Samstag, 19. März 2016

Song des Tages: Sonne




(Rammstein: "Sonne", aus dem Album "Mutter", 2001)

Eins, zwei, drei, vier, fünf,
Sechs, sieben, acht, neun, aus

Alle warten auf das Licht
Fürchtet euch, fürchtet euch nicht
Die Sonne scheint mir aus den Augen
Sie wird heut Nacht nicht untergehn
und die Welt zählt laut bis zehn

Eins - hier kommt die Sonne
Zwei - hier kommt die Sonne
Drei - sie ist der hellste Stern von allen
Vier - hier kommt die Sonne

Die Sonne scheint mir aus den Händen
Kann verbrennen, kann euch blenden
Wenn sie aus den Fäusten bricht
Legt sich heiß auf das Gesicht
Sie wird heut Nacht nicht untergehn
Und die Welt zählt laut bis zehn

Eins - hier kommt die Sonne
Zwei - hier kommt die Sonne
Drei - sie ist der hellste Stern von allen
Vier - hier kommt die Sonne
Fünf - hier kommt die Sonne
Sechs - hier kommt die Sonne
Sieben - sie ist der hellste Stern von allen
Acht, neun - hier kommt die Sonne

Eins - hier kommt die Sonne
Zwei - hier kommt die Sonne
Drei - sie ist der hellste Stern von allen
Vier - und wird nie vom Himmel fallen
Fünf - hier kommt die Sonne
Sechs - hier kommt die Sonne
Sieben - sie ist der hellste Stern von allen
Acht, neun - hier kommt die Sonne



Anmerkung: Dieses hübsche Liedchen ist eine Allegorie aus der perversen Welt des Box-"Sports" auf unsere kapitalistische Welt - die eigentlich viel eher eine Eins-zu-eins-Umsetzung ist, da die dortigen Regeln hier gleichermaßen gelten. Wir befinden uns allesamt im Ring und hauen uns gegenseitig unentwegt in die Fresse. Welch eine grandiose Zivilisation!

Freitag, 18. März 2016

Glücks-Propaganda, Folge 763


In regelmäßigen Abständen versorgt uns die Kuhpresse mit jubilierenden Meldungen über das zunehmende Glücksgefühl in Kapitalistan. Vorgestern war es bei n-tv mal wieder so weit und ich durfte fasziniert lesen:

Im "Happiness Report" aufgestiegen / Deutschland ist glücklicher geworden

Beim Barte des Propheten!, ging es mir unwillkürlich durch den Kopf, und ich sinnierte, welche grandiose Entwicklung da nun schon wieder an mir vorbeigegangen ist, ohne dass ich sie bemerkt habe. Schließlich bin ich nicht glücklicher als gestern oder vor einem Jahr, sondern, ganz im Gegenteil, höchst und zunehmend entsetzt - unter anderem wegen der grassierenden rassistischen und faschistischen Tendenzen in der Politik und Bevölkerung.

Aber so funktioniert kapitalistische Propaganda: Ein "Ranking" muss in jedem Falle her, so sinnfrei es auch sein mag, und selbstverständlich wird darüber berichtet als handele es sich um eine wissenschaftlich fundierte Sensation, auch wenn es in Wahrheit nur schnöder Bullshit ist. Es werden wiederum nur wenige Wochen vergehen, bis die nächste gleichlautende Meldung durch die Propagandakanäle getrieben wird - bis es auch das letzte Kalb im Staate begriffen hat: "Du hast glücklich zu sein bist glücklich!"

Dazu passt das Geschwalle eines Gastes aus der Schwachmatenrunde bei Markus Lanz, das ich vor einigen Tagen im Vorübergehen aufgeschnappt habe. Dieser schlipsgewürgte, gegelte Geselle namens Florian Schroeder, der sich allen Ernstes "Kabarettist" nennt, gab dort zum Thema "Partnersuche" das folgende Statement zum Besten:

Sicher kann man sagen, dass die ewige Weitersuche und der Glaube daran, es könnte etwas besseres geben; dass das mit Sicherheit etwas ist, dass einen daran hindert, eine gute Entscheidung zu treffen. Und das ist ja so ein bisschen das Problem unserer Zeit, dieser Zwang zur Selbstoptimierung, dass wir eigentlich permanent suchen und Optimierer sind und glauben, es könnte etwas besseres geben als dieses Beste, was wir schon haben - und das ist natürlich auch bei der Partnerwahl so.

"Auch bei der Partnerwahl" - dieser kleine Zusatz beleuchtet die ganze bittere Perversion unserer verkommenen Zeit, die von sämtlichen Protagonisten in den Medien und der Politik stets als das "Beste", das überhaupt zu erreichen sei, gepriesen wird. So erklärt sich die immer wiederkehrende Glückspropaganda noch aus einem anderen Blickwinkel: Wer tatsächlich - aus welchen absurden Gründen auch immer - der Meinung ist, dass der Kapitalismus das beste aller möglichen Systeme sei, muss unweigerlich zu äußerst bizarren, hanebüchenen Schlüssen kommen, die mit der Realität nichts zu tun haben.

Die Frage am Schluss bleibt stets dieselbe: Tun all diese Leute das wider besseres Wissen oder weil sie tatsächlich einem derartig infantilen Glauben anhängen? Mein persönliches Glücksgefühl stiege deutlich an, wenn sich diese Frage endlich einmal fundiert beantworten ließe.

Donnerstag, 17. März 2016

Faschismus, Kapitalismus und Deutschland: Die Trinität


Der Hartz-Terror geht in die nächste Runde. Die menschenfeindliche Bande der neoliberalen Einheitspartei hat es so beschlossen - nun muss bloß noch der Bundesrat zustimmen, damit die Verschärfungen der staatlichen Zwangsverarmung und Schikane im August in Kraft treten können. Verantwortlich für diesen neuerlichen Vorstoß ist selbstverständlich die SPD - die angeblich "linke" Ministerin Andrea Nahles ist hier federführend, wie der WDR berichtet:

Für die betroffenen Arbeitslosen bedeute die Reform eine deutliche Verschärfung ihrer Situation in vielen Bereichen, sagt Harald Thomé, Leiter der Wuppertaler Arbeitslosenberatung "Tacheles". Als besonders kritisch sieht er die geplante Abschaffung der Vorschussregelung: Meldet sich jemand arbeitslos, braucht das Amt meist einige Zeit - zwei bis drei Monate seien keine Seltenheit, sagt Thomé - um die Unterlagen zu bearbeiten. Damit der Betroffene in dieser Zeit nicht völlig mittellos dasteht, konnte er bisher einen Vorschuss beantragen. Diesen Vorschuss soll es künftig nicht mehr geben. "Eine Katastrophe", sagt Thomé, "denn hier geht es um unmittelbare Existenzsicherung". / Ein weiterer Kritikpunkt sei die geplante Regelung, dass ein Hartz IV-Empfänger nach Ablauf einer Bewilligungsfrist alle Unterlagen lückenlos darlegen muss: Gehaltsabrechnungen, Mietzahlungen, steuerliche Nachweise. Wer das nicht kann, muss künftig sämtliche erhaltenen Zahlungen zurückzahlen.

Das sind allerdings nur zwei willkürlich herausgegriffene Beispiele aus diesem widerwärtigen "Reform"-Vorhaben - der ekelhafte Katalog ist lang und enthält beispielsweise auch die Regelung, dass ein Betroffener, der - egal aus welchem Grund - eine "angebotene" Arbeit oder "Maßnahme" ablehnt oder vorzeitig abbricht, nicht bloß, wie es bislang der Fall ist, mit einer dreimonatigen Sperre belegt wird (die schon jetzt nicht selten Obdachlosigkeit oder andere massive, existenzbedrohende Einschnitte zur Folge hat), sondern zusätzlich sämtliche bis dahin erhaltenen Sozialleistungen zurückzahlen soll. Wie abgründig pervers muss man eigentlich sein, um sich so etwas auszudenken und - noch viel schlimmer - in die Tat umzusetzen?

Es ist wenig erstaunlich, dass der CDU diese eskalierende Drangsalierung und Schikanierung erwerbsloser Menschen längst nicht weit genug geht - auf der Ekelskala ist nach unten kein Limit gesetzt in diesem verkommenen Land der Menschenfeinde. Das kann man sogar nachlesen, denn der WDR hat den oben verlinkten Artikel zu diesem Thema zur Diskussion freigegeben. In den dortigen Kommentaren kann man eine (freilich nicht repräsentative) Auswahl von Meinungen "aus der Bevölkerung" dazu lesen. Ich zitiere ausschnitthaft und ohne Rechtschreibkorrektur:

AFDist: "Hartz IV verweichlicht das Volk Beträge kürzen Sanktionen ausweiten, so dass Hartz IV das Sparprogramm ist. Antragsteller müssen deutsch lernen, Begriffe, wie Ablehnung, Kürzung, Streichung und Hausbesuch müssen endlich mit Leben gefüllt werden. Ablehnung muss das Mittel sein, Anträge stellen kann jeder dann 1 Jahr Bearbeitungszeit und dann Ablehnung der 100 Euro monatlich, mit sofortiger Rückzahlaung. Betteleiverbot. Arbeit ist keine Schande, würde die faulen Leute wieder fllott machen und die weit verbreitete Fettleibigkeit würde ganz neben bei auch besiegt, weil es nichts mehr gibt. Mankann ja auswandern und das flott. Schröder war ein Weichei. Sparen ist erste Bürgerpflicht, Abzocken muss gesellschaftlich geächtet werden. Weg mit dem Sozentum, denGrünen und den Kommunisten und der Weichei CDU und FDP Die AFD muss den Druck auch auf die deutschen Schlunzer erhöhen. Es darf kein Durchkommen geben!"

Heiner Hövelmann: "Ich würde eine Arbeitspflicht für Harz IVler einführen: Bahnhofstoiletten säubern, in Parks und Straßen den Müll zusammenkehren, Straßenbau . Arbeit macht das Leben süß. Zudem würden einige dieser Zeitgenossen weniger Bier trinken. Harz IV wird dann extrem unattraktiv werden und der Staat könnte so sehr viel Geld sparen."

Neubauer: "Hartz IV muss so hart sein, dass es längstens 24 Strunden mit Rückzahlungspflicht und Verzinsung von 10 % zurückgezahlt werden muss. Das ist ERziehung allgemeine Dienstpflicht Härte muss Gesetz bleiben Einwanderer und Einwohner müssen sich wieder benehmen lernen. Druck erhöhen, wer betrügt, der fliegt (raus). Die Kuscheljustiz ist auch zu beenden."

Da poltert der bildungsferne Pöbel munter drauf los, dass die Schwarte kracht - und offenbart seine ganze obszöne Dummheit und Widerwärtigkeit, die selbst die der Schröders, Merkels, Schäubles, Gabriels und Göring-Eckardts noch weit übertrifft. Und das will etwas heißen. Dass diese Menschen sich damit selbst ins Knie bzw. in den Kopf schießen, ist diesen bedauernswerten Figuren - einmal mehr - nicht bewusst.

In der Politik und weiten Teilen der faschistisch verseuchten Bevölkerung dieses Landes gilt einmal mehr das braune, kapitalistische Motto: "Lasst uns den am Boden Liegenden die Fressen blutig treten, auf dass das Blut spritze!" - Ich habe keine Lust mehr auf diesen unsäglichen Schmutz und weiß dennoch nicht, wo auf diesem degenerierten Planeten ich um Asyl bitten sollte.

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Das Schweigen



(Gemälde von Johann Heinrich Füssli [1741-1825] aus den Jahren 1799/01, Öl auf Leinwand, Kunsthaus Zürich, Schweiz)

Dienstag, 15. März 2016

Song des Tages: Sie fangen wieder an




(Gebrüder Engel: "Sie fangen wieder an", aus dem Album "Magengesicht", 1979)

"Ich habe den Befehl gegeben, (...) die Geschwüre unserer inneren Volksvergiftung und der Vergiftung des Auslandes auszubrennen bis auf das rohe Fleisch!" (Adolf Hitler, 1934)

Die Rune bleckt schon wieder zwischen unsern Plakaten
Da stehn sie wieder samstags in den Einkaufsstraßen
Sie wagen es tatsächlich mit dem Megaphon -
So weit ist es schon?!

Die finden jetzt schon wieder, dass die Zeit gekommen ist
Selbst im Fernsehen präsentierte sich ein stolzer Jungfaschist
Die wagen doch tatsächlich eine Demonstration -
So weit ist es schon?!

Sag nicht, wir haben nichts geahnt
Sag nicht, das sind nur ein paar Mann
Der böse Geist hat wieder hier und da ein Maul -
Sie fangen wieder an!

Die laden doch tatsächlich zu Gesprächen ein
Der eine oder andre fällt schon wieder darauf rein
Die wagen glatt zu sagen, dass die Dinge anders waren -
Nach den paar Jahren?!

Die träumen jetzt schon wieder davon auszurotten
Sie schmieren ihre Hakenkreuze an die Synagogen
Sie gröhlen hier und da schon ihre üblen Lieder -
So schnell schon wieder?!

Sag nicht, wir haben nichts geahnt
Sag nicht, das sind nur ein paar Mann
Der böse Geist hat wieder hier und da ein Maul -
Sie fangen wieder an!

Die drücken sich am Mittag an den Schulen rum
Die spinnen in den Wäldern mit Gewehren rum
Die mieten auch schon Rock'n'Roll-Hallen -
Dreist vor uns allen!

Bestimmte Söhne schon und noch bestimmte Väter
Von Polizei umstellte Menschlichkeitsverräter
Wagen es tatsächlich und mit Megaphon -
So weit ist es schon!!!

Sie fangen wieder an ...



Anmerkung: Der Song ist 37 Jahre alt. Mehr muss man dazu nicht sagen.

Montag, 14. März 2016

Wahltheater: Die Wiederkehr der Gleichen


Zum Wahltheater am vergangenen Sonntag gibt es nicht allzu viel zu sagen: Der Zirkus geht unvermindert weiter. Die neoliberale Einheitspartei - zu der die Arschgesichter der AfD selbstverständlich genauso gehören wie SPD, Grüne, CDU und FDP - schwadroniert was das Zeug hält und etabliert konsequent ein absurdes Paralleluniversum, das mit der Realität soviel zu tun hat wie eine blubbernde Kotzlache mit Stückchen mit den Gedichten Joseph von Eichendorffs.

Ich musste am Sonntagabend gleich zwei Quasselrunden im Trash-TV (ARD und ZDF) zumindest zeitweise mitverfolgen, weil eine unmittelbare Flucht nicht möglich war, und was ich da aus den fauligen Mündern der VertreterInnen von CDU, SPD und Grünen serviert bekam, unterschied sich im Grad der Absurdität und maximalen Realitätsferne in nichts [!] von der verbalen Diarrhö der Frau von Kotz Storch oder der Frau Koty Petry. Während die letzteren wie gewohnt im braunen Klärgrubenschlamm von "Überfremdung" und einer drohenden "Islamisierung" fabulierten, ergingen sich die VertreterInnen der übrigen Blockpartei in hochalbernen Pseudoanalysen, in denen oft von (materiell) "abgehängten" Menschen die Rede war - so als seien nicht gerade diese grotesken Figuren höchstselbst verantwortlich dafür, dass es Millionen von Menschen in diesem untergehenden Staatsgebilde gibt, die durch Niedrigstlöhne, Hartz- und Renten-Terror, mutwillig und bewusst zerstörte Sozialsysteme und gewollt herbeigeführte Zwangsverarmung an den Rand der Existenz - und oft genug auch darüber hinaus - gedrängt wurden und weiterhin werden.

Ich wähnte mich im Publikumsraum eines äußert absurden Theaters, als ich diese Schein-Wortgefechte verfolgte. An keiner einzigen Stelle wurde auch nur in einem Nebensatz auf die tatsächlichen Ursachen dieser sich anbahnenden Katastrophe hingewiesen - weder die vom "Westen" forcierten Kriege, noch der Kapitalismus und die daraus resultierende Verarmung breiter Bevölkerungsschichten, noch die widerwärtige Rolle der neoliberalen Einheitspartei samt der offensichtlichen Korruption in dieser Jauchegrube des Unterganges, die den Aufstieg der Rechtsradikalen wieder einmal ermöglicht und beflügelt, wurde erwähnt. Das lächerliche Scheingefecht wurde, selbstverständlich munter unterstützt von der bigotten Schar der Qualitätsjournalisten, unbeirrt durchgezogen: die Orwellisierung unserer politischen und medialen Welt ist inzwischen offenbar voll umfänglich abgeschlossen und der Wiederholung der finsteren Geschichte steht nichts mehr im Wege.

Die einen (SPD, CDU, Grüne, FDP) zerschneiden dem Bürger zugunsten der Superreichen die Kehle; die anderen (AfD, NPD und Konsorten) behaupten, in Wahrheit habe der Jude Ausländer das getan - und auf diesem infantilen Niveau "streiten" sie und tun so, als verfolgten sie unterschiedliche Ziele - exakt wie vor 80 Jahren. Wenn es nicht so unfassbar böse, offensichtlich und gefährlich wäre, müsste man diese Figuren einschließlich der begleitenden Hofpresse einfach nur schallend auslachen ... so aber sollten uns allen die Knie schlottern, denn was sich da anbahnt, ist ganz gewiss nicht lustig.

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Die Wiederkehr der Gleichen


"Das neue Ministerium?! Die Physiognomien kommen mir alle so bekannt vor."

(Zeichnung von Thomas Theodor Heine [1867-1948], in "Simplicissimus", Heft 14 vom 02.07.1928)