Freitag, 16. Oktober 2009

Sturm ist immer

Ausweglos. Hoffnungslos verfahren. Bedenklich genug, dass uns nach und nach bewusst wird, dass die Einheitsfront etablierter Parteien keine Regierung zulässt, in der auch nur ein Hauch von Links vorhanden ist. Droht ein solches Lüftchen, verbarrikadieren sich die Damen und Herren, die sich nurmehr in der Farbwahl ihrer Krawatten wie Blusen unterscheiden, hinter geheimnisvollen Abmachungen, chargieren, heucheln ein wenig Besonnenheit und versprechen, ernsthaft über jede denkbare Alternative nachzudenken, lassen aber letztlich nur Modelle zu, die sich im Milieu der biblisch überlieferten Parteien beleben lassen. Verstellte Demokratie! (...)

Ruhe vor dem Sturm, diese vielgebrauchte Metapher. Hier gibt es keine Ruhe, irgendwas ist immer. Nur immer das Falsche, immer Lautstärke am falschen Ende. Dort, wo wie am Spieß gebrüllt werden soll[te], da wird die Schnauze gehalten, da wird stramm gestanden, Hände an die Hosennaht! Sturm ist immer, jeden Tag, immer wieder, stündlich eingeimpft. Sturm gegen Arbeitslose, Sturm gegen Ausländer, Sturm gegen Kleinkriminelle, Sturm gegen aufsässige Jugendliche, Sturm gegen Senioren. Ruhe vor dem Sturm? Doch nicht in Deutschland, im Land der Stürmer, der Sturmtrupps. (...)

Verändert euer Sturmverhalten, will man ihnen nachrufen. Nutzlos nachrufen. Wenn sie es heute wirklich ändern und nicht mehr dem Türken nachstürmen, dann rennen sie eben dem Arbeitslosen nach. Irgendwer findet sich immer, irgendwem darf man immer in die Fresse hämmern. Nur dorthin, wo der Sturm lohnenswert wäre, wo er Sinn hätte, wo er fällig wäre, da stürmt niemand, da wird saumselig gedöst, lächelnd hinaufgeschielt. Die Inszenierung der Gegenwart ist keine Sturmesruhe, sie ist nur Ruhe an der wirklichen Front und Scheingefecht an Scheinfronten. Neue Fronten treten sicherlich bald in Erscheinung, womöglich das faule Pack, das dieses Land mehr Geld kostet, als es ausgeben will. Der Sturm steht ins Haus. Ein Sturm auf Wehrlose, in bester soldatischer Manier, mit aller Härte gegen Unbewaffnete.

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