda und Meinungsmanipulation, die natürlich auch ihren Sinn und Zweck erfüllen?

2 Kommentare:

jakebaby hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
jakebaby hat gesagt…

"Kennt jemand einen Erklärungsansatz - jenseits von Propaganda und Meinungsmanipulation, die natürlich auch ihren Sinn und Zweck erfüllen?"

Letztendlich passt in diesem alten, haesslichen Puzzle wieder alles zusammen.
Die Voraussetzungen fuer einen umfangreich zu verspuerenden, westlichen Rechtsruck sind von Land zu Land leicht unterschiedlich.
Die Praeparation der Buerger/Menschen beginnt aber immer und ausschliesslich auf fuehrend'politscher(kapitaler) Ebene und wird dann gezielt/kontrolliert interaktiv.

Die Schweiz ist eines der Beispiele, fuer wie man ein Volk praepariert und es dann schlicht fuer/gegen etwas abstimmen laesst, welches man selbst politisch/rechtlich nicht durchziehen koennte.

Im grossen Ganzen sind die Zutaten gezielte Armut, Massenarbeitslosigkeit, Fremdenhass, Bildungs'Identifikationsverlust, Kriege, Angst, Unsicherheit, und in all der Ohnmacht keinerlei Aussicht auf Alternative.

Im jetzigen Amerika kommt noch ein tiefverwurzelter Rassismus und gefaehrlich fundamentaler Glaube hinzu, gemischt mit einem allgemein lausigen Bildungsstand, der nicht nur die untersten Schichten betrifft.
Auch der von Geburt an auf taeglicher Basis eingebrannte weisse Patriotismus kommt dieser Tage sehr gelegen.
Sich dann mit einer HockeyMom-Palin/Anderen identifizieren zu koennen/wollen/tun, mag aus Sicht eines halbwegs normal Veranlagten kaum verstaendlich, ist aber nun mal unter den gegebenen Umstaenden eine traurige reale Konsequenz.

Palins Nominierung zum Vize, wird gerne als Fehler der Reps. bezeichnet. Das sehe ich nicht so.
Das war Palins Introduction auf hoechster Ebene und wer auch immer das ausheckte, nahm auch ein Scheitern MCCains in Kauf.

Die Vorstellung, Nominierung und letzendliche Praesidentschaft Obamas war von Anfang an ein sehr gelegener Startschuss zur Staerkung der ultra'Rechten.
Waere Obama nicht schwarz, gaebe es keine Palin/Teaparty und auch FOX/Beck/Limbaugh und Andere waeren nicht so dermassen Brachial vertreten.

Ich versuche schlichtweg bei der primitivten Basis zu bleiben.
Ich habe noch niemanden kennengelernt, der nicht zumindest mit Palin sympathisiert.
Ihre Reflektion ist deutlich zu spueren.

"Keine amerikanische Partei habe soviel Zuspruch wie die Tea Party, schrieb die New York Times. Werte einer Umfrage von NBC News und dem Wall Street Journal bezeugten dies. Danach hatten 41 Prozent der Befragten ein positives Bild von der Bewegung. Die Demokraten standen lediglich bei 35 Prozent der Amerikaner hoch im Kurs. Am schlechtesten schnitten die Republikaner mit 28 Prozent ab."
http://www.news.de/politik/855043346/palin-laedt-zur-tea-party/1/

Das Ganze scheint einem fast unwirklich, erschreckend, gefaehrlich und zutiefst Primitiv.
Nicht nur ein Anschein, wenn man diese grundlegend'faschistischen 'Eigenschaften beim Namen nennt.

Gruss
Jake