Freitag, 13. September 2013

Song des Tages: Loser




(Ayreon: "Loser (Day 16)", aus dem Album "The Human Equation", 2004)

[Father:]
Look at you, lying there, defenceless and alone
See, I am no fool, I always knew you wouldn't make it on your own
'Cause you're just like your mother, well, where is she now?
You'll end up like her soon, six feet underground -
- Loser!

I came here to watch you bleed, oh how I love to gloat
If you had any balls at all, you'd grab me by the throat
You don't even look like me, ha! Not even close!
You're an aberration, some freak, I suppose -
- Loser!

I had my fun, I'm going back to the place I don't call home
There's no-one there who waits for me, but you won't hear me moan
My ex-wives all sue me, and with half my kids in jail
I'll still come out laughing, 'cause me, I never fail! -
- Loser!

[Rage:]
NEVER! NEVER! NEVER! NEVER! NEVER! NEVER!
Killing it from afar, go tell it in a bar
You're killing it from afar - my father!



Anmerkung: Das ist der barbarische Kaptalismus in seiner Reinform - hier betrachten wir den Verlierer, der nicht nur blöd in die Röhre guckt und aus rein egoistischen Motiven einer kleinen Minderheit um seine Zukunft gebracht wird, sondern der vom widerlichen Gewinner auch noch wild und andauernd verhöhnt und verlacht wird. Ein wunderbar treffendes Bild für einen Großteil der deutschen Gesellschaft des Jahres 2013. Der Faschismus ist uns so nahe wie selten zuvor seit 1945.

Mittwoch, 11. September 2013

Der Siegeszug der Zombies, oder: das Zombieversum


Haben Sie sich schon einmal über Zombies Gedanken gemacht? Nein? Nun – dann wird es aber Zeit. Sie sind überall: im Kino, in der Literatur, im Musikvideo, im Zeichentrickfilm für Kinder, als Banken sogar in den Medien und an Halloween sogar auf deutschen Straßen. Aber: was soll das? Zombies sind noch nicht mal Märchenfiguren, sie sind ein Kunstprodukt von George A. Romero und haben mit den Gestalten, die das Wort ursprünglich im haitianischen Kulturraum beschrieb, so gar nichts zu tun. Wir können stolz auf diese Zombies sein: mit ihnen haben wir eine eigene, mythologische Figur geschaffen: anders als unsere Superhelden, die Kopien der alten Götterwesen darstellen, haben wir etwas Neues in die Welt gebracht, etwas, das unserer Kultur angemessen ist. Wir kennen solche Schöpfungen aus der Geschichte: Graf Dracula ist so eine. Auch ein lebender Toter, aber von anderer Qualität.

(Weiterlesen - mit herzlichem Dank an M. für den Hinweis)

Anmerkung: Auch wenn hier jemand schreibt, der sich mit dem "Zombie-Phänomen" nicht so richtig auszukennen scheint, ist dennoch ein sehr lesenswerter Text entstanden, der viele richtige und wichtige Aspekte beinhaltet. Es bleibt allerdings dabei, dass der Kapitalismus Menschen systembedingt unweigerlich zu Zombies macht, die andere Menschen fressen und infizieren müssen, um überhaupt überlebensfähig zu sein. Das ist das simple Credo des Kapitalismus, das gerne mit idiotischen Begriffen wie "Wettbewerb" oder "Konkurrenz" verschleiert wird.

Zombies bemerken nicht, dass sie selbst die Krankheit sind und sie gleichzeitig verbreiten - auch in dieser Hinsicht ist diese Figur eine perfekte Metapher für die Mehrheit der bewusstlosen Menschen dieses Zeitalters. Sie konsumieren einfach und suchen ihre persönlichen Vorteile - auch wenn das gruseligste Folgen hat und millionenfach andere Menschen nicht nur in die Armut, sondern in den Tod stürzt. Der Zombie ist die kulturell folgerichtigste Figur, die der Kapitalismus überhaupt hervorbringen kann - er ist sozusagen die Essenz des Kapitalismus.

Wir alle wollen keine Zombies sein - und weisen entsprechende Unterstellungen natürlich vehement und erbost zurück. Und dennoch sind wir nichts anderes, wenn wir an diesem Wirtschafts- und Gesellschaftssystem teilnehmen. Wir können uns aufregen über die hirnlosen Vollpfosten, die zum Fußball rennen, CDU wählen, in der Bank arbeiten oder anderen hirnzersetzenden Tätigkeiten nachgehen, aber nichts unterscheidet unser erbärmliches Leben von diesem Leben der Kapitalisten - bis auf den Umstand, dass wir meistens knapp bei Kasse sind. Und solange wir in diesem perversen System gefangen sind, wird sich daran auch nichts ändern und wir bleiben in unserer - wenn auch gerne gemäßigten - Hatz nach dem Geld im Zombieversum gefangen.

Der Zombie ist der perfekte und ersehnte (um nicht zu sagen: über Jahrzehnte herbeidressierte) Insasse des Kapitalismus - es liegt einmal mehr an uns zu entscheiden, ob wir Zombies oder doch lieber Menschen sein wollen. Das nämlich ist der signifikanteste Unterschied zur filmischen Kunstfigur: Wir haben tatsächlich die Wahl, ob wir schlurfende, gehirnlose Menschenfresser sein wollen, die sich gemäß dem Diktat der allmächtigen Konzerne, also nach dem Willen der "Elite", bewegen, oder ob wir diesem Irrsinn endlich, endlich die rote, finale Karte zeigen.

Die überwältigend Mehrheit der Menschen auf diesem Planeten - wenn man den aktuellen Propagandamedien glauben will - hat sich für das schlurfende, unbewusste, dumpfe Zombiedasein entschieden. Und nichts, wirklich gar nichts, deutet darauf hin, dass diese Zombiekalypse aufgehalten werden könnte. Der Faschismus - denn auch den illustriert das Zombie-Bild aufs Deutlichste - ist einmal mehr auf seinem furchtbaren Weg.


("Land of the Dead" von George A. Romero)