Dienstag, 1. Mai 2012

Der blühende Waffenhandel und die "Pleitestaaten"

Überall wird in Hellas gespart, nur bei den Waffen-Einfuhren so gut wie gar nicht. Könnte dies daran liegen, dass sie größtenteils aus Deutschland kommen?

(...) Dennoch gibt Griechenland, gemessen an seinem Bruttoinlandsprodukt, nach wie vor mehr für Kriegsgerät aus als alle anderen EU-Mitglieder und bleibt einer der größten Waffenimporteure weltweit. Auch haben Angela Merkel und Nicolas Sarkozy während der Verhandlungen über das jüngste Rettungspaket immer wieder Druck auf die Regierung in Athen ausgeübt, an den bestehenden Waffengeschäften festzuhalten. (...)

Interessanterweise ist Portugal – ein weiteres Land, das sich in großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten befindet – nach Griechenland Deutschlands zweitgrößter Abnehmer von Rüstungsgütern.

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Anmerkung: Abgesehen von der ärgerlichen Tatsache, dass die dramatischen, existenzbedrohenden Kürzungs- und Kahlschlagszwänge in Griechenland in diesem Artikel völlig verharmlost werden, sind einige der genannten Zahlen schon sehr erhellend: Wenn man bedenkt, dass die damalige griechische Regierung beispielsweise im Jahr 2007 insgesamt 6,2 Milliarden und im Jahr 2010 sogar 7,1 Milliarden Euro für Rüstungsgüter ausgegeben hat und dies mit der erzwungenen Kürzungssumme in den sozialen Systemen (1,8 Milliarden Euro in 2011) vergleicht, stehen einem entsetzt die Haare zu Berge. Das ist purer menschenverachtender Wahnsinn, und deshalb überrascht es auch nicht, dass ausgerechnet Merkel und Sarkozy diesen schäbigen Vertreterjob für die Rüstungsindustrie - im Verbund mit weiteren Banditen - erledigt haben.

Einmal mehr stellt sich die Frage, die auch im Text kurz angerissen wird: Was zur Hölle wollen all diese kleinen Staaten wie Griechenland oder Portugal mit so vielen Waffen? Vor den Geschenkmilliarden an private Banken (die der Öffentlichkeit fälschlicher Weise und fortdauernd als "Rettungspakete für Griechenland" verkauft werden) war die internationale Rüstungsmafia wohl kaum in der Lage, der griechischen oder einer anderen Regierung ihre sauberen Geschäfte abzupressen. - Und wie krank im Kopf muss man sein, wenn man wie selbstverständlich der perversen Rüstungsindustrie zu "mehr Wachstum" verhilft und dabei die ansonsten mantraartig beschworenen "Gesetze des freien Marktes" vollkommen ad absurdum führt?

Diese korrupte Bande wird von Tag zu Tag unerträglicher.

Doch auch die Erkenntnis, dass Waffen und Kriege in erster Linie dazu dienen, die Profite der Rüstungskonzerne explodieren zu lassen, ist selbstverständlich keine neue - auch das war im Kapitalismus schon immer so:

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Mal wieder Krieg

Es ist so weit. Die "Würfel sind gefallen".
Den Genfer Schwätzern stockt der Redefluss.
Gewehre knattern, Fliegerbomben knallen,
im Geiste hört man die Kommandos schallen,
dass nun en masse gestorben werden muss!

Erhebt, die Kellog-Pakte zu verfechten,
entrüstet nun die Welt sich wie ein Mann,
um den, der diesen Krieg entfacht, zu ächten
und als Vertragsbrüchigen zu entrechten?
Weltfremder Träumer! Keiner denkt daran --

Statt dessen hört man alle debattieren:
was schaut für uns bei dem Klamauk heraus?
Kann man durch fremden Krieg sich selbst sanieren,
wär's töricht, ihn als solchen zu negieren!
(Man hat ihn nur nicht gern bei sich zu Haus.)

Mag er Millionen gelbe Tote kosten -:
Wenn er die Wirtschafts-Konjunktur belebt,
stehn wir im Goethejahr auf unsrem Posten,
bereit zum Kundendienst im fernen Osten.
Es irrt der Mensch, der nicht geschäftlich strebt.

Und liegt dann drüben eine Welt in Trümmern,
dann sind wir alle wieder gern bereit,
uns um den Frieden in der Welt zu kümmern
und neu den Völkerbund-Palast zu zimmern
als Tempel hehrer Menschlichkeit!

(Karl Kinndt alias Reinhard Koester [1885-1956], in "Simplicissimus", Heft 46 vom 16.02.1932)

4 Kommentare:

Darkmoon hat gesagt…

Ah, da haben wir sie ja schon wieder, die "hehre Menschlichkeit", die sich als roter Faden der ablenkenden Propaganda quer durch unsere "zivilisierte Welt" zieht...

Daß Merkel und ihre Komplizen Waffengeschäfte für die perverse Bande klarmachen, überrascht aber jetzt nicht wirklich jemanden, oder?

Friedensgefasel bringt der Bande keinen Profit. Was also liegt da näher als Waffengeschäfte, natürluch auch allzu gerne erzwungene Waffengeschäfte und Kriegstreiberei?

Mich überrascht das nicht im geringsten. Es hätte mich eher umgekehrt überrascht, wenn diese Verbrecherbande etwas für den Frieden in dieser Welt und gegen die Waffenproduzenten tun würde. Das wird aber niemals geschehen, jede Wette.

Anonym hat gesagt…

Die Wette nehme ich nicht an, da kann man nur verlieren. Besonders angetan hats mir in dem Gedicht der "Kundendienst im fernen Osten". Allein die Sprache der Marktwirtschaft ist schon entlarvend genug, wenn es um pervertierte Geschäfte geht. Man sollte die Kriminellen, die diese Mord- und Folterwerkzeuge produzieren und verkaufen, einfach (.... - ich zensiere mich selber).

Anabelle hat gesagt…

Dazu kann ich auch nur knapp sagen: Mich überrascht das ebenfalls überhaupt nicht. Ich bin aber wieder einmal dankbar für dieses Gedicht, das man ansonsten ja nirgends findet. So langsam frage ich mich ja ernsthaft, ob es wirklich Zufall ist, dass all diese Texte und Bilder aus den 20er und 30er Jahren "vergessen" wurden. Nicht-politische Werke aus dieser Zeit sind ja heute meistens bekannt und weit verbreitet ....

Die Mörder machen Kasse, und kaum jemand regt sich auf. Ich kann den Anonymen da oben schon verstehen, dass er sich selbst zensiert, ich muss das auch tun.

Charlie hat gesagt…

@ Anonym: Ich vervollständige Deinen Satz mal: Waffenproduzenten und deren Vertriebsassistenten gehören vor Gericht gestellt und verurteilt.

In einer humanistischen Welt wäre das keine utopische Träumerei, sondern selbstverständliche Realität.