Samstag, 7. Januar 2017

Song des Tages: Love You Forever




(Blue Rose: "Love You Forever", aus dem Album "Blue Rose", 1983)

Can we make our life a dream
Together, forever
Imagine what the world could be
Close together, whenever

I'm so glad we talked today
Together, whatever
It's not fair to hold you
Back again, whenever

We may grow apart to stay
Close together, forever
Is it just my way to say
I love you, forever

Can we make our life a dream
Together, forever
Imagine what the world could be
Close together, whenever


Freitag, 6. Januar 2017

Die Leistungselite und ihr journalistischer Darminhalt


"Leistung muss sich wieder lohnen" - mit diesem peinlichen Slogan hat vor geraumer Zeit die kapitalistische Lobbyorganisation "FDP" in einem längst vergessenen Wahlkampf um die Gunst der hirntoten Wählerschaft geworben. Was es mit diesem Orwell'schen Unsinnsbegriff genau auf sich hat, wurde jüngst vom früheren Vorstandschef des "Volkswagen"-Konzerns, Martin Winterkorn, verdeutlicht: Trotz seines längst angehäuften Vermögens - allein im Jahr 2011 strich er für seine überaus wichtige, schwmierige Arbeit knapp 17,5 Millionen Euro ein - lässt er sich nun den Ruhestand von den Arbeitern Sklaven des Konzerns zusätzlich süß vergolden. Bei n-tv las ich:

Das sogenannte Ruhegehalt für Winterkorn - festgesetzt als Anteil von 70 Prozent an der letzten Grundvergütung - beläuft sich auf rund 1,2 Millionen Euro oder umgerechnet knapp 3.100 Euro pro Tag.

Es gibt doch nichts schöneres als ein hochrangiges Mitglied der kapitalistischen Mafia zu sein! Selbst Betrug, Lügen und umfassendes Versagen garantieren in solchen semifeudalen Sphären einen wahrlich königlichen Geldsegen, der mit dem Adjektiv "absurd" nur unzureichend beschrieben ist. In solchen Kreisen gilt selbstverständlich nicht das sogenannte Leistungsprinzip, das für die Sklavenbande ehernes Gesetz zu sein hat, sondern die schlichte Formel: "Hier bin ich, hier setze ich meinen fetten Arsch hin, also werde ich mit Gold überschüttet".

Es gibt ja viele, sehr viele Beispiele für den kafkaesken Irrsinn des Kapitalismus, aber dieses ist ein besonders deutliches, das selbst dem dumpfesten Pegidioten oder Sozialdemokraten noch einen Restfunken an Erkenntnis schenken mag. Die Systempresse indes kann das so natürlich nicht stehen lassen - und so war nur kurze Zeit später ebenfalls bei n-tv ein relativierender Kommentar zu lesen, der in meinem - freilich recht gebeutelten - Gehirn ein wild blinkendes "TILT!"-Schild zur Folge hatte: Man solle "über die Rolle von Top-Managern und deren Vergütung in Relation zu ihrer Verantwortung" nachdenken, meint der Kommentator mit wild qualmendem Kopf. Und weiter:

Der Mensch lebt von seinen Egoismen. Klar ist auch, dass unser heutiges Leben in weiten Teilen der Welt aus Angebot und Nachfrage besteht. (...) / Ein Recht auf Enteignung gibt es aber in Deutschland nicht.

Ein derartig stupider, geradezu faschistoider Schwachsinn, der sich nicht zu blöde ist, sogar die komplette Entwicklung der Menschheit als Resultat des kapitalistischen Prinzips zu deuten, wird hierzulande als Qualitätsjournalismus gepriesen. Da wird das widerliche kapitalistische Prinzip des stumpfsinnigen Egoismus' und der gnadenlosen Konkurrenz als quasi gottgegeben und noch dazu fortschrittlich [sic!] angepriesen, als gebe es die real existierende Hölle für die überwältigende Mehrheit der Menschen auf diesem verkommenen Planeten nicht. Und gegen die wenigen profitierenden Millionäre könne man gar nichts unternehmen, so wird dem verblüfften Leser schroff mitgeteilt - da müsse man sich schon an "Recht und Gesetz" halten, auch wenn der betreffende Millionär sich exakt darum einen feuchten Kehricht schert.

Ich weiß wirklich nicht, was ich widerlicher finde: Habgierige Arschlöcher wie Winterkorn oder die salbungsvolle Propagandapresse, die diese hämorrhoidengespickten Arschlöcher gewissenhaft und kontinuierlich mit Gleitcreme einschmiert, auf dass des Redakteurs Haupt huldvoll im verklebten Anus des Fürsten der Finsternis "Leistungselite" verschwinde.

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Die Armen



(Lithographie von Pablo Picasso [1881-1973], in: "Der Simpl", Nr. 11 vom Juli 1947)

Donnerstag, 5. Januar 2017

Zitat des Tages: Gewissheit


Einmal werden wir die Städte, die Häfen und Meere haben
und alles Land für uns und die Menschen!
Mögen sich unsere Feinde an halben Triumphen laben.
Stärker als sie ist unser Sehnen und Wünschen.

Freund, über die unendlichen Ozeane hin
grüßen wir uns wie von Kind auf bekannt!
Längst ist vergessen der einstige Sinn
von einer Grenze und einem gewesenen Vaterland.

Jeder wird lächeln über das Märchen: Jude und Christ
und wird nur noch ein Mitmensch sein!
Lang ist begraben die schmähliche List,
dass sich jeder nur selber der Nächste ist.

Einmal, ja, einmal wird die Welt unsere Heimat sein,
und Dummheit und Knechtschaft wird's nicht mehr geben.
Einmal werden nur unsere Opfer noch ewige Beispiele sein
für unser stolzes, gereinigtes Leben!

(Oskar Maria Graf [1894-1967], in: "Der Simpl", Nr. 5 vom Juni 1946)

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Anmerkung: Tja, so klingt das, wenn ein Sozialist, der von den Nazis verfolgt und vertrieben wurde und den Terror überlebt hat, im Jahre 1946 in einer westdeutschen satirischen Zeitschrift seine Gewissheit zur fernen Zukunft kundtut. Damals hat man darüber milde gelächelt (und vielleicht insgeheim doch sehnsüchtig gehofft) - heute wird man nur noch müde verspottet und lächerlich gemacht oder gleich ignoriert, wenn man solchen ketzerischen Gedanken nachhängt.

I love to entertain you.


Mittwoch, 4. Januar 2017

Zur "radikalen Kritik am kapitalistischen System"


Ein Gastkommentar des kritischen Beobachters

Die radikale Kritik am kapitalistischen System ist notwendig. Denn es ist ein falsches System, welches eigenlogisch in die Barbarei und Destruktion führt. / Das ist eine Erkenntnis, die bereits vor über einem Jahrhundert ausgesprochen wurde und nach wie vor wahr ist und Gültigkeit besitzt. Immer wieder muss diese Erkenntnis ausgesprochen werden, damit die Menschen nicht das Bewusstsein über den Zustand des Ganzen verlieren.

Zugleich wird diese Wahrheit über die Realität der Gesellschaft kollektiv verdrängt, weil sie Angst und Ohnmacht hervorruft. / Der psychoanalytisch Gebildete versteht, dass sich daraus eine kollektive Neurose entwickelt hat, deren Symptomatik Realitätsverleugnung, Wunschdenken, Projektionen usf. enthält. / Die Ängste bleiben, aber sie werden durch Rationalisierungen und wirklichkeitsferne Realitätskonstruktionen aus dem Bewusstsein verdrängt.

Genau dies kennzeichnet die heutigen Linken. Die sozialdemokratischen Linken glauben gegen jegliche historische Erfahrung, man könne den Kapitalismus "zähmen" und streben parlamentarische Mehrheiten an. Andere verschieben die Realkonflikte auf "Nebenkriegsschauplätze", wie z.B. auf Genderfragen, Homoehe etc. / Andere konstruieren sich Phantome ("Neo-Faschisten"), die sie durch idiotische Antifa-Aktionen bekämpfen, so als stünde eine Machtübernahme durch die "nationalen Rechten" vor der Tür. Dabei verleugnen sie, dass das System schon längst ein Faschismus in pseudo-demokratischer und pseudo-liberaler Verkleidung worden ist. Der Rechtsstaat ist eine Ruine wie auch die freiheitlich-demokratische Grundordnung.

Neurotiker kann man nicht argumentativ überzeugen. Denn es macht das Wesen der Neurose aus, dass ein falsches Bewusstsein konstruiert wurde und wird, welches sich gegen die Realität immunisiert hat. / Bereits Horkheimer wies darauf hin: Der Kapitalismus tendiert aus ureigenstem Prinzip zur Verbrecherherrschaft. Und diese ist heute Realität.

Die heutigen Linken sind ängstliche Menschen und haben mit den revolutionären Linken aus der Vergangenheit nichts mehr gemein. Denn diese waren starke Persönlichkeiten, mutige Kämpfer und große Denker.

Auch wenn ihre gesellschaftliche Wirksamkeit begrenzt ist, so ist es wichtig, dass die [heutigen] radikalen Kritiker des kapitalistischen Systems nicht verstummen. Denn mit ihren Beiträgen im Internet zeigen sie anderen Menschen, die zur gleichen Erkenntnis gekommen sind, dass sie nicht allein sind und helfen ihnen, nicht den Verstand zu verlieren und in resignativer Depression zu verkümmern. / Insofern besitzen die linken Schrebergärten und Schwatzbuden im Internet eine psychosoziale Funktion.

Sachlich fundierte, radikale Kritik am kapitalistischen System findet sich in unserer heutigen Gesellschaft eher "oben" als "unten". Das war auch früher nicht anders. / Marx, Engels, Luxemburg, Lenin, Trotzki, Reich, Adorno, Horkheimer, Fromm, Marcuse etc. waren Angehörige einer gebildeten Elite. / Eine systemtransformative Opposition wird sich quer zu den gegenwärtigen Klassen und Schichten entwickeln. Darauf hat übrigens auch Robert Kurz hingewiesen.

Die Verschärfung der gesellschaftlichen Widersprüche und die offenkundig de-zivilisierenden und autodestruktiven Tendenzen werden zwangläufig dazu führen, dass Teile des Establishments – und zwar die intelligentesten und kompetentesten aus dem Bereich der Funktionseliten – immer mehr in Opposition zum System geraten. Das war auch in der APO-Zeit so. Die meisten werden es heimlich tun, aber es werden mehr werden, die den Mut, das Rückgrat, das Wissen und Können sowie – last not least – die gesicherte Position und das Vermögen besitzen, öffentlich Systemkritik zu äußern. Wolfgang Streeck ist ein Beispiel dafür.

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Anmerkung von Charlie: Vielen Dank an den Urheber dieser trefflichen Analyse und Zusammenfassung! Ich stimme dem Text weitestgehend zu - einzig in der Schlussfolgerung kann ich der beschriebenen Hoffnung auf eine "systemtransformative Opposition" von "oben" nicht folgen, so gerne ich das auch täte. Dies beruht allerdings auf keinerlei wissenschaftlichen oder sonstwie belegbaren Erkenntnissen, sondern stellt lediglich mein ganz subjektives Fazit eines kapitalistischen Katastrophenjahrhunderts dar, das so viel Zerstörung, Elend, Leid, Not und Tod gebracht hat wie keines zuvor in der (relativ kurzen) Menschheitsgeschichte.

Ich halte es leider für wahrscheinlicher, dass am Ende dieses Zerstörungsprozesses ein dystopisches Staatengebilde stehen wird, das letztlich wieder in totaler Vernichtung endet bzw. enden muss - und wie diese angesichts der heute verfügbaren Waffentechnik im Vergleich zum Zweiten Weltkrieg aussehen wird, lässt sich leicht ausmalen. Doch das ist, wie gesagt, nur meine persönliche Einschätzung - es gibt viele weitere theoretische Entwicklungsmöglichkeiten, von denen allerdings aus meiner Sicht viele negativ und nur wenige positiv zu bewerten sind.

Gerade deshalb ist nach meiner Meinung eine radikale Kritik gerade in Bezug auf reformistische, pseudolinke Kreise auch in Kleinbloggersdorf so notwendig, auch wenn sie nur von wenigen zur Kenntnis genommen wird. Der Kiezschreiber hat in seinem jüngsten Beitrag aus einem Text von Trotzki aus dem Jahr 1932 zitiert: "Es gibt kein tragischeres und gleichzeitig abstoßenderes historisches Schauspiel als die bösartige Fäulnis des Reformismus inmitten der Trümmer all seiner Errungenschaften und Hoffnungen." - Treffender kann man das kaum formulieren, wie ich finde. Karl Kraus meinte 1915 in seinen "Aphorismen" gewohnt lapidar: "Der Parlamentarismus ist die Kasernierung der politischen Prostitution."

Herzlichen Dank für diesen Beitrag, wer auch immer sich hinter diesem Pseudonym verbergen mag.

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Gottvertrauen


"Halb sechs - sie muss kommen, die Weltrevolution!"

(Zeichnung von Karl Arnold [1883-1953], in "Simplicissimus", Heft 15 vom 08.07.1919)

Sonntag, 1. Januar 2017

Die gespaltene Linke: Eine Soap-Opera


Seit geraumer Zeit ist das altbekannte Spiel aus der Zeit der Weimarer Republik wieder hochaktuell: Die Linke spaltet sich selbst und beraubt sich somit ohne jede Not der notwendigen Möglichkeit zur Gegenwehr angesichts der rapide wachsenden menschenfeindlichen Front von rechts. Das ist nichts Neues, bedarf aber um des Verständnisses Willen einer etwas differenzierten Einordnung.

Wie damals stammen die empörten Rufe größtenteils aus systemkonformen Kreisen - also von braven ParteisoldatInnen der Linkspartei und angrenzenden sozialdemokratischen Bereichen, die auch nach hundert Jahren immer noch glauben, dass ein Herumschrauben an irgendwelchen "sozialen" Stellschrauben des kapitalistischen Systems so etwas wie eine "Kehrtwende" einläuten könne. Diese Stimmen sind keine Minderheit - selbst in Kleinbloggersdorf gibt es reichlich VertreterInnen dieser kühnen These. Es verwundert nicht, dass darunter geistige Minderleister wie Lapuente, der im vergangenen Jahr allen Ernstes "Berufsverbote für Linksextreme" gefordert hat, oder der Dummerich, der sogar klar verständlich formuliert hat, dass er kein Linker sei (für alle, die es bis dahin noch nicht gemerkt haben - also niemanden), zu finden sind. Derartige intellektuelle Exzesse der Dummheit hat es schon immer gegeben und sie werden wohl nie aussterben.

Das Problem ist allerdings - heute wie damals - umfassender, denn auch kluge Menschen beteiligen sich inzwischen an diesem hirnzerfressenden Unsinn. Da fällt mir beispielsweise das Pantoffelchen von der "Schrottpresse" ein, der sich auch gern an diesem Totentanz beteiligt. Wer "zu links" ist - wer also das kapitalistische System gänzlich ablehnt und dazu die Kakophonie der realpolitischen, kapitalismusfreundlichen Handlungen der Linkspartei kritisiert - ist auch für diesen Herrn eine böse Unperson, die ignoriert gehört. Und all diese Figuren beklagen bitterlich die "Spaltung der Linken" - und bemerken wieder einmal nicht, dass sie höchstselbst die Spaltung betreiben, die sie wie gewohnt anderen vorwerfen.

Nun hat leider auch der von mir hochgeschätzte Flatter in diese übelriechende Kerbe gehauen und einen Text herausgehauen, der vermutlich zu den schlechtesten gehört, die er je verbrochen hat. Wer hier mitliest, hat das vermutlich ohnehin bereits gelesen, aber ich verlinke es dennoch. Was hat den Mann bloß geritten, als er das geschrieben hat? Wollte er provozieren? Oder ist er tatsächlich der Meinung, dass irgendwelche sektiererische Grüppchen, die sich um sprachliche Genderkorrektheit bemühen und sich damit regelmäßig überaus lächerlich machen, einen wie auch immer gearteten linken Diskurs mitbestimmen? Ich habe das mehrfach gelesen, komme dem Geheimnis aber nicht auf die Spur.

Zur Weimarer Zeit mag es noch gute Gründe gegeben haben, der damaligen KPD zu misstrauen, da sie, wie wir heute wissen, sehr wohl unter dem Einfluss Stalins stand und daher eine eher fragwürdige Alternative zum kapitalistischen Terror gewesen ist. Aber heute? Was hindert Menschen daran, diesem widerlichen System endlich den so dringend notwendigen Stinkefinger zu zeigen und einer befreiten Menschheit den Weg in eine gute Zukunft zu ebnen? Die Linkspartei will das jedenfalls ebensowenig wie die Gendergrüppchen - und das weiß jeder, der es wissen möchte.

Ich verstehe diese Linke nicht - bin mir aber ziemlich sicher, dass auch dieser Kommentar von gewissen Figuren wieder als Beispiel dafür benutzt wird, dass "Linksextreme" wie ich es sind, die aktuell böse Spaltung betreiben. Nichts Neues in Kapitalistan 2017.

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Die neue sozialistische Partei


"Bebels Stimme aus dem Jenseits: 'Ich kenne keine Sozialisten mehr, ich kenne nur noch Spalt-Parteien!'"

(Zeichnung von Olaf Gulbransson [1873-1958], in "Simplicissimus", Heft 30 vom 26.10.1931)