Samstag, 2. April 2016

Song des Tages: Sie wollen wieder schießen (dürfen)




(Slime: "Sie wollen wieder schießen [dürfen]", Single 2016. - Alle Geldeinnahmen durch diesen Song gehen an "Pro Asyl".)

Sie wollen wieder schießen dürfen
Sie wollen wieder Zäune ziehn
Seine Heimat muss man schützen
Die laden schon ihr Magazin

Sie wollen wieder schreien dürfen
Die Jugend neu zum Hass erziehn
Sie wollen wieder Fackeln tragen
In den Straßen von Hamburg und Berlin

Das ist das gelobte Land
Wo Milch und Honig fließt
Aber nur solang man jeden
Eindringling erschießt
Die Menschen an den Grenzen
Sind die Geister, die wir riefen
Und das weiß doch jedes Kind:
Geister kann man nicht erschießen!

Sie wollen wieder sagen dürfen
Dass Deutschsein eine Tugend ist
Doch niemand wird je fragen dürfen
Wer die deutsche Tugend ist

Sie wollen wieder sagen dürfen
Wenn man nach der Lösung fragt
In diesem Fall ist es ganz einfach:
Wir brauchen Blei und Stacheldraht!

Das ist das gelobte Land
Wo Milch und Honig fließt
Aber nur solang man jeden
Eindringling erschießt
Die Menschen an den Grenzen
Sind die Geister, die wir riefen
Und das weiß doch jedes Kind:
Geister kann man nicht erschießen!



Anmerkung: Vielen Dank an Eike Brüning für den Hinweis! - Es ist wahrlich erschütternd, dass heutzutage alte Säcke wie die Herren von Slime den Part des musikalischen Widerstandes übernehmen müssen, während die Jugend lieber Hüte, Bärte, Hornbrillen und Stasi-Telefone trägt, anstatt den versammelten kapitalistischen Menschenfeinden, die gerade ihre Zukunft verfeuern, ein deutliches "Nein!" entgegen zu schleudern. Es ist zum Davonlaufen.

Freitag, 1. April 2016

"Die lassen ihn nicht wieder": Weshalb das "Narrenschiff" nun ein Afd-Blog ist


Heute tue ich mal etwas anderes - ich kopiere nämlich die SPD und falle um. Ab sofort werde ich mein Blog in den erfreulichen Dienst der Afd stellen und mich für die Stärkung dieser höchst positivistischen Organisation einsetzen, die einen neuen Wind durch die verkrusteten Hallen dieser versifften Republik blasen wird.

Wie es zu dieser erstaunlichen Gesinnungs- und Zieländerung gekommen ist, kann ich anhand eines netten Schreibens illustrieren, das ich heute, am 1. April 2016, in meinem Briefkasten fand:



Dazu gibt es nicht viel zu sagen - ich wäre ein ausgemachter Esel, wenn ich auf das Angebot nicht einginge. Also singe ich ab sofort hehre Loblieder auf die besorgten Bürger und die davon profitierenden Reichen - und fühle mich der Elite so nahe wie selten zuvor. Ich gehöre nun wieder dazu! Ich bin ein Teil der Bewegung, darf gewisse Privilegien genießen, fühle mich aufgehoben und verstanden - und dresche doch bloß auf minderwertigen Müll ein, der sowieso abwandern oder sterben würde, auch wenn wir nicht nachhälfen. Unwertes Leben bleibt unwertes Leben, ganz egal, ob man es der Sterbehilfe zuführt oder ignoriert.

Ich bin jetzt wer! Benehmt euch also anständig hier, sonst könnte es geschehen, dass auch vor eurer Haustür demnächst ein Trupp unserer Einsatzkräfte steht und euch zeigt, wo der Deutsche die Locken hat, wenn er sein Gehirn im braunen Sumpf verloren, weggeschmissen oder schlicht versoffen hat.

Sieg Analfick! Die Zeit der Penetration ist gekommen - und ich bin dabei!!!11! Fraulich und Bernd, ich komme!



---

Frühlings-Netz

Im hohen Gras der Knabe schlief,
Da hört' er's unten singen,
Es war, als ob die Liebste rief,
Das Herz wollt' ihm zerspringen.

Und über ihm ein Netze wirrt
Der Blumen leises Schwanken,
Durch das die Seele schmachtend irrt
In lieblichen Gedanken.

So süsse Zauberei ist los,
Und wunderbare Lieder
Geh'n durch der Erde Frühlingsschoß,
Die lassen ihn nicht wieder.

(Joseph von Eichendorff [1788-1857], geschrieben 1831/36)

Dienstag, 29. März 2016

Zitat des Tages: Die deutsche Sozialdemokratie


Die deutsche Sozialdemokratie ist eine Partei für Berufspolitiker geworden in der Stunde, in der sie sich dem Parlamentarismus widmete; gegen seine "Führer" war der Arbeiter ohnmächtig dank dem "straff zentralistisch organisierten" Beamtenapparat, den eben die Führer geschaffen haben, um vom Willen der Massen unabhängig zu sein. Die wenigen, die innerhalb der Sozialdemokratie für die soziale Revolution kämpfen zu können wähnten, vergeudeten ihre Kräfte vergeblich.

1913 (in "Die Aktion" Nr. 25) schrieb ich hier (nicht zum ersten Male):

Und so hat die Sozialdemokratie Diplomaten, Redner, Demagogen, Strategen, sie besitzt die reichhaltigste Musterkollektion an "Führern", sie kann auf die geistigen Sozialisten, die, wie Rosa Luxemburg, sich in ihren Reihen störend bemerkbar machen, verzichten.

Damals hoffte Rosa Luxemburg noch. Erst 1918 muss sie in einem Briefe schreiben, dass ich "leider recht" gehabt hätte.

Die Sozialdemokratie war und ist eine Führerangelegenheit, war und ist (als SPD und als USPD) keine Organisation revolutionärer Massen. (...)

Es ist nicht kurzweilig, gegen das Treiben dieser Noskehelfer zu kämpfen. Aber es ist notwendig, wenn verhindert werden soll, dass die revolutionäre Arbeiterschaft aufs neue verraten wird.

(aus Franz Pfemfert [1879-1954]: "Bankrott der KPD?", in: "Die Aktion" Nr. 1/2 vom 10.01.1920; Nachdruck in: Franz Pfemfert: "Ich setze diese Zeitschrift wider diese Zeit. Sozialpolitische und literaturkritische Aufsätze", hg.v. Wolfgang Haug, Luchterhand 1985)