Montag, 5. Juli 2010

Das Ende der Marktwirtschaft oder: Und täglich grüßt das Murmeltier

Sie haben das Ende der DDR vorausgesagt. Und einen Plan zur Verwandlung von Volkseigentum in Privateigentum entworfen, den Vorläufer der Treuhandanstalt, die am 17. Juni 1990 ins Leben gerufen wurde. Heute sagen die beiden Forscher: Es wird bald wieder eine Zeitenwende geben.

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Anmerkung: Ein langer Text, zugegeben, aber wer sich ein bisschen mehr darüber informieren möchte, was der Zusammenbruch der DDR, der scheinbare Siegeszug des Neoliberalismus, der Rücktritt Köhlers, die "Griechenland-Krise" und das Ende der Marktwirtschaft miteinander zu tun haben, sollte diese 10 Minuten investieren. Nach der Lektüre steht man zwar mit einem Berg weiterer Fragen relativ ratlos da - durchschaut das Kasperletheater, das sich "Demokratie" nennt, aber um so nachhaltiger.

Der Bericht des Tagesspiegel endet mit den Worten: "Das Desaster. Verschuldete Staaten verschulden sich, damit sie Geld an Automobilkonzerne geben können, damit die Gewinne machen, damit die Steuern zahlen. Verschuldete Staaten schaffen neues Geld, das sie an Banken geben können, damit die nicht zusammenbrechen, sondern auch Gewinne machen und Steuern zahlen. Verschuldete Staaten verschulden sich und schaffen neues Geld, um damit einen verschuldeten Staat oder eine Währung zu retten. Die Summen werden größer, die Abstände zwischen den einzelnen Rettungsaktionen kürzer. / Würde man das in einem Diagramm darstellen, bekäme man eine immer steiler ansteigende Kurve, sie zeigt eine 'beschleunigt beschleunigte Beschleunigung', sagt Gebhardt. Er geht zu seinem Computer, sucht etwas. Nach einer Weile findet er so eine Kurve, es ist die DDR-Prognose aus seiner Doktorarbeit. Und dann gibt es da noch eine weitere, zum Verwechseln ähnlich. Sie zeigt die Entwicklung der marktwirtschaftlich organisierten Welt."

Nicht hinterfragt wird auch in diesem Artikel das Geldsystem und die Art und Weise der "virtuellen Geldschöpfung". Es ist frappierend, dass selbst in diesen Kreisen nicht einmal gedanklich an dem Dogma gerüttelt wird, dass Superreiche nicht existierendes Geld virtuell an Staaten "verleihen" dürfen, das sie dann samt Zins und Zinsezins auch wieder zurück verlangen dürfen. Dabei ist im Text ja auch schon die Rede davon, dass Geld "geschaffen" wird - Geld, das es vorher nicht gab, das dann aber in der Form von Schulden plötzlich existiert. Und dass kein westlicher Staat seit dem Tag seines Bestehens auch nur einen Cent dieser "Schulden" zurückgezahlt hat, dafür aber um so mehr Zinsen und Zinseszinsen, die immer weiter ansteigen, scheint auch keinem dieser Experten einen Gedanken wert zu sein.

Ich werde das bei meinem Nachbarn demnächst auch mal ausprobieren, wenn er mich fragt, ob ich ihm für den Rest des Monats 100 Euro borgen kann. Auch wenn ich die Kohle dann nicht habe, schreibe ich ihm einfach einen Schuldschein aus, mit dem er dann einkaufen gehen kann - und für die nächsten 500 Jahre möge er mir dann die Zinsen dafür (und für die nachfolgenden Schuldscheine) zurückzahlen, aber bitte niemals (!!!) den ursprünglich geborgten Betrag! Wie fatal wäre das - dann würde ich ja nicht reich werden, während ich grinsend auf dem Sofa sitze und die Zinszahlungen rings um mich auf den Boden fallen, obwohl ich selber ja nie etwas wirklich "verliehen" habe.

Ja, eine Bank müsste man sein. - In dieser perversen Welt darf man das aber leider nur dann, wenn man sowieso schon Milliardär ist - "Normalbürger" dürfen nichts verleihen, was sie gar nicht haben.

Das Ende der Marktwirtschaft ist dennoch nicht in greifbarer Nähe - auch wenn alle Zeichen in diese Richtung deuten mögen. Genauso, wie es schon viele Male zuvor in der Geschichte gewesen ist (diese hochalberne Ideologie führt sich selbst ja nun schon zum zigten Male ad absurdum), wird auch diesmal wieder ein Plan in der Schublade liegen, der die durchdrehenden, irren Uhren und Diagramme wieder auf null zurückstellt. Bisher war das meistens Krieg, einhergehend mit Faschismus. Da das bislang immer "wunderbar" funktioniert hat - wieso sollte es diesmal anders sein? Die Reichen bleiben reich - der Rest der Menschheit krepiert, kämpft, strauchelt, stirbt. Die "Marktwirtschaft" wird wieder neu anfangen, auf den Trümmern der vorherigen, und alles geht seinen gewohnten Gang.

Und täglich grüßt das Murmeltier.

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