Samstag, 23. Dezember 2017

Konzert des Tages: Live in Danzig




(David Gilmour & Band feat. Richard Wright, mit dem Baltic Philharmonic Symphony Orchestra, Leitung: Zbigniew Preisner: "Live in Gdańsk 2006", 2008)

  1. Castellorizon
  2. On an Island
  3. The Blue
  4. Red Sky at Night
  5. This Heaven
  6. Then I Close My Eyes
  7. Smile
  8. Take a Breath
  9. A Pocketful of Stones
  10. Where We Start
  11. Astronomy Domine
  12. High Hopes
  13. Echoes
  14. A Great Day For Freedom
  15. Comfortably Numb


Donnerstag, 21. Dezember 2017

Der redundante Einwurf (10): Spaßlektüre bei den Eso-Spinnern


Meine lieben Freunde vom Sekten- und Priesterseminar des Eso-Blogs "Jenseits der Realität" rufen allen Ernstes aktuell dazu auf, ihr "Angebot" zu "bewerten". Es versteht sich dabei von selbst – schließlich soll das über das "Kommentariat" geschehen –, dass teuflische Unheilige wie ich und unzählige andere Menschen, die den Priestern nicht in den sektiererischen Kram passen, an dieser "Befragung" nicht teilnehmen dürfen – es darf dort drüben also ein äußererst aussagekräftiges Resultat ("100 Prozent für Chulz!" oder "99,5 Prozent für die SED!") erwartet werden. Zensur ist manchmal so schön, Herr Faulfuß, nicht wahr?

Da ich mein Schandmaul trotzdem nicht halten kann und außerdem auch gar kein Interesse an dem ausgelobten "Preis" habe, der unter den Teilnehmenden verlost werden soll (Was zur Hölle soll ich denn mit einer Bohlen-, Naidoo- oder Wecker-Biografie anfangen, wenn ich sie nicht im Klo als Spaßlektüre für BesucherInnen auslege oder zumindest als Toilettenpapierersatz an die Wand hänge?), verlagere ich den ausgefüllten Fragebogen also in die diabolischen Untiefen des "Narrenschiffes". Gelesen wird es von den entsetzten Religioten sicherlich – verstanden vermutlich nicht. Aber das ist ja nun nichts Neues.

Beginnen wir also:

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(1) Welche Note würdest Du "Hinter den Schlagzeilen" geben – auf einer Skala von 1 (= sehr gut) bis 6 (= [ungenügend - hier steht bei den Priestern merkwürdigerweise "mangelhaft"])?

Diese Frage stellt mich schon vor ein Dilemma. Als Satire-Seite bekommt der Eso-Spuk eine glatte 4, ansonsten muss man wohl tiefer in die Bewertungsunlogik, die dieser absurden Befragung zugrundeliegt, eintauchen und sich zwischen "mangelhaft" und "ungenügend" entscheiden. Ich möchte das nicht und entscheide mich daher für eine 5-. Mit anderen Worten: Es wäre ein "Segen" für die gemarterte Welt, wenn diese Eso-Schleuder endlich vom Netz ginge.

(2a) Wie beurteilst Du die grafische und visuelle Qualität? (Bitte jeweils Noten von 1 bis 6 vergeben)

Diese Seite ist eine Scripthölle, die für jeden Datenschützer ein Grund zum Weinen und Verzweifeln ist. Das Design entspricht dem Inhalt: Es ist plump, verlogen und hinterhältig. Ich kann die Seite nur dann aufrufen, wenn ich meine Schutzprogramme deaktiviere. Eine Schulnote verbietet sich hier.

(2b) Wie beurteilst Du die sprachliche Qualität der Texte [?]

Welche Texte meint ihr denn? Der überwiegende Anteil Eurer Beiträge besteht doch aus Zitaten und Verlinkungen auf andere Webseiten. Die übrigen Texte sind wiederum überwiegend Zweit- oder Drittverwertungen irgendwelcher Beiträge, die bereits anderswo publiziert worden sind. Es verbleibt also nur ein sehr kleiner, nicht weiter ins Gewicht fallender Anteil, der "exklusiv" im Eso-Blog in die Welt gebrochen wird – und das betrifft wohl meist die Beiträge Plattas. Diese sind sprachlich sehr divergent und schwanken zwischen "gut" und "radebrechend". Es ist bezeichnend, dass hier die Frage nach der inhaltlichen Qualität gar nicht erst gestellt wird, denn diese Antwort fiele wesentlich böser aus.

(2c) Wie beurteilst Du die Relevanz der angesprochenen Themen [?]

Meint ihr damit die Verlinkungen oder die ausformulierten Texte? Oder beides? Nun, es gibt gelegentlich auch eine Verlinkung, die sinnvoll ist – ansonsten tendiert die Relevanz aber gegen null. Eigentlich könntet ihr von jetzt auf gleich aufhören mit dem Schmonzes, den ihr zur Erheiterung des linken Spektrums "Webmagazin" nennt, ohne dass irgendetwas fehlen würde – die entsprechenden Verlinkungen übernehmen ja bereits die Nachdenkseiten oder viele andere Blogs, von denen ihr nur kopiert.

(2d) Wie beurteilst Du die Bandbreite der Themen und Ausdrucksformen (wie abwechslungsreich sind wir[...]) [?]

Das ist eine redundante Frage, die bereits beantwortet wurde. Wer im Wesentlichen Links und zweit- oder drittverwertete Texte postet und ansonsten wild im abzockenden und teils braunen Eso-Sumpf wühlt, sollte das Wort "Bandbreite" besser gar nicht erst in den Mund nehmen. Das schmeckt übel – vor allem dann, wenn man den glaubensbereinigten Kommentarbereich, in dem nur Ausgewählte schreiben dürfen, noch hinzunimmt.

(2e) Wie beurteilst Du die Musik- und Videoauswahl [?]

Gäbe es neben der "Sechs" noch eine schlechtere Benotungsmöglichkeit, wäre sie euch sicher. Es ist nicht auszuhalten, was ihr da an Musikbeiträgen verlinkt – und ebenso ist es nicht erträglich, was irgendein Hansel – wer auch immer das jeweils ins Blog stellt – dazu schreibt: Stets spricht hier die Dummheit, die von Tuten und Blasen in Bezug auf den jeweiligen Interpreten oder das musikalische Genre keine Ahnung hat. Beispielhaft sei hier Heinz Rudolf Kunze erwähnt, der laut "Jenseits der Realität" ein "Deutschrocker" sei, der in den 80ern mit dem Schlagersong "Dein sei mein ganzes Herz" "durchgestartet" sei. Noch dümmer könnte man das sehr zwiespältige, vielfältige Werk dieses ebenfalls zwiespältigen Mannes gar nicht zusammenfassen. Inkompetenz ist Chefsache bei "Jenseits der Realität".

(3) Welches sind für Dich die wesentlichen Stärken dieser Seite?

Äh ... wie meinen?

(4) Welches sind die gravierendsten Schwächen?

Äh ... wie meinen?

(5) Von welchem Autor/welcher Autorin würdest Du Dir wünschen, dass er oder sie (auch) künftig [eine] wichtige Rolle auf HdS spielt?

Ich fasse das mal so zusammen: Eigentlich gibt es ja nur einen "HdS-Autor", und das ist Holdger Platta. Ich könnte auf dem Narrenschiff auch ständig Beiträge von anderen AutorInnen veröffentlichen und dann so tun, als seien das Narrenschiff-Mitarbeiter. Das wäre indes lächerlich. Wer also – abgesehen von Platta – schreibt denn exklusiv für die Eso-Schleuder? Nicht einmal der "Chefredakteur" (bei diesem Wort muss ich unweigerlich laut lachen) Faulfuß lässt sich dazu herab, endlich mal etwas Neues für die Eso-Schleuder zu schreiben – die 12.000 Euro Spendengelder, die er dennoch munter anstrebt, müssen auch ohne irgendeine Arbeit, die er zu leisten bereit ist, drin sein.

(6) Um welche Themenbereiche sollte sich HdS künftig stärker kümmern?

Das ist doch sonnenklar: Um die dort leider so ferne Realität.

(7) Welche Themenbereiche nerven eher und könnten reduziert werden?

You're kidding me. Das ist nicht nett. Aber das sind EsoterikerInnen, die Geld wollen, ja schließlich nie, ich weiß.

(8) Welche "Ausdrucksformen" und Rubriken auf HdS gefallen Dir besonders (z.B. Musikvideo, Kabarettvideo, Satire, Gedicht, Essay, Sachartikel)? Welche weniger?

Das ist wiederum eine redundante Frage, die bereits beantwortet wurde. Hier tun die Bekloppten wieder so, als seien die verlinkten Dinge in irgendeiner Weise mit der Eso-Schleuder verbunden. Nichts könnte der Wahrheit ferner liegen. Und wenn ihr eine Live-Kamera aus dem Inneren von Marxens Grab verlinkt: Es bleibt dabei, dass der alte Knabe im selbigen wild rotierte, wenn er wüsste, dass sich heute ausgerechnet geistergläubige Vollidioten auf ihn beziehen.

(9) Welche Webseiten, zu denen wir oft verlinken, gefallen Dir besonders? Welche weniger?

Da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll. Besonders toll sind beispielsweise irrational.de, verrückt.de und ich-glaube-an-geister.de – aber auch all die anderen Seiten, auf denen eine Hohlbirne wie Bettina Bettdröge ein feuchtes Höschen bekommt, sind einfach geil. Wenn es dann auch noch Links zu Abzockangeboten irgendwelcher Scharlatane gibt, die bei "Jenseits der Realität" ja sehr gern hofiert und beworben werden, ist das Herz jedes Esoterikers befriedigt und die 12.000 Euro sind gewiss bald erreicht. Und das ist ja der Sinn und Zweck der ganzen Veranstaltung.

(10) Gibt es einen Link zu einem Artikel oder zu einer Webseite, den wir auf HdS mal bringen sollten?

Ernsthafte Texte haben dort nichts verloren und würden die Gläubigen nur unnötig irritieren bzw. vom Denken und vor allem vom Spenden abhalten. Daher empfehle ich hier die deutsche Flat Earth Community – das fehlt auf "Jenseits der Realität" noch und würde den abstrusen Reigen abrunden.

(11) Gibt es ein Musikvideo, das Du uns besonders empfehlen würdest?

Nein. Es gibt tausende Musikvideos, die ich solchen Flachpfeifen wie euch nicht nur "empfehlen würde", sondern tatsächlich empfehle – wenn ich mich aber tatsächlich für eines entscheiden soll, fällt meine Wahl auf dieses:


(Orden Ogan: "F.E.V.E.R.", aus dem Album "Ravenhead", 2015)

(12) Gibt es weitere Anregungen, die Dir einfallen?

Die einzige sinnvolle Anregung, die mir einfällt, ist diese: Hört doch um des Spaghettimonsters Willen damit auf, die Leute unablässig zu verarschen und abzuzocken und legt die Eso-Schleuder endlich still. Es ist schlimm genug, dass es vereinzelt Menschen gibt, die ausgerechnet euch dem linken Spektrum zuordnen – umso wichtiger sollte es sein, dass diesem intellektuellen Irrsinn nicht noch weitere Menschen folgen. Ich verstehe schon, weshalb es für euch keine Option ist, eurem Geisterglauben nur noch im heimischen Keller zu huldigen – dort gibt es schließlich keine Kohle abzugreifen. Oder gibt es noch einen anderen Grund, weshalb ihr eine reine Privatangelegenheit ganz und gar nicht privat behandelt, sondern in epischer Breite zu einer öffentlichen Sache macht? Selbst die fiktive Figur "Jesus" hätte Gestalten wie euch längst aus dem "Heiligen Tempel" vertrieben.

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Ich weiß, das waren schon wieder viel zu viele Worte für eine eigentlich redundante Sache. Ihr habt ja recht. Die Geistergläubigen machen aber trotzdem immer weiter und lassen sich nicht beirren, ganz egal, was anderswo dazu geschrieben oder gesagt wird. So funktioniert Religion – und ein Aspekt dieses Beitrages soll darauf hinweisen, dass Religion eben nicht nur auf obskuren Eso-Seiten im Internet zu finden ist, sondern überall in unserem Umfeld: Die Politik handelt semi-religiös (auch wenn ihr unterstellt werden darf, gegen besseres Wissen zu handeln); die Filterblase ist religiös und das eigene Denken ist oft ebenfalls religiös. Es gilt, den Kopf gelegentlich aus dem Sumpf zu heben, um einen Rundblick bis zum Tellerrand – und wenn der schneidige Wagemut reicht, sogar darüber hinaus – zu wagen. Religiöse und Esoteriker können und wollen bzw. dürfen das nicht – alle anderen aber sollten das dringend immer wieder tun.

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This is beautiful


(warandpeas.com)

Mittwoch, 20. Dezember 2017

Profit- und kriegslüsterne Schlips-Borg: Unser täglicher Horror


Die hochseriösen "PolitikerInnen der Mitte" (*glucks*) denken stets nur an das Wohl der gesamten Bevölkerung – dafür sind sie ja schließlich da, glaubt zumindest das Schlachtvieh. Ein hübsches Beispiel für diese (*doppelglucks*) These war kürzlich bei n-tv zu lesen, wo es in einem Text zum "Eurofighter" [sic! - Wer denkt sich bloß solch irrsinnige Bezeichnungen aus?] hieß:

Bund debattiert Tornado-Nachfolge / Die in den 70er-Jahren gebauten Tornado-Jets der Bundeswehr sollen bald ausgemustert werden. Doch welches Modell tritt die Nachfolge an? Die neuen Jets müssen besondere Fähigkeiten haben – etwa die Möglichkeit, Atomwaffen zu transportieren.

Gemeint sind hier natürlich US-amerikanische Atomwaffen, die im "Krisenfalle" im Auftrag der NATO auch von der Bundeswehr "transportiert" werden müssen, weil die Amerikaner das offensichtlich selber nicht bewerkstelligen können oder wollen (*dreifachglucks*). Das alles dient natürlich nur der "Verteidigung" des christlichen Abendlandes, das bekanntermaßen von wilden Horden und Armeeverbänden aus Russland, dem Nahen Osten, China, Nordkorea, vom Mars und neuerdings womöglich sogar von außerhalb des irdischen Sonnensystems angegriffen wird und somit kurz vor der totalen Kapitulation steht.

Um den unmittelbar drohenden Einmarsch dieser unmenschlichen Angreifer zu verhindern, muss also kräftig aufgerüstet werden, was leider ein paar Milliarden Euro kostet und den entsprechenden Rüstungskonzernen sprudelnde Profite über viele Jahre hinaus garantiert – aber was will man angesichts der offensichtlichen Bedrohungen denn sonst auch machen? Da bleibt den wohlmeinenden Schlips-Borg doch gar keine andere Wahl, als Sozialleistungen zu kürzen, Schulen verrotten zu lassen, RentnerInnen zu verarmen, Krankenhäuser zu "privatisieren" und die Rüstungsausgaben zu erhöhen! (*unendlichkeitsglucks*)

So ist es nur folgerichtig, dass dies nicht bloß in Deutschland, sondern EU-weit geschieht:

Die EU-Staaten haben erstmals eine ständige militärische Zusammenarbeit beschlossen. Daran werden sich neben Deutschland 24 weitere EU-Länder beteiligen. Sie soll mittelfristig zum Aufbau einer echten europäischen Verteidigungsunion führen.

Ja, "Verteidigung": hier taucht das hübsche, vergewaltigte Wort schon wieder auf. Es geht selbstverständlich nicht um Angriffskriege, die aus wirtschaftlichen, geopolitischen oder puren ideologischen Interessen geführt werden, sondern nur um "Verteidigung": Wie gesagt, die Horden der mordenden Barbaren lagern ja längst vor den Toren Europas, so dass den lieben Menschenfreunden in Brüssel, Berlin, Paris etc. gar keine andere Wahl bleibt. Wer Europa auf den Zeh tritt oder die Zunge herausstreckt, muss schließlich damit rechnen, dass er eine Atombombe in den Vorgarten geliefert bekommt – so geht "christliches Abendland" auf Kapitalistisch.

Gibt es eigentlich irgendwo einen geistig zurückgebliebenen Menschen in ganz Europa, der diese infantile Erzählung für vertrocknete Topfpflanzen noch glaubt (vielleicht abgesehen von Claus Kleber & Co.)? Ich kann mir das beim besten Willen nicht vorstellen. Selbst der Dümmste müsste inzwischen doch begriffen haben, dass es hier nicht um "Verteidigung", sondern um Aufrüstung zur Generierung von Profiten sowie um militärische Dominanz, Macht, Geopolitik und böse Angriffskriege aufgrund privatwirtschaftlicher Interessen geht, die zumindest auf Deutschland bezogen zutiefst verfassungswidrig sind.

Die einzig logischen Schlussfolgerungen aus dem vergangenen 20. Jahrhundert, das als das Mörderischste seit dem Aufbruch der "intelligenten Menschheit" in der Steinzeit angesehen werden muss, können nur sein:

  1. Die Abschaffung der Bundeswehr sowie jeder anderen militärischen Organisation (einschließlich sämtlicher "Geheimdienste") und Überführung des Personals, technischen Wissens und Equipments in das Technische Hilfswerk oder vergleichbare humanitäre, gemeinwohlorientierte Organisationen,
  2. das Verbot der Entwicklung, Herstellung und des Vertriebs von Waffen und Waffensystemen jeder Art,
  3. eine konsequent pazifistische Ausrichtung der Politik und damit letzlich auch der Gesellschaft,
  4. eine gerichtliche Aufarbeitung der Machenschaften von Rüstungskonzernen (samt ihren Managern, Angestellten und natürlich Eigentümern), PolitikerInnen, LobbyistInnen und anderen Beteiligten, sowie
  5. ein striktes Verbot von Anzügen, Schlipsen, Aktenkoffern, BWL-Leerhirnen und anderen Uniformen.

Ich weiß, ich träume zu viel. Leider ist Europa stattdessen lieber wieder in die Weimarer Zeit zurückgesprungen und damit auf dem furchtbaren Weg, dieselben fatalen "Fehler" – die auch damals schon keine waren, da sie "systemkonform", systemimmanent und von interessierter Seite durchaus gewollt waren und es auch heute noch sind – zu wiederholen. Unser schöner Kapitalismus wird uns auch diesmal wieder ein Feuerwerk der Extraklasse bescheren – da können wir ganz sicher sein. Ich bete jeden Abend zum Spaghettimonster, dass die wahnsinnigen Schlipsgewürgten bzw. Knopfleisten- und Hosenanzuggemarterten sich noch etwas gedulden und ihre Mordlust bändigen können, damit meine Töchter das nicht mehr erleben müssen.

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Der Krieg, wie ich ihn sah



(Zeichnung von Fritz Arnold [1883-1921], in "Simplicissimus", Heft 50 vom 11.03.1919)

Dienstag, 19. Dezember 2017

Weihnachtszitat des Jahres: Hobbyraum


Meine Söhne, sagt Herr Fahrenkamp, sind wortkarg genug. Ich frage sie dieses und jenes, ich bin kein Unmensch, es interessiert mich, was die Jugend denkt, schließlich war man selbst einmal jung. Wie soll nach Eurer Ansicht die Zukunft aussehen, frage ich und bekomme keine Antwort, entweder meine Söhne wissen es selber nicht oder sie wollen sich nicht festlegen, es soll alles im Fluss bleiben, ein Fluss ohne Ufer sozusagen, mir geht das auf die Nerven, offen gesagt. Darüber, was es nicht mehr geben soll, äußern sich meine Söhne freimütiger, auch darüber, wen es nicht mehr geben soll, den Lehrer, den Richter, den Unternehmer, alles Leute, die unseren Staat aufgebaut haben, in größtenteils demokratischer Gesinnung, aus dem Nichts, wie man wohl behaupten kann, und das ist jetzt der Dank. Schön und gut, sagen meine Söhne, aber Ihr habt etwas versäumt, und ich frage, was wir versäumt haben, die Arbeiter sind zufrieden, alle Leute hier sind satt und zufrieden und was gehen uns die Einwohner von Bolivien an. Ihr habt etwas versäumt, sagen meine Söhne und gehen hinunter in den Hobbyraum, den ich ihnen vor kurzem habe einrichten lassen. Was sie dort treiben, weiß ich nicht. Meine Frau meint, dass sie mit Bastelarbeiten für Weihnachten beschäftigt sind.

(Marie Luise Kaschnitz [1901-1974]: "Hobbyraum", aus: "Steht noch dahin. Betrachtungen", 1970)


Montag, 18. Dezember 2017

Öffentliche Empörung unerwünscht: Kein Aufruhr im Paradies


Vor einigen Tagen wurde auf den Seiten der Frankfurter Rundschau eine Abgeordnete der Grünen himmelhochjauchzend bejubelt, die im Bundestag die Vorgehensweise der AfD im parlamentarischen Gesetzgebungsbetrieb angeprangert hatte. Der FR-Autor kommt gar zu der wilden Einschätzung:

In der Diätendebatte des Bundestages putzte Haßelmann die AfD so sehr nach Strich und Faden runter, dass sogar die Union in Begeisterungsstürme ausbrach.

So weit, so gut. Es ist ja völlig richtig, die im Text benannten Machenschaften bloßzustellen, auch wenn sie – was allerding weder Haßelmann noch der FR-Autor erwähnen – gang und gebe im Betrieb der parlamentarischen Politiksimulation quer durch sämtliche Parteien Kapitalistans sind. Wer erinnert sich beispielsweise nicht an all die medienwirksamen Forderungen der SPD oder CDU, die von der Linkspartei, den Grünen oder der FDP in Form vom Gesetzentwürfen in den Bundestag eingebracht und dennoch stets abgelehnt wurden, weil die Initiative von "den Falschen" ausging bzw., was wahrscheinlicher ist, die Forderungen gar nicht ernst gemeint waren, um nur ein Beispiel zu nennen? Allein deshalb ist der gesamte Text also schon eine Nullnummer, die allenfalls boulevardesken, also strikt ablenkenden "Wert" besitzt. Die "Breitseite für die AfD" ist folglich gar keine, sondern ein fettes, überaus dummes Eigentor mit Anlauf.

Das stört allerdings niemanden im politisch-medialen Tollhaus. Richtig peinlich wird die Posse nämlich erst aufgrund des Umstands, dass der eigentliche Skandal, der als Anlass für dieses alberne Ränkespielchen unter Korrupten diente, gar nicht mehr weiter hinterfragt oder gar kritisiert wird. Hier ging es um die "Diätenerhöhung" der Bundestagsabgeordneten: Seit 2017 erhalten die Parlamentarier fast 1.000 Euro monatlich mehr als noch 2015 (aktuell sind das 9.541,74 Euro "Aufwandsentschädigung" pro Monat zzgl. einer "Aufwandspauschale" in Höhe von 4.318,38 pro Monat – von den bis heute nicht vollständig offengelegten "Nebeneinkünften", die diese monatliche Summe in satter Höhe von 13.860,12 Euro nicht selten um ein Vielfaches übersteigen, schweige ich lieber); und weil die sauberen Damen und Herren sehr gerne vermeiden möchten, dass sich eine (Originalzitat) "öffentliche Empörung (darüber) regelmäßig wiederholt", wurde nun also beschlossen, dass die jährliche Erhöhung der "Diäten" von nun an "automatisiert" – also gänzlich ohne Debatte, Abstimmmung und damit auch Berichterstattung – zu erfolgen habe.

Das muss man sich erst einmal ausdenken. Leute, die so etwas – mit exakt dieser ganz und gar nicht verschleierten, sondern tatsächlich offen ausformulierten, mafiösen Begründung – beschließen, werfen nun also der gewiss schmierigen AfD vor, dass diese Partei offensichtlich ebenso korrupt ist wie sie selber und denselben opulenten Schampus säuft, während sie vehement stilles Wasser predigt. Und die Qualitätspresse nimmt das wohlwollend begleitend zum Anlass, ins gleiche Propagandahorn zu stoßen, anstatt so etwas Altertümliches und Überkommenes wie Journalismus zu betreiben. Offenbar herrscht auch hier längst ein (medial-dystopischer) Automatismus vor, den ich nicht mehr kommentieren kann, ohne ausfällig zu werden.

Die korrupte, kapitalistische Bande ... geisteskranke Vollidioten ... widerliche Schmierfinken ... habgierige Menschenfeinde ... alle in einen Sack und mit dem Knüppel ... [der Rest des Kommentars musste leider gelöscht werden, da er explizite Ausdrücke und Gewaltfantasien beinhaltete. Der Zensor]

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"Wie fleißig du warst, mein guter Junge! Kaum zwei Monate Abgeordneter und schon ein Automobil!"

(Zeichnung von Thomas Theodor Heine [1867-1948], in "Simplicissimus", Heft 49 vom 02.03.1925)