Damals war das Papiergeld schon veraltet, man konnte nichts mehr damit kaufen. Wertloses Papier, das sich weich und fettig anfühlte, grün, mit Bildern auf beiden Seiten, einem alten Mann mit einer Perücke und auf der anderen Seite eine Pyramide mit einem Auge darüber. Und mit den Worten Auf Gott vertrauen wir. [...] Man musste solche Papierfetzen mitnehmen, wenn man einkaufen ging, obwohl zu der Zeit, als ich neun oder zehn war, die meisten Leute schon Plastikkarten benutzten. Allerdings nicht für Lebensmittel, das kam später. Es wirkt so primitiv, geradezu totemistisch, wie Muschelgeld. Ich muss diese Art von Geld noch benutzt haben, eine Zeitlang, bevor alles von der Compubank eingezogen wurde.
Nur so, nehme ich an, konnten sie es überhaupt durchführen, ganz plötzlich, ohne dass jemand vorher etwas davon wusste. Hätte es noch bares Geld gegeben, wäre es schwieriger gewesen.
Es war nach der Katastrophe, als der Präsident erschossen und der ganze Kongress mit Maschinengewehren niedergemäht wurde und die Armee den Notstand erklärte. Die Schuld wurde damals islamischen Fanatikern zugeschrieben.
Ruhe bewahren, hieß es im Fernsehen. Alles ist unter Kontrolle. [...]
Und dann wurde die Verfassung aufgehoben. Es hieß, das sei nur eine vorübergehende Maßnahme. Und es gab nicht einmal Aufstände. Die Leute blieben abends zu Hause, sahen fern und suchten nach einer neuen Richtung. Es gab nicht einmal einen Feind, auf den man mit dem Finger zeigen konnte. [...]
Die Zeitungen wurden zensiert, und einige mussten ihr Erscheinen einstellen, aus Sicherheitsgründen, wie es hieß. Die ersten Straßensperren waren plötzlich da, und die Identipässe wurden eingeführt. Alle hielten das für sinnvoll, da es offenkundig war, dass man gar nicht vorsichtig genug sein konnte. [...]
Das worauf es jetzt ankomme, hieß es, sei so weiterzumachen wie gewöhnlich. [...]
Tut mir leid, sagte er, diese Nummer ist nicht gültig. Das ist lächerlich, sagte ich, sie muss gültig sein, ich habe Tausende auf meinem Konto. Gerade vor zwei Tagen habe ich den Auszug bekommen. Versuchen Sie es noch einmal.
Sie ist ungültig, wiederholte er halsstarrig. Sehen Sie das rote Licht? Das bedeutet: ungültig. [...]
Sie haben die Guthaben eingefroren, sagte sie. [...] Alle Konten mit einem W. anstelle von einem M. Sie brauchten nur ein paar Knöpfe zu drücken. Wir sind abgeschnitten.
(Margaret Atwood: Der Report der Magd. Reclam Verlag, Leipzig 1990 (zuerst: 1985), S.191ff)
(via Notatio)
Nur so, nehme ich an, konnten sie es überhaupt durchführen, ganz plötzlich, ohne dass jemand vorher etwas davon wusste. Hätte es noch bares Geld gegeben, wäre es schwieriger gewesen.
Es war nach der Katastrophe, als der Präsident erschossen und der ganze Kongress mit Maschinengewehren niedergemäht wurde und die Armee den Notstand erklärte. Die Schuld wurde damals islamischen Fanatikern zugeschrieben.
Ruhe bewahren, hieß es im Fernsehen. Alles ist unter Kontrolle. [...]
Und dann wurde die Verfassung aufgehoben. Es hieß, das sei nur eine vorübergehende Maßnahme. Und es gab nicht einmal Aufstände. Die Leute blieben abends zu Hause, sahen fern und suchten nach einer neuen Richtung. Es gab nicht einmal einen Feind, auf den man mit dem Finger zeigen konnte. [...]
Die Zeitungen wurden zensiert, und einige mussten ihr Erscheinen einstellen, aus Sicherheitsgründen, wie es hieß. Die ersten Straßensperren waren plötzlich da, und die Identipässe wurden eingeführt. Alle hielten das für sinnvoll, da es offenkundig war, dass man gar nicht vorsichtig genug sein konnte. [...]
Das worauf es jetzt ankomme, hieß es, sei so weiterzumachen wie gewöhnlich. [...]
Tut mir leid, sagte er, diese Nummer ist nicht gültig. Das ist lächerlich, sagte ich, sie muss gültig sein, ich habe Tausende auf meinem Konto. Gerade vor zwei Tagen habe ich den Auszug bekommen. Versuchen Sie es noch einmal.
Sie ist ungültig, wiederholte er halsstarrig. Sehen Sie das rote Licht? Das bedeutet: ungültig. [...]
Sie haben die Guthaben eingefroren, sagte sie. [...] Alle Konten mit einem W. anstelle von einem M. Sie brauchten nur ein paar Knöpfe zu drücken. Wir sind abgeschnitten.
(Margaret Atwood: Der Report der Magd. Reclam Verlag, Leipzig 1990 (zuerst: 1985), S.191ff)
(via Notatio)