Freitag, 9. März 2012

Camden: Der amerikanische Alptraum

Camden war früher eine blühende Industriestadt. Heute gilt sie als die gefährlichste Stadt der USA. Der größte Arbeitgeber, die öffentliche Hand, entlässt selbst Polizisten und Feuerwehrleute. (...)

Carlos ist Diabetiker und hat mit dem Job auch seine Krankenversicherung verloren. "Ich bin so sauer, so wütend auf New Jersey, auf ganz Amerika" erzählt er, "Ich hatte doch endlich meinen amerikanischen Traum erfüllt, ein kleines Haus gekauft, wo meine Kinder sicher aufwachsen und zur Schule gehen sollten."

Doch jetzt wohnt er wieder hier, zwischen verlassenen Ruinen und Drogendealern, ohne Job konnte Carlos seine Hypotheken nicht mehr bezahlen.

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Anmerkung: Wieder einmal führen uns die USA vor, wohin die Reise geht, auf die die neoliberale Bande uns mit ihrem Gefasel vom "Sparen" und "schlanken Staat" geschickt hat. Besonders ins Auge fällt dabei die unverhohlene Brutalität und Gleichgültigkeit, mit der Menschen vom Staat mit einem beiläufigen Achselzucken in die Obdachlosigkeit geschickt werden. In Europa sind wir freilich auf exakt demselben Weg. So schreibt beispielsweise Prof. Butterwegge in seinem Aufsatz "Die neue Wohnungsnot":

"Über 600 Kältetote in Ost- bzw. Ostmitteleuropa erregten zuletzt großes Aufsehen. Gleichzeitig explodiert die Zahl der Obdachlosen in Griechenland, das von der EU und dem IWF 'kaputtsaniert' wird, geradezu. Dort ist es zwar wärmer als im Osten des Kontinents, ein Leben auf der Straße aber nicht minder beschämend, besonders für jene 'Neuarmen', die als unmittelbare Opfer der rigiden 'Sparauflagen' des Finanzimperialismus vom sozialen Absturz betroffen sind. Auch hierzulande sind erfrorene und an offenen Feuern verbrannte Obdachlose zu beklagen, ohne dass sich Politik und Öffentlichkeit bisher ernsthaft mit dem Problem beschäftigt hätten. Dabei gehört eine warme Wohnung aufgrund der klimatischen Gegebenheiten bei uns zur verfassungsrechtlich geschützten Menschenwürde. Sein Obdach etwa im Falle der Überschuldung durch eine Zwangsräumung zu verlieren, bedeutet einen Schritt in die absolute, extreme oder existenzielle Armut."

Die Sachlage ist also eindeutig und lässt kaum Spielraum für die übliche Schönfärberei der verantwortlichen Politik. Daraus kann nur der Schluss gezogen werden, dass es tatsächlich das Ziel der neoliberalen Bande ist, die Bevölkerungen zu verarmen und die Menschen sich selbst zu überlassen. Selbstverständliche Dinge wie eine Krankenversicherung, eine geheizte Wohnung, eine vernünftige Ernährung etc. soll es nicht mehr für alle, sondern nur noch für eine elitäre Schar geben - dann aber im großen Luxus und Überfluss. Das ist Faschismus in reinster Form.

Die USA sind uns auf dem Weg in den Abgrund nur wenige Schritte voraus - Berichte wie der oben verlinkte sind also ein Blick in unsere sehr nahe Zukunft. Es ist vorhersehbar und eine logische Folge, dass die Kriminalität sprunghaft ansteigt, wenn Menschen in existenzielle Not geraten. Was bleibt ihnen denn auch anderes übrig - abgesehen vom Freitod?

4 Kommentare:

Anabelle hat gesagt…

Glaubt(e) dieser Ex-Feuerwehrmann wirklich an seinen "amerikanischen Traum"? Menschen wachen wirklich erst dann (teilweise) auf, wenn es ihnen selber an den Kragen geht. Vorher merken sie es nicht.

Was du zur Kriminalität schreibst: Dasselbe denke ich auch schon seit langem! Wie kann man sich über steigende Kriminalität wundern, wenn man die Menschen so extrem verarmt und sie sich selbst überlässt? Das ist doch geplant - offenbar WILL man eine steigende Kriminalitätsrate, um die staatliche Überwachung und Repression weiter zu verschärfen!

Dazu passt auch die Meldung, die ich kürzlich gelesen habe, dass in England allen Ernstes die Polizei privatisiert werden soll:

http://www.channel4.com/news/police-services-could-be-privatised

Sie hören nicht auf.....

Charlie hat gesagt…

Das habe ich auch gelesen, aber dazu versagte meine Sprache. Eine privatisierte Polizei - da streikt meine Fantasie und ich sehe Menschenmassen auf den Straßen, die diese kapitalistische Bande aus dem Land scheucht.

Wenn die Briten sich das gefallen lassen, ist das Urteil über unsere Zukunft gesprochen.

Dede hat gesagt…

Die spinnen, die Menschen, alle wie sie da sind. Die einen sind so raffgierig, daß sie gar nicht merken, wie sie mit ihrer Gier den Planeten zerstören, andere klammern sich verzweifelt an ihren kleinen Wohlstand und gehen dabei geflissentlich über Leichen, und wieder andere merken selbst kurz vor dem Hungertod noch immer nicht, dass sie ganz bewusst zu "mneschlichem Abfall" gemacht wurden, eben damit eine kleine Minderheit weiterhin im Luxus schwelgen kann.

Der "amerikanische Alptraum" ist in vielen Teilen der Welt der ganz normale Alltag - und das seit Jahrzehnten. Das wird im Westen immer noch ausgeblendet, man nimmt das einfach nicht zur Kenntnis bzw. gezichtigt diese Menschen, selbst Schuld an ihrem Los zu sein. Also ehrlich: Ein solches Wirtschafts- und Gesellschaftssystem, das über eine so lange Zeit beibehalten und sogar gestärkt wird, ist so pervers, daß jeder Horrorfilm dagegen wie Kindergartenspielzeug wirkt.

Die Leute die im Bericht von 3sat zu Wort kommen (ich hab den Bericht gesehen), können einem echt leid tun, keine Frage. Aber sie hätten verdammt nochmal auch vorher schon, als es ihnen noch recht gut ging, über diese Dinge nachdenken und die entsprechenden Konsequenzen ziehen müssen! Der "amerikanische Traum" ist ein hochalberner Mumpitz! Es liegt auf der Hand daß es dabei nur sehr wenige Gewinner, dafür aber eine riesige Horde Verlierer geben muss. Nun befinden sich die nicht mehr nur in Afrika, Südamerika und Asien, sondern auch mitten in den USA (und nazürlich mitten in Europa). Wer hätte das denn auch ahnen können ... *röchel*

Wie gesagt: Die spinnen, die Menschen.

Charlie hat gesagt…

Wunderbar zusammengefasst, Dede - da kann ich nur noch ein "Amen" hinzufügen.