Montag, 3. Januar 2011

Die Caritas-Legende

Formal sieht es so aus, dass die Kirchen und ihre beiden Wohlfahrtsverbände die größten nichtstaatlichen Träger im Bereich des Gesundheits- und Sozialsystems in Deutschland sind. So wurden zum Beispiel im Jahr 2009 zwei Drittel der 50.000 Kindertageseinrichtungen von freien Trägern betrieben. Mehr als die Hälfte dieser Kitas wiederum befinden sich in der Trägerschaft der Kirchen; aufs Gesamte gerechnet befinden sich also 36 Prozent der Kinder in konfessioneller Obhut. Dies aber ist nur ein Beispiel für eine Legende, die "Caritas-Legende". Wenn an einem Kindergarten steht: "Kindertagesstätte der Kirchengemeinde St. Hedwig", so heißt das eben nicht, dass die Kirchengemeinde diese Kita auch finanziert.

Für konfessionelle Kindertagesstätten gaben der Staat und damit alle Steuerzahler 2009 insgesamt 3,9 Milliarden Euro aus. Die Finanzierungsregeln sind Sache der Länder, die sie unterschiedlich handhaben. In Hamburg oder Bayern werden christliche Kitas ohne Geld der Kirchen betrieben, in Nordrhein-Westfalen steuern sie zwölf Prozent zu den Etats "ihrer" Kitas bei. Mehr ist es nicht. Aber die Kirchen werden nicht müde zu beteuern, dass sie die Kirchensteuer für die kirchlichen Krankenhäuser, Kindertagesstätten und weitere soziale Einrichtungen brauchen. Das glauben dann auch die wohlmeinenden Christen.

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Anmerkung: Diese Praktiken sollten inzwischen eigentlich hinlänglich bekannt sein - aber ich stelle erstaunlicher Weise doch immer wieder fest, dass viele Menschen ungläubig mit dem Kopf schütteln, wenn sie davon erfahren. Es ist gerade vor diesem Hintergrund grotesk, wenn beispielsweise Mitarbeitern gekündigt wird oder sie erst gar nicht eingestellt werden, wenn sie in "wilder Ehe" leben oder andere schwachsinnigen Vorgaben der Kirchen nicht erfüllen.

Ohne die Kirchen und ihre Wohlfahrtsverbände pauschal verurteilen zu wollen - gerade jene Verbände tun sicherlich auch manch Sinnvolles -, so muss diese Verfilzung von Staat und Kirchen doch endlich gestoppt werden. Es kann nicht sein, dass auch die Menschen, die mit diesen Kirchen nichts am Hut haben, massenhaft dafür zahlen müssen, ohne dass sie das verhindern oder beeinflussen können.

Außerdem ist es ein Skandal, dass kirchliche Wohlfahrtsverbände wie die Caritas auch in die Sklavenarbeit involviert sind oder waren. Dazu ein Auszug aus einem Leserbrief aus dem Jahr 2005: "In der Region Köln-Bonn expandiert aktuell die Caritas. Die Caritas leitet hier ein Unternehmen mit dem klangvollen Namen 'die Arche'. Die Arche beschäftigt ausschließlich 'Ein-Euro-Kräfte' auf der operativen Ebene. Die Arche ist ein Umzugsunternehmen, das Menschen, die in die Abhängigkeit von Hartz IV geraten sind, gnadenlos ausbeutet und für einen Euro Stundenlohn Waschmaschinen tragen lässt. Nach Aussage Betroffener werden in der Region zwei weitere Filialen eröffnet, da das Konzept so 'erfolgreich' ist. Ich bin darüber informiert, dass ein Manager für seinen Umzug aus einer Bonner Luxuswohnung mit einer Wohnfläche von 180 m2 in einen anderen Bonner Stadtteil ein Angebot der Arche erhalten hat, das ihm für den kompletten Umzug Euro 1.000,-- als Festpreis nennt (üblich wären Euro 2.000 oder mehr)." (Quelle) - Das ist nur ein Beispiel von sehr vielen.

Wer Wohlfahrt so versteht, sollte vielleicht besser zur AG umfirmieren und an die Börse gehen, um richtig abzuzocken.

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