Samstag, 15. Juli 2017

Song des Tages: Rising of the Tide




(Blackfield: "Rising of the Tide", aus dem Album "Welcome To My DNA", 2011)

Any day can be
The last day in your life
So make it an unforgettable time

Another sleepless night
And anxiety attacks
The doctor said you need some rest

But you're always on the run
Tracing after a place to hide
You were born to your mom
Shaking hands

Wolves are out tonight
And they're looking for a fight
'Cause they run at the speed of light
It seems you're home again

Don't forget to play
While time is running out
The clock tower in the window sky

Any day can be
The last day in your life
So make it an unforgettable time

Around the blinking lights
From a giant neon sign
You were born in the wrong, wrong year

Your soul is freezing ice,
But still I'm asking for a slice
You had to feed those monster hearts
And when you're home again

You feel you had enough
It's like the rising of the tide
You're a shadow just passing by

The wolves are out tonight
And they're looking for a fight
And they run at the speed of light
It seems you're home again


Freitag, 14. Juli 2017

Lapuente: Erotische Träume von Uniformen und Schlagstöcken


Zu dem allgemeinen Rechtsschwenk, der momentan wie ein brauner Wind stinkend durch die Politik und die Medien rauscht, gesellt sich nun auch ein üblicher Verdächtiger, der seine parteipolitische, korrupte Maske gar nicht mehr abnehmen muss, um als Clown identifiziert zu werden: Lapuente fordert nach dem "Festival der Demokratie" in Hamburg, auf dem sich gewaltbereite, vermummte und bewaffnete Staats-Chaoten darin geübt haben, friedfertigen BürgerInnen die Fresse zu polieren, allen Ernstes "mehr Polizei".

Ich weiß nicht, ob dieser Knabe tatsächlich so dumm oder gewalttätig ist, wie er sich gibt, oder ob er doch nur der parteipolitischen Agenda folgt, die er in seinem verbalen Auswurf anreißt. An anderer Stelle hat der Wirrkopf gar das alberne Märchen nacherzählt, dass die SPD "strukturell links" sei. SPD – links!!! Zwanzig Jahre reichen nicht, um diesem Idioten, der offensichtlich versucht, in der korrupten Linkspartei Karriere zu machen und sich ein auskömmliches Pöstchen zu sichern, ein Licht aufgehen zu lassen. Anders jedenfalls ist diese schaurige Schmierenkomödie nicht erklärbar.

Der Dummkopf schreibt allen Ernstes:

Linke und Polizisten, so paradox das in diesen Tagen für manchen auch klingen mag, sitzen gerade im selben Boot. Beide werden benötigt und beide leiden unter einem Imageproblem. Der Linke – was immer diese Klassifizierung auch heißen mag – und der Polizist müssen gar keine natürlichen Feinde sein.

Ein "Imageproblem" ist das also? Ist Lapuente nun schon die Marionette irgendeiner Werbeagentur? Ist der Kerl noch ganz bei Trost oder hat er seinen leeren Schädel schon so tief in irgendeinem Enddarm versenkt, dass er gar nicht mehr merkt, welchen Blödsinn er absondert? – Wenn es aus dem furchtbaren Ereignis in Hamburg überhaupt etwas zu lernen gibt, dann ist es – sofern man Lapuentes geistigen Schmalspuren folgt – die Erkenntnis, dass paramilitärische Polizeieinheiten auch weiterhin dafür sorgen sollen, dass jedweder demokratischer Protest gegen das kannibalische System gewalttätig niedergeknüppelt wird. Das kennen wir in Deutschland nur allzu gut – die Nazi-Bande hat das damals minutiös vorgemacht.

Aber für Lapuente gilt auch weiterhin, dass der freundliche Polizist sein persönlicher "Freund und Helfer" ist, während die widerlichen Arschlöcher, die in Hamburg völlig "rechtsstaatlich" gewütet und geprügelt haben, längst ihr Belohnungsbier in der Kneipe genießen und sich schon auf den nächsten "Einsatz" freuen. Vielleicht sollte Lapuente darüber nachdenken, ob er – falls seine angestrebte Parteikarriere nicht klappt – vielleicht in der Polizei eine neue Heimat finden könnte: Mit Uniform, Schlagstock, Pfefferspray, Sturmgewehr und Stahlstiefeln könnte er seine sozialdemokratischen, "linken" Ideale doch noch viel besser verbreiten – ganz besonders dann, wenn er sich vermummt. Ich habe mir erzählen lassen, dass diese Anonymität einen ganz besonders erotischen Kick bescheren soll.

Es ist mir ein Rätsel, wieso dieser Kerl sich nicht schämt, wenn er in den Spiegel schaut.


Donnerstag, 13. Juli 2017

Die christlichen Rechtsradikalen


Es ist ja ein alter Hut, dass die CSU der NPD oder AfD in nichts nachsteht – Belege dafür gibt es mannigfaltig. Stefan Gärtner, Kolumnist der Titanic, hat Horst Seehofer jüngst als "Parafaschist" bezeichnet und lag damit goldrichtig. Trotzdem können im Zuge des politischen und medial wohlwollend begleiteten Rechtsrucks nach Hamburg einige Faschisten ihren Mund nicht halten, so dass heute zu lesen war:

Manfred Weber fordert ein härteres Vorgehen der EU gegen Schleuser vor der libyschen Küste. Der CSU-Politiker und Vorsitzende der christdemokratischen EVP-Fraktion im EU-Parlament will dafür notfalls auch Waffengewalt als Mittel einsetzen.

Ja, so lieben wir unsere christlichen Arschlöcher: Sonntags hocken sie scheinheilig auf den Knien in ihrer prunkvoll geschmückten Kirche, und montags lassen sie auf Flüchtlinge schießen. Herr Weber ist damit ein vorzügliches Beispiel für die gesamte korrupte Bande der kapitalistischen Steigbügelhalter der etablierten, korrumpierten Parteien (CDU, SPD, FDP, Grüne, AfD, Linke) und sagt exakt das, was diese schmierigen Figuren auch tatsächlich tun. Letzten Endes fehlt eigentlich nur noch die politische Erörterung der "Endlösung", um diesen menschenfeindlichen Gesellen auch hochoffiziell das Hakenkreuz auf die Stirn zu pappen.

Wer wählt solche Zombie-Schlips-Borg? Ist der Masochismus vielleicht doch viel verbreiteter in Deutschland als vermutet?

Ich halte ja nichts von Religionen bzw. halte ich sie für giftiges Schlangenöl; aber der Herr Weber soll mir dennoch einmal erklären, wie es mit der christlichen Nächstenliebe zu vereinbaren ist, faschistische Positionen zu vertreten. Ich vermute, dass der stumpfe Kerl damit überfordert wäre und mich, statt eine Antwort zu formulieren, lieber auf die Reise ins KZ schicken würde. Fragen sind im braunen Kapitalistan unerwünscht – man hat entweder zu glauben oder muss ignoriert bzw. entfernt werden.

Es wird wahrlich Zeit, den längst gepackten Koffer unter den Arm zu klemmen und sich um Asyl – beispielsweise in Afrika – zu bemühen. In Europa warten jedenfalls nur noch Untergang und Tod. Hoffentlich finde ich einen Schleuser, der mir aus diesem Untergangsszenario heraushilft – ganz wie damals, als die "bösen Schleuser" vielen Juden geholfen haben, das untergehende Todesland "illegal" zu verlassen.

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Die Durchleuchtungsmaschine



(Zeichnung von Henry Meyer-Brockmann [1912-1968], in: "Der Simpl", Nr. 4 vom Mai 1946)

Mittwoch, 12. Juli 2017

Welch eine Jugend: "Krümm Dich beizeiten!"


Es ist ja ein sehr, sehr alter Hut, dass Ältere gerne mal auf die Jugend einprügeln, weil diese sich nicht ganz so verhält, wie der gesittete Ältere es gerne hätte – die vielen Beispiele dafür muss ich hier nicht zitieren. Als ich selber noch zu dieser jugendlichen Gruppe gehörte, habe ich mich beispielsweise köstlich darüber amüsiert, dass ich während meiner Zivildienstzeit von den mir damals "Vorgesetzten" – das waren zwei ultraspießige Hausmeister, die wohl zum ersten Mal einen "Untergebenen" hatten – konsequent als "Mädchen" bezeichnet wurde, weil ich auch damals schon lange (im Übrigen sehr schöne) Haare hatte. Ich fand das damals lustig und habe die beiden Gesellen im Gegenzug nur mit "Sire" und "Euer Hochwohlgeboren" angeredet, was die beiden wiederum gar nicht witzig fanden und mir das Zivildienstleben – freilich ohne Erfolg – erst recht zur Hölle zu machen versuchten.

Zuvor hatte ich in der Schule ausgerechnet einen Reserveoffizier der Bundeswehr als Deutsch- und Geschichtslehrer (nein, das ist kein Witz), der mich "gefressen" hatte und gerne vor dem versammelten Kurs einen "langhaarigen Affen" nannte. Als Antwort darauf habe ich mir damals eine dieser ausrangierten Bundeswehr-Jacken besorgt, die ich zuerst von dem schwarz-rot-pissgelbem Banner befreit und sodann über und über mit einem Edding beschriftet und mit drastischen Aufnähern versehen habe (ich danke noch heute meiner seligen Mutter für die sehr subversive Hilfe, denn ich konnte nicht nähen) – und auf dem Rücken prangte in großen Lettern der Schriftzug: "Lieber ein langhaariger als ein hirnloser Affe". Der Mann fand das ebenfalls nicht lustig und hat mich durch sämtliche Instanzen gezerrt und weiter gemobbt – allerdings ohne Erfolg. Er muss die Zeugnisübergabe an seinen linken Erzfeind am Tag der Abi-Feier als persönliches Waterloo empfunden haben und war danach nie wieder derselbe. Aber das nur am Rande. ;-)

Heute scheint der Wind aus einer gänzlich anderen Richtung zu wehen. Bei Zeit Online las ich vor einigen Tagen voller Entsetzen:

Die 17-jährige Julie Peuten aus Hamburg ist zufrieden, wenn sie von ihrem gerade erst bestandenen Abitur erzählt: "Es ist gut gelaufen." Tatsächlich ist es sogar sehr gut gelaufen: Julie hat einen Notendurchschnitt von 1,7 und ist damit eine von knapp 10.000 Abiturienten, die in diesem Jahr allein in Hamburg die Schulen verlassen. Sie alle wollen ihren Abschluss gebührend feiern. Doch mit einem improvisierten Fest in der Turnhalle oder Aula der Schule ist es schon lange nicht mehr getan. Abibälle folgen heute meist einem feierlichen Protokoll: Erst posieren die Schüler in einer repräsentativen Räumlichkeit vor einer Fotowand, dann folgt der Eröffnungstanz, es werden Reden gehalten und es wird diniert, bevor der Abend in eine Party übergeht.

Was zur Hölle ist da los? Die grausigen Fotos von völlig bekloppten, aufgetakelten und wie Huren geschminkten Teenagern, die diesem Bericht beigefügt sind, erinnern mich an die kapitalistische Teufelsgruft, die ich vielleicht in den USA ausmachen würde, aber doch nicht in Hamburg? Wenn man den Text in Gänze liest, wird das Grauen aber noch verstärkt und tut richtig weh:

Ein Ticket für den Abiball von Julie Peutens Jahrgang kostet 85 Euro. "Das ist schon viel Geld", meint sie, "man hätte es vielleicht auch etwas kleiner gestalten können. Andererseits: Wie oft geht man denn schon auf einen richtigen Ball?"

Ist das Satire? Oder steckt diese Jugend tatsächlich schon so tief im kapitalistischen Enddarm, dass sie gar nicht mehr bemerkt, wie grotesk sie sich verhält? Was um alles in der Welt soll man von solchen jungen Menschen erwarten, die sich schon in ihrer "Sturm-und-Drang-Phase" dem System an den Hals werfen, als gebe es kein Morgen? Geht es auch noch angepasster, unkritischer, systemkonformer, dümmer oder devoter? Um des Spaghettimonsters Willen: Es muss ja nicht gleich so ein derber Konfrontationskurs sein, wie ich ihn seinerzeit einschlagen musste – aber geht denn vielleicht ein kleines bisschen Kritik? Ich lese in diesem Bericht nichts davon und kann nur hoffen, dass diese aalglatten, furchtbaren Hamburger Systemschranzen, die da zu reinem Eigennutz herangezüchtet wurden, hoffentlich, hoffentlich nicht repräsentativ sein mögen.

Wenn es stimmt, dass die Zukunft vornehmlich von der Jugend gestaltet wird, dann ist diese Welt wohl völlig im Arsch. – Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass ich selber solche Misstöne anschlagen werde, während ich auf meine eigene Rebellion aus der Jugendzeit nostalgisch zurückblicke. Bin ich korrumpiert – oder ist es doch eher die hier dargestellte Jugend? Ist es wirklich so, dass heute die Opas und Omas rebellischer sind als die Jugend? Falls das so ist, hat es sich sehr bald "ausrebelliert" und es kehrt schauderhafte Friedhofsruhe ein im kapitalistischen Katastrophensystem.

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Tele-Kolleg



(Zeichnung von Marie Marcks [1922-2014], in: "Krümm Dich beizeiten!", 1977)


Montag, 10. Juli 2017

Zitat des Tages: Patrouille


Die Steine feinden
Fenster grinst Verrat
Äste würgen
Berge Sträucher blättern raschlig
Gellen
Tod.

(August Stramm [1874-1915]: "Patrouille", in: "Der Sturm", Heft 7/8 vom Juli 1915)


Das digitale Zeitalter des Vergessens


Mit diesem Thema habe ich mich schon öfter beschäftigt – nun habe ich aber eine sehr anschauliche, komprimierte Zusammenfassung des "zeitgeistigen" Wahnsinns gefunden, die vor einigen Tagen bei spektrum.de zu lesen war. Dort war unter dem Titel "Rettung aus der digitalen Gruft" zu erfahren:

Häufig sind die Betriebssysteme moderner Computer nicht mehr in der Lage, in alten Formaten geschriebene Dateien zu lesen. Lori Emerson, die Direktorin des Media Archaeology Lab der University of Colorado in Boulder liefert ein Beispiel: Um eine mysteriöse Datei von einer alten Zip-Diskette zu retten, musste zunächst ein passender Computer aufgespürt werden – ein Power Macintosh 8100 aus dem Jahr 1994 mit dem Betriebssystem OS 7. Die Datei entpuppte sich als Verzeichnis einer alten Version des Literaturverwaltungsprogramms EndNote.

Die Lektüre lohnt sich sehr; allerdings reißt der Artikel das viel tiefer gehende Problem dennoch nur sehr oberflächlich an – zumal ich mich frage, wie "Betriebssysteme" überhaupt Daten lesen können sollen. Aber über solche Kleinigkeiten sehen wir ja gerne hinweg. Schließlich ist es ein alter Hut, dass alles, was nur digital gespeichert wird, jederzeit auch rückstandslos gelöscht werden kann – dabei ist es völlig egal, ob das absichtlich, versehentlich oder einfach aufgrund zerstörter oder nicht mehr les- oder entschlüsselbarer Datenträger geschieht. Die Entschlüsselung "alter" Daten ist dabei nur ein Randproblem – und jedem, der jemals ein "altes" Buch, vielleicht von vor hundert Jahren, gelesen hat, sollten sofort die roten Alarmglocken im Schädel klingen, denn im Text geht es vornehmlich um Daten, die noch nicht einmal 25 Jahre alt sind und dennoch aufwändig – und im beschriebenen Fall rein zufällig – dennoch "gerettet" werden konnten.

Es ist gar nicht auszudenken, wieviele Informationen, Kunstwerke, wissenschaftliche Daten, Texte, Musikstücke, Briefe etc. durch den ungebremsten Digitalisierungswahn zukünftig unweigerlich verloren gehen werden. Da wird es in fünfzig, hundert, zweihundert oder dreihundert Jahren keine Funde mehr geben können, die in irgendeiner Form mit alten Schriftrollen, Gemälden, Büchern, Fotos, Filmen, Briefen, Partituren oder – ja, sogar das – Karteikarten vergleichbar wären.

Man stelle sich nur einmal vor, die Nazis hätten seinerzeit beispielsweise den bürokratischen Terror des Holocaust in Auschwitz digital dokumentiert und am Ende einfach löschen können – wir wüssten heute, abgesehen von mündlichen Zeugnissen und eventuellen vereinzelten Funden, nichts vom wirklichen Ausmaß der Jahrhundertverbrechen. Dasselbe betrifft sämtliche Bereiche des menschlichen Lebens – Gesellschaft, Politik, Kultur, Kunst, Wissenschaft und sogar den Boulevard. Es ist ein historisches Fiasko gigantischen Ausmaßes, das sich hier unter den Augen aller anbahnt. Und die im Spektrum-Text erwähnte "Datenrettung" ist sogar weniger als ein – zumal sehr teures, also nur ausgewählten Personen verfügbares – Feigenblatt, welches das hässliche Gemächt des kollektiven Vergessens nicht einmal im Ansatz zu verbergen vermag.

Einer der Wissenschaftler, dessen Datenrettungsversuche im Text etwas näher beleuchtet werden, kommt denn auch zu dem naheliegenden Schluss:

"Wenn man Daten erhalten will", so folgert McCarthy, "dann setzt man sich am besten in Bewegung, solange die Leute, die die Daten produziert haben, noch unter uns sind."

Wir leben in einem wahrhaft "modernen", "zukunftsweisenden" Zeitalter, fürwahr. Leider glauben diesen Unsinn die meisten Mitglieder dieser narkotisierten Bevölkerung wohl tatsächlich, während sie über ihre Dumpf-Phones bzw. Staatswanzen wischen. Das stumpfsinnige Vergessen ist offenbar nur ein Feature des Kapitalismus, aber keine zwingende Voraussetzung für die kollektive Verblödung.

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Der Mensch



(Illustration von Matt Mahurin [*1959] aus dem Jahr 1986 [?], unbekannter Verbleib)