Samstag, 18. Februar 2012

Song des Tages: Greed




Vain inside, and forced to lie, on the edge of the world, now you stand so proud and grow
the sensation of the fortune on you, won't help you to grow stronger, but to grow all your wealth, not your heart

So hate me when you want
Join with the spite of luck
Thus do I die and gather day by day your own greed lies

You spent time to get rich
You spent your life alone
Thus do I die and gather day by day your own greed lies

I'm filling my moods with my rage for your overwhelming wins
you have all, you've always won

So are you to my thoughts
As flies swallow in mud
You win the ticket, the million dollar you love

You'd hate me now
My hands won't hold up your ass

Breed in greed, and lie again, 'till the end of your world, 'till the soil brings up your corpse
in the end of time, you will rise, facing a world you'll never know, 'cause you're dead to my eyes, a waste of time

I know that you've got friends
But they stab in your back
You'll realize this when you'll lie down dead on your rich ground

I've asked your help sometimes,
You turned your back with lies,
But all you've wanted was to keep your treasures safe from men

I'm filling my moods with my rage for your overwhelming wins
you have all, you've always won
I'm the only you closed out at the door of your life... you forget me

So are you to my thoughts
As flies wallow in mud
You win the ticket, the million dollars you love

You'd hate me now
My hands won't hold up your ass

Please drink from
my potion
I'll help you, my dear
This potion
Will stick you
Then you will be free

Oh, for my sake do you with Fortune chide,
The guilty goddess of my harmful deeds,
That did not better provide ...
I'll pity you then, dear friend,
My pity is enough to cure you

Please drink from
my potion
I'll help you, my dear
This potion
Will stick you
Then you will be free

Whilst, like a willing patient, you will drink
potions of eisel 'gainst your strong infection;
I'll pity you then, dear friend,
My pity is enough to cure you.
This is for you

Vain inside, and forced to lie, on the edge of the world, now you stand so proud and grow
the sensation of the fortune on you, won't help you to grow stronger, but to grow all your wealth, now you're dead, buried alive.

(Tystnaden: "Greed", aus dem Album "In Our Eye" [2008])

Gossenpresse heute und damals: Hetzen, spalten, ablenken

Heute (2012):

Richard Peppiatt: "Mit Journalismus nichts mehr zu tun" / Der britische Journalist Richard Peppiatt kündigte seinen Job beim "Daily Star", weil er die Praktiken seines Arbeitgebers nicht weiter verantworten wollte. Mit der "Presse" sprach er über seine Erfahrungen. (...)

Der "Daily Star" brachte schon länger islamophobe Geschichten. Aber im Februar brachte ein Kollege von mir einen Text über die EDL (Anm.: English Defence League, eine rechtsextreme politische Gruppe, die u.a. den Koran verbieten will), die angeblich eine politische Partei werden wollte. Politisch war der Artikel völlig unkritisch und vor allem entsprach er nicht den Tatsachen: Auf Telefonanfrage hatte der EDL-Vorsitzende gesagt, im Moment sei das kein Thema. Aus dem "im Moment nicht" wurde ein Aufmacher: "Bald ist die EDL eine Partei". Das hatte mit der Wahrheit nichts zu tun, aber der EDL gab es Auftrieb. Mein Kollege musste die Story so schreiben, auf Anweisung von oben. Das brachte für mich das Fass zum Überlaufen.

(Weiterlesen)

Damals (1929):

Revolverpresse



(Holzschnitt von Karl Rössing, in "Simplicissimus", Heft 20 vom 12.08.1929)

Anmerkung: Wer vermutet hat, dass die BLÖD-"Zeitung" und ähnliche Presseerzeugnisse ein Phänomen der Neuzeit seit den 60er oder 70er Jahren des letzten Jahrhunderts sind, wird hier eines Besseren belehrt. Auch 1929 (und freilich auch schon weit früher) gehörte dieses Instrument der Manipulation, Verdummung, Desinformation, gesellschaftlichen Spaltung und Ablenkung zum alltäglichen Wahnsinn des Kapitalismus.

Das oben genannte aktuelle Beispiel bezüglich des "Daily Star" steht hier nur stellvertretend für eine Vielzahl vergleichbarer Fischeinwickelblätter, Internetseiten und Fernsehsender, die allesamt nach den altbewährten Prinzipien arbeiten. Auch die schon 1929 karikierte Rubrik "Sport" öffnet uns die Augen.

Die allgemeine Tendenz dieser Gossenerzeugnisse ist stets stark rechtslastig, da die Urheber sich per definitionem der Kapitalseite verpflichtet fühlen bzw. von dieser bezahlt und eingesetzt werden. Es sollte uns aber sehr hellhörig machen, dass diese Rechtslastigkeit in der letzten Zeit wieder in unkaschierten und zunehmenden Rechtsextremismus ausgeartet ist. Die oben verlinkte Geschichte ist nur ein Beispiel von so vielen - ein Blick in die BLÖD-"Zeitung" beispielsweise zu den Themen Griechenland, Hartz IV oder Islam reicht aus, um gleich massenhaft faschistische Tendenzen zu erkennen - analog zu den fast identischen Hetzthemen der Zeit der Weimarer Republik: Frankreich, Arbeitslose, das Judentum.

Einmal mehr stelle ich fest: Es ist alles beim Alten.

Donnerstag, 16. Februar 2012

Song des Tages: Was in der Zeitung steht

Zum Anhören dieses Songs bitte diese Seite aufrufen, etwas herunterscrollen und auf das kleine blaue Play-Symbol rechts neben dem Titel 15 ("Was in der Zeitung steht") klicken.

***


Wie jeden Morgen war er pünktlich dran,
Seine Kollegen sah'n ihn fragend an:
"Sag mal, hast du noch nicht geseh'n, was in der Zeitung steht?"
Er schloss die Türe hinter sich,
Hängte Hut und Mantel in den Schrank, fein säuberlich,
Setzte sich: "Na, woll'n wir erst mal seh'n, was in der Zeitung steht!"
Und da stand es fett auf Seite zwei:
"Finanzskandal!", sein Bild dabei
Und die Schlagzeile: "Wie lang das wohl so weitergeht?!"
Er las den Text, und ihm war sofort klar:
Eine Verwechslung, nein, da war kein Wort von wahr,
Aber wie kann etwas erlogen sein, was in der Zeitung steht?

Er starrte auf das Blatt, das vor ihm lag,
Es traf ihn wie ein heimtückischer Schlag,
Wie ist es möglich, dass so etwas in der Zeitung steht?
Das Zimmer ringsherum begann sich zu dreh'n,
Die Zeilen konnte er nur noch verschwommen seh'n,
Wie wehrt man sich nur gegen das, was in der Zeitung steht?
Die Kollegen sagten, "Stell dich einfach stur!"
Er taumelte zu seinem Chef über den Flur:
"Aber selbstverständlich, dass jeder hier zu Ihnen steht!
Ich glaub', das beste ist, Sie spannen erst mal aus,
Ein paar Tage Urlaub, bleiben Sie zu Haus,
Sie wissen ja, die Leute glauben gleich alles, nur weil's in der Zeitung steht.“

Er holte Hut und Mantel, wankte aus dem Raum,
Nein, das war Wirklichkeit, das war kein böser Traum,
Wer denkt sich sowas aus, wie das, was in der Zeitung steht?
Er rief den Fahrstuhl, stieg ein und gleich wieder aus,
Nein, er ging doch wohl besser durch das Treppenhaus,
Da würd' ihn keiner sehn, der wüsste, was in der Zeitung steht!
Er würde durch die Tiefgarage geh'n,
Er war zu Fuß, der Pförtner würde ihn nicht seh'n,
Der wusste immer ganz genau, was in der Zeitung steht.
Er stolperte die Wagenauffahrt rauf,
Sah den Rücken des Pförtners, das Tor war auf,
Das klebt wie Pech an dir, das wirst du nie mehr los, was in der Zeitung steht.

Er eilte zur U-Bahn-Station,
Jetzt wüssten es die Nachbarn schon,
Jetzt war's im ganzen Ort herum, was in der Zeitung steht.
Solange die Kinder in der Schule war'n,
Solange würden sie es vielleicht nicht erfahr'n,
Aber irgendwer hat ihnen längst erzählt, was in der Zeitung steht.
Er wich den Leuten auf dem Bahnsteig aus, ihm schien
Die Blicke aller richteten sich nur auf ihn,
Der Mann im Kiosk da, der wusste Wort für Wort, was in der Zeitung steht.
Wie eine Welle war's, die über ihm zusammenschlug,
Wie die Erlösung kam der Vorortzug!
Du wirst nie mehr ganz frei, das hängt dir ewig an, was in der Zeitung steht.

"Was woll'n Sie eigentlich?" fragte der Redakteur,
"Verantwortung, Mann, wenn ich das schon hör'!
Die Leute müssen halt nicht alles glauben, nur weil's in der Zeitung steht!
Na schön, so 'ne Verwechslung kann schon mal passier'n,
Da kannst du auch noch so sorgfältig recherchier'n,
Mann, was glauben Sie, was Tag für Tag für'n Unfug in der Zeitung steht!"
"Ja", sagte der Chef vom Dienst, "das ist wirklich zu dumm!
Aber ehrlich, man bringt sich doch nicht gleich um,
Nur weil mal aus Verseh'n was in der Zeitung steht."
Die Gegendarstellung erschien am Abend schon -
Fünf Zeilen, mit dem Bedauern der Redaktion,
Aber Hand aufs Herz: Wer liest, was so klein in der Zeitung steht?

(Reinhard Mey: "Was in der Zeitung steht", aus dem Album "Die Zwölfte", 1985)

Propaganda und Medienverdummung heute und damals

Heute (2012):

Auf der Webseite des WDR fand sich am 08.02.2012 in der Rubrik "Tagesschau" die folgende Ansammlung von Meldungen:


(Screenshot wdr.de)


Selbstverständlich wurden die Zusammenhänge, die diese Meldungen miteinander verbinden, nirgends auf der Seite dargelegt oder auch nur am Rande erwähnt. Die öffentlich-rechtlichen "Qualitätsmedien" reihen sich nahtlos ein in die Riege der Propagandamäuler.

Dazu passt auch wunderbar dieser propagandistische Text aus dem neoliberalen Kampfblatt Der Spiegel:

"Während die Regierungen in der Krise jeden Cent zusammenkratzen, haben die Deutschen ein riesiges Vermögen angehäuft. Abzüglich ihrer eigenen Verbindlichkeiten besitzen sie rund 8,5 Billionen Euro. Genug Geld, um die Schulden aller Euro-Länder komplett abzubezahlen."

So so - "die Deutschen" sind also steinreich - vielen Dank, lieber Spiegel - ohne diesen netten Hinweis wäre mir mein unsäglicher Reichtum und der meiner Nachbarn, Freunde und Verwandten gar nicht aufgefallen - ganz zu schweigen der aller anderer Menschen, die man täglich sieht und trifft. - Auch hier finden wir nicht den Hauch einer tatsächlichen, sinnvollen Information, beispielsweise über den stetig wachsenden Superreichtum bei gleichzeitiger Verarmung aller anderen Menschen oder über die massiven Geldgeschenke an Superreiche aus den letzten Jahrzehnten.

Damals (1932):


"Was nützt das Uniformverbot, wenn die Köpfe weiter in Uniform bleiben?"

(Zeichnung von Erich Schilling, in "Simplicissimus", Heft 40 v. 04.01.1932)

Dienstag, 14. Februar 2012

Wem gehört die EU?

Die Frage, wem die EU gehört, kann und muss auf verschiedenen Ebenen beantwortet werden. Zunächst einmal, und das entspricht dem gegenwärtigen Stand des Eindringens in diese Problematik, geht es um die Frage der Vermögenskonzentrationen, seit der europäische Integrationsprozess so richtig in Gang gekommen ist. Die Reichen sind immer reicher geworden und dafür gibt es eine Fülle von empirischen und statistischen Indizes, auch wenn sie bislang in keiner Weise zureichend systematisch erschlossen und analysiert worden sind und auch wenn hinsichtlich der Frage, was Eigentum – und sogar Geld - unter den heutigen Bedingungen ist, Klärung aussteht.

Zweitens geht es um das klassentheoretische Problem, also um die Frage, ob sich in Europa eine (neue) herrschende Klasse auf der Grundlage dieser Akkumulationsprozesse herausbildet. Hier finden sich die unterschiedlichsten Erklärungsansätze und noch bei weitem kein Konsensus unter den kapitalismuskritischen Beobachtern – und vornehmlich in diesem Milieu wollen wir uns im Folgenden bewegen.

Drittens schließlich geht es um eine epochen- oder formationsspezifische Bestimmung dieses historisch einmaligen Akkumulationsprozesses. Wir werden versuchsweise (3.6.) von einer kapitalismusbasierten High-Tech-Refeudalisierung Europas sprechen, in deren Kern sich eine "transkapitalistische" Konzentration von Geldmacht durch Privatisierung (wealth condensation) vollzieht. (...)

In diesem "Geldmachtapparat" genannten Netzwerk beginnen sich verschiedene, per se höchst interessante Gruppen heimisch zu machen: teils in Gestalt eines über Generationen vererbten Reichtums, teils in Gestalt alten oder neuen europäischen Adels, teils in Gestalt eines mithilfe technischer, finanzpolitischer oder marketingmäßiger Innovationen zusammengerafften Neureichtums, teils in Gestalt eines durch korrupte Privatisierungspraktiken erzeugten Oligarchentums, teils in Gestalt von Mafia-Milliardären.

(Weiterlesen - pdf-Version - English Version)

Anmerkung: Diese Studie des Soziologie-Professors Hans-Jürgen Krysmanski von der Universität Münster ist zwar schon einige Jahre alt (2006/07), bietet aber dennoch wichtige und grundlegende Erkenntnisse und Informationen, die zum Verständnis der gegenwärtigen Lage und Ereignisse in Europa erheblich beitragen.

Die Lektüre sei jedem, der die Zeit aufbringen kann, wärmstens empfohlen. Krysmanski kommt zu dem wenig hoffnungsfrohen Schluss:

"Die Geldeliten verselbständigen sich, beginnen im wahrsten Sinne des Wortes in dieser Winner Takes All-Gesellschaft auf eigene Faust zu operieren. Die Dinge entwickeln sich dramatisch. Klimawandel und Ressourcenprobleme deuten auf ein kommendes globales Szenario nackter Überlebenskämpfe. Und für eine solche Rette-sich-wer-kann-Welt glauben sich die Geldeliten - souveräne, wohlgeschützte Eigner des Besten, was diese Welt zu bieten hat - gut gerüstet. Was für eine Illusion."

Dem möchte ich entgegenhalten: Für so illusorisch halte ich die Vorstellung des elitären Gesindels nicht, auch nach der nächsten Totalkatastrophe wieder zu den Gewinnern und Machthabern zu zählen. Nach dem letzten großen - und bis dato größten - Knall zwischen 1933 und 1945 hat das ja auch wunderbar funktioniert und die kapitalistische Alptraumwelt wurde von Neuem installiert und gehegt und gepflegt bis zum neuerlichen Crash, vor dem wir jetzt stehen. Ich befürchte, dass sowohl die abartig dumme Leidensfähigkeit der Menschen, als auch die Strapazierfähigkeit der planetaren Natur noch längst nicht ihr Ende gefunden haben - auch wenn die katastrophalen Konsequenzen der Ausbeutung immer schrecklicher werden.

Dennoch wird das Pack nicht innehalten - Luxus, Macht und elitäres Denken sind viel zu tief verwurzelt und zu verlockend, als dass ein Haufen von Egoisten und Eigennutzmehrern darüber hinaus denken könnte. Und die gegenwärtigen und zukünftigen Proteste gegen diese "Elite" müssen allein schon daran scheitern, dass sie größtenteils nur "diffus" sind - denn die große Mehrheit der unterdrückten und ausgebeuteten Menschen ist vollkommen ahnungslos bezüglich der wirklichen Verhältnisse. Dafür sorgen nicht zuletzt die elitegesteuerten Massenmedien und religiöse / spirituelle / esoterische Ablenkungen.

Mein Fazit fällt also eher so aus:


"Die Biester sind Gott sei Dank genau wie die Menschen. Wenn sie nichts zu fressen kriegen, sind sie zu schlapp zum Beißen, und wenn sie zu fressen haben, zu faul."

(Zeichnung von Marcel Frischmann [1900-1952], in "Simplicissimus", Heft 12 vom 16.06.1930)

Das Jammern der Milliardäre

  1. Beobachter registrieren "Gefühl der Angst" in Davos. Beim 42. Weltwirtschaftsforum sorgen sich globale Oligarchen um ihre und die Zukunft des Systems

    (...) 2500 Teilnehmer waren in die Graubündener Pseudoidylle gekommen, darunter 40 Staats- und Regierungschefs wie Angela Merkel und der Brite David Cameron. Aber auch Dons der internationalen Finanzmafia wie George Soros oder diverse Spitzenbanker und -Broker beehrten das WEF. Soros beispielsweise dürfte die schlimmsten Befürchtungen der anwesenden Oligarchen und Top-Kapitalfunktionäre mit seiner Prognose nur noch bestärkt haben. Die Welt befinde sich in einer der gefährlichsten Zeiten der modernen Geschichte, einer Periode des "Bösen". Europa stünde der Abstieg in Chaos und Konflikte bevor, so der Mann, der als Milliardenspekulant einst das britische Pfund in die Knie zwang. Und für die USA prognostizierte Soros schwere Unruhen auf den Straßen, die zu einem brutalen Durchgreifen der Sicherheitskräfte und zu drastischen Einschnitten in die bürgerlichen Freiheiten führen würden. Das globale Wirtschaftssystem, so wie wir es kennen, könnte seiner Meinung nach sogar völlig zusammenbrechen.

    (Weiterlesen)


  2. (...) In seinem neuesten Bericht zur Wettbewerbsfähigkeit stuft das Weltwirtschaftsforum den deutschen Arbeitsmarkt nur auf Platz 64 von 142 Ländern ein – weit abgeschlagen hinter Gambia, Kasachstan oder der Mongolei. (...)

    Die guten Arbeitsmarktwerte der Diktaturen dieser Welt enthüllen ein zutiefst antidemokratisches Weltbild der Macher des Berichts. Grundrechte, wie die Kernnormen der Internationalen Arbeitsorganisation zur Koalitionsfreiheit und Tarifautonomie, gelten als Wettbewerbshindernis. Sichtbar wird das Leitbild einer Wirtschaft, in der man Arbeitsbedingungen ohne lästige Hindernisse festlegen kann und keine Steuern zahlen muss. Außerdem möchte man ohne Kündigungskosten seine Zelte in einem Land jederzeit abbrechen können. Das entspricht allenfalls den Interessen der heimatlosen Großkonzerne, die das Weltwirtschaftsforum finanzieren, nicht aber den Interessen von Staaten und ortsgebundener Unternehmen.

    (Weiterlesen)


Anmerkung: Es fällt mir schwer, diese beiden Texte zu lesen und ruhig dabei zu bleiben. Diese wenigen sehr reichen Menschen, die es dem Großteil der übrigen Menschheit schlichtweg verwehren, ebenfalls ein halbwegs gutes, von materiellen Sorgen freies und selbstbestimmtes Leben führen zu können, fabulieren in den schrillsten Tönen über die selbst produzierte Krise. Dabei geht es noch nicht einmal darum, dass die Bande befürchtet, einen Teil ihrer bereits ergaunerten und erpressten Milliarden wieder verlieren zu können - es geht schlicht um die Befürchtung, dass das weitere ungehemmte, exponentielle Wachstum dieser grotesken Vermögen auf Kosten der übrigen Menschheit und der Natur vielleicht zukünftig etwas gehemmt werden könnte.

Zu einer solchen geballten Anhäufung von Niedertracht fällt mir nicht mehr viel ein. Es ist mehr als infam, was diese Bande sich erlaubt - und was wir ihr erlauben. Dass Merkel und Cameron sich in dieser anrüchigen Gesellschaft sehr wohl fühlen, überrascht nicht weiter.

Auch zu diesem Thema lohnt sich ein Blick in die Vergangenheit, denn selbst dieses alberne Milliardärsgejammer ist nichts Neues:

Die "große Mode"

Allgemach wird das zum Speien,
hört man überall die Leute
nichts als jammern, nichts als schreien,
dass die Zeiten trostlos seien:
Pleite - Pleite - Pleite - Pleite ---!

Seht euch um: wer sind die Knaben,
die so hilfeheischend flennen?
Sind's, die nichts zu fressen haben,
hungernd durch die Straßen traben
und die nachts auf Bänken pennen -?

Oder sind's die meist recht feisten
sogenannten obren Klassen,
die am lautesten und meisten
ihren aufdringlichen, dreisten
SOS-Ruf hören lassen?

Millionen hungern, frieren,
haben kaum das trockne Brot -:
und zehntausend kokettieren,
um davon zu profitieren,
mit der "allgemeinen Not" ---

(Karl Kinndt alias Reinhard Koester, in "Simplicissimus", Heft 50 v. 09.03.1930)

Montag, 13. Februar 2012

Politik heute und damals: Steuer für Kinderlose

Heute (2012):

Vorstoß aus der CDU: Kinderlose sollen zahlen / (...) Zur Entlastung der Kranken- und Pflegeversicherung hat eine Gruppe jüngerer Unionsabgeordneter eine Sonderabgabe für Kinderlose gefordert. Die Gruppe um den sächsischen CDU-Politiker Marco Wanderwitz macht sich laut einem Bericht des Magazins "Spiegel" für eine "solidarische Demografie-Rücklage" stark, die bereits ab 2013 erhoben werden solle. Bis 2025 soll auf diese Weise ein zweistelliger Milliardenbetrag zusammenkommen.

(Weiterlesen)

Damals (1930):

Steuer für Junggesellen und kinderlose Ehepaare


"Die Bande macht bloß Kinder, um sich vor der Steuer zu drücken!"

(Zeichnung von Karl Arnold, in "Simplicissimus", Heft 12 v. 16.06.1930)

Anmerkung: Hiermit möchte ich eine kleine, sporadische Reihe beginnen, welche nicht nur die bloßen Ähnlichkeiten zwischen der zuende gehenden Weimarer Republik und der heutigen politischen Lage, sondern sogar exakte Themengleichheiten aufzeigen soll. Derer gibt es erschreckender Weise nicht wenige - und die Tatsache, dass die satirische Zeitschrift Simplicissimus aus der Zeit der Weimarer Republik komplett im Netz einsehbar ist, erleichtert dies ungemein.

Was noch weiter zu belegen sein wird: Die Politik, die wir momentan erdulden müssen, ist in weiten Teilen eine Kopie der Ereignisse aus den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts. Dieser ewig gestrige "Vorstoß" aus der CDU bezüglich der Zusatzabgaben für Kinderlose, die von Reichskanzler Brüning 1930 kurzzeitig erhoben wurden, bildet nur den Einstieg in diese Reihe, an deren Ende hoffentlich nicht dasselbe furchtbare Verhängnis auf uns wartet wie seinerzeit.

Nur am Rande sei bemerkt, dass diese abstruse Forderung sogar noch älter ist - die Simplicissimus-Seite vermerkt für die erste Erwähnung das Jahr 1907 und weist darauf hin, dass diese Abgabe erstmals 1911 in Mecklenburg eingeführt wurde. Sonderlich erfolgreich und langlebig war sie indes anscheinend nicht - was die CDU natürlich nicht daran hindert, denselben Unfug 101 Jahre später erneut zu fordern.