Montag, 4. Juli 2011

Der "Fachkräftemangel" und die Realität

  1. Der viel beklagte Fachkräftemangel ist nur eine mediale Schimäre. Gäbe es ihn wirklich, müssten unsere Löhne und Gehälter endlich steigen

    Liest man die Zeitungen und Zeitschriften, dann leidet Deutschland unter einem enormen Fachkräftemangel. Also: Arbeitslosigkeit, ade? Hartz IV war einmal, Armut gibt es nicht mehr, denn Königin Fachkraft diktiert die Preise für ihre Ware Arbeitskraft. Die Profite schrumpfen, Aktionäre gehen leer aus. An allen Ecken und Enden fehlt es an Ingenieuren, es herrschen Pflegenotstand und Ärzteschwund, Erzieher werden händeringend gesucht. Und wie es erst in den Jahren 2030, 2040 oder 2050 aussehen mag? Umsonsteinkauf im Supermarkt, weil keine Kassierer zu finden sind? Textfreie Zeitungen, weil die Journalisten fehlen? Schön wär's.

    Lese ich dagegen meine aktuellen Honorarabrechnungen in der real existierenden Gegenwart, sieht die Welt ganz anders aus. Seit zehn Jahren war da kaum eine Erhöhung zu verzeichnen, trotz allen demografischen Wandels. Ein Kollege, der bei einem Lokalblatt den gültigen Tarif gefordert hatte, wurde gefeuert - allem Fachkräftemangel zum Trotz.

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  2. (...) Aktuell befinden wir uns in einer Situation, in der gesamtwirtschaftlich von einem Arbeitskräftemangel keine Rede sein kann: Das Verhältnis zwischen gemeldeten offenen Stellen und registrierten Arbeitslosen liegt bei 1 zu 8. Es herrscht also massiver Arbeits- und nicht Arbeitskräftemangel. Anders waren die Verhältnisse in der Vollbeschäftigungsperiode von 1960 bis 1973: Die Arbeitslosigkeit lag, mit Ausnahme der Krise 1968/69, jahresdurchschnittlich bei unter 300.000 Personen. Gleichzeitig waren rund doppelt so viele offene Stellen gemeldet. Arbeitskraft war also knapp.

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Anmerkung: Das Thema des angeblichen "Fachkräftemangels" ist ein Paradebeispiel für die immer umfassender werdende neoliberale Propaganda, mit deren Hilfe von den tatsächlichen Problemen - die meistens aus genau gegenteiligen Sachverhältnissen bestehen - abgelenkt werden soll. Brüderle, Hundt und zig andere Apologeten der Superreichen können ihre Lügen über den "Fachkräftemangel" einfach zum Besten geben und dabei gewiss sein, dass die Massenmedien diese Lügen zumeist unkommentiert und kritiklos weiterverbreiten, so als sei die Lüge tatsächlich eine Information oder Nachricht mit Wahrheitsgehalt.

Nach der Lektüre der beiden oben verlinkten Texte müsste auch dem letzten Zweifler klar geworden sein, dass es keinen "Fachkräftemangel" in Deutschland geben kann - und dass die Sprachrohre dieser Lüge die Unwahrheit ganz bewusst in die Welt posaunt haben - wider besseren Wissens.

Dabei ist gerade diese Lüge so unmittelbar offensichtlich - redet doch gerade die neoliberale Bande ständig von den "Gesetzen des Marktes", die sie quasi heilig gesprochen hat. Wenn nun aber eine Ware oder Dienstleistung "knapp" wird, müsste der Preis dafür nach eben diesen Gesetzen massiv steigen - wir müssten also mannigfaltige Suchanzeigen der Wirtschaft finden, in denen sie händeringend nach "Fachkräften" sucht und dafür ein reichliches Gehalt und viele andere Leistungen anbietet. - Ein Blick in die Stellenmärkte im Internet oder in den Zeitungen bringt da schon nach wenigen Minuten ein klares, ernüchterndes Ergebnis.

So wird auch der Ruf nach ausländischen Fachkräften sofort erklärbar, der sich sofort an die Erklärung des angeblichen "Fachkräftemangels" angeschlossen hat: Eine "Fachkraft" aus Rumänien, Indien oder Afrika könnte von den armen, gebeutelten Unternehmen schließlich für ein weitaus geringeres Gehalt und zu wesentlich schlechteren Konditionen ausgebeutet werden als ein - möglicherweise sogar älterer - Mensch aus heimischen Gefilden.

Da rufen sie also verzweifelt nach "Fachkräften" - und meinen doch im Grunde Menschen, die möglichst für einen Apfel und ein Ei 150 Prozent Leistung in einer 45-Stunden-Woche bringen, höchstens 22 Jahre alt sind, 30 Jahre Berufserfahrung haben und mit einer Wohnung im Pappkarton vollkommen zufrieden sind - in den sie nach der jederzeit wieder vollziehbaren Kündigung ja ohnehin umziehen müssten.

Einen "Fachkräftemangel" gibt es nicht - auch nicht in den Reihen der neoliberalen Bande in der Politik und Wirtschaft: Gerade dort herrscht wohl eher ein kompletter Totalausfall, der nur durch einen 100prozentigen Austausch der "Human Resources" kompensierbar wäre.

1 Kommentar:

gloabalsealand hat gesagt…

Was gibt es dazu noch zu sagen?
Der Arbeitsmarkt ist am A..., Jobs gibt es zwar, aber nur die mit denen ich nie auf einen grünen Zweig komme.
Das einzigste das bleibt: Aufstand! Nur alleine bin ich da ja nur eine Schiessbudenfigur.