Freitag, 10. Oktober 2014

Die Rückkehr des "Judensterns"


Fast unbeachtet ist vor einigen Tagen eine Meldung durch die Propagandamedien gerutscht, nach der es in den Kreisen der Polithuren in Berlin momentan verschiedene "Diskussionen" gebe, die unter anderem eine "Markierung von Reisepässen" zum Inhalt haben. Konkret geht es darum, irgendwelchen angeblichen "Dschihadisten" die "Ausreise aus Deutschland" zu erschweren [sic!]. Die Propagandaredaktion der "Tagesschau" formuliert das so:

Potenziellen Terrorkämpfern soll die Ausreise aus Deutschland erschwert werden. Aber wie? Verschiedene Vorschläge kursieren, der neueste: eine Markierung im Personalausweis. Mit diesem Ausreise-Sperrvermerk könnten deutsche Extremisten sich nicht mehr so leicht Richtung Dschihad aufmachen.

Im Grunde ist es müßig, auf einen solchen "Vorschlag" überhaupt einzugehen, denn er ist nun klar erkennbar grundgesetzwidrig und daher ohnehin nur eine weitere Nebelkerze im neoliberalen Krieg des Kapitals gegen die Demokratie und den Humanismus. Dennoch verbreitet die "Tagesschau" diesen Irrsinn willfährig, und zwar - wie gewohnt - vollkommen kritikfrei. Dabei wird einmal mehr versucht, den Eindruck zu erwecken, es handele sich hier um eine "rechtsstaatlich normale" Forderung. Das Gegenteil ist indes der Fall, denn hier wird nicht nur die amtliche "Kennzeichnungspflicht" irgendeiner Bevölkerungsgruppe gefordert, was für sich genommen schon verfassungswidrig und zutiefst menschenfeindlich ist, sondern sogar die amtliche "Kennzeichnungspflicht" aller Personen, die auch nur "potenziell" (!) einer diffusen Gruppe "zugeordnet" werden. Wer da allerdings zuordnet, unter welchen Umständen, aus welchen Gründen das geschehen und inwiefern das rechtsstaatlich abgesichert vonstatten gehen soll, bleibt selbstredend unerwähnt.

Die "Tagesschau" verbreitet hier also faschistische Pläne, die über den "Judenstern" auf der Kleidung, den Aufdruck "J" im Ausweis und den erzwungenen Namenszusatz "Israel" bzw. "Sarah" für jüdische Menschen im "Dritten Reich" noch hinausgehen: Inzwischen ist nicht mehr allein "das Blut" auschlaggebend für die staatliche Diskriminierung, es reichen stattdessen bereits Mutmaßungen und "Erkenntnisse" (vermutlich von irgendwelchen obskuren, unkontrollierten Geheimdiensten), um Menschen stigmatisieren und ausgrenzen zu wollen. Ich muss stundenlang unentwegt kotzen, wenn ich versuche, darüber nachzudenken.

Der Kotzreiz verstärkt sich allerdings noch, wenn ich im Propagandatext weiter lese:

Die SPD steht dem Vorschlag aufgeschlossen gegenüber. Mit der Union habe man sich verständigt, zu prüfen, "künftig auch Personalausweise zu kennzeichnen, damit diese nicht zur Ausreise etwa über den Transitstaat Türkei verwendet werden können", sagte die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Eva Högl. / (...) Der Grünen-Innnenpolitiker Volker Beck unterstützte den Vorschlag, mehr noch: Er forderte die Bundesregierung auf, möglichst rasch eine Kennzeichnung von Personalausweisen mutmaßlicher Terrorkämpfer zu beschließen.

Was soll man dazu noch sagen. Die Einheitspartei ist sich eben, wie immer in solchen Dingen ... EINIG. Und wenn man der "Umfrage", die unter dem "Tagesschau"-Text abgerufen werden kann, Glauben schenken will, dann ist zumindest eine deutliche Mehrheit der LeserInnen dieses üblen Propagandatextes derselben furchtbaren Meinung.

"Sieg Heil!" - Mehr weiß ich dazu nicht zu sagen - vielleicht mit Ausnahme der leider aussichtslosen Forderung, "mutmaßliche Rechtsextremisten" künftig einfach zum Mond zu schießen.

Wir leben erneut in einer Zeit des völligen Irrsinns.


("Markierter" Ausweis des deutschen Staatsbürgers Josef Heinrich "Israel" Chotzen von 1939, der zudem noch den Fingerabdruck enthält, der heute ebenfalls wieder von interessierter Seite wild gefordert wird.)

Donnerstag, 9. Oktober 2014

Song des Tages: To Kill The Child




(Roger Waters: "To Kill The Child", Single, 2004)

The child lay in the starlit night
Safe in the glow of his Donald Duck light
How strange to choose to end a life
How strange to choose to kill a child
Hoover, Blaupunkt, Nissan, Jeep
Nike, Addidas, Lacoste and cheaper brands
Cadillac, Amtrak, gasoline, diesel
Our standard of living - could this be a reason
That we would choose to kill the child
That we would choose to kill the child

Allah, Jehovah, Buddah, Christ
Confucius and Kali and reds, beans and rice
Goujons of sole, ris de veau, ham hocks
Lox bagels and bones and commandments in stone
The Bible, Koran, Shinto, Islam
Prosciutto, risotto, falafel and ham
Is it dogma, doughnuts, ridicule faith
Fear of the dark, or shame or disgrace
That we would choose to kill the child
That we would choose to kill the child

It's cold in the desert and the space is too big
The rope is too short and the walls are too thick
I will show you no weakness, I will mock you in song
Berate and deride you, belittle and chide you
Beat you with sticks and bulldoze your home
You can watch my triumphant procession to Rome
Best seat in the house, up there on the cross
Is it anger or envy, profit or loss
That we would choose to kill the child
That we would choose to kill the child

Take this child and hold him closely
Keep him safe from the holy reign of terror
Take this child, hold him closely
Take this child to the moral high ground
Where he can look down on the bigots and bully boys
Slugging it out in the yard



Anmerkung: Ich finde es bemerkenswert, dass ein alternder Multimillionär wie Waters, der laut "Forbes" allein im Jahr 2012 satte 88 Millionen US-Dollar allein durch seine Bühnenshows (man beachte den Preis für ein einfaches Ticket!) hinzugerafft hat, sich dennoch kritisch mit solchen Themen befasst und gar einigen Firmen munter ans Bein pinkelt. Grotesk wird das ganze aber, wenn ausgerechnet ein so reicher Mensch gleichzeitig beklagt, dass womöglich "our standard of living" ein gewichtiger Grund für das furchtbare Elend auf diesem Planeten sei.

Ich will dem Mann gewiss nicht die ehrbaren, hochmoralischen Motive absprechen - Waters hat bis heute in vielerlei Hinsicht ein durchaus prägendes, auch sozialkritisches musikalisches Werk hinterlassen, das in der Geschichte der Rockmusik völlig zu Recht einen gewiss nicht unbedeutenden Platz einnimmt. Dennoch komme ich nicht umhin, auch hier zu fragen: Was soll diese Anhäufung von Millionen und Abermillionen? Der Mann ist heute 71 Jahre alt - wofür kann er dieses viele Geld, das anderswo so dringend, dringend fehlt, wohl noch gebrauchen? Warum nimmt jemand, der bereits so grotesk reich ist, überhaupt noch Eintritt für seine Bühnenshows bzw. beschränkt diesen Preis nicht auf eine Summe, die seine eigenen Ausgaben deckt? Ich werde diese kapitalistische Gier nach mehr und immer mehr, sogar bis ins hohe Alter hinein, wohl niemals begreifen.

Mittwoch, 8. Oktober 2014

Die korrupte Bande - eine Satire der "Tagesschau"


Heutzutage ist es nicht immer nötig, Seiten wie den Postillon oder die Titanic aufzurufen, wenn man auf der Suche nach bissiger Satire ist - immer öfter genügt auch ein Besuch bei den "seriösen" Kuhmedien wie beispielsweise den Propagandaseiten der "Tagesschau". Dort las ich kürzlich einen Text, der sich mit Philipp Mißfelder befasst - ihr wisst schon, dieser furchtbare, faschistoide CDU-Dorfdepp, der Senioren keine neuen Hüftgelenke mehr gönnt, der die "Bundesagentur für Arbeit" privatisieren möchte und immer wieder gerne Soldaten in den Krieg schicken will.

Nun klärt uns die "Tagesschau" im besagten Text darüber auf, dass Mißfelder womöglich "die längste Zeit Politiker gewesen" sei - und begründet dies allen Ernstes mit seiner altersbedingten Aufgabe des Vorsitzes der "Jungen Union". Das ist an sich schon irrsinnig genug, zumal der Bursche inzwischen tatsächlich auch ein physisches Alter erreicht hat, in dem er in einer "Jugendorganisation" schlichtweg nichts mehr verloren hat (geistig war er wohl niemals jünger als 60 - aber das ist sicher repräsentativ für die "JU"). Die Autorin, eine gewisse Ute Welty, haut noch ganz andere Klöpse heraus, für die Priol, Uthoff & Co. lange grübeln und sicher eine Menge bewusstseinserweiternder Hilfsmittel einnehmen müssten. Ein Beispiel:

[Mißfelder] galt immer mehr als der Nutznießer von Macht, nicht als ihr Kritiker. 2009 wurde ihm das Etikett des "Schattenmanns" angeheftet, das er bis heute nicht losgeworden ist. Das "Spiegel"-Porträt zeichnete damals das Bild eines Politikers, der sich vor allem seiner Karriere verpflichtet fühlt, der für einen Blick, ein Lob, eine SMS der Kanzlerin alles tun würde.

Nein - welch eine sensationelle Erkenntnis: Das Leitbild der korrupten, neoliberalen Hurenbande ist auch das Leitbild Mißfelders! Wer hätte denn das auch ahnen können? Und so einer war zwölf lange Jahre lang Vorsitzender einer so seriösen, über alle Zweifel erhabenen, intellektuellen Vereinigung wie der "Jungen Union"? Welch ein skandalträchtiger, skandalöser Skandal! - Aber es geht munter weiter:

Mißfelder räumt ein, dass er es nicht geschafft habe, die JU zur "bürgerlichen Avantgarde" zu machen. Zu einer "Innovationsabteilung" der Union, die die Kräfte rechts von der Mitte sammelt.

An dieser Stelle musste ich eine Lesepause einlegen, weil mein hysterisches Röcheln mich zu sehr am Atmen hinderte - einen Begriff wie "bürgerliche Avantgarde", der an sich ja schon vollkommen absurd ist, auch noch im Zusammenhang mit der Union zu bemühen, das traute sich noch nicht einmal ein Georg Schramm. Unsere Ute aber zitiert den salbadernden Philipp munter weiter und lässt auch die völlig verblödende Verknüpfung von "Innovation" und "rechts von der Mitte" nicht aus, ohne in irgendeiner Weise näher darauf einzugehen bzw. die völlige Sinnfreiheit dieser Contradictio in adiecto auch nur zu erwähnen. Wenn die Propaganda vorschreibt, dass Greise junge Burschen zu sein haben, hat die "Tagesschau" das zu berichten - und nicht zu hinterfragen. So viel Humor muss sein.

Das Beste kommt aber, wie gewohnt, zum Schluss:

Mißfelder hat inzwischen bestätigt, einem Unternehmer 2010 die Teilnahme an einer Irak-Reise des damaligen Außenministers Guido Westerwelle vermittelt zu haben. Er bestätigte auch, dass dessen Firma zeitgleich insgesamt 49.000 Euro für Mißfelders CDU-Kreisverband und die Junge Union gespendet hat. Die regierungsunabhängige Transparenzinitiative Lobbycontrol fordert Aufklärung und spricht von gravierenden Vorwürfen. Es dürfe nicht sein, dass ein Spitzenpolitiker seine Position und seine politischen Kontakte zu Geld mache.

Hier versagen meine Worte und meine Fassung. Fast die gesamte korrupte Bande tut seit Jahrzehnten nichts anderes, was vielfach dokumentiert ist (der verlinkte Überblick bei lobbypedia ist leider noch immer fragmentarisch), aber die "Tagesschau" behandelt auch dies hartnäckig wie einen "bedauerlichen Einzelfall". Das übersteigt den Bereich der Satire und erklimmt mit wehenden Fahnen den Gipfel der Groteske.

Vermutlich geht es hier ohnehin bloß um unionsinterne Machtrangeleien verschiedener macht- und geldgeiler "Alphatiere", die unter anderem auch mit der Hilfe solcher Propagandastücke in den Medien ausgetragen werden. Für die Bevölkerung dieses Landes ist es aber völlig bedeutungslos, welche Triefnasen da gerade das Sagen haben und welchen Figuren an den lukrativen Stuhlbeinen gesägt wird - das Ergebnis wird immer dasselbe sein, nämlich eine perverse Politik gegen die Bevölkerung und für die Superreichen, frei nach dem kapitalistischen Motto:

"Ob Merkel, ob Mißfelder, Lucke, Trittin,
ob Gabriel, Schäuble, gar Özdemir ("Ih!") -
sie tun stets dasselbe, sie tun es sehr barsch:
Für Geld treten sie uns gepflegt in den Arsch."

---



"Wie fleißig du warst, mein guter Junge! Kaum zwei Monate Abgeordneter und schon ein Automobil!"

(Zeichnung von Thomas Theodor Heine [1867-1948], in "Simplicissimus", Heft 49 vom 02.03.1925)

Dienstag, 7. Oktober 2014

Zitat des Tages: Kein Ort. Nirgends


Sie kennt die Stelle unter der Brust, wo sie den Dolch ansetzen muss, ein Chirurg, den sie scherzhaft fragte, hat sie ihr mit einem Druck seines Fingers bezeichnet. Seitdem, wenn sie sich sammelt, spürt sie den Druck und ist augenblicklich ruhig. Es wird leicht sein und sicher, sie muss nur achten, dass sie die Waffe immer bei sich hat. Was man lange und oft genug denkt, verliert allen Schrecken. Gedanken nutzen sich ab wie Münzen, die von Hand zu Hand gehn, oder wie Vorstellungen, die man sich immer wieder vors innere Auge ruft. An jedem Ort kann sie, ohne zu zucken, ihren Leichnam liegen sehn, auch da unten am Fluss, auf der Landzunge unter den Weiden, auf denen ihr Blick ruht.

(...)

Wenn die Menschen gewisse Exemplare ihrer eigenen Gattung aus Bosheit oder aus Unverstand, aus Gleichgültigkeit oder aus Angst vernichten müssen, dann fällt uns, bestimmt, vernichtet zu werden, eine unglaubliche Freiheit zu. Die Freiheit, die Menschen zu lieben und uns selbst nicht zu hassen. / Begreifen, dass wir ein Entwurf sind - vielleicht, um verworfen, vielleicht, um wieder aufgegriffen zu werden, darauf haben wir keinen Einfluss. Das zu belachen, ist menschenwürdig. Gezeichnet zeichnend. Auf ein Werk verwiesen, das offen bleibt, offen wie eine Wunde.

(aus der Erzählung "Kein Ort. Nirgends" von Christa Wolf [1929-2011], Luchterhand 1979)


Montag, 6. Oktober 2014

Lesetipp des Tages: "Sparen mit dem Existenzminimum"


Der Kollege vom Frei-Blog hat am Wochenende, an dem ich mich auf meiner allzu kurzen virtuellen Urlaubs- und Erholungsreise vom neoliberalen, deutschtümelnden "Einheits"-Brei-Beschiss befand, einen kleinen, dafür aber umso aussagekräftigeren Text über seine eigene furchtbare Situation im menschenfeindlichen, grundgesetzwidrigen, rot-grün-schwarz-gelben Hartz-Terror verfasst, dem ich eine weite Verbreitung wünsche. Ein kleiner Auszug daraus:

Ich lebe von der Hand in den Mund, von Tag zu Tag, und am Ende eines Monats opfere ich meine drei angesparten Euros, um noch zwei Tage durchzuhalten. / Und dies schon seit Jahren, immer auf der Hut, nicht weiter brutal in die Gosse gekickt zu werden. Ich sollte mich gemütlich in der Armut einrichten, mein Almosen nicht verjubeln und dankbar dafür sein, dass ich noch geduldet bin.

In der Tat, die Betonung liegt hier auf dem "noch" - denn es ist absehbar, in welche braunen Abgründe die politisch forcierte Richtung geht und welche Konsequenzen sich in Zukunft daraus ergeben müssen, wenn das Ruder nicht doch noch herumgerissen wird. Dass bereits die gesamte vorangestellte Beschreibung - auch ohne dieses "noch" - bereits eine gesetzlich und politisch legitimierte, propagandistisch wohlwollend begleitete Kurssetzung in den faschistischen Sumpf darstellt, der von der großen Mehrheit der Menschen in diesem Land (und weit darüber hinaus) irrsinniger Weise gar nicht als solcher wahrgenommen wird, fällt da fast schon nicht mehr ins Gewicht.

Wenn heute nach wie vor immer wieder irgendwelche Huren und Callboys aus den Reihen der Propagandamedien und der Politik wie von Sinnen in die Welt tröten, das "Sozialsystem" in Deutschland sei eine "Hängematte", in der sich ein "wunderbares, von materiellen Sorgen freies Leben" führen ließe, dann muss man diesen (meist sehr üppig absahnenden) Figuren längst bösen Willen unterstellen, denn so dumm kann noch nicht einmal irgendein Hanswurst von der CSU oder irgendeine Schreckschraube von der BLÖD-"Zeitung" sein, dass er/sie nicht genau um die Absurdität einer solchen Behauptung wüsste. Die dahinter stehenden Absichten sind ja klar erkennbar - erst gestern hat beispielsweise Stefan Gärtner in seiner Titanic-Kolumne einen erhellenden, bissigen Text dazu veröffentlicht, der sich mit den furchtbaren Zuständen in privatisierten [sic!] "Asylunterkünften" in Deutschland und der schauderhaften Reaktion der FAZ darauf beschäftigt.

Das "Sozialsystem" in diesem Land ist von Rot-Grün mit tatkräftiger Unterstützung und Zementierung von Schwarz-Gelb von einer einstmals vielleicht wackeligen, längst nicht perfekten, immerhin aber halbwegs erträglichen Bruchbude zu einer schwelenden Geisterruine deformiert worden, für welche die Bezeichnung "Sozialsystem" nicht einmal mehr satirisch überhöht zulässig ist. Diese Bande hat ein staatliches Schikanierungs-, Unterdrückungs und Disziplinierungssystem der Willkür daraus gemacht, das permanent Angst, Unsicherheit, Zwangsverarmung und Zwangsarbeit verbreitet - eine "eiserne Hängematte" voller vergifteter Dolche über einem bodenlosen Abgrund, sozusagen.

Währenddessen schwillt der perverse Reichtum weltweit - natürlich auch in Deutschland - permanent an. Niemals zuvor gab es so viel Reichtum wie heute - das erzählen uns jedenfalls die Propagandamedien in schöner orwellscher Kontinuität immer wieder. Es wird dabei nur stets der "unwichtige" Hinweis "vergessen", dass dies nur eine kleine Mini-Clique betrifft, während die große Mehrheit der Menschen logischer Weise immer ärmer wird - solche Details sind aber auch nebensächlich, wenn es um den überbordenden Reichtum "unseres Landes" geht.

Und so wird die schwelende Geisterruine des ehemaligen "Sozialstaates" auch weiterhin abgebaut, bis irgendwann nicht einmal mehr Fragmente davon übrig sind - denn irgendwoher muss der überbordende, stets wachsende Superreichtum der "Elite" ja kommen. Und woher soll die Bande ihn denn nehmen, wenn in Afrika und Asien und selbst in exotischsten Regionen dieses Planeten nicht mehr genug zu holen ist? Richtig: Zuerst sind "Asylanten" und Arbeitslose, gerne auch Kranke, Behinderte und Rentner im eigenen Land an der Reihe ... aber wer glaubt, dass die Habgier der Perversen dann plötzlich aussetzen und nicht auch den Rest der Bevölkerung ins Visier nehmen wird, der muss mindestens ebenso doof sein wie "Herr Karl" oder der Rest der in der kapitalistischen Propaganda gefangenen, völlig desinformierten Bevölkerung.

Wenn Volker im verlinkten Text schreibt: "Wissen Sie, [wovor] ich Angst habe, wenn ich an eine Zukunft denke, die ich möglicherweise noch erleben werde?" - dann habe ich für mich die Antwort zum Glück schon parat. Wer sie wissen möchte, sollte Christa Wolfs grandioses Werk "Kein Ort. Nirgends" aufmerksam lesen. Ich werde den Terror des Kapitalismus gewiss nicht bis zur letzten Konsequenz ertragen, soviel ist sicher. Meine letzten Kräfte hebe ich mir auf für den letzten Akt, der tatsächlich nur mich allein betrifft.

---

Lebenszweck


"Mensch Aujust, bloß nich' schlapp machen! - Det Vaterland braucht dich noch for de Arbeetslosen-Statistik!"

(Zeichnung von Marcel Frischmann [1900-1952], in "Simplicissimus", Heft 45 vom 08.02.1932)