Dienstag, 6. Juli 2010

Privater Reichtum – öffentliche Armut: eine Groteske

Nach Angaben des Bundesverbandes deutscher Banken ist das Geldvermögen der Deutschen im vergangenen Jahr um 239 Milliarden Euro gestiegen und erreichte insgesamt 4,67 Billionen Euro. Es wäre interessant, neben die "Schuldenuhr" eine "Reichtumsuhr" zu stellen, die den Zuwachs an Geldvermögen in Deutschland in jeder Sekunde misst. Der Betrachter würde vermutlich staunen, dass die Reichtumsuhr erheblich schneller laufen würde. Die Schulden der öffentlichen Hand haben in den letzten 10 Jahren von 1.199 Milliarden Euro (1999) auf 1.657 Milliarden Euro (2009), also um 458 Milliarden zugenommen. Das Geldvermögen stieg im gleichen Zeitraum von 3.539 Milliarden Euro auf 4.672 Milliarden Euro, also um 1.133 Milliarden Euro. Ein Anstieg des privaten Reichtums um [das] Zweieinhalbfache der öffentlichen Schulden. Man könnte auch sagen, das Geldvermögen der Kreditgeber ist fast um 1.133 Milliarden gestiegen, während die Schuldenlast der Steuerzahler um 458 Milliarden gewachsen ist. Darin zeigt sich die ganze Perfidie, dass die Bundesregierung mit ihrem "Sparpaket" das Geld nun gerade von denen holen will, die in den letzten Jahren ihr einziges "Vermögen", nämlich ihre Arbeit, verloren haben. (...)

In der öffentlichen Debatte oft übersehen, wird ein wichtiger Zusammenhang zwischen der steigenden öffentlichen Verschuldung und dem steigenden privaten Geldvermögen ausgeblendet. Die Steuersenkungen zugunsten der Vermögenden in den vergangenen zwei Jahrzehnten zeigen ihre Wirkung. Der Staat verzichtet einerseits auf die Einnahme von Steuern aus sprudelnden Quellen und ist andererseits gezwungen, seine Unterfinanzierung über die Verschuldung wieder auszugleichen. Gleichzeitig profitieren die Vermögenden in zweifacher Hinsicht: Zum einen zahlen Spitzenverdiener und Vermögende aufgrund der mehrfachen Senkung des Spitzensteuersatzes oder der Nichterhebung der Vermögensteuer weniger Steuern. Zum zweiten sind sie die Gläubiger der öffentlichen Verschuldung und erhalten vom Staat dafür gute Zinsen.

(Weiterlesen)



Anmerkung: Auch die Nachdenkseiten bleiben an der Oberfläche des Problems, wenn sie zwar richtig erkennen, dass die "Elite" in mehrfacher Hinsicht der einzige Gewinner dieses ganzen absurden Spiels ist, aber andererseits die Frage nach dem Geldsystem nicht stellen. Ist es den Herren Lieb und Müller, deren Arbeit unverzichtbar und aus dem Informationspool nicht mehr wegzudenken ist, nicht bekannt, dass die superreichen "Gläubiger" des Staates diesem niemals wirkliches Geld geliehen haben? Sondern dass es dabei um virtuelles Geld geht, das in dem Moment das Licht der Welt erblickt hat, als es in Form von Schulden auf ein Konto gebucht worden ist?

Die "guten Zinsen" sind genau das, was die "Gläubiger" anstreben - denn so lässt sich aus dem Nichts leistungslos erhebliches Geld aufs eigene Konto zaubern - Geld, das der Staat allerdings real einnehmen muss, um diese Zinsforderungen zu bedienen, so dass letzten Endes die Bürger diesen ganzen wahnsinnigen Zirkus erwirtschaften und bezahlen.

Dieses System ist ein System aus dem Tollhaus. Es besteht die Gefahr, selber irre zu werden, wenn man darüber nachdenkt.

Keine Kommentare: