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(Chris Hadfield: "Space Oddity", aufgenommen an Bord der "International Space Station", Mai 2013 - Original von David Bowie, 1969)
Anmerkung: Ich bin kurz davor, den finalen Punkt zu setzen. Ich habe keine Lust mehr zu bloggen und will mich auch sonst nicht mehr zu diesem Irrsinn äußern - am liebsten würde ich abhauen und diesem Wahnsinn den Rücken kehren - am allerliebsten an Bord der Enterprise, damit ich mit diesem verkommenen Planeten nichts mehr zu tun habe. Das geht freilich nicht, ich weiß.
Was bleibt als Alternative noch übrig? Mir gehen die Optionen aus. Vielleicht wäre ein baldiges Ableben doch nicht so verkehrt, auch wenn die versammelte Bande der Menschenfeinde dann bestimmt jubeln würde. Meine Gedanken driften jedenfalls immer öfter in diese Richtung. Wenn diese Gesellen den kapitalistischen Alptraum bis zum Exzess treiben wollen, sollen sie das tun, aber bitte ohne mich.
Dagegen sprechen dann kurzfristig solche Begebenheiten wie dieses Video des ISS-Astronauten Chris Hadfield, der uns zeigt, was alles möglich wäre, wenn dieser Planet nicht in der perversen Falle des Kapitalismus gefangen und so übel geknebelt wäre. Das ist Gänsehautfeeling pur - und gleichzeitig ein böser Schlag auf den Kopf, der sich gewaschen hat, denn während der Mann dort im Weltall Videos produziert und der Menschheit zeigt, was alles möglich wäre, befindet sich die Mehrheit der Menschen auch weiterhin in bitterster Armut und es sterben weiterhin alle paar Sekunden massenweise Menschen auf demselben Planeten, weil sie zu wenig zu essen oder zu trinken haben. Was soll man da noch sagen - außer: Das ist die Perfektion der Perversion?
(...) Wieviele [Personen] im Verfahren gegen die Terrorgruppe "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) tatsächlich auf der Anklagebank sitzen müssten, führte Angelika Lex, Anwältin und gewählte bayerische Verfassungsrichterin, auf einer Demonstration in München am 13. April aus: "Es fehlen vollständig die Verfahren gegen Ermittler, gegen Polizeibeamte, gegen Mitarbeiter des Verfassungsschutzes, gegen Präsidenten und Abteilungsleiter von Verfassungsschutzbehörden. Verfahren, die nicht nur wegen Inkompetenz und Untätigkeit, sondern auch wegen aktiver Unterstützung geführt werden müssten (...). Auf diese Anklagebank gehören nicht fünf, sondern 50 oder noch besser 500 Personen."
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Anmerkung: Dieser Prozess gerät immer mehr zur Farce. Es ist mittlerweile ja hinlänglich bekannt, dass Zschäpe und ihre beiden verstorbenen Gesinnungsgenossen alles andere als allein oder gar autonom agiert haben. Das verwobene Netz aus staatlichen und nichtstaatlichen Mitwissern, Unterstützern, Helfern und Verschleierern wird allerdings nirgends ernsthaft thematisiert - die zuständigen Polizeibehörden und Staatsanwaltschaften bleiben trotz aller bekannter konkreter Hinweise ebenso untätig wie die zuständigen PolitikerInnen. Es scheint darauf hinauszulaufen, dass man der Zschäpe einen ausufernden, medienwirksamen (Schau-)Prozess machen und danach allmählich Gras über die Sache wachsen lassen will. Über die Gründe für dieses üble Spiel mag einjede/r eigene Spekulationen anstellen.
Und so etwas schimpft sich in andauernder, ewiger Wiederholung immer wieder "Rechtsstaat", gerne versehen mit dem bedeutungsschwangeren Präfix "freiheitlich-demokratischer". So laut lachen, wie ich es eigentlich tun müsste, kann ich gar nicht - wenn mir denn bei diesem Thema überhaupt zum Lachen zumute wäre. Da bleibt nur noch die temporäre Flucht in den Alkohol:
Man gewöhnt sich daran: Der Krieg wird zum Dauerzustand. Ende der 1990er Jahre mussten die uns Regierenden noch Horror-Geschichten erfinden, um dem deutschen Publikum die Notwendigkeit militärischen Eingreifens gegen die Serben einzureden. Jetzt, beispielsweise im Fall Mali, genügt es schon, die Gegner – das sind diejenigen, gegen die unsere französischen NATO-Partner, die ehemaligen Kolonialherren des Landes, mit deutscher Unterstützung an der Seite einer Putschisten-Armee kämpfen – als 'Islamisten' zu titulieren. Das Publikum weiß schon: Das sind Feinde, gegen die jedes Mittel recht ist. Kaum eine Zeitung, kaum ein Sender interessieren sich noch für Einzelheiten. Die sogenannte öffentliche Meinung, das heißt die veröffentlichte Meinung der Medienkonzerne, nimmt die Normalisierung des Krieges fraglos hin, sie reagiert sogar missmutig, wenn Deutschland an einem Krieg nicht teilnimmt, und fürchtet um 'das internationale Ansehen Deutschlands' (Der Spiegel vom 25.3.13, S. 22).
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Anmerkung: So widerwärtig wie die sich ausweitenden Kriege der neoliberalen Bande, so strunzdämlich ist das "Argument" des angeblich schwindenden "internationalen Ansehens Deutschlands" im Falle einer Nichtteilnahme an einem Krieg, die es - aber das nur am Rande - trotz anders lautender öffentlicher Verkündigungen im vergangenen Jahrzehnt gar nicht gegeben hat. Nicht irgendwelche Kriegsmaßnahmen ruinieren das internationale Ansehen Deutschlands, sondern die radikale, menschenfeindliche Verarmungspolitik der neoliberalen Bande stößt europaweit - und das vollkommen zu Recht - auf einen steigenden Widerstand innerhalb der Bevölkerungen.
Man muss schon in wirklich extrem weit entfernten, hochalbernen Parallelwelten herumspuken, wenn man die Nichtteilnahme an einem widerlichen Krieg zu einem enddebilen Idiotenargument eines "schwindenen internationalen Ansehens" deformiert. Aber sowas wird heute wie selbstverständlich gedruckt und nennt sich auch noch - stets in elitärer Abgrenzung zum dilettantischen Internet - "Qualitätsjournalismus". Da weiß man eben, was man hat - nämlich gequirlten Kot bzw. dümmliche Propaganda.
Derweil erleben wir wieder einmal, wie sich der deutsche Kriegsminister mit schnittiger Bürstenfrisur sogar entblödet, beim Tod eines der zum Zwecke des Mordens in den Krieg geschickten Menschen mit deutschem Pass und deutscher Uniform ausnehmend theatralisch vor die Kameras zu treten und pathetisch sein "aufrichtiges Beileid" und sogar seine "Trauer" zum Tode dieses Gesellen zu verkünden - so als sei es ein bedauernswerter, unvorhersehbarer Unfall, wenn Soldaten im Krieg in fernen Ländern, in denen sie nicht das Geringste zu suchen haben, sterben. Dem ehrenwerten Herrn Dr. de Maizière hätte ich den Inhalt meines Magens entgegenschleudern können, als ich ihn in dieser absurden, lächerlichen Pose den Tod des Soldaten vermarkten sah - zumal er über die Opfer, die dieser Mörder in Uniform und dessen "Kameraden" womöglich auf dem Gewissen haben, selbstverständlich kein Wort verloren hat. Zu beklagen sind in solchen Kriegen für die Kriegsherren stets nur die Toten aus den eigenen Reihen - die ermordeten "Gegner" oder gar die völlig unbeteiligten "Zivilisten", also stets die Mehrheit der Kriegsopfer, interessieren solche Figuren nicht.
Es ist nicht zu leugnen: Die widerliche Bande hat es tatsächlich geschafft, dass der Krieg nun auch wieder für Deutschland, wo er aus gewissen Gründen für einige Zeit eher verpönt war, zur grotesken Normalität zurückgekehrt ist - ein Umstand, der für gutgläubige Menschen wie mich noch vor 30 Jahren völlig unverstellbar gewesen ist. Diese Welt befindet sich weiterhin auf unabsehbare Zeit im Stadium der dunkelsten Barbarei und es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis auch in Europa wieder die Waffen und die Leichenberge Triumphe feiern. Bis dahin morden und brandschatzen sie eben in weiter entfernten Regionen und lassen sich das von der heimischen Medienpropaganda schönfärben und legitimieren - und mit Entsetzen muss ich konstatieren, dass diese unverhohlene Lügerei offensichtlich funktioniert: Die deutschen Schafe bleiben auch im Angesicht der hässlichen, rein ökonomisch begründeten Kriegslüsternheit dieser Verbrecherbande mehrheitlich ruhig.
Ob die Bande es diesmal auch schafft, die Massen wieder in Kriegsbegeisterung zu versetzen? Noch halte ich das für unmöglich - aber ich habe mich ja auch vor 30 Jahren schon einer billigen Illusion hingegeben, über die ich heute nur noch sarkastisch und bitter lachen muss.
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Der Tod im Felde
(Holzstich von Karl Rössing [1897-1987], in "Simplicissimus", Heft 6 vom 06.05.1934)
(Antonín Dvořák [1841-1904]: "Stabat Mater"; Kantate für 4 Solostimmen, Chor und Orchester, Op. 58, 1876/77)
Anmerkung: Zu diesem großartigen Werk gäbe es eine Menge zu sagen, das letzten Endes wahrscheinlich aber nur einige wenige Begeisterungsfähige für solche Musik interessierte, so dass ich mich kurz fasse. Auch wenn es sich mit dieser in der europäischen Musikgeschichte nicht seltenen Vertonung des mittelalterlichen Gedichtes "Stabat mater dolorosa", das den Schmerz der Mutter Jesu anlässlich dessen erfolgter Kreuzigung zum Inhalt hat, um ein traditionell religiöses Werk handelt, liegt die Sache in diesem Fall doch ein wenig anders.
Der Komponist wurde in den Jahren 1875 bis 1877 von einer schier unfasslichen Tragödie heimgesucht, in deren Verlauf innerhalb eines kurzen Zeitraumes seine drei Kinder im Alter von zwei Tagen, elf Monaten und drei Jahren plötzlich verstarben und die seine Frau und ihn zunächst kinderlos zurückließ. Unter dem Eindruck dieses kaum nachfühlbaren Dramas entstand dieses opulente Werk (übersetzt: "Es stand die Mutter schmerzerfüllt"), so dass wir hier wohl weniger die Schmerzen der "Mutter Gottes", sondern vielmehr die unfassliche Trauer des Ehepaares Dvořák über den Tod ihrer Kinder in Töne gegossen anhören.
Ich habe das Werk schon mehrmals in großartigen Interpretationen live erleben dürfen und kann nur versichern, dass ein solches Erlebnis niemals ohne multiple Gänsehäute vonstatten geht. Wer die Partitur zur Musik während des Anhörens verfolgen möchte, kann dies hier tun - ansonsten gilt, wie immer bei solcher hochemotionaler Musik: Die optischen und sonstigen Nebenreize sind möglichst zu minimieren, während die Lautstärke aufs Maximum erhöht werden sollte. Den religiösen Aufhänger des Stückes kann man - nicht nur in diesem Werk - getrost ignorieren, er spielt nämlich einzig die Rolle, dass es ohne ihn für den Komponisten wohl kaum eine Möglichkeit gegeben hätte, das Werk aufführbar zu gestalten.
Gleichzeitig mag dieses Posting auch als ein Kontrapunkt zum vergangenen, zumindest in meinem persönlichen Umfeld einmal mehr allzu peinlich begangenen Muttertag verstanden werden. Rein statistisch betrachtet durften auch am vergangenen Sonntag wieder alle paar Sekunden Mütter und Väter auf dem ganzen Globus den sinnlosen, überflüssigen, vom Kapitalismus und seinen furchtbaren Folgen verursachten Tod eines Kindes beklagen, während in den privilegierten Regionen der Welt, die zunehmend kleiner werden, mit albernen Blumensträußen, Pralinen und ähnlichem Irrsinn von einigen Wenigen Milliarden verdient worden sind, die zusammen bereits so viel Reichtum gehortet haben, dass sie die gesamte Weltbevölkerung damit problemlos und dauerhaft vor eben diesem sinnlosen Sterben bewahren könnten. Das Drama der Dvořáks - und damit der hörbar gemachte Schmerz - wiederholt sich tausendfach jeden Tag aufs Neue auf diesem Planeten - und eine Veränderung dieser andauernden Katastrophe ist nicht einmal ansatzweise absehbar oder auch nur auf der Agenda der Mächtigen. Ganz im Gegenteil: Der Ausbau dieser dauerhaften Menschenvernichtung ist das Programm der Neoliberalen.
Diese Musik ist die Musik unserer Zeit.