Wo bleibt der Bürgerkrieg? - Mehr als eine Professorenschlacht: Im Streit um Peter Sloterdijks Steuerthesen geht es um die Zukunft der Demokratie
Das ist nicht nur ein Streit unter einigen älteren Philosophieprofessoren über fachinterne Angelegenheiten. Es geht vielmehr um Grundfragen der Gerechtigkeit und Solidarität, um die Umverteilung von Reichtum und also die Berechtigung des Steuernehmens durch den Staat. Verhandelt werden sie zwar im eingehegten Bezirk der Theorie, doch spätestens seit Karl Marx weiß man, dass Theoreme handfeste politische Folgen haben können. Denn Theorien zur Gesellschaft sind immer auch Phantasien über die Welt als eine veränderbare. Die Frage ist freilich, in welche Richtung sie geändert werden soll. (...)
[Sloterdijks] Pamphlet mündet daher in einen Gegenvorschlag: An die Stelle des durch Steuern finanzierten Sozialstaates solle die freiwillige Mildtätigkeit der Wohlhabenden treten. Diese "Revolution der gebenden Hand" will die "Zwangssteuern" in freiwillige "Geschenke an die Allgemeinheit" umwandeln. Nichts sagt Sloterdijk darüber, wie diese Freiwilligkeit institutionell abgesichert werden könnte, nichts darüber, dass Schenkungen dieser Art auf quasi-feudalistische Verhältnisse hinauslaufen.
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Statt einer Anmerkung: "Wer gehofft hatte, Sloterdijks Provokation gegen den Sozialstaat und eine solidarische Gesellschaft in der wirtschaftsliberalen FAZ würde als das Krähen eines in die Jahre gekommenen eitlen Gockels abgetan, das allenfalls im Feuilleton ein Echo auslösen würde, hat sich getäuscht. Der Hahn krähte offenbar auf einem großen Misthaufen, auf dem sich die selbsternannten Zeitgeistinterpreten wonnig suhlen und den Gestank der Jauche als Hauch einer neuen Epoche verkünden wollen. Da sind nicht nur die derben Zyniker von Sarrazin bis Buschkowsky, sondern von der „Welt“ über die Sendung von Anne Will bis hin in die Frankfurter Rundschau verteilt sich jetzt der reaktionäre Mief der Verächter einer solidarischen Gesellschaft über die Medien." (Wolfgang Lieb)
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Das ist nicht nur ein Streit unter einigen älteren Philosophieprofessoren über fachinterne Angelegenheiten. Es geht vielmehr um Grundfragen der Gerechtigkeit und Solidarität, um die Umverteilung von Reichtum und also die Berechtigung des Steuernehmens durch den Staat. Verhandelt werden sie zwar im eingehegten Bezirk der Theorie, doch spätestens seit Karl Marx weiß man, dass Theoreme handfeste politische Folgen haben können. Denn Theorien zur Gesellschaft sind immer auch Phantasien über die Welt als eine veränderbare. Die Frage ist freilich, in welche Richtung sie geändert werden soll. (...)
[Sloterdijks] Pamphlet mündet daher in einen Gegenvorschlag: An die Stelle des durch Steuern finanzierten Sozialstaates solle die freiwillige Mildtätigkeit der Wohlhabenden treten. Diese "Revolution der gebenden Hand" will die "Zwangssteuern" in freiwillige "Geschenke an die Allgemeinheit" umwandeln. Nichts sagt Sloterdijk darüber, wie diese Freiwilligkeit institutionell abgesichert werden könnte, nichts darüber, dass Schenkungen dieser Art auf quasi-feudalistische Verhältnisse hinauslaufen.
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Statt einer Anmerkung: "Wer gehofft hatte, Sloterdijks Provokation gegen den Sozialstaat und eine solidarische Gesellschaft in der wirtschaftsliberalen FAZ würde als das Krähen eines in die Jahre gekommenen eitlen Gockels abgetan, das allenfalls im Feuilleton ein Echo auslösen würde, hat sich getäuscht. Der Hahn krähte offenbar auf einem großen Misthaufen, auf dem sich die selbsternannten Zeitgeistinterpreten wonnig suhlen und den Gestank der Jauche als Hauch einer neuen Epoche verkünden wollen. Da sind nicht nur die derben Zyniker von Sarrazin bis Buschkowsky, sondern von der „Welt“ über die Sendung von Anne Will bis hin in die Frankfurter Rundschau verteilt sich jetzt der reaktionäre Mief der Verächter einer solidarischen Gesellschaft über die Medien." (Wolfgang Lieb)
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