Donnerstag, 8. April 2010

Pharmaindustrie: Wie Rösler und die Medien uns für dumm verkaufen

  1. (...) Schon heute gibt es eine Institution, die den Zusatznutzen und die Wirksamkeit neuer Arzneien wissenschaftlich feststellen soll: das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Die Kölner Einrichtung hat Rösler erst vor Kurzem geschwächt: durch den Sturz von dessen renommiertem Chef. Das Institut führte einen Kleinkrieg gegen Pharmaunternehmen, um sie zur Herausgabe aller Studienergebnisse zu bewegen. Die Konzerne haben natürlich ein Interesse daran, nur ihnen genehme Ergebnisse zu veröffentlichen. Und nun will Rösler allen Ernstes festschreiben, dass auf Grundlage ebendieser Daten die Wirksamkeit einer Arznei beurteilt werden soll. Das ist ungefähr so, als überließe die Stiftung Warentest Unternehmen das Testen ihrer Produkte.

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  2. (...) Röslers Initiative scheint deshalb weniger ein Preissenkungsmittel, als eine Zuckerummantelung, mit welcher der Bevölkerung zum Schlucken der unbeliebten Kopfpauschale gebracht werden soll. Geplant ist nämlich, dass die "Preissenkung" im Rahmen eines "Pakets" verabschiedet wird. Dass die oberste Pharmalobbyistin Cornelia Yzer die Initiative als "dirigistisch" ablehnt, passt in diese Erklärung: Würde sie den Vorstoß loben, dann wäre der Werbeeffekt nämlich schnell zunichte.

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Anmerkung: Wer sich auch nur ansatzweise mit Rösler und der FDP beschäftigt hat, könnte nicht einmal im Traum auf die absurde Idee kommen, diese Partei und im Besonderen dieser Mann würden auch nur im Ansatz die erschlichenen Milliardengewinne der Pharmaindustrie antasten wollen. Zur Erinnerung: Philipp Rösler ist genau derjenige, der an anderer Stelle in einer Rede gesagt hat: "Wenn man sich den gesamten Bereich der Gesundheitswirtschaft ansieht, dann haben wir mit über 250 Milliarden Gesamtumsatz, 10% des Bruttoinlandproduktes kann man schon sagen, und wir haben über 4 Millionen Beschäftigte insgesamt im Gesundheitswesen. (...) / Und vor allem wissen Sie allesamt, wir befinden uns grundsätzlich, momentan eher noch theoretisch, in einem Wachstum. Viele Untersuchungen sagen: Es muss nicht bei 250 Milliarden Euro Umsatz stehen bleiben, sondern man kann sogar von einer Verdoppelung ausgehen, wenn die Rahmenbedingungen, wie das so schön heißt, dann stimmen."

Jemand, der auf einer Lobby-Veranstaltung solche Worte in den Mund nimmt und von einer Verdoppelung des Umsatzes im Gesundheitswesen fabuliert, hat alles mögliche im Sinn - aber ganz gewiss nicht die Deckelung der Fantasiepreise im Pharmabereich.

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