Dienstag, 6. April 2010

Merkels Exportfixierung: Lost in Translation

Hallo Berlin, hören Sie uns? Verzweifelt versucht Europa, mit Deutschland in einen volkswirtschaftlichen Dialog zu treten. Doch dort versteht man immer nur BWL (...)

Frau Merkel denkt in betriebswirtschaftlichen Kategorien, aber als Kanzlerin vertritt sie das ganze Land und spricht folglich als Volkswirtschafterin. Das ergibt ein babylonisches Sprachgewirr mit Sätzen ohne jeden Sinn. Beispiel: "Deutschland hat kein Geld." Da steht die Frau aus der Ex-DDR im falschen Laden Schlange. Kein Geld gibt es drüben in der Betriebswirtschaft. In einer Volkswirtschaft werden höchstens einmal die Devisen knapp oder die Produktionskapazitäten. Genau diese sind in Deutschland sogar im Übermaß vorhanden. Bloß hängt daran ein Verbotsschild: Halt, nur für den Export bestimmt! Einheimischer Gebrauch nur zwischen sechs und neun Uhr morgens. Drei Arbeitsstunden täglich reichen nämlich dicke, um das zu produzieren, was Hartz IV und der Niedriglohnsektor an Konsum zulassen. In Deutschland fehlt es nicht an Geld, es ist leider bloß immer seltener dort, wo die Nachfrage sein könnte.

Noch ein Beispiel aus Babylon. Angela Merkel hält an Deutschlands Exportüberschüssen fest, verlangt aber vom Ausland die Begleichung der Schulden. Wenn ein Unternehmer das sagt, ist es in Ordnung. Sagt eine Kanzlerin dasselbe, ist es peinlich. Beides geht einfach nicht. Solange die Bundesrepublik Leistungsbilanzüberschüsse erzielt, steigen per Definition die Schulden des Auslands gegenüber Deutschland.

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Anmerkung: Die Grundlagen der Volkswirtschaftslehre kommen allmählich auch an den Rändern der Mainstreammedien an. Dort dümpeln sie vor sich hin, während die Politik und die zugehörigen Medien weiter ihren neoliberalen Irrsinn verbreiten und umsetzen - allen Grundlagen zum Trotz. Und wie so oft stellt sich hier wieder einmal die Frage: Sind Frau Merkel und all die anderen Akteure in der Politik einfach so gnadenlos dumm, dass sie nicht verstehen, was für einen absurden Unsinn sie verbreiten und tun - oder tun sie es wider besseres Wissen? Auch diesmal mag sich diese Frage jeder selber beantworten und die Konsequenzen bedenken.

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