Wie glücklich macht eigentlich Arbeit in einer Gesellschaft, deren Betriebssystem auf Konkurrenz, Siege und Niederlagen setzt?
Gott brachte die schweißtreibende Arbeit als Strafe über den Menschen. "Sie ist die wesentliche Voraussetzung für die Selbstverwirklichung der Menschen und für ihre Teilhabe am gesellschaftlichen Leben", erläutert uns dagegen der DGB im Grundsatzprogramm Zukunft der Arbeit. Sollte die Bibel doch Recht haben? Solche paradoxen Befindlichkeiten gegenüber der Arbeit, die dem Geschichtsontologen Karl Marx als "ewige Naturnotwendigkeit" erschien, prägen einen diffusen Begriff jenseits einer eindeutigen positiven oder negativen Besetzung. Arbeit macht das Leben sauer und bietet andererseits hohe Zufriedenheitsgarantien - und sei es nur die einer höheren gesellschaftlichen Achtung gegenüber Menschen ohne Arbeit. (...)
Unerträglich ist nicht das geläufige Lob von Arbeitseifer, Motivation und Selbstverantwortung per se, sondern die flächendeckende Projektion auf eine Wirtschafts- und Arbeitsgesellschaft, die in ihrem Betriebssystem auf Konkurrenz, Siege und Niederlagen gerichtet ist. Westerwelles Welt ist eine Siegerwelt, in der Opfer Betriebsunfälle sind und jene, die behaupten, Opfer zu sein, prima facie auf ihren Simulantenstatus untersucht werden müssten.
Allerdings ist es nicht Westerwelles Privileg, die göttliche Strafe der Arbeit zum heroischen Akt zu stilisieren. "Es gibt kein Recht auf Faulheit in unserer Gesellschaft" erläuterte uns bereits 2001 der pragmatische Sozialdemokrat Gerhard Schröder, seinerzeit noch Bundeskanzler, heute fleißiger Lobbyist. Einige menschliche Charaktereigenschaften schlicht auf gesellschaftliche Strukturen hochzurechnen, ist der übliche politisch naive Einseitigkeitsdiskurs, der nie akzeptiert, dass Arbeitslose, "Loser", Verbrecher und das auch im übrigen sehr heterogene Personal wuchernder Parallelgesellschaften systematisch und notwendig von Verhältnissen gemacht werden, um eben diese Gesellschaft zu reproduzieren. (...)
Stehen wir nicht längst vor einem kompletten Umbau, besser: Umbruch des Wirtschaftssystems und der Arbeitswelt, der konkrete Lebensumstände, Arbeit und Geldkreisläufe entkoppeln muss, um zu erträglicheren Konditionen zu kommen? Vielleicht wäre dann das prekäre "Lohnabstandsgebot" umgekehrt zu interpretieren: Wer arbeitet, bekommt weniger als jene, die darauf verzichten, einen der verbliebenen Arbeitsplätze für sich zu reklamieren. Je glücklicher die Arbeit macht, desto weniger Lohn wird dafür gezahlt.
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Anmerkung: Bis es in Polit-Kreisen angekommen ist, dass eine "Vollbeschäftigung" (womit eine auskömmliche Lohnarbeit für alle arbeitsfähigen Menschen gemeint sein sollte, was in der Politik aber nicht so gemeint ist) in diesem Wirtschafts- und Geldsystem ein hochalberner Popanz ist, der weder erreicht werden kann, noch darf, werden Millionen von Jahren vergehen oder - was wahrscheinlicher ist - Revolten, Revolutionen und Kriege über die Menschen hereinbrechen. - Nach "Glück" fragt die neoliberale Ideologie aber ohnehin nicht - sie setzt voraus, dass die "Elite" (also die Superreichen) schon glücklich ist, wenn sie immer mehr Reichtum anhäufen und darin baden und immer mehr Macht über andere Menschen gewinnen kann. Wie glücklich die übrigen 90% der Menschen sind, interessiert da nicht einmal am Rande. Dem Neoliberalismus folgt der Faschismus auf dem Fuße - das war so, ist so und wird auch weiterhin so sein.
Gott brachte die schweißtreibende Arbeit als Strafe über den Menschen. "Sie ist die wesentliche Voraussetzung für die Selbstverwirklichung der Menschen und für ihre Teilhabe am gesellschaftlichen Leben", erläutert uns dagegen der DGB im Grundsatzprogramm Zukunft der Arbeit. Sollte die Bibel doch Recht haben? Solche paradoxen Befindlichkeiten gegenüber der Arbeit, die dem Geschichtsontologen Karl Marx als "ewige Naturnotwendigkeit" erschien, prägen einen diffusen Begriff jenseits einer eindeutigen positiven oder negativen Besetzung. Arbeit macht das Leben sauer und bietet andererseits hohe Zufriedenheitsgarantien - und sei es nur die einer höheren gesellschaftlichen Achtung gegenüber Menschen ohne Arbeit. (...)
Unerträglich ist nicht das geläufige Lob von Arbeitseifer, Motivation und Selbstverantwortung per se, sondern die flächendeckende Projektion auf eine Wirtschafts- und Arbeitsgesellschaft, die in ihrem Betriebssystem auf Konkurrenz, Siege und Niederlagen gerichtet ist. Westerwelles Welt ist eine Siegerwelt, in der Opfer Betriebsunfälle sind und jene, die behaupten, Opfer zu sein, prima facie auf ihren Simulantenstatus untersucht werden müssten.
Allerdings ist es nicht Westerwelles Privileg, die göttliche Strafe der Arbeit zum heroischen Akt zu stilisieren. "Es gibt kein Recht auf Faulheit in unserer Gesellschaft" erläuterte uns bereits 2001 der pragmatische Sozialdemokrat Gerhard Schröder, seinerzeit noch Bundeskanzler, heute fleißiger Lobbyist. Einige menschliche Charaktereigenschaften schlicht auf gesellschaftliche Strukturen hochzurechnen, ist der übliche politisch naive Einseitigkeitsdiskurs, der nie akzeptiert, dass Arbeitslose, "Loser", Verbrecher und das auch im übrigen sehr heterogene Personal wuchernder Parallelgesellschaften systematisch und notwendig von Verhältnissen gemacht werden, um eben diese Gesellschaft zu reproduzieren. (...)
Stehen wir nicht längst vor einem kompletten Umbau, besser: Umbruch des Wirtschaftssystems und der Arbeitswelt, der konkrete Lebensumstände, Arbeit und Geldkreisläufe entkoppeln muss, um zu erträglicheren Konditionen zu kommen? Vielleicht wäre dann das prekäre "Lohnabstandsgebot" umgekehrt zu interpretieren: Wer arbeitet, bekommt weniger als jene, die darauf verzichten, einen der verbliebenen Arbeitsplätze für sich zu reklamieren. Je glücklicher die Arbeit macht, desto weniger Lohn wird dafür gezahlt.
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Anmerkung: Bis es in Polit-Kreisen angekommen ist, dass eine "Vollbeschäftigung" (womit eine auskömmliche Lohnarbeit für alle arbeitsfähigen Menschen gemeint sein sollte, was in der Politik aber nicht so gemeint ist) in diesem Wirtschafts- und Geldsystem ein hochalberner Popanz ist, der weder erreicht werden kann, noch darf, werden Millionen von Jahren vergehen oder - was wahrscheinlicher ist - Revolten, Revolutionen und Kriege über die Menschen hereinbrechen. - Nach "Glück" fragt die neoliberale Ideologie aber ohnehin nicht - sie setzt voraus, dass die "Elite" (also die Superreichen) schon glücklich ist, wenn sie immer mehr Reichtum anhäufen und darin baden und immer mehr Macht über andere Menschen gewinnen kann. Wie glücklich die übrigen 90% der Menschen sind, interessiert da nicht einmal am Rande. Dem Neoliberalismus folgt der Faschismus auf dem Fuße - das war so, ist so und wird auch weiterhin so sein.