Samstag, 19. Januar 2013

Gerhard Schröder: "Ich will die Macht und die Kohle"


[Interview mit Oskar Lafontaine] / "(...) Einmal habe ich zu [Gerhard Schröder] gesagt: Was willst du eigentlich? Sag mir mal, was du eigentlich willst. Da saßen wir, so wie wir jetzt hier sitzen, zu zweit, und es ging um inhaltliche Dinge. Und seine Antwort war: ›Ich will die Macht und die Kohle.‹ Die Macht und die Kohle. So war der."

(Weiterlesen)

Anmerkung: Dieses gesamte Interview mit Lafontaine ist interessant, wenn man den deutlich tendenziösen Einschlag der Journalistin des Magazins der Süddeutschen geflissentlich überliest - eingestreute Polemiken wie "Seither ist Lafontaine links und hat immer recht" tun einfach weh in ihrer dumpfen Dämlichkeit. Die oben zitierte Passage sticht meines Erachtens aber heraus, weil sie endlich einmal in aller Klarheit darlegt, welche Motivationen Schröder angetrieben haben. Und solange er diese Aussage Lafontaines nicht dementiert, dürfen wir sie auch getrost glauben.

Es war zwar ohnehin klar, dass es diesem Opportunisten nur um persönlichen Profit und Macht ging und er bereit war, dafür den gesamten Sozialstaat zu Kleinholz zu verarbeiten, massenhafte Armut zu produzieren und die Superreichen zu mästen, aber es ist dennoch hilfreich, einmal eine belastbare Aussage dazu zu haben. Lafontaine führt weiter aus: "Bourdieu hat geschrieben, dass der Aufsteiger nur dann aufsteigen kann, wenn er die Klasse, aus der er kommt, verrät. Ich glaube, dass Gerd Schröder im tiefsten Inneren weiß, dass er eigentlich seine eigene Herkunft verraten hat. Er ist ja so wie ich groß geworden, in noch schwächeren Verhältnissen. Und er müsste irgendwann doch mal daran denken, dass seine Mutter, die ja Putzfrau war, heute noch schlechtere Arbeitsverhältnisse hätte als damals. Ich muss ja nur zu Aldi gehen. Dann sehe ich den Niedriglohnsektor. Dann sehe ich die Niedrigrenten. Ich sehe, wie die jede Nudelschachtel dreimal umdrehen und überlegen, ob sie sie wirklich kaufen können."

Und wir dürfen nun dreimal raten, welche Motivationen einen kleinen Millionär wie Peer Steinbrück aktuell dazu beflügeln, Bundeskanzler werden zu wollen - sofern er dieses Ziel tatsächlich verfolgt, was manche ja auch bezweifeln. Auch der schmierige Kollege Sarkozy hat dazu schon 2008 Stellung bezogen: "2012 bin ich 57 Jahre alt, da trete ich nicht noch einmal an. Wenn ich die Milliarden sehe, die Clinton verdient - ich mache das hier jetzt für fünf Jahre, danach gehe ich meiner Wege und stopfe mir die Taschen voll."

Wieso wundern wir uns angesichts eines solchen politischen "Spitzenpersonals" eigentlich noch über den katastrophalen, sich im Eiltempo verschlimmernden Zustand dieser Welt? Überall sehen wir willfährige Schlips-Borg, die sich schamlos und sogar erklärtermaßen "die Taschen vollstopfen" und dafür die perverse Agenda der "Elite" voranpeitschen - mit so wenigen Worten lässt sich die himmelschreiende Zerstörungskatastrophe zusammenfassen und erklären.

Es ist alles beim Alten.

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Freie Bahn dem Tüchtigen


"Man kann erst dann in Ruhe schieben, wenn der letzte unbestechliche Beamte am Galgen hängt."

(Zeichnung von Erich Schilling [1885-1945], in "Simplicissimus", Heft 49 vom 02.03.1925)

15 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Nein, Steinbrück will gar n7cht gewinnen. Steinbrück ist nur der, den man aufgestellt hat, damit es so ausiieht als hätte man eine Wahl. :)

Anonym hat gesagt…

Ich sollte um diese Zeit keine Kommentare schreiben. Die Tippfehlerrate ist phänomenal.

CoopeR hat gesagt…

Also wie immer nichts Neues von "unseren" Volksvertretern. Ich warte eigentlich sekündlich, daß der Pöbel (bitte nicht abwertend betrachten, sondern von der franz. Ursprungsform her) endlich mal aufwacht. Die Hoffnung soll ja angeblich zuletzt sterben, aber ich gebe sie noch nicht auf. Btw: Ich bin sonst nur stiller, aber regelmäßiger Leser, der sich freut in dem uns umgebenden Wahnsinn nicht allein zu sein in seiner Sicht der Dinge. Ich freue mich über jeden weiteren Artikel von Ihnen

dani hat gesagt…

hihi, das mit den fehlern kenne ich.......kaum abgeschickt und schon......ahhhhhhh.....hilfe....damit bist du also nicht alleine :-)

für die nächste wahl kaufe ich mir einen stempel mit einem dicken arsch drauf!!!
und den kriegen dann ALLE !!!!!!!

HenningM hat gesagt…

Tolle Simpl-Zeichnung! Mehr davon! Immer wieder frappierend, wie ätzend die Kritiken früher gewesen waren. (Man bekommt glatt Sehnsucht nach der Weimarer Republk.) Man stelle sich so eine Zeichnung in irgendeiner heutigen Publikation vor ...
Noch was zum Interview von O.La. Interessant, der Mann kann formulieren und zuspitzen - und manipulieren, natürlich. (Wie jede*r "ordentliche" Politiker*in).
Aber, bitte, nie vergessen: die Wirtschaftsverfassung, gegen die man kämpfen MUSS, der Kapitalismus, ist eine SUBJEKTLOSE Herrschaft.
Hier ein Link zu einem sehr lehrreichen Text.
http://iskra.blogsport.de/texte/kapitalismus-hat-kein-gesicht/
Es kommt im Grunde nicht darauf an, ob O.La, Ang.Merk. oder Heinz-von-Nebenan Kanzler, BuPräsident ist, es kommt nicht mal darauf an, wer auf den Vorstandssesseln der Deutschen bank, der Telekom etc. hockt - der Kapitalismus als a-personale Herrschaft braucht keine Individuen, sondern Interessenverwalter und Sachzwang-Auslöser. Und beide Species werden sozusagen immer wieder nachgezüchtet. Auf Kohl folgte Schröder, dann Merkel, dann ... dann ... dann ...
Wenn man gläubig wäre, könnte man sagen: Gott schreibt selbst auf krummen Linien gerade.
Was ich damit sagen möchte: Okay, in gewisser Weise hat (als Exekution) die Ausbeutung Adresse und Hausnummer, aber man sollte sich nichts vormachen, den Kapitalismus als Struktur kann man nur durch (Zer)Störung eben jener Strukturen beseitigen. Zum Motivieren allerdings können solche Kreaturen wie Ackermann oder Westerwelle oder Cl. Roth oder Steinbrück natürlich nützlich sein. Nehmen wir sie also so, wie der Kapitalismus sie auch nimmt: als nützliche Idioten.






Charlie hat gesagt…

@ µnÐ3rÐ09:

Ich sehe es ganz ähnlich - aber ich glaube auch, dass sogar innerhalb der Rest-SPD noch so einige Verpeilte der Meinung sein könnten, mit einer billigen Merkel-Kopie könnte die Partei bei der Wahl im Herbst punkten und sie zurück an die Fleischtöpfe bringen ...

Im Übrigen ist seit der Katastrophe der Wahl in Niedersachsen ohnehin klar, dass wir es entweder mit einem Volk von Gehirnamputierten oder mit Wahlfälschungen im ganz großen Ausmaß zu tun haben (müssen). Anders ist dieses Ergebnis - jedenfalls in meiner Denkwelt - nicht mehr erklärbar.

Was Deine Tippfehlerrate betrifft: Du bewegst Dich auf ganz hohem Niveau, wenn ich mal den allgemeinen Maßstab "Blogkommentare" anlege! ;-) Also keine falsche Bescheidenheit.

Liebe Grüße!

Charlie hat gesagt…

@ CoopeR:

Zuerst mal: Lass doch bitte das Siezen sein, wir sind hier schließlich nicht in der Jungen Union. ;-) Ansonsten bewundere ich Deinen Optimismus ... bis vor einigen Jahren habe ich ihn tatsächlich noch geteilt, und auch jetzt keimt er von Zeit zu Zeit immer mal wieder auf, aber unterm Strich habe ich in dieser Hinsicht doch jede Illusion verloren. Das aktuelle Wahlergebnis aus Niedersachsen setzt quasi ein Ausrufezeichen hinter diese traurige Feststellung.

Und ganz lieben Dank für das positive Echo - Du ahnst vielleicht gar nicht, wie wichtig es ist, gelegentlich einen solchen Zuspruch zu bekommen.

Liebe Grüße!

Charlie hat gesagt…

@ dani:

Zum dem Thema muss ich dringend noch etwas schreiben - danke, dass Du mich daran erinnert hast! :-)

Wie auch immer man zu der momentanen parteipolitischen Lage steht - eines steht fest: Sofern keine Revolution vor der Haustüre steht, die den Rückhalt in der großen Mehrheit der Bevölkerung hat, führt an einer Beteiligung an den Wahlen kein sinnvoller Weg vorbei. Durch Nicht-Wählen oder einen ungültigen Wahlzettel stärkt man immer nur die ohnehin stärksten Parteien - konkret also meist CDU-SPD und erreicht somit das Gegenteil dessen, was man eigentlich will.

Da ist es sinnvoller, seine Stimme der Tierschutzpartei, der MLPD oder wem auch immer zu geben - sofern es keine rechtsradikalen Banden wie NPD, der "Pro"-Verein, diese unsägliche "Partei der Vernunft" oder ähnliche suspekte Gruppierungen sind.

Liebe Grüße!

Charlie hat gesagt…

@ HenningM:

Du hast natürlich recht, was Du bezüglich des kapitalistischen Systems und der Personen schreibst - die Frage ist aber, an wen ich mich eigentlich mit dem Geschreibsel hier im Blog richte. Und da muss ich einfach konstatieren, dass Menschen, die bereits in aller Konsequenz die Systemfrage stellen, wohl eher die Ausnahme darstellen dürften, so dass ich es für durchaus sinnvoll halte, auch die Geisteshaltungen der jeweils handelnden politischen, wirtschaftlichen und lobbyistischen Marionetten bzw. Sockenpuppen des Kapitals zu thematisieren. Dadurch wird der Blick auf das überaus widerwärtige System, das dahintersteckt, ja geschärft.

Ich freue mich aber auch, dass Du meine Wahrnehmung der Karikaturen aus der Weimarer Zeit offenbar teilst - vergleichbar deutliche Stellungnahmen gibt es - insbesondere natürlich in der Mainstreampresse - heute tatsächlich eher selten. Das hat allerdings auch etwas damit zu tun, dass diese Form der politischen Satire damals einen ganz anderen Stellenwert hatte - es gab schließlich so etwas wie Fernsehen oder gar Internet nicht. Man sieht das auch sehr schön am Format: Der Simplicissimus war, wie viele andere Publikationen dieser Zeit, ein vergleichsweise "riesengroßes" Blatt, größer als unser heutiges DIN-A 3 - und die meisten Zeichnungen waren seitenfüllend. Es waren also fast schon Plakate.

Ich bedaure es auch, dass diese Kunstform heute in einer kleinen Nische verschwunden ist und dass die heutigen Satireblätter wie die Titanic (wo man vergleichbar bissige Kommentare heute findet) in eher überschaubaren Auflagen vor sich hin dümpeln. Aber wer würde ein Blatt wie den Simpl heute auch kaufen, wenn die Autoren und Zeichner, die ihren Lebensunterhalt mit ihrer Arbeit bestreiten müssen, anständig bezahlt würden? Eine solche Publikation wäre heute unbezahlbar für die meisten Menschen.

Ein Wort auch noch zu Lafontaine: Bei aller Ambivalenz, die auch ich in Bezug auf die Linkspartei nicht leugnen kann, so glaube ich schon, dass es eine spürbare Veränderung gäbe, wenn beispielsweise Lafontaine anstelle von Merkel Kanzler wäre. Selbstverständlich wären die Veränderungen nicht ausreichend und letzten Endes auch nur eine Verlängerung des kapitalistischen Siechtums, aber möglicherweise könnte so ja die Überwindung des Kapitalismus eingeleitet werden. Das ist eine Vermutung mit sehr vielen Fragezeichen.

Letzten Endes spielt das aber auch keine Rolle, denn die Linke wird in diesem Land niemals in die Verlegenheit kommen, aus der Bedeutungslosigkeit zu entkommen oder gar eine tragfähige Mehrheit zu bekommen. Da bin ich durch und durch Realist.

Liebe Grüße!

HenningM hat gesagt…

Zitat Charlie: "Letzten Endes spielt das aber auch keine Rolle, denn die Linke wird in diesem Land niemals in die Verlegenheit kommen, aus der Bedeutungslosigkeit zu entkommen oder gar eine tragfähige Mehrheit zu bekommen".
Mensch, und ich dachte, ICH wäre der Pessimist! ;)

dani hat gesagt…

@ charlie

......und ich gehe trotzdem "stempeln".....höhöhö...
:-D

grüßle
dani

darkmoon hat gesagt…

Dani: Hast du gelesen was der Charlie oben zum Henning geschrieben hat? Es ist doch total bescheuert daß es genügend Leute gibt (rechne mal die abgegebenen Stimmen und die die nicht zur Wahl gehen zusammen), die einen Systemwechsel wollen... das ist die absolute Mehrheit. Trotzdem kommt der Wechsel nicht weil die Leute eben Zuhause bleiben oder Arschgesichter auf den Zettel mahlen anstatt was andres als die neoliberale Einheitskacke zu wählen. Ich versteh das einfach nicht.

Kannst DU mir mal erklären was das bringen soll wenn man nicht wählt oder lustige Stempel drauf drückt? Wenn dich die neoliberale Scheisse genauso ankotzt wie mich dann muß (!!!!) ich dich in Arsch treten und dir swn Wahlzettel unter die Nase halten.... ---- das IST die einzige Wahl die wir haben also nutz sie verdammt nochmal auch!!! -)

Nich persönlich nehmen aber denk mal drüber nach.

dani hat gesagt…

@ darkmoon

mein lieber,

überlege mal, du sitzt im senat, und musst abstimmen......und beide optionen sind dir zuwider. wieso kann ich da nicht ungültig stimmen?!?!

außerdem wird die ungültige stimme ja auch gezählt......angenommen es erscheinen jetzt ganz sehr viele "ärsche" - wäre das nicht zum nachdenken?!

und: ein systemwechsel mit den bestehen parteien......harrharrharrr......von was träumst du nachst?! *lo*

lieben gruß
dani



dani hat gesagt…

@ darkmoon

oh der fehlerteufel......

es heißt "NACHTS"

darkmoon hat gesagt…

dani: Nee, da sitzt du nem Irrglauben auf! Das intressiert doch die Politbande nicht, wenn es ungültige Stimmen gibt, an deren Prozenten und der Sitzverteilung ändert das rein gar nix. Denen ist es auch egal wenn nur noch ne Minderheit überhaupt wählen geht, auch dann ändert sich für die nix. Und wenn 90 % aller Wahlberechtigten nicht oder ungültig wählen würden, dann bestimmen eben die restlichen 10 % den Ausgang der Wahl, die andren 90 % zählen dann einfach nicht.

Ne ungültige Wahl oder Nichtwählen wirkt genauso wie ein dickes fettes Kreuz bei der Merkel. Die wissen schon wieso sie das Wahrecht so gestaltet haben.