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(Udo Lindenberg & Panik-Orchester: "Grande Finale", aus dem Album "Udopia", 1981)
In sieben Tagen schuf Gott die Welt,
doch sieben Tage sind echt zu knapp.
Am achten Tag fand er das auch,
schmiss sie ins Klo und zog ab.
Er setzt sich wieder auf seinen Thron
und lässt uns hier hängen in der Kanalisation!
Wir müssen's ausbaden, oh Herr,
die einen weniger, die anderen mehr ...
Nun sind wir schon seit Abel und Kain
hier in der Grütze rumgekrochen.
Nun fängt - ja muss das denn wirklich sein? -
die ganze Scheiße auch noch an zu kochen.
Bedrohlich brodelt hier ein See,
unheimlich bruzzelt dort ein AKW ...
Die Angst war lange nicht so groß,
die Raketen stehn auf "Achtung - fertig - los!"
Willkommen zum Grande Finale!
Die Erde geht unter, erfahren wir soeben.
Der Eintritt ist ohne Bezahle,
Sie zahlen hier bloß mit Ihrem Leben!
Der Globus ist 'ne große Bühne
und auch Sie werden hier als Statist engagiert!
Es wird so inszeniert, dass jeder krepiert -
und die Puppen tanzen: "Kein Horror in Sodom und Gomorrha".
Immer lustig und vergnügt,
bis der Arsch im Sarge liegt ...
Am Tage als der Reagan kam
und die Vulkantanzschule übernahm,
rechts herum im Rückwärtsschritt
tanzt man jetzt den Apocalypso, und alle taumeln mit ...
Willkommen zum Grande Finale!
Am 30. Mai ist alles vorbei.
Und die Rüstungsindustriellen
sind in Bombenstimmung auf den Seychellen!
In Moskau saufen sie viel Wodka,
bis sie behämmert sind, und sie wetzen die Sichel.
Es wird so inszeniert, dass jeder krepiert -
und zuerst der deutsche Michel.
"Kein Horror in Sodom und Gomorrha ..."
Immer lustig und vergnügt,
bis der Arsch im Sarge liegt ...
Wie schön der Neutronenbomber fliegt,
bis der Arsch im Sarge liegt ...
Wie aromatisch Giftgas riecht,
bis der Arsch im Sarge liegt ...
Es gibt 'ne Zeitung, die niemals lügt,
bis der Arsch im Sarge liegt ...
In Gorleben sich ein Bohrer verbiegt,
bis der Arsch im Sarge liegt ...
Ein Ölscheich einen Goldrausch kriegt,
bis der Arsch im Sarge liegt ...
Der Krisenstab sich im Bunker verkriecht,
bis der Arsch im Sarge liegt ...
und der Pfaffe, wie immer, seinen Segen gibt ...
Bis der Arsch im Sarge liegt.
Anmerkung: Welcher Song wäre passender für den 21.12.2012 als dieser? ;-) Abgesehen vom albernen Weltuntergangs-Hype an diesem Tag müsste Lindenberg - wenn er heute noch immer so wach und kritisch wäre wie 1981 - extrem bestürzt sein, da seine schlimmsten Befürchtungen von vor über 30 Jahren heute noch weit übertroffen werden. Der "Apocalypso" - "rechts herum im Rückwärtsschritt" - ist längst der Standardtanz auf nahezu jeder politischen Bühne dieser Welt.
Wohlan denn, lasst uns tanzen - gemäß dem neoliberalen Katastrophen-Credo: "Nach uns die Sintflut".
Auch die deutschen "Spitzenpolitiker" [haben] die Wiederwahl Obamas zum US-Präsidenten einhellig "begrüßt", meldete die hiesige Medien-Mafia im Gleichlaut. "Der Bundespräsident hat ...", "die Bundeskanzlerin hat ...“ Beide waren, selbstredend, "... unter den ersten, die telegrafisch gratulierten ..." – Es folgten in diesen Hofnachrichten jeweils ein bis zwei tragende Sätze, entnommen den Ergebenheitsadressen unseres Berliner Spitzenpersonals. Mit Floskeln wie "... langjährige Freundschaft", "... Menschenrechte und Demokratie", "unverbrüchlich zur Seite" oder "Grundlage gleicher Werte". Kein TV-Sender und nur wenige Zeitungen brachten diese Texte ungekürzt. Was schade war, denn sie lassen tief blicken.
Nach diplomatischer Gepflogenheit gratulieren sich Träger politischer Ämter gegenseitig zur Wahl resp. Wiederwahl. Der Schreibstil zeigt, ob der Absender höflich einer Pflichtübung nachkam, ob er sich selbst als fast gleichrangigen Kumpan des Jubilars empfindet oder nur einmal mehr seine Lakaienrolle spielt und Verbalschleim absondert. Nachfolgend in Gänze, was einige unsere Berliner Repräsentanten Herrn Obama öffentlichkeitswirksam übermitteln zu müssen glaubten. Ich erlaube mir jeweils am Schluss Antworten an die Autoren.
(Weiterlesen)
Anmerkung: Volker Bräutigam dreht wieder voll auf: Seine sprachlichen Analysen treffen wie fast immer des Pudels Kern und lassen an Deutlichkeit keine Wünsche offen. Ich kann es mir nicht verkneifen, seine Erwiderung an den Bundes-Gauckler, der mit einer besonders schleimigen "Glückwunschbotschaft" an Obama aufgefallen war, hier zu wiederholen:
"Werter Präsident Gauck, dass Pfaffen einst Kanonen segneten, ist bekannt; die Kanoniere zu segnen ist nur eine modernere Variante. Dass Sie als Expfaffe und nunmehriger Bundespräsident auf Traditionslinie bleiben, darf niemanden überraschen. Sie leisten Fürbitte beim Allerhöchsten für einen Schreibtisch-Massenmörder, und Ihr lieber Gott wird, wie wir ihn kennen, dafür ein offenes Ohr haben. Deutschland und die USA seien 'Partner gleicher Werte', schrieben Sie, da hätte man nur gern gewusst, ob Sie die in Euro oder die in Dollar meinen. Der Wert der vielen Drohnen-Volltreffer aufgrund wöchentlicher Mordbefehle des US-Präsidenten müsste ebenfalls noch definiert werden. Wobei die mindestens 182 Kinder, die dabei bisher kollateral zu Tode kamen, den Wert nicht unbedingt mindern. Werter Herr Präsident der Bundesrepublik Deutschland, der Sie bereit sind, mit solch einem Widerling '... die globalen Herausforderungen und Bedrohungen für Freiheit, Frieden, Wohlstand' anzunehmen: Nach Abgabe dieser Devotionalie dürfen Sie sich rückwärts schreitend entfernen. Bleiben Sie im Bückling, zumindest, bis Sie außer Sichtweite sind. Demutshaltung zeichnet den Theologen aus."
Treffer - versenkt. Dieser Text hätte als Leitartikel in der Süddeutschen oder in der Zeit stehen müssen. Von einer solchen Wahrhaftigkeit ist die Mainstream-Journaille in Deutschland aber weiter entfernt als vom Uranus.
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Feudalismus
(Zeichnung von Carl Olof Petersen [1880-1939], in "Simplicissimus", Heft 12 vom 16.06.1924)
"Die Frage ist nicht mehr, ob der Zusammenbruch kommt - sondern wie wir danach leben werden", meint Johannes Heimrath. Sein Buch "Die Post-Kollaps-Gesellschaft" dreht sich deshalb ganz um die Frage, wie eine Welt nach dem Zusammenbruch aussehen könnte und welche Weichen wir jetzt stellen können und sollten. (...)
Mit durchdringendem Blick benennt Heimrath auf diesem Weg auch viele der vermeintlich nachhaltigen und fortschrittlichen Ideen, wie etwa das Bedingungslose Grundeinkommen oder einen New Green Deal oder ein neues Wirtschaftssystem, als ein bloß illusionäres "Weiter-so" mit leicht anderem Anstrich (...). (...)
Dass der Kollaps also kommt, steht für Heimrath fest. Wie das geschieht und was dann passiert allerdings nicht. Er entwirft drei Szenarien, die weniger prophetisch als vielmehr modellhaft zu verstehen sind:
1. Schrecken ohne Ende
Die Krise beschleunigt sich und durch ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren kommt es zu einem raschen Totalzusammenbruch. Es gibt keine öffentliche Ordnung und keine Zivilgesellschaft mehr. Reiche Eliten sichern sich mit Privatarmeen auf High-Tech-Inseln ihr eigenes Überleben und errichten faschistische Privatstaaten mit striktem Militarismus.
Wahrscheinlichkeit: 85 Prozent
2. Langsames Siechtum
Die Eliten sichern sich die Ressourcen, fusionieren mit den Staaten und sorgen in den ehemaligen Industrieländern für einen ökologisch vertretbaren Mindestlebensstandart. Die Dritte Welt wird fallengelassen, die reichen Nationen schotten sich militärisch ab. Mit grünen Technologien und einem Grundeinkommen tritt die westliche Welt in eine Art Öko-Diktatur ein.
Wahrscheinlichkeit: 14 Prozent
3. Eine enkeltaugliche Welt entsteht
Der Kollaps führt zu einem Umdenken, die Ideen und Träume von einer lebensfördernden Welt werden von einer kritischen Masse aufgenommen und setzen sich durch. Aus den Keimzellen der Graswurzelbewegungen der letzten 40 Jahre entsteht das neue Gesellschaftsmodell der "Commonie".
Wahrscheinlichkeit: 1 Prozent
(Weiterlesen)
Anmerkung: Ich kann und will das in Rede stehende Buch von Johannes Heimrath nicht bewerten, da ich es nicht gelesen habe. Auch die eher mit Vorsicht zu genießende Quelle dieser Buchvorstellung (www.sein.de) will ich nicht bewerben. Den verlinkten Text allerdings halte ich für durchaus lesenswert, da er in ungewohnt offener und unaufgeregter Form Themen anspricht, die unsere Propagandamedien nicht einmal mit der Kneifzange anfassen, obwohl es sich um sehr drängende Fragen handelt.
Ich teile insbesondere die Einschätzungen des Buchautors bezüglich der unserer Gesellschaft bevorstehenden Szenarien und deren Wahrscheinlichkeit. Allerdings würde ich nie so weit gehen, die westlichen Gesellschaften als "Zivilisation" zu bezeichnen - denn was soll "zivilisiert" daran sein, wenn eine Minderheit der Menschheit sich überquellenden Luxus gönnt, während der große Rest in Elend, Armut und Not vor sich hin vegetiert? An dieser Situation hat sich seit vielen hundert Jahren nichts Grundlegendes verändert, und auch in den westlichen Staaten sind Zwangsverarmung, totale Ausbeutung und Überwachung, Faschismus und Militarismus längst wieder auf dem Vormarsch. Die westliche Welt war nie wirklich zivilisiert und befindet sich in einem rasanten Prozess der weiteren Dezivilisation.
"Eigentlich" sehnen sich doch fast alle Menschen nach der genannten "enkeltauglichen Welt", die ich allerdings nicht mit einem blöden Neologismus wie "Commonie" belegen möchte. Dass wir sie dennoch mit 99prozentiger Wahrscheinlichkeit nicht erleben werden, ist eine Folge dieses verfluchten Systems - und ein Spiegel, in dem wir die Manipulierbarkeit und Dummheit der Menschen und die Perfidie der selbsternannten "Elite" klar erkennen.
Und unsere liebe Neoliberale Einheitspartei (NED) sorgt brav und kapitaltreu dafür, dass sich daran auch ja nichts ändert. In Krisen- und Endzeiten wird das offenbar regelmäßig deutlich:
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Die Blutsauger
"Alles geht vorzüglich. Sogar die Parteiunterschiede verschwinden mehr und mehr."
(Zeichnung von Thomas Theodor Heine [1867-1948], in "Simplicissimus", Heft 49 vom 02.03.1925)
(Pink Floyd: "Your Possible Pasts", aus dem Album "The Final Cut", 1983)
They flutter behind you, your possible pasts,
Some bright-eyed and crazy, some frightened and lost.
A warning to anyone still in command
Of their possible future to take care.
In derelict sidings the poppies entwine
With cattle trucks lying in wait for the next time.
Do you remember me? How we used to be?
Do you think we should be closer?
She stood in the doorway, the ghost of a smile,
Haunting her face like a cheap hotel sign.
Her cold eyes imploring the men in their macs,
For the gold in their bags or the knives in their backs.
Stepping up boldly - one put out his hand -
He said: "I was just a child then, now I'm only a man."
Do you remember me? How we used to be?
Do you think we should be closer?
By the cold and religious we were taken in hand,
Shown how to feel good and told to feel bad.
Tongue-tied and terrified we learned how to pray,
Now our feelings run deep and cold as the clay.
And strung out behind us the banners and flags
Of our possible pasts lie in tatters and rags.
Do you remember me? How we used to be?
Do you think we should be closer?
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Anmerkung: Leider habe ich diesen Song im Original nirgends werbefrei gefunden - ertragt und ignoriert den Spot am Anfang oder klickt nicht auf das Video - zumal die Soundqualität auch sehr bescheiden ist. Eine halbwegs gelungene Coverversion von der Band Anathema gibt es hier.
Ein wichtiger Song ist es dennoch - auch wenn sich der Sinn vielleicht nicht jeder oder jedem beim ersten Hören erschließt. Für diejenigen, die nicht so gut Englisch verstehen, sei daher angemerkt, dass mit den "cattle trucks" schlicht Viehwaggons gemeint sind, die auf "das nächste Mal" warten und die man im Hintergrund des Original-Songs auch hören kann, wenn man die Lautstärke aufdreht - das Lied ist eine einzige eindringliche Warnung davor, auch in Zukunft wieder in denselben faschistischen Horrorstrudeln zu versinken, die die Menschheit bereits erleiden musste.
Die wichtigste Botschaft des Songwriters Roger Waters ist meines Erachtens wohl diese: "A warning to anyone still in command of their possible future to take care." ("Eine Warnung an alle, die noch an der Macht sind, sich um die mögliche Zukunft zu sorgen/kümmern.") Ein Seitenhieb auf die "Kalten und Religiösen" ("the cold and religious"), die das natürlich zu verhindern suchen und ganz andere, nämlich menschenfeindliche Ziele verfolgen, darf in diesem Zusammenhang selbstverständlich nicht fehlen. Erhellender ist da schon die Tatsache, dass in dieser Strophe zwei Zeilen vermisst werden, die erst viele Jahre nach der Erstveröffentlichung zurück in den Song gefunden haben - auch in der verlinkten Originalversion sind sie nicht vorhanden: "Tongue-tied and terrified we learned how to pray, now our feelings run deep and cold as the clay."
Der Song ist fast 30 Jahre alt. Heute geht es längst nicht mehr um das Ob, sondern wieder einmal nur noch um das Ausmaß der Menschenfeindlichkeit, das unsere westlichen Gesellschaften an den Tag legen. Deutschland ist da mal wieder unter den "Besten" - und die Grenze nach unten ist weiter offen wie ein verfaulendes Scheunentor.
("The Knives in their Backs")
Hundertmal hab' ich gepocht.
Kein Pförtlein knarrte.
Nirgends ein brennender Docht,
der meiner harrte.
Nirgends ein Herz, eine Hand,
mich zu begaben ...
Baum, du am Straßenrand,
willst du mich haben?
Bist ja wie ich so allein.
Kannst mit mir prangen,
wenn ich im Morgenschein
an dir werde hangen.
(Dr. Owlglaß alias Ratatöskr alias Hans Erich Blaich [1873-1945], in "Simplicissimus", Heft 38 vom 21.12.1931)
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Rohstoffmangel
"Würden Sie gestatten, dass ich nach Ihnen den Strick benütze?"
(Zeichnung von Erich Schilling [1885-1945], in "Simplicissimus", Heft 19 vom 04.08.1920)