Freitag, 2. Juni 2017

Schweine am Masttrog


Noch sind die Koalitionsverhandlungen zwischen den Räuberbanden CDU und FDP in NRW nicht abgeschlossen, aber in einer Sache sind die widerwärtigen Arschlöcher sich schon einig: 11.000 € monatlich reichen offenbar nicht aus, um das Überleben eines Landtagsabgeordneten zu sichern, so dass in einer ersten Amtshandlung beschlossen wurde, die Bezüge ab dem 1. Juli um weitere 180 € anzuheben. Schließlich sollen unsere Volkszertreter doch nicht am Hungertuch nagen müssen – das wird sicher jeder verstehen.

Mir allerdings kommt angesichts solcher Zahlen die kalte, säuregefüllte Kotze hoch und ich frage mich, wie diese Hampelmänner und -frauen es fertigbringen, nachts albtraumfrei zu schlafen und sich morgens ohne Suizid- und Ekelgefühle im Spiegel zu betrachten. 22.000 D-Mark jeden Monat sind also nicht genug – es müssen noch weitere 360 D-Mark jeden Monat zusätzlich sein, damit diese Leute ihren politischen Job machen können? Ist in diesem Land eigentlich noch irgendjemand bei Sinnen oder sind wir allesamt längst in kollektiver Demenz versunken? Gerade CDU und FDP brüsten sich (ebenso wie SPD und Grüne – Unterschiede gibt es hier nicht) mit den "Erfolgen" der Prekarisierung, der Rentenkastration und der Etablierung des "Niedriglohnsektors", die Millionen von Menschen in Existenzängste und ganz konkrete, bedrohliche materielle Not gestürzt haben; gönnen sich selbst aber fürstliche Diäten und erhöhen diese nun um einen weiteren Betrag, der ihnen selbst unterm Strich kaum auffallen dürfte, während eine solche Erhöhung für alle Verarmten, Niedriglöhner und Armutsrentner geradezu ein segensvolles Gottesgeschenk wäre. Mit 180 € mehr im Monat wäre beispielsweise ich die gröbsten meiner Probleme auf einen Schlag los und könnte wesentlich entspannter in die Zukunft blicken.

Aber für Arbeitslose, Alte, Kranke, Kinder und Behinderte will die Räuberbande nichts tun – denen wird weiterhin der politische, menschenfeindliche Stiefel in die Fresse getreten und das "Existenzminimum" gekürzt. Wer "unnütz" im Sinne der kapitalistischen Verwertungsunlogik ist, wird gnadenlos bestraft. Dafür dürfen sich die verantwortlichen politischen Gauner ein sattes, selbstverständlich regelmäßig zu erhöhendes Monatsgehalt gönnen.

Ob rot, ob grün, ob schwarz, ob gelb –
ich kotze mir die Seele aus dem Leib.
Und denk' ich an die AfD,
tut mir das Herz gleich doppelt weh.

11.185,85 € monatlich – es wird wahrlich Zeit, dass ich nicht mehr nur in Skyrim, Nehrim, Rivellon oder Myrtana für Gerechtigkeit sorge.

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(Charlie in Rivellon – und bald auch in Deutschland?)

Donnerstag, 1. Juni 2017

Song des Tages: Fjara




(Sólstafir: "Fjara", aus dem Album "Svartir Sandar" ["Die schwarzen Sande"], 2011)



Anmerkung: Eine deutsche Übersetzung des isländischen Songtextes findet sich hier.

Mittwoch, 31. Mai 2017

Zitat des Tages: Sonnenuntergang


Als nach dem ersten großen Frühlingstag
die Sonne aufstieß und zerfließen wollte,
wie da der Horizont sich weit entrollte,
den Glanz zu fassen, der im Raume lag.

Lichthungrig pilgerten die Wälder an,
Gehölze knieten vor der Sonne nieder,
die Vögel opferten die letzten Lieder,
ein Bittdienst vor dem Gold, ein großer Wahn.

Doch eh' man's dachte, niemand war bereit,
versank das letzte Stück der hellen Schäume,
vergeblich bettelten die nackten Bäume
und spreizten ihre Finger, starr und weit.

(Gottfried Kölwel [1889-1958]: "Sonnenuntergang", in: "Erhebung. Neue Gedichte", München 1918)



Anmerkung: Kann man scharfe Kapitalismuskritik noch artistischer in ein expressionistisches, lyrisches Gewand kleiden? Es ist sicherlich kein Zufall, dass Kölwels Kunst heute nahezu vergessen ist – ich möchte mir auch lieber gar nicht ausmalen, wie Merkel, de Maizière, Schulz, Göring-Eichmann, Lindner oder irgendwelche andere Politclowns der kapitalistischen Räuberbande sich mit solchen Texten befassen, die sie gewiss nicht verstünden und dennoch verdammten.

Dienstag, 30. Mai 2017

Der redundante Einwurf (5): Die böse Männerfeindlichkeit


Es gehört schon lange zum "guten Ton" der menschlichen Gesellschaft, nicht nur Frauen, sondern selbstverständlich auch Männer zu diskriminieren. Beispiele dafür gibt es genug – man muss gar nicht auf das mittelalterliche Bild zurückgreifen, dass Frauen sich gefälligst zu verhüllen haben, da der intelligenzfreie, triebgesteuerte Mann ansonsten unweigerlich "in Versuchung" geführt wird, wenn er ein weibliches [sic!] Kind oder irgendeine dicke Schrapnelle sieht. Ein Blick in die zeitgenössische Reklamepest reicht da schon aus: Welch ein schauderhaftes, realitätsfernes, durch und durch groteskes Männerbild wird da vermittelt!

Doch auch jenseits des Kommerzterrors, der Frauen gleichermaßen diskriminiert und auf dümmste Banalitäten und Klischees reduziert, hat sich inzwischen eine Haltung festgesetzt, die ich äußerst bedenklich (s.u.) finde. So war beim WDR anlässlich des "Vatertages" der bemerkenswerte Satz zu lesen:

Wenn er nicht gerade volltrunken den Leiterwagen durch die Gegend schiebt, ist er ja doch meist ein ganz brauchbares Mitglied der Familie: der Vater.

Das mag satirisch gemeint sein – auch wenn die Satire nicht sofort erkennbar ist. Dennoch illustriert dieser schauderhafte Erguss eine Geisteshaltung, die jüngst sehr populär gemacht wurde und die altbekannte Abwertung der Frau einfach in ihr Gegenteil verkehrt – nach dem schlichten, dummen und unsinnigen Motto: "Was jahrhundertelang den Frauen widerfahren ist, sollen jetzt auch die Männer spüren müssen!" Anders gesagt: Die Evolution ist offensichtlich im Begriff, die Intelligenz endgültig auszumerzen.

Es ist indes kein Zufall, dass hier ein neuer Nebenschauplatz eröffnet wird. Schließlich hilft jede einzelne dieser Kampfarenen dabei, die tatsächliche Front zwischen der Splittergruppe der Superreichen und dem vergleichsweise besitzlosen Rest der Bevölkerung zu verschleiern – es ist also im Sinne des Kapitals, wenn sich Alte und Junge, Arme und vermeintlich Reiche, Frauen und Männer, "Deutsche" und "Ausländer" etc. gegenseitig anfeinden. So werden Kräfte gebunden und wunderbar auf ungefährliche Nebengleise abgelenkt, während die "Elite" weiter Schampus schlürft und sich köstlich amüsiert.

Die "Männerfeindlichkeit" ist daher ein ebensolches Bullshit-Thema wie der "Genderwahn", die "Flüchtlingskrise", der "demographische Wandel", der "Fachkräftemangel" oder das "Terror-Bingo" (die Aufzählung ist unvollständig). Nichts davon ist tatsächlich relevant. All das dient lediglich der Ablenkung und Vernebelung. Genauso sollte man es auch behandeln – und daher nicht über jedes Stöckchen springen, das die Propaganda – ob nun bewusst oder nicht – anbietet.

Männerfeindlichkeit ist Bullshit.

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(warandpeas.com)

Montag, 29. Mai 2017

Schlips-Borg: Nachrichten aus dem Paralleluniversum des sabbernden Irrsinns (1)


Diese Überschrift – dessen dürfte sich die überwiegende Mehrheit der Mitlesenden gewiss sein – ist eine knappe Zusammenfassung des alltäglichen Mehrheitsauswurfes der kapitalistischen Systemmedien und daher in etwa so neu wie die endlich einmal "prominent" formulierte Erkenntnis, dass beispielsweise Seehofer ein "Parafaschist" (Stefan Gärtner) ist.

Dennoch kommt es immer wieder vor, dass ich mir beim Lesen der Kuhmedien im besten Fall vor lauter Verwunderung die Augen reibe oder mich im schlimmsten Fall sehr schnell zwischen gefährlichen, geradezu hysterischen Lachattacken (akute Erstickungsgefahr) und einem unvermittelten, spontanen Freitod entscheiden muss, weil die Grenzen der gerade noch vorstellbaren Absurdität so oft mühelos gesprengt werden. Ab heute möchte ich ausgewählte Beispiele für diese ständig wiederkehrende mentale Belastungsprobe gelegentlich hier dokumentieren.

Vor einigen Tagen las ich – gänzlich unvorbereitet – bei n-tv den folgenden Satz, den man sich selber und anderen wiederholt laut vorlesen sollte, um ihn tatsächlich intellektuell zu begreifen:

Angela Merkel und Barack Obama sind sich einig, dass die Welt eigentlich immer besser wird.

Pause. Das muss man wirken lassen und mehrfach wiederholen: "Angela Merkel und Barack Obama sind sich einig, dass die Welt eigentlich immer besser wird." Den Rest des allzu langen Textes kann man sich getrost schenken, denn mit diesem surrealen Einsteiger, neben dem die Malerei eines René Magritte wie beinharte, realistische Fotografie aus dem elendigen Arbeitermilieu wirkt, ist klar, wohin die üble Propagandareise geht. Ich kann und will diesen Satz auch nicht "kritisch kommentieren", weil er offensichtlich aus einem Paralleluniversum stammen muss, in dem fiese, drachenköpfige Dämonen mit übelriechendem Feueratem lächelnd über geknechtete und gequälte Menschen herrschen, während ein verfaulender Apfel, sobald er sich vom Ast löst, auf güldenen Schwingen unter elfischen Klängen in Richtung Sonne fliegt und sanft verglüht, anstatt zermatscht, fliegenumsurrt und stinkend auf dem Boden zu landen.

Selbstverständlich wissen sowohl Merkel, als auch Obama – ebenso wie der Qualitätsjournalist Hubertus Volmer, der diese perversen Borg-Assimilationsfantasien unters narkotisierte Volk gebracht hat –, dass sie tumben Schmonzes noch weit jenseits des BLÖD-"Zeitungs"-Niveaus verkünden und dem Großteil aller Menschen in Europa (vom Rest der Welt, der in diesen dämonischen Kreisen ohnehin keine Bedeutung hat, gar nicht zu reden) damit ungeniert ins Gesicht urinieren. Genau dies ist jedoch ihr Programm – dafür stehen sie, dafür wurden sie aufgestellt und gewählt bzw. eingestellt; und solange die kontinuierlich angepisste Bevölkerung diesem widerwärtigen Treiben kein Ende bereitet, werden sie damit wonnevoll fortfahren.

Bis zum bitteren Ende. Wie so viele Male zuvor.

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Die schöne Welt



(Gemälde von René Magritte [1898-1967] aus dem Jahr 1962, Öl auf Leinwand, Privatbesitz [sic!], erworben im Jahr 2014 für 9,5 Mio. €)