(...) Island hat gewählt. Die oppositionellen Konservativen und die liberale Fortschrittspartei errangen nach ersten Auszählungen mit ca. 48% der Stimmen die absolute Mehrheit. Designierter Ministerpräsident ist der konservative Parteichef Bjarni Benediktsson. Er löst damit die Sozialdemokratin Jóhanna Sigurdardóttir ab, die das Land aus den Folgen der Banken-Krise führte, in die es die Konservativen 2008 gebracht hatten. Das international bewunderte Krisenmanagement Sigurdardóttirs konnte das Wahldesaster der Grün-Linksregierung nicht verhindern.
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Anmerkung: Wunderbar zusammengefasst - es fehlt nur das fällige Fazit: Ganz offensichtlich sind die Menschen sogar in Island schlicht und ergreifend zu dämlich, um weiter als von zwölf bis mittags zu denken.
Oder welche andere Erklärungen für dieses absurde Wahlergebnis bieten sich sonst an? Es ist so zermürbend und niederschmetternd, dass es wirklich weh tut.
Von Deutschland kennen wir eine solche Dämlichkeit des dumpfen Wahlvolkes ja zur Genüge, da wird es auch im kommenden Herbst keine positiven Überraschungen geben ... aber ausgerechnet ISLAND? Ich war so geschockt, als ich diese Jubelmeldungen am Wochenende auf den Seiten der spürbar erleichterten deutschen Systemmedien las, dass mir bis Sonntag die Spucke fehlte, um das angemessen kommentieren zu können.
Das Wort "Vergesslichkeit" trifft den Kern des Dramas aber nicht - es handelt sich (wenn nicht um Wahlfälschung, wovon wir alle mal gutwillig ausgehen wollen) wohl eher um eine krankhafte Ignoranz dieser Menschen, gepaart mit einer diffusen Hoffnung auf persönlichen Reichtum und persönliche Sicherheit - auch wenn das bedeutet, dass anderswo (und möglichst nicht im eigenen Land bzw. im eigenen Umfeld) massenhaft Menschen leiden, verarmen und sterben müssen. Das spricht man nicht aus, nimmt es aber stets billigend in Kauf, wenn die eigene Position dadurch scheinbar gesichert wird.
Kapitalismus im Normalzustand ist das, wie er überall in der westlichen Welt dargeboten wird - auch in Island hat sich nun wieder einmal gezeigt, dass Katastrophen beliebigen Ausmaßes nicht ausreichen, um das egoistische Treiben auf Kosten der anderen Menschen - obwohl es ja in Wahrheit stets nur einer verschwindend kleinen Minderheit nutzt, was der große Rest aber ignoriert bzw. gar nicht erst bemerkt - zu beenden. Ich habe dazu vor Kurzem ja schon ein paar Zeilen geschrieben.
Die neoliberale Bande kann den Karren offensichtlich so oft und so übel vor die Wand fahren, wie sie will - als Reaktion darauf erfolgen immer wieder nur zwei mögliche Varianten: Ein sehr schneller Neustart des kapitalistischen Katastrophensystems - oder ein etwas verzögerter Neustart des kapitalistischen Systems im faschistischen, scheinbar regional bzw. "völkisch" begrenzten Gewand, wie wir es heute in Griechenland oder besonders Ungarn beispielhaft sehen können. Eine so dringend nötige Abkehr vom Kapitalismus findet nie und unter keinen Umständen statt - jedenfalls nicht länger als für einen Augenblick.
Wenn man es realistisch betrachtet, war diese Entwicklung vorhersehbar und unausweichlich - auch in Island leben eben nicht mehrheitlich aufgeklärte, wache Menschen, die, anders als ihre geknechteten GenossInnen in den anderen Ländern, die kapitalistischen Folterinstrumente verstehen und den wenigen im überquellenden Luxus badenden Arschgeigen dauerhaft die rote Karte zeigen.
Es wäre ja auch viel zu schön gewesen. "Schön" im Sinne von "schön für alle" gibt es aber im Kapitalismus sowieso nicht. Island ist da weder eine Ausnahme, noch in irgendeiner Form ein Novum. Wir können schon froh sein, dass "nur" die üble korrupte Bande der kapitalistischen Eigennutzmehrer gewählt wurde - und nicht gleich die verwandte faschistische Jauche, die ganz offen Muslime, Sinti und Roma, Dunkelhäutige, Ringelschwanzinhaber oder meinetwegen auch Vierbeinige oder Dreiköpfige zu Sündenböcken stilisiert, die mit dem ganzen Terror nun so gar nichts zu tun haben. Hauptsache, die "Elite" ist aus der Schusslinie - das ist das erste und allerwichtigste Ziel all dieser Entwicklungen. Danach kann man dann gucken, was kommt - entweder ein dumpfer Faschismus wie in Ungarn, in dem diese fürchterliche Bande immer noch viel Geld verdienen kann, oder ein scheindemokratisches Schauspiel wie jetzt in Island, wo es - wie im Text ja auch erwähnt - ebenfalls darum geht, wieder Reichtum von der Bevölkerung zu ein paar Wenigen umzuverteilen.
Es ist wieder alles in bester, korrupter Ordnung im völlig irrsinnigen Reich des Kapitalismus. Auch im hohen Norden. Der Irrsinn ist die Normalität.
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Ein Mann, zwei Worte
"Als Parteimitglied muss ich sagen: Die Zustände schreien zum Himmel! Es ist ein unerhörter Saustall ---"
"--- aber als Minister kann ich nur erklären: Man muss sich auf den Boden der Tatsachen stellen."
(Zeichnung von Karl Arnold [1883-1953], in "Simplicissimus", Heft 40 vom 01.01.1921)
16 Kommentare:
@ charlie
oohhh.....schatzi.....also nix mit island.....wollte ich ja eh nicht hin :-)
also hier bleiben und aufklären - was bleibt uns denn anderes übrig?!?
liebe grüße
dani
Nur zum Ergebnis – das von Dir angemahnte Fazit würde ich in dieser Form nicht fällen. Eingangs meines Textes habe ich die sehr hohe Wahlbeteiligung erwähnt. Allein das ist ein Indiz dafür, daß es offenbar genug Menschen gibt, die sich über die Situation Gedanken machen.
Wie sie zu diesem Ergebnis kommen, warum sie die alten »Eliten« wiedergewählt haben, ist erst einmal ein demokratischer Prozess, den man zu respektieren hat. Ob es einem gefällt oder nicht. Daß es mir nicht gefällt, erwähnte ich bereits. Es gibt ein paar Dinge bei den Demokraten (ganz oben: EU-Beitritt), die in Island auf höchsten Widerwillen stößt. Einer der Hauptgründe, nach 30 Jahren zum ersten Mal wieder links zu wählen, war Jóhanna Sigurdardóttir, die sich nicht mehr zu dieser Wahl stellte – das könnte einer der wichtigsten Gründe für das Ergebnis gewesen sein. Vielleicht sollte man erst einmal abwarten und zuhören. Wahlbetrug schließe ich persönlich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit aus: Das Wahlverfahren in Island ist äußerst transparent gestaltet.
…
Und einmal ganz unabhängig davon: Auf Island stellt sich »Demokratie« auch unter einer rechten Regierung immer noch erheblich anders dar als in Deutschland. Nach meinen eigenen Erfahrungen ist das Wahlvolk auch nicht halb so dämlich wie hierzulande.
Abwarten. Aber enttäuscht bin ich auch.
@ dani: Ach, es ist doch alles ein Elend. ;-) Dann müssen wir wohl doch auf Bolivien, Venezuela oder Kuba ausweichen und uns da die Seele aus dem Leib schwitzen ... ;-)
Liebe Grüße!
@ pantoufle: Ich sehe das durchaus dramatischer, sonst hätte ich das so ja nicht geschrieben.
Zur Wahlbeteiligung und zum demokratischen Prozess ist aber anzumerken: Wenn die mediale Situation in Island ähnlich ist wie in Deutschland und vielen anderen "Staaten des Westens", kann man von einem demokratischen Prozess keinesfalls sprechen, da ja nicht einmal die Grundvoraussetzung der einigermaßen ausgewogenen, kritischen, vollständigen Berichterstattung und Information erfüllt ist. Menschen, die tendenziös, falsch oder unvollständig informiert werden, können auch keine sinnvollen, nachvollziehbaren politischen Entscheidungen treffen.
Zugehört habe ich den Wahlsiegern im Rahmen dessen, was deutsche Medien bislang anbieten, bereits - und es waren wie erwartet dieselben altbekannten Litaneien der Neoliberalen: Wirtschaft steuerlich entlasten, Arbeitsmarkt "flexibilisieren", Sozialsysteme "reformieren", Wettbewerbsfähigkeit verbessern, Wachstum, Wachstum, Wachstum usw. usf. - das klingt alles wie ein heruntergebeteter Rosenkranz - egal ob es nun ein isländischer Schlips-Borg oder ein deutscher, englischer oder amerikanischer gebetsmühlenartig von sich gibt.
Dieses Debakel lässt sich nach meinem Empfinden jedenfalls ganz sicher nicht mit schlichter kollektiver Vergesslichkeit erklären. Ich hoffe ja sehr, dass zumindest im internet demnächst noch weitere Hintergrundinformationen auf Deutsch oder Englisch zu finden sein werden, denn von unsere schnarchenden bzw. zu solchen Themen bewusst schweigenden Medien dürfen wir das ja bekanntlich nicht erwarten.
Island war für mich so etwas wie der "letzte Hoffnungs-Strohhalm" für Europa - vielleicht erklärt das meine arge, bittere Enttäuschung über diesen Wahlausgang auch ein wenig.
Liebe Grüße!
Enttäuschung ist immer eine gute Sache, denn sie bedeutet das Ende von Täuschung, in diesem Fall der Hoffnung, dass das Wahlvolk im Querschnitt klüger ist als hierzulande. Ist es nicht.
Dennoch zweifellos schade um das Ende eines ordnungspolitischen Weges, der aufgezeigt hat, dass es eben doch anders geht als immer weiter das Casino zu füttern.
Es ist wohl ein ewiger Kreislauf, dass Neoliberale das zerstören (resp. aussaugen), was Progressive (wieder-) aufgebaut haben, dann abtreten, wenn alles kaputt ist und die anderen wieder die Scherben aufsammeln dürfen. Kann man das so vereinfachen? Keine Ahnung, es ist Dienstagmorgen und ich hatte erst einen Kaffee...
»Island war für mich so etwas wie der "letzte Hoffnungs-Strohhalm" für Europa«
Ja! Unbedingt.
Nun ist das Kind aber in den Brunnen gefallen und man muß analysieren, was das schief gelaufen ist.
Kennst Du das Problem, einen Titel für einen Text zu finden? Irgend wann entscheidet man sich und dann steht er da. Das es nicht Vergesslichkeit war, das zu diesem Wahlergebnis geführt hat, steht außer Frage... welchen Titel gibt man seinem Geschreibsel?
Zu den Ursachen: Was meine persönliche Quellen (im Sinne von Meinungsbildung) anbetrifft, auf die ich mich gestützt habe, so waren das unter anderem die World Sozialist Web Site, der Guardian und the Independent. Der vernichtenden Kritik der WSWS kann ich mich nach wie vor nicht anschließen – jene attestieren den Sozialdemokraten jedenfalls eine katastrophale Politik.
Was sich für mich jedenfalls herauskristallisiert ist Folgendes: Die Sozialdemokraten unter Sigurdardóttirs haben eine erfolgreiche Schuldenpolitik betrieben, unter der jeder Isländer mehr oder weniger zu leiden hat. Die Privatverschuldung ist angestiegen, die isländische Krone um ca. 50% abgewertet. Es gab und gibt eine bemerkenswerte Auswanderungswelle in Island – was bei 340.000 Bürgern schon in kleinsten Quantitäten spürbar ist. Eines der Versprechen der Sozialdemokraten bestand darin, daß mit einem angestrebten EU-Beitritt sich die wirtschaftliche Lage Islands nach einer längeren Durststrecke erholen würde. Das war vor 4 Jahren. Dann passierte Griechenland, Spanien, Italien, Zypern... das Modell EU verlor schlagartig an Attraktivität – Sigurdardóttirs Argumente verloren an Schlagkraft.
Ein Vorwurf, den man den Sozialdemokraten machen muß, besteht in in der schlechten Kommunikation ihrer Politik. Es wurden viele Dinge »von oben herab« und ohne viel Einspruchsmöglichkeiten beschlossen. Daß vieles davon unvermeidlich war, steht auf einem anderen Blatt; man vermisst aber ein gewisses psychologisches Einfühlungsvermögen. Sigurdardóttir hat viele dieser Kommunikationspannen und Härten Kraft ihrer Ausstrahlung dank ihrer außergewöhnlichen Ausstrahlung und Beliebtheit überdecken können. Sie hat aber nicht bei dieser Wahl mehr kandidiert. Damit fehlte ein ganz entscheidendes Element; wer wählt einen Helmut Schmidt nach einem Willy Brandt? Ein wenig Recherche über die abgelöste Regierungschefin zeigt schnell, um was für eine außergewöhnliche Person es sich bei ihr handelt. Meiner Meinung nach hat man 2009 Jóhanna Sigurdardóttir gewählt, nicht die Sozialdemokraten als Partei. Bei der Wahl, die zu diesem jetzt beklagten Ergebnis führte, gingen der Regierungspartei schlicht die Argumente aus – offenbar war es den Verantwortlichen nicht möglich, flexible Antworten auf ein altes Problem zu finden.
Die alten Lieder aus den alten Mündern. Wenn der Neoliberalismus ins Horn tutet, kommt seit Jahren nur der selbe Missklang dabei heraus. Aber dann muß man Bürgern einleuchtend erklären, warum dieses Lied eine einzige Lüge ist. Und diese Erklärung muß gut sein, sehr gut sogar.
»Ganz offensichtlich sind die Menschen sogar in Island schlicht und ergreifend zu dämlich, um weiter als von zwölf bis mittags zu denken.«
Das reicht nicht. Mit einer solchen Feststellung gibt man den Kampf auf, dann könnte ich auch meinen Blog zumachen. Genau das will ich aber nicht.
Weiterkämpfen.
@ pantoufle
warum ist denn frau sigurdardóttir nicht nochmals angetreten?
wahrscheinlich der alte parteienkrampf......
ich finde eh - die parteien alle auflösen!!!!!
danke für deine antwort
herzlichst
dani
@ charie
nein mein lieber! wir bleiben hier!!!! :-))
denn - es ist egal wohin du gehst - du nimmst DICH (und deine probleme, sorgen, gedanken etc.) immer mit.
wie heißt es im zen:
wir wollen immerzu irgendwo anders hin - außer im hier und jetzt zu sein!
hinsetzen und klappe halten :-)
meditative grüße
dani*
Mit 70 Jahren darf man schon mal an den Ruhestand denken ( nicht zwingend Macht bis zur Bahre)- das spricht eher für als gegen sie.
Gruß
das Pantoufle
@ pantoufle
naja - alter hat für mich jetzt nicht unbedingt
mit zahlen zu tun. und was für sein land bewegen ist doch mehr als dieses oberflächliche machtgehabe.
tja - da müsste ich sie wahrscheinlich selber fragen!
gruß
dani
@Dani
Du must sie wohl selber fragen. Ich gestehe, daß ich die Information über ihren vorzeitigen Rücktritt nur aus ein paar Publikationen in der Süddeutschen und dem Guardian hatte. Auf Deine Frage hin habe ich versucht, Statements über ihren Rücktritt zu finden - leider alles Fehlanzeige.
Ihre Demission erfolgte vor der Wahl - soviel ist sicher. Wann genau (kürzester genannter Zeitpunkt war Freitag - also einen Tag vor dem Urnengang - bis ein paar Monate zuvor... es ist tatsächlich unklar. Mein Bauchgefühl sagt, daß sie die Faxen etwas dicke hatte. 70 ist eine Zahl und kein Alter, aber es gibt auch die Möglichkeit, daß sie zu der Meinung kam, genug für ihr Land getan zu haben.
Ich habe von Jóhanna Sigurdardóttir eine sehr hohe Meinung; daß es keine großkotzigen Reden über ihren Rücktritt gibt, ist eher eine Bestätigung für dieses Gefühl.
@dani und Charlie: Weitermachen, weiterkämpfen, weiterschreiben! Die große Dame hat uns etwas vorgelebt und nun aufgehört, weil die Kraft eines Menschen endlich ist. Das muß man respektieren. Man kann das Ende des Kampfes auch als Niederlage uminterpretieren. Aber sie hat doch vieles richtig gemacht. Nicht alles: Analysieren, verstehen...
weiterkämpfen!
@ pantoufle
guten morgen,
weißt du, mein vater war vor sehr langer zeit auch mal politisch aktiv - und nachdem ihm seine eigenen genossen in den rücken gefallen sind, hat er sein parteibuch abgegeben.....das meinte ich mit "parteieinkrampf" und resignieren.
und was jeder mit seinem leben macht, ist schließlich seine angelegenheit - die medien mischen sich da viel zuviel ein, ohne genau bescheid zu wissen. im endeffekt weiß es immer nur derjenige selbst.
ich habe mich fast überhaupt nicht mit island beschäftigt - also halte ich komplett mal die klappe :-)
herzlichst
dani
@ dani: Es gab schon mehrmals Zeiten, in denen es eine ganz schlechte oder sogar unmögliche Idee war, sich fürs Dableiben zu entscheiden - wir sollten das Thema also nicht rein psychologisch auffassen.
Meine diesbezüglichen Gedankenspiele sind nichts weiter als reine Vorsorge für den Fall der Fälle.
Liebe Grüße! :-)
@ µnÐ3rÐ09: Genau diesen Kreislauf, den Du da erwähnst, kritisiere ich ja seit Langem - und ich sehe ihn vor allem nicht als "ewig" (oder, wie Neoliberale das tun, gar als "natürlich" oder "gottgegeben") an. Genau deswegen war der alternative Weg, den Islang eingeschlagen hatte, ja so ein leuchtendes Feuer in der Nacht für mich. Auf Dauer hätte die Bande europaweit Probleme bekommen, eine funktionierende Alternative totzuschweigen oder zu diffamieren - daraus hätte etwas wirklich Wichtiges für den ganzen Kontinent werden können. Hätte. Damit ist es jetzt (vorerst?) vorbei.
Und in diesem Fall finde ich auch die Enttäuschung in dem Sinne, wie Du sie sehr richtig beschreibst, zutreffend - denn es wurde ja nicht eine Illusion oder ein Wunschdenken in die Realität zurückgeführt, sondern es wurde eine handfeste, ganz reale und dringend notwendige Alternative ohne Not und nachvollziehbare Gründe einfach wieder aufgegeben. Das ist ein großer Unterschied, wie ich finde.
Liebe Grüße!
@ pantoufle: Du hast ja recht - Resignation kommt für mich auch (noch?) nicht in Frage - aber ich erlebe trotzdem immer wieder solche Momente, in denen mir der Borg-Spruch "Widerstand ist zwecklos!" als leider allzu wahrhaftig erscheint. Wenn man, wie ich, seit vielen, vielen Jahren gegen diesen Wahnsinn anredet, anschreibt, ansingt, ankämpft - und trotzdem geht der Weg überall stets nur in die entgegengesetzte Richtung, ist es schwierig, den dauerhaften Optimismus, der mir eigentlich stets zueigen war, beizubehalten.
Langer Rede kurzer Sinn: So lange ich es noch kann, werde ich weiter den Mittelfinger zücken oder - je nach Anlass und Umgebung - auch gewähltere Formen des Widerstandes benutzen und dort, wo ich es vermag, Sand ins kapitalistische Getriebe streuen. Aber manchmal muss ich auch einfach meinen Unmut und meine Frustration in die Welt schreien - am gestrigen Tag habe ich das spontan auf einer Demo auch getan und bin dafür mit einem hässlichen Bluterguss auf meinem Oberarm von einem Uniformierten belohnt worden - gezielt hatte er auf meinen Kopf. Aber das nur am Rande.
Ganz entkräften kannst Du meine Enttäuschung über die WählerInnen in Island aber nicht - denn Du fragst zwar völlig zu Recht: "Wer wählt einen Helmut Schmidt nach einem Willy Brandt?", vergisst aber die viel drängendere Frage anzufügen: Und wer zum Henker wählt statt dessen dann einen Helmut Kohl??? Die Menschen sind offenbar zumindest mittel- bis langfristig überall gleich dumm. Ich kann das nur mit Menschen vergleichen, die sich beispielsweise für eine gesunde Ernährung entscheiden, dann aber mit dem vorhandenen "Angebot" nicht so recht zufrieden sind (womöglich völlig zu Recht), und dann einfach sagen: Ach nee, wenn es kein richtig gesundes Essen gibt, dann essen wir eben wieder weiterhin den verseuchten Dreck, den es auch vorgestern schon gab und der uns so krank gemacht hat. Ich rätsele über dieses absurde Phänomen seit Jahrzehnten und komme doch nie zu einer nachvollziehbaren Erklärung.
Was ist es, wenn es nicht pure Dummheit ist?
Liebe Grüße!
Mensch ...
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