Freitag, 28. März 2014

Industrieller Schmutz und pure Ausbeutung: Die Milliardengewinne der Nahrungsmittelkrämer


Ein Umsatz von mehr als 50 Milliarden Euro, dazu noch ein Gewinn jenseits der Milliarden-Marke: Rewe kann mit dem abgelaufenen Jahr zufrieden sein. (...) Vor allem das Lebensmittelgeschäft mit den Rewe-, Penny- und Billa-Märkten trieb den Erlös.

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Anmerkung: Hier lernen wir einmal mehr beispielhaft, wieso ein Konzern industriellen Billigdreck als (noch dazu angeblich "hochwertige") Nahrung verkauft und seine Angestellten ebenso schamlos ausbeutet wie die Produzenten des Billigdrecks bzw. deren Angestellten. Auf den Seiten des WDR, der am selben Tag eine fast gleichlautende Jubelmeldung zum erneut erfolgreichen Beutezug des Rewe-Konzerns veröffentlicht hat, lesen wir an anderer Stelle und ebenfalls am selben Tag:

"Die 'Generation Praktikum' lässt so einiges mit sich machen. Doch was einer 19-Jährigen aus Bochum passiert ist, sprengt den Rahmen. Mehr als acht Monate arbeitete sie als Praktikantin in einem Rewe-Supermarkt - ohne Lohn. Sittenwidrig, urteilte jetzt das Arbeitsgericht."

Kritik am kaptalistischen System wird hier aber selbstverständlich nicht geübt, statt dessen wird der Skandal einmal mehr irgendwelchen untergeordneten Vasallen in die Schuhe geschoben, indem einfach der Konzern zitiert wird: "Rewe selbst weist alle Verantwortung von sich. Der betroffene Markt werde unter der Marke Rewe von einem selbstständigen Kaufmann geführt, der in Personalangelegenheiten unabhängig sei (...)." Dann ist selbstverständlich alles in Ordnung und auch die "kritischen Journalisten" des WDR müssen nicht mehr nachhaken, wie denn diese völlig absurden Milliardengewinne nun tatsächlich immer wieder zustande kommen und wer letztlich den bitteren Preis dafür bezahlt. Die Schlussfolgerungen liegen hier ja auch allzu offensichtlich auf der Hand - wenn wir industriellen Dreck als Nahrungsersatz und schamlose Ausbeutung auch im Nahrungsmittelbereich nicht mehr wollen, müssen wir diese perverse Bereicherung privater Konzerne schlichtweg unterbinden.

Gerade im Lebensmittelbereich wird die Wichtigkeit dieses Themas auch sofort offensichtlich, denn hier ist es nicht bloß "ärgerlich" oder "lästig", wenn uns minderwertiger Mist angedreht wird. Auch hier scheffeln einige wenige Personen kontinuierlich unermessliche Reichtümer, die sie im Leben niemals ausgeben könnten, während die große Mehrheit dafür mit Billigdreck als Nahrung abgespeist wird und die vielen Angestellten und Produzenten durch Billigstlöhne ausgebeutet werden. Eine Wahl haben die Menschen in diesem System ohnehin nicht - es ist vollkommen egal, welchen Supermarkt sie besuchen, denn die perversen Strukturen sind überall dieselben. Unabhängige, regionale Anbieter gibt es in diesem Bereich so gut wie gar nicht mehr.

Und so geht alles seinen logischen, kapitalistischen Gang direkt ins Aus: Die Qualität der Nahrungsmittel wird immer unterirdischer, die Packungsgrößen werden immer kleiner, die Ausbeutung nimmt stetig ebenso zu wie die klingelnden Kassen der Eigner sowie die schrille Werbung für den Dreck - und in nicht allzu ferner Zukunft entdecken wir dann wieder völlig überrascht:

"Soylent Green ist Menschenfleisch!"

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Du sollst sparen! - Kaufe das Billigste!



(Zeichnungen von Thomas Theodor Heine [1867-1948], in "Simplicissimus", Heft 21 vom 24.08.1931)

Mittwoch, 26. März 2014

Song des Tages: Golden Dawn




(The Legendary Pink Dots: "Golden Dawn", aus dem Album "Asylum", 1985)

I'll be your slave,
maybe you'll be my priestess.
I'd live in a cave
and we'd meet where all eyes are turned away.
Where we can lay, where we can play ...
and forget the storm.
Will you weep when I slip away ... at Golden Dawn?

I drew a star,
and you drew a circle.
We hid in the car,
we crossed our fingers, we hurtled down the street.
The fog was creeping slow,
the deathbird peeping through the window.
We drove on ... on and on 'til Golden Dawn.

I read the news
and you heard the sirens.
We packed, then we flew
to an island which no-one else could find.
Where we could hide and watch the tide
slide in at twilight.
We made love ... on and on 'til Golden Dawn.

Anmerkung: Abgesehen von dem nostalgischen Flashback, den dieser Song bei mir auslöst und der mich in eine denkwürdige Nacht in einem miefigen niederländischen Kellerclub zurückversetzt, wo die Legendary Pink Dots einen über vier Stunden dauernden, wahrhaft psychedelischen Mammutauftritt hingelegt haben, ist er natürlich ein wunderbar zynischer Kommentar zum Eso-Sumpf, der in der Regel dazu führt, dass die dort Gefangenen in absurde Parallelwelten abtauchen, die fiesen, ganz realen Probleme dieser Welt einfach ausblenden oder schönfärben und sich letztlich nur noch mit sich selbst beschäftigen - während "storm", "fog" und "deathbird" natürlich weiter wie von Sinnen und unbehelligt wüten.


Dienstag, 25. März 2014

Wenn "hochsensible" Esos die Hosen herunterlassen: Ein Realitätsabgleich


Im Eso-Blog "Hinter den Schlagzeilen" war neulich wieder einmal einer dieser hanebüchenen Texte aus dem "spirtuellen" Bereich der Magier, Geister und Götter verlinkt, in dem die Autorin - eine sich selbst ernsthaft so nennende "Hochsensible" - versteckte Werbung für ihren lukrativen Geschäftsbereich machte, was aber erst ein Kommentator anmerken musste. Der Blogbetreuer, der sich und seine MitstreiterInnen gerne hochtrabend als "Redaktion" bezeichnet, hatte das entweder zuvor nicht bemerkt oder aber bewusst verschwiegen. So weit, so normal für derlei Gefilde. Weshalb ich mich dennoch zu einer kleinen Anmerkung veranlasst sehe, ist die Entgegnung des Blogbetreuers Roland auf einen anderen Kommentar, die in beispielhafter Weise und leider allzu entlarvend illustriert, wie solche Menschen ticken.

Wer den ursprünglichen Text lesen will, muss dem Link bei "Hinter den Schlagzeilen" folgen - alles weitere, insbesondere die in Rede stehende Replik von Roland (alias "rr"), ist hier zu finden. Hier der direkte Link zur besagten Replik.

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Nach anfänglichem Blabla und üblichem Geschwurbel erreichen wir nach immerhin zwei Absätzen die erste belastbare Aussage des Textes, die da lautet: "Ich bitte doch darum, nicht gar so schnell eingeschnappt zu sein und der Redaktion zu glauben, dass sie gute Absichten hat." - Eigentlich muss ich das gar nicht kommentieren, denn wem fielen angesichts eines solchen Satzes nicht die legendären Worte Erich Mielkes ein, die er 1989 in der Volkskammer der DDR zum Besten gegeben hat und die damals mit lautem Gelächter quittiert wurden: "Ich liebe – ich liebe doch alle – alle Menschen!" - Zu allererst fällt dem lieben Roland also ein, an den "Glauben an die guten Absichten" zu appellieren - und er meint mit dem "Guten" nicht nur sich selbst, sondern gleich die ganze "Redaktion". Religiöse Verbrämung und Überhöhung treffen hier auf so viel Ignoranz und Arroganz, dass es im Grunde absurd ist, jemanden, der so etwas als eine Antwort auf Kritik schreibt, weiterhin ernst zu nehmen. Roland hätte diese beiden Absätze komplett weglassen und statt dessen "Wir sind die Guten!" schreiben können - vielleicht noch versehen mit der Anmerkung, dass angesichts dieser unumstößlichen Tatsache jedwede Kritik von vorn herein substanzlos ist.

Dann geht es aber munter weiter und Roland lässt sich über Armut in Deutschland aus. Ich war beim Lesen gespannt, was dem lichtdurchfluteten Autor wohl zu diesem wichtigen und brennenden Thema in Bezug auf die Millionen zwangsverarmten Hartz-Terror- und Hungerlohn-Opfer in diesem verkommenen Land einfallen würde und habe mit allem möglichen gerechnet - gefunden habe ich dann allerdings einzig dies: "kein Geld für Blumen für die Liebste". Da rutschte meine Kinnlade entsetzt aufs Brustbein - der Mann spricht richtiger Weise vom staatlich "erzwungenen Weglassen des Nötigen" und nennt dazu allen Ernstes einzig die "Blumen für die Liebste" als Beispiel. In welcher fernen Parallelwelt lebt ein Mensch, der so etwas schreibt? Vermutlich würde er hungernden Menschen in Afrika auch zunächst einen Kamm oder ein sauberes T-Shirt schenken, damit die schlimmste Not erst einmal gelindert sei.

Dann wird Roland endlich einmal deutlicher und bemerkt: "Freilich, ÜBERWIEGEND ist dieser Artikel sicher für diejenigen hilfreich, die nicht außergewöhnlich arm sind." Diese Formulierung ist immer noch irreführend und dumm, denn der hier behandelte Eso-Bereich betrifft natürlich ausschließlich Menschen, die in einem vergleichsweise abgesicherten Überfluss leben dürfen - also die (allmählich aussterbende) gehobene "Mittelschicht" dieses Landes. Wer sich inmitten eines so überquellend reichen Landes ständig mit so "lächerlichen" Sorgen wie der Sicherung der Nahrung, der Wohnung oder der Stromversorgung herumschlagen muss, wird es sicherlich äußerst anregend finden, nun auch von esoterischer Seite den Verzicht als seligmachende Heilslehre gepredigt zu bekommen. So einfühlsam ("hochsensibel") sind Esoteriker schließlich.

In einem weiteren Kommentar outet Roland sich nach alledem allen Ernstes selbst als "Hochsensibler" und resümiert: "Hochsensible leiden vor allem im Umfeld eines 'tiefsensiblen' Kulturideals. Dieses Eigenschaftsbündel besitzt in jedem Fall auch viele Vorzüge, es ist typisch für Künstler und – nun ja – die spirituelle Szene, weshalb es hier vielleicht manche provoziert." Wir lernen also: Esos sind wie Künstler - eben "hochsensibel" und am Elend der Welt leidend, und gleichsam die menschgewordene Empathie, die das Gute verkörpert, während alle anderen Menschen offenbar "robuste" Minderwesen sind, die nichts von alledem verstehen, sondern die zarten, lichtdurchfluteten Künstlerseelen unablässig malträtieren.

So urteilt Roland an anderer Stelle über meine Wenigkeit: "Ich merke, Charlie, dass (...) die Ausstrahlung Deiner Beiträge aber stets etwas Düsteres, Aggressives, Rechthaberisches, für andere Ehrverletzendes an sich haben. Warum eigentlich? Es ist ja o.k. wenn jemand weniger spirituelle Neigungen hat wie ich oder Fleischesser bleiben will und dies auch im Forum kund tut. Warum aber hört man von Dir nie etwas Herzliches, Freundliches, warum zeigst Du nie, was Du gut findest, was Du liebst? Es muss doch auch Artikel und Aussagen, vielleicht Lieder geben, du Dir gefallen?"

Antworten möchte ich auf derlei Schmonzes nicht - offenbar hat der Mann dieses Blog nie besucht. Über das Düstere und dessen logische Berechtigung in diesem System könnte ich mich an dieser Stelle zwar einmal mehr auslassen, aber das wäre doch nur eine Wiederholung des bereits Gesagten. Und dieses kleine Bonmot zum Schluss muss sein - allein schon, um die Überschrift zu rechtfertigen: Wenn "hochsensible" Esos die Hosen herunterlassen, sieht man auch nichts anderes als ein schnödes Arschloch. ;-)

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Die ersten Kätzchen


"In der Nacht vom 24. auf den 25. März 2014 besetzte eine kriegerische Schar von Esoterik-Jüngern die Redaktion des Narrenschiffes, wobei der Inhalt mehrerer Portokassen und eine Anzahl beweglicher Gegenstände dem politischen Kampf zum Opfer fielen. Um der esoterischen Auffassung von Pressefreiheit Rechnung zu tragen, bringen wir die vorliegende, wie wir hoffen, unanstößige Nummer heraus. So stellt man sich auf den Boden der Tatsachen."

(Zeichnung von Erich Schilling [1885-1945], in "Simplicissimus", Heft 51 vom 18.03.1919)