Vor einigen Tagen hat der üble Rechtsextremist "Martin" - der vor nicht allzu langer Zeit seine Kommentare noch mit der pathetischen Hohlfloskel "Martin, der seinen Mantel teilt" unterschrieb - in seinem hier letzten Kommentar vor der dann erfolgten Sperrung ausgerechnet den Staat Ungarn angepriesen, in dem - im Gegensatz zu Deutschland - offenbar Milch und Honig fließen, wenn man den Ausführungen der Hohlbirne Glauben schenken möchte.
Wie wundervoll es tatsächlich im faschistoiden Ungarn des Viktor Orbán zugeht, ließ sich kürzlich bei n-tv nachlesen. Dort heißt es unter anderem:
Einem Bericht der Menschenrechtsorganisation [amnesty international] zufolge werden Flüchtlinge in Ungarn regelmäßig Opfer von Misshandlungen oder grundlos monatelang eingesperrt. / (...) Dabei komme es, wie Zeugen berichten, zu Schlägen, Tritten oder Angriffen durch Hunde. Flüchtlinge, die versuchten, einen der wenigen legalen Grenzübergänge nach Ungarn zu nutzen, müssen dem Bericht zufolge oft zu Hunderten wochenlang in völlig überfüllten Lagern in Serbien [sic!] ausharren. Alleinreisende Männer würden grundlos wochenlang eingesperrt. / Selbst die Mehrheit der anerkannten Flüchtlinge darf nach Angaben von Amnesty die Lager nicht verlassen. Auch dort komme es regelmäßig zu Übergriffen. Oft müssten die Menschen in unhaltbaren hygienischen Zuständen und ohne ausreichende medizinische Versorgung leben.
Da Martin ja gerne nach Ungarn auswandern möchte, wie er schrieb, wünsche ich ihm schon jetzt viel Spaß im Lager. Vielleicht hilft ihm dieser Aufenthalt ja dabei, seine glühende Liebe zur faulig-braunen AfD einer selbstkritischen Analyse zu unterziehen - auch wenn ich wenig Hoffnung habe, dass ein verbohrter Rechtsextremist jemals das Potenzial seines Gehirnes entdeckt.
Es lohnt sich übrigens gar nicht, überhaupt danach zu fragen, was unsere "geliebte Bundesregierung", die nicht minder widerlich handelt und ebenfalls Lager in der Türkei und Nordafrika toll findet, gegen die faschistischen Entwicklungen in Ungarn tut. Die Antwort ist kurz und eindeutig: Nix. Wieso sollte die schwarz-rot-grün-uringelbe Bande einem Gesinnungsfreund - auch wenn Orbán offiziell nicht so genannt werden darf, um die hiesige Demokratiesimulation nicht zu gefährden - auch Knüppel zwischen die Beine werfen?
EU-Parlamentspräsident Martin Schulz [SPD] hat deshalb ein europäisches Flüchtlingsabkommen mit Ägypten [sic!] vorgeschlagen, das sich an der Vereinbarung mit der Türkei orientieren soll.
"Flüchtlingsabkommen" ist ein widerliches, neoliberales Neusprech-Wort für "Lager" außerhalb der nationalen Grenzen. Es geht hier nicht um Hilfe für Flüchtlinge, sondern um eine möglichst drastische Abschreckung und eine rigorose Immigrationsbegrenzung oder gar die gänzliche Unterbindung von Hilfe. Orbán handelt also ganz im Sinne der korrupten, menschenfeindlichen Politbande - aber Pfeifen wie Martin und andere AfD-, Front-National- oder British-National-Front-Spacken werden das gruselige Sumpftheater, in dem sie einmal mehr willfährig die nützlichen Deppen spielen, wohl nie begreifen.
Die Erzählung von Algis Budrys, die ich heute vorstellen möchte, ist wie so oft in der ernsthaften Science-Fiction-Literatur eine wunderbare Parabel, die man mit kafkageschulten Augen lesen sollte, um ihre Tiefen sowie den Realitätsbezug dieser Geschichte erkennen zu können. Im Klappentext heißt es:
In einer Oase um einen domartigen Turm, der ihnen Atemluft und Wasser liefert, leben Menschen in einer kleinen Gemeinschaft von Bauern und Jägern. Die Wüste ringsum wird von feindseligen Amsiren durchstreift, seltsamen geflügelten Geschöpfen, die den Menschen als Nahrung dienen.
Als der "weiße Jackson", der Held dieser Erzählung, seinen ersten Amsir erlegt, macht er eine bestürzende Entdeckung. Und bei seiner nächsten Begegnung mit einem der drachenähnlichen Wesen begibt er sich in dessen Gewalt und gelangt in die Siedlung der Amsire, wo Jackson zu seiner Verblüffung ebenfalls einen domartigen Turm vorfindet.
Es wird allmählich klar, dass es sich bei den seltsamen "Domen" um ehemalige Raumschiffe handelt und dass der Planet von Überlebenden verschollener Raumschiffe besiedelt ist. Aber die gemeinsame Existenz von Menschen und Amsiren auf dem seltsamen Wüstenplaneten wird immer rätselhafter ...
Ich habe dieses lediglich 142 Seiten umfassende Büchlein seinerzeit in einer einzigen Nacht gelesen und mir danach tagelang vorgestellt, wie man diesen fantastischen, dramaturgisch exzellenten Stoff in ein filmisches Epos verwandeln könnte. Es ist ein intellektueller Jammer, dass stattdessen infantile, strunzdumme Märchen wie "Star Wars" auf die Leinwand gebracht wurden.
Die "Dome" aus der deutschen Übersetzung sind natürlich im Original Dornen ("thorns"), was zum Verständnis der Geschichte jenseits des Trivialniveaus deutlich beiträgt. Selbstredend hat der Heyne-Verlag auch dieser Erzählung einen grenzdebilen, neuen Titel verpasst: "Das verlorene Raumschiff" versprach zur Zeit der Veröffentlichung wohl einen höheren Profit als der Originaltitel "Der eiserne Dorn". Die "Marketing"-Schlips-Borg waren auch vor 30 Jahren schon aktiv und haben ihre stinkenden Kotspuren hinterlassen.
Letztlich handelt es sich hier um eine fantasievoll verschlüsselte Beschreibung und Analyse des Kalten Krieges zwischen der damaligen UdSSR und den USA. Vor diesem Hintergrund ist die Lektüre gleich doppelt so spannend, da der Autor in Ostpreußen als litauischer Staatsbürger geboren wurde (es lohnt sich, in diesem Zusammenhang etwas mehr über die Geschichte Litauens aus dieser Zeit zu lesen), aber in den USA aufgewachsen ist. Die westliche Propaganda, die aus dem "bösen", russischen Gegner gar "drachenähnliche Wesen" macht, wird hier schonungslos enthüllt - und erlebt heute dennoch eine widerliche Renaissance, die sich gewaschen hat.
Dieses wunderbare Buch passt in unsere schaurige Zeit wie die säbelrasselnden Schlipsgewürgten aus der Politik und den Medien, die es offenkundig gar nicht abwarten können, bis der nächste Krieg gegen Russland endlich beginnt - selbstverständlich, wie immer, ohne ihre persönliche Teilnahme.
(Algirdas Jonas Budrys [1931-2008]: "The Iron Thorn", 1972; dt. "Das verlorene Raumschiff", Heyne 1984)
Ich habe keine Lust mehr, Blogbeiträge zu kommentieren. Ich bin diesbezüglich inzwischen so unendlich müde und gewinne mehr und mehr den Eindruck, dass die demokratisch domestizierte Linke auf fundamentale Kritik an den kapitalistischen Verhältnissen nur noch im Abwehrmodus reagieren kann und rigoros versucht, all diejenigen auszugrenzen, die nicht bereit sind, ihren Vorstellungen von einem reformistisch veränderbaren Kapitalismus zu folgen.
Die Unfähigkeit, den Kapitalismus in einem historischen Zusammenhang zu analysieren und in seinem jetzigen Stadium adäquat darzustellen, um daraus die richtigen Schlüsse für politisches Handeln zu ziehen, ist dafür typisch.
So wie ich das einschätze, ohne auf individuelle Motive ihrer Protagonisten einzugehen, haben sie ihren Kapitalismus doch unendlich lieb. Sie sind zwar nicht unbedingt blind für die sozialen Verwerfungen, aber im Sinne einer Auferstehung des Keynesianismus oder einer Variante à la Wagenknecht im Sinne des "guten alten" Ordoliberalismus nach Ludwig Erhard sind sie ernsthaft der Meinung, dass sich diese Verwerfungen bezüglich der Lohnarbeit wieder "erträglicher" gestalten ließen.
Dass der Kapitalismus aber nicht hinter eine einmal erreichte Entwicklungsstufe zurücktreten kann - z.B. Exklusion der Arbeit aus der Produktion durch konkurrenzinduzierten Produktionsfortschritt und damit einhergehend einem ständig wachsenden Ressourcenverbrauch und zunehmender Umweltbelastung -, darauf gibt es von reformistischen Linken immer nur die gleichen Antworten: Das alles sei mit dem und im herrschenden System regulierbar.
Der "Altautonome" hat hier kürzlich einen Link zu einem Beitrag von Thomas Ebermann gepostet. Ich habe ebenfalls schon einmal beim Flatter einen Link zu einem Textbeitrag von Ebermann eingestellt (siehe unten) und einiges daraus auch zitiert. Die Reaktionen darauf waren entsprechend: Gerade von linker Seite hagelte es überwiegend Abwehrreaktionen. Selbst Flatter wehrte die Kritik geschickt ab mit dem Hinweis, dass vieles von Ebermann ja zutreffend sei, dieser aber doch "wie immer krampfhaft" hinter allem nach Antisemitismus und Antiamerikanismus suche, wo keiner sei, und den er selbst nirgendwo entdecken könne.
Sorry, ich bleibe erstmal für lange Zeit bedient.
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Ein Zeitkind
[Oder: Realpolitik]
"Lasst mich aus mit Idealismus, Ehrlichkeit und so weiter. Die jetzige Zeit verlangt Politiker."
(Zeichnung von Rudolf Grieß [1863-1949], in "Simplicissimus", Heft 49 vom 04.03.1919)
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Anmerkung von Charlie: Es ist bewundernswert, dass Troptard bei diesem hässlichen Thema so sachlich bleibt. Es ist aus meiner Sicht noch hinzuzufügen, dass reformistische Kreise damals wie heute der wesentliche Grund für eine öffentlich wahrgenommene bzw. inszenierte "Spaltung der Linken" waren und sind - obgleich es diese Spaltung de facto gar nicht gibt, denn wer sich - in welcher Form auch immer - dem kapitalistischen System unterwirft, kann nach meiner Definition nicht mehr als "links" bezeichnet werden. Zur Inszenierung gehört auch der infantile Vorwurf ausgerechnet jener sich dem Kapital anbiedernden Kreise gegen antikapitalistische Linke, eben jene "Spaltung" zu forcieren, die sie tatsächlich höchstselbst betreiben. Der unsägliche Lapuente ist ein beredtes Beispiel dafür.
Wer das allen Ernstes für „linke“ Politik hält, darf sich getrost den Eselshut aufsetzen und sich zu „Berufsverbot“-Lapuente und Berger in die Schamecke gesellen. Es ist nicht zu ertragen, mit welcher Penetranz hier die Positionen der elitären, superreichen Bande (Macht-, Besitz- und Klassenerhalt um jeden Preis) vertreten und dennoch schamlos als „links“ ausgegeben werden.
Wer hier Optimismus verkündet, sitzt in drei Monaten auch debil unterm Weihnachtsbaum und wundert sich augenreibend, dass das „Christkind“ merkwürdiger Weise gar nicht kommt.
Karl Kraus ist seinerzeit noch deutlicher geworden, als er 1909 lapidar schrieb:
„Sozialpolitik ist der verzweifelte Entschluss, an einem Krebskranken eine Hühneraugenoperation vorzunehmen.“
Bergers jauchzendes Gebelle könnte glatt lustig sein, wenn es nicht gleichzeitig so traurig, anbiedernd systemkonform, intelligenzfeindlich und absolut fatal wäre. Die Quandts und Mohns klopfen ihm hämisch grinsend und wohlwollend auf die Schulter: „Weiter so, Stiefelknecht!“
@ Heldentasse: Du hast das hirnschmelzende Wort „Realpolitik“ vergessen. Schließlich wusste schon der „linke“ Helmut Schmidt, dass, wer Visionen hat, zum Arzt gehen solle.
Merkt denn tatsächlich niemand hier, dass das Herumdoktern am kapitalistischen System genauso sinnvoll ist wie das „Organisieren“ eines Stückchen Brotes im Gefangenenlager? Das hilft einer kleinen Gruppe womöglich, die nächsten Tage weiter durchzuhalten – geht aber auf Kosten aller anderen Gefangenen, während die hochwohlgeborene Herrschaft – wie immer – völlig unberührt bleibt.
Es ist im Übrigen ein wirkliches Hammerargument, dass man keine kommunistischen Veränderungen anstreben sollte, da solche vaterlandslose Gesellen „politisch gar nichts zu melden“ haben. Wann, bitte, war das in der gruseligen Geschichte des Kapitalismus denn anders? Und wie sollte das im Rahmen dieses Systems auch anders sein? Genau deshalb muss doch gerade heute endlich wieder in diese Richtung gedacht und gehandelt werden.
Das (ohnehin nicht ernst gemeinte) linke Märchen von der „Überwindung des Kapitalismus“ auf politischem Weg ist so dermaßen infantil und dumm, dass ich mir lieber tagelang Serienfolgen der „Biene Maja“ reinziehe.
Da sprüht der Optimismus doch feuerwerksgleich aus allen Poren – die Linkspartei oder Gestalten wie der greise Herr Corbyn werden es gewiss richten.
Und jetzt schauen wir wieder dem Sandmännchen, dem Dauergast in den vernebelten Hirnwindungen der Bergers und Lapuentes, zu.
Der "Sozialdemokrat" Corbyn wird bejubelt, der Linke Ebermann wird ignoriert oder gar niedergemacht - allein diese kleine Anekdote erzählt schon weite Teile des gruseligen Märchens von der "Spaltung der Linken".
Ich bedaure es zutiefst, dass Menschen wie Troptard oder auch der Altautonome beschlossen haben, sich künftig in Kleinbloggersdorf nicht mehr oder nur noch selten zu Wort zu melden. Es war in den letzten Jahrzehnten doch nie so wichtig wie heute, gerade diese kritischen Stimmen zu hören und dem zunehmenden Abdriften der Linken in den übelriechenden, kapitalistischen Einheitsbrei etwas Substanzielles - also etwas Linkes - entgegenzusetzen.
Ein Musik- und Literaturwissenschaftler auf der heiteren Odyssee bzw. vergeblichen Suche nach dem Humanismus.
Ich verstehe dieses Blog weder als "links", noch als "linksliberal" - es versucht, schlicht der Logik zu folgen, sucht die oft verschleierte Wahrheit und landet daher fast zwangsweise immer wieder in sozialistischen Regionen, in die es nie wollte. Die Logik lässt sich nicht so leicht austricksen wie es der interessengeleitete menschliche Geist tut.
Dennoch gilt auch weiterhin Spocks weiser Spruch: "Logik ist nur der Beginn aller Weisheit - und nicht ihr Ende."
Der Blogbetreiber stellt sich vor - auf dass NSA, "Verfassungsschutz", BKA und so viele andere nicht mehr so ausufernd suchen müssen:
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Das gilt selbstredend auch für alle anderen Datenkraken und "sozialen Netzwerke".
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