Mit "Wolfsspinne" hat Horst Eckert einen packenden und hochaktuellen Politthriller vor dem Hintergrund von Flüchtlingszuwanderung und Pegida verfasst. Darin stellt er die offizielle Version zum Thema NSU infrage.
Ein Gastbeitrag des Altautonomen
Eisenach, 2011: Als zwei NSU-Mitglieder tot in ihrem Wohnmobil aufgefunden werden, deutet alles auf Selbstmord hin. Doch Ronny Vogt kennt die Wahrheit, denn er hat den "Nationalsozialistischen Untergrund" für den Thüringer Verfassungsschutz beobachtet. Und er weiß, dass er für immer über das schweigen muss, was schließlich unter dem Codenamen "Wolfsspinne" geschah. Inzwischen arbeitet Ronny als verdeckter Ermittler für das LKA im Düsseldorfer Drogenmilieu. Als Hauptkommissar Vincent Veih, ein entfernter Cousin, ihn im Rahmen einer Mordermittlung befragt, droht seine Tarnung aufzufliegen. Dann holt ihn seine Vergangenheit mit dem mörderischen NSU-Trio ein und sein Leben gerät endgültig aus den Fugen ...
Staatlich betreutes Morden
In einer fesselnden Dramaturgie zeigt dieser spannende Politthriller die haarsträubende Verquickung der rechtsterroristischen Nazibande mit den Verfassungsschutzbehörden und den Landeskriminalämtern einschließlich des Bundeskriminalamtes aus der Sicht eines Insiders der Neonaziszene sowie aus der Sicht des ermittelnden, zum Teil antirassistisch engagierten Kriminalbeamten. Wer sich fragt, ob der NSU tatsächlich nur aus den im Untergrund agierenden drei Leuten bestand oder in ein dichtes Netz aus Unterstützern, Sympathisanten und logistischem Knowhow eingebettet war, wird in diesem Roman eine recht glaubwürdige, mögliche Antwort finden. Horst Eckert entwickelt auf der Grundlage der Fakten, die aus dem NSU-Prozess und den Untersuchungsausschüssen bekannt sind, eine überzeugende Geschichte mit zwar fiktiven, aber doch sehr plausiblen Schlussfolgerungen. Wer an der Selbstmordthese im Fall von Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos zweifelt, dem geht es nicht anders als dem Autor: "Wie könnte ich das Ergebnis der Bundesanwaltschaft ohne Zeifel annehmen, wenn sich überall Widersprüche auftun, Spuren nicht verfolgt wurden, die Schredder heiß liefen, Zeugen nicht reden durften oder unter seltsamen Umständen starben?"
Die Geschichte beginnt im Jahre 2015 mit der grausamen Vergewaltigung und Ermordung der Besitzerin einer Edelgastronomie in Düsseldorf. Zunächst wird wie bei den sogenannten Dönermorden kein politischer Hintergrund vermutet. Über den organisierten Handel mit Crystal Meth dringen die Ermittler dann aber immer tiefer in den Sumpf rechtsterroristischer Strukturen vor.
Unter den Romanfiguren lassen sich mit etwas Fantasie leicht reale Personen der Zeitgeschichte identifizieren, wie z.B. Beate Zschäpe (NSU) und Brigitte Monhaupt (ehemals RAF).
"Wolfsspinne" ist eines der wenigen Bücher, die ich innerhalb von 24 Stunden durchgelesen habe.
(Horst Eckert [*1959]: "Wolfsspinne", Wunderlich 2016)