- Wie, warum und bei wem nehmen Länder Kredite auf? Wer muss sie letztlich zurückzahlen, und wer profitiert davon? Über Mythen und Wirklichkeit im Zusammenhang mit Staatsschulden
(Weiterlesen) - Solange Anleihen einen immer positiven Zinssatz erzielen können, steigen die Geldvermögen an und mit diesen wachsen auch die Schuldenberge. / Hat Sie schon die Angst gepackt, dass der Wert ihrer Rücklagen dahinschmelzen könnte? Nehmen Ihre Sorgen zu, dass Ihre private Altersvorsorge wertlos wird? Oder sind Sie sich schon fast sicher, dass der Euro bald nichts mehr wert ist? Gut so. Vielleicht kommt mehr Bewegung in die Köpfe, wenn auch der wohlhabende Mittelstand erkennen muss, dass unser Geld und Finanzsystem auf Sand gebaut sind.
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Anmerkung: Es ist zwar erfreulich, dass den Themen Staatsschulden und Geldsystem allmählich etwas mehr Raum in alternativen Medien eingeräumt wird - zugleich ist es aber erschreckend, was man da zum Teil lesen muss. Noch immer scheinen viele "Analysten" das System nicht verstanden zu haben - anders ist es kaum erklärbar, dass beispielsweise der Volkswirtschaftler Dr. Jürgen Leibiger in der Jungen Welt schreibt: "Das Verfahren (Refundierung der Schuld) ist uralt. Es funktioniert so lange, wie mögliche Anleihekäufer genug überschüssiges Finanzvermögen haben und überzeugt sind, daß sie ihre Zinsen bekommen und am Ende den Anleihebetrag zurückkriegen."
Man kann sich nur noch fassungslos an den Kopf greifen angesichts einer solchen gaballten Ladung voller Irrsinn, konzentriert auf so engem Raum. Regelmäßigen Lesern dieses Blogs ist das längst bekannt: Wenn private Banken Kredite an Staaten vergeben, wird da kein "überschüssiges Finanzvermögen verliehen", sondern es wird schlicht und ergreifend neues, vorher nicht existentes Geld aus dem Nichts erschaffen. Diese "privaten Gläubiger" rechnen auch nicht damit, diesen "verliehenen" Betrag jemals zurück zu bekommen - das wäre auch vollkommener Irrsinn, wenn man sich die stetig zunehmende Verschuldung aller (!) Staaten anschaut, von denen nicht ein einziger jemals seit Bestehen dieses Geldsystems auch nur einen Cent zurückgezahlt hat. Es geht dabei - und da analysiert der Autor vollkommen korrekt - allein um die durch stetige Neuverschuldung stetig steigenden Zinszahlungen, die der Staat zu leisten hat und die natürlich einen immer größer werdenden Teil des zur Verfügung stehenden Budgets beanspruchen. Das ist ein Konstrukt, das vollkommen logisch und in exponentieller Weise im Zusammenbruch enden muss.
In dieselbe Bresche schlägt der Autor Willemsen im Telepolis-Artikel, der einzig den (vollkommen zu Recht zu kritisierenden) Zins als Grundübel ausmacht, während er das "Füllhorn der Banken" - die Lizenz zur Gelderschaffung aus dem Nichts - entweder nicht kennt oder aber ignoriert.
Fazit: Es macht wenig Sinn, über Themen wie das Geldsystem, Staatsschulden oder Zinsen zu referieren, wenn man an der Oberfläche des Offensichtlichen bleibt und die wirklichen Mechanismen, die weitgehend unbekannt sind und wohl auch bleiben sollen, nicht bedenkt und benennt.
Man stelle sich nur eine einzige Frage: Wer kann sich in diesem auf kurzfristige Gewinne geprägten System einen privaten Geldgeber vorstellen, der seit über 60 Jahren nicht nur einem, sondern tatsächlich allen (!) Staaten jedes Jahr aufs Neue reale Millionen und Milliarden Euro (die Summen steigen exponentiell) "leiht", ohne dass in dieser langen Zeit jemals ein Cent davon getilgt wurde? Geflossen sind stets nur die Zinszahlungen - diese allerdings immer mit äußerster Priorität in den jeweiligen Staatshaushalten (erst werden die Zinsen bezahlt, dann kommen Investitionen für die Bürger und das Land - und die werden logischer Weise immer kleiner). Das ist schlicht grotesk.
Dieses (Kredit-)System ist darauf angelegt, dass die ursprünglichen Summen niemals zurückgezahlt werden - allein dadurch wird es erklärbar. Und so wird auch die Absurdität des Ganzen sichtbar, denn es versteht sich von selbst, dass ein ständig wachsender Schuldenberg, der niemals abgebaut werden kann und soll, auch stetig steigende Zinszahlungen generiert, die über kurz oder lang unweigerlich dahin führen, wo Griechenland bereits ist.
Und die Superreichen reiben sich wieder einmal hämisch grinsend die Hände, weil sie nichts eingesetzt ("verliehen") haben, dafür aber umso reichlicher entlohnt werden - und zwar dauerhaft, mit exponentiell steigender Tendenz.
Es wäre an der Zeit, dass diese schlichten Tatsachen auch endlich in der Jungen Welt, bei Telepolis und in anderen Medien ankommen, die ansonsten oft so wichtige, aufklärerische Arbeit leisten.
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