Dienstag, 15. Juni 2010

Schöne neue Uni-Welt: Ausbildung zum Systemsklaven

Während das globale Geldsystem zerbröselt, nicht nur Banken sondern auch Länder pleite gehen und die Einschläge immer näher kommen, wird an den Unis rund um den Globus "Business as usual" gelehrt. MMnews sprach mit Studenten der Volkswirtschaft in Deutschland und mit Ökomomie-Nachwuchs in den USA. Auf die Frage, ob die gegenwärtige Krise ebenfalls Lehrgegenstand sei oder zumindest diskutiert werde, gab es nur ein ahnungsloses Schulterzucken.

Noch erstaunlicher aber war die Feststellung, dass sich der Wirtschaftsnachwuchs gar nicht für die Krise interessiert. Kritische Fragen werden nicht gestellt. Die Studenten hatten nicht mal eine vage Vorstellung davon, was der Auslöser der Krise sein könnte (außer: "Banken haben zu leichtfertig Kredite ausgegeben"). Tiefergehende geldsystematische Kenntnisse fehlten völlig.

Wirklich erschütternd aber war die Ignoranz der Studenten, den wirklichen Ursachen auf den Grund zu gehen. Die Frage, warum man nicht aktiv auf Professoren zugehe, wenn das Thema Finanzkrise schon nicht auf dem Lehrplan stehe, wurde sinngemäß so beantwortet: "Wir haben keine Zeit. Unser Studium ist extrem stressig. Wir sind damit beschäftigt, unser Punktesoll zu stemmen. Wir wollen es uns nicht mit den Professoren verscherzen."

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Anmerkung: Die neoliberale Indoktrination scheint allmählich Früchte zu tragen. Es wäre erschütternd, wenn dieser Bericht, der zugegebener Maßen aus einer nicht unbedingt seriösen Quelle stammt, auch nur teilweise zutreffend sein sollte. Ähnliche Aussagen finden sich seit geraumer Zeit aber auch in anderen Quellen. Es ist ja auch kein Wunder: Eine Ideologie, die einzig auf Konkurrenz, Ausbeutung, "Effizienz", "Eigenverantwortung" und derlei gesellschaftlichen Irrsinn setzt, kann ja nur solche perfiden (und beabsichtigten) Folgen haben - oder aber den Nährboden für eine Revolution befruchten. Letztere ist in Ansätzen zwar spürbar - der "Bildungsstreik" belegt das -, aber jemand, der sich für ein Studium der BWL oder VWL entscheidet, wird sich im Zweifel sicher öfter für das Mitläufertum entscheiden.

Während meiner eigenen Studienzeit gab es einen Fall, in dem ein besonders "ehrgeiziger" Student im Rahmen eines Seminars die für das Bestehen der Klausur notwendigen Bücher (die nur in einem recht begrenzten Umfang vorrätig waren) in der Bibliothek versteckte, um seine Kommilitonen daran zu hindern, sich ebenfalls vorbereiten zu können. Dieser Fall, der aufgeflogen ist, erregte damals recht große Aufmerksamkeit. Heutzutage dürfte es nach der neoliberalen Ideologie zum guten Ton gehören, seine "Konkurrenten" daran zu hindern, sich ebenso gut vorzubereiten wie man selbst.

Die Zeiten ändern sich - und man muss Angst bekommen, wenn man bemerkt, dass diese Änderungen geplant und gewollt sind. Die "Reformen" unserer Hochschulen, die, wie immer, in Wahrheit Deformationen sind, stellen nur einen Aspekt dieser groß angelegten Umstrukturierung der gesamten Gesellschaft dar. Aber wie man nun sieht, einen sehr wichtigen.

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