Samstag, 28. Januar 2012

In eigener Sache: Eine Mail und die Antwort

Am 26.01.12 erreichte mich die folgende E-Mail:

-------- Original-Nachricht --------
> Datum: Thu, 26 Jan 2012 12:10:35 +0000
> Von: Melanie XXX

> An: editor@gmx.li
> Betreff: zusammenarbeit zur webverbesserung

> Hallo,
>
> Ich werde diese Gelegenheit nutzen, um mich vorzustellen.
> Mein Name ist Melanie XXX ich arbeite als SEO Manager
> für SEO's Internet
>
> Ich mache eine Recherche für einen meiner Partner und dabei bin
> ich auf narrenschiffsbruecke.blogspot.com gestoßen.
> Ich habe einige interessante Vorschläge für Sieund ich
> möchte Ihnen
> weitere Informationen darüber geben.
>
> Als SEO-Experte betreue ich viele Qualität Websites, die zu Ihrer
> Seite passen
> könnten und Ihrer Webseite zu höheren Rankings und
> Besucherzahlen zu verhelfen.
>
> Wenn Sie daran interessiert sind, würde ich mich freuen, Ihnen
> zusätzliche Informationen und alle erforderlichen Details zuzusenden.
>
> Mit freundlichen Grüßen,
>
> Melanie XXX
> melanie.XXX@seosinternet.com
> SEOsinternet.com

___

Meine Antwort lautete wie folgt:

Liebe Melanie,

Ihre Mail haben Sie sicherlich nur versehentlich geschrieben oder von einem Roboter generieren lassen - anders ist der Inhalt ja kaum erklärbar. Wenn Sie meinen Blog wirklich gelesen und verstanden hätten, würden Sie sich eine solche Mail nicht einmal im schlimmsten Alptraum zu schreiben trauen.

Menschen wie Sie, die dem kapitalistischen Wahnsinn weiterhin frönen und sogar die Kritik daran dazu benutzen, um dümmlich Geld verdienen zu wollen, können nur merkbefreite Vollidioten sein, die noch immer nicht begriffen haben, dass sie durch ihr Tun dem Rest der Menschheit den Todesstoß versetzen.

Eine noch albernere Mail als Ihre habe ich sogar von den Viagra-Spammern bislang nicht erhalten. Und das heißt etwas.

Ich werde Ihre Zuschrift mal ins Blog stellen und abwarten, was die LeserInnen dazu meinen. Sie können dort ja nachlesen, wie Ihr Vorschlag aufgenommen wurde.

Meine Antwort ist jedenfalls ein klares und überdeutliches NEIN. Und Sie sollten sich dringend einen neuen Job suchen, denn der, in dem Sie derzeit tätig sind, ist verwerflich und befindet sich am unteren asozialen Rand der Gesellschaft.

Liebe Grüße
Charlie

___

Anmerkung: Durch das "XXX" habe ich den übermittelten Namen und die Mailadresse der Dame unkenntlich gemacht - auch wenn der sicherlich dem Fakesektor zuzuordnen ist. Es soll hier nur offenbart werden, welche Stilblüten der Kapitalismus treibt, wenn er einmal mehr dem Untergang in die Augen blickt.

Es ist, als hätte Angela Merkel mir gerade ins Ohr geflüstert, dass sie mich liebt - einen stärkeren Fluchtinstinkt hätte ich nie entwickeln können.

Freitag, 27. Januar 2012

Zitat des Tages: Spucknapfhalter

Geschähe doch einmal etwas. Würden einmal wieder Barrikaden gebaut. Ich wäre der erste, der sich darauf stellte (...). Was haben wir auch für eine jammervolle Regierung, einen Kaiser, der sich in jedem Zirkus als Harlekin sehen lassen könnte. Staatsmänner, die besser als Spucknapfhalter ihren Zweck erfüllten, denn als Männer, die das Vertrauen des Volkes tragen sollen.

(Georg Heym [1887-1912]: Tagebücher. Eintrag vom 6. Juli 1910. Hamburg 1960)

Wie Griechenland in den Abgrund getrieben wird

  1. 2010 hätten sie noch Nahrungsmittel nach Uganda geschickt, sagt der Chef einer Hilfsorganisation in Athen. "Jetzt brauchen wir die Hilfsgüter dringend hier." Hier – in Griechenland.

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  2. Griechenland spart nicht genug: EU droht Athen mit Ende aller Finanzhilfen

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Anmerkung: Gerade die Gegenüberstellung dieser beiden Texte (vgl. auch hier) veranschaulicht das vollkommen pervertierte Handeln der EU gegenüber Griechenland sehr deutlich. Wer von einem Staat, der ohnehin in Finanznot ist, weiter rigoroses "Sparen" (gemeint ist Kürzen) verlangt und dabei natürlich weiß, dass dies weitere Lohnsenkungen, weiteren Arbeitsplatzabbau und eine weitergehende Zerstörung der Sozialsysteme bedeutet, offenbart unmissverständlich, dass die zunehmende Not der griechischen Bevölkerung nicht von geringstem Interesse ist.

Man darf dabei nicht vergessen, dass die in Rede stehenden "Finanzhilfen" im Grunde gar keine Hilfen sind - es handelt sich schließlich nur um Kredite. Diese werden von den "helfenden" EU-Ländern zu einem günstigen Zinssatz aufgenommen und zu einem deutlich höheren Zinssatz an Griechenland weitergereicht - aber nur, wenn Griechenland auch "pariert". Letztlich verdienen die "helfenden" Länder daran also - allen voran Deutschland. - Und von dem Geld kommt bei der griechischen Bevölkerung auch nichts an, denn dort soll ja weiter gekürzt werden - es fließt gleich als "fällige Zinszahlungen" zurück an die "notleidenden Banken". Der griechische Staat hat davon nur eines: Noch höhere Zinsforderungen, die er zukünftig bezahlen muss.

Deutlicher könnten Merkel und all die anderen Gestalten der neoliberalen Bande in ganz Europa nicht zeigen, dass ihnen der Bankenprofit über alles geht - ganz besonders über das Wohl und das Wohlergehen ganzer Völker. Wen in diesen Kreisen interessieren schon Suppenküchen, Obdachlose und Menschen ohne Gesundheitsversorgung, solange das Geld in den Bankkassen (und natürlich auf dem eigenen Konto) lebhaft sprudelt?

Nur zur Erinnerung: In Griechenland gibt es keine demokratisch legitimierte Regierung mehr - dort ist ein von der EU installiertes Regime von Bankern am Ruder, das den regulär anstehenden Wahltermin im Februar nicht anerkennt. Diese Tatsache (die auch für Italien gilt) wird inzwischen von unseren Propagandamedien geflissentlich und dauerhaft "übersehen".

Eine "Hilfe", die an strikte Bedingungen geknüpft ist, nennt man gemeinhin Erpressung. - Es wundert mich maßlos, dass es so ruhig in Griechenland bleibt ... und ich hoffe sehr, dies ist nur die Ruhe vor dem Sturm.

Dienstag, 24. Januar 2012

Song des Tages: The Wall Street Shuffle





(10cc: "The Wall Street Shuffle", aus dem Album "Sheet Music", 1974)

Do the Wall Street shuffle
Hear the money rustle
Watch the greenbacks tumble
Feel the Sterling crumble

You need a yen to make a mark
If you wanna make money
You need the luck to make a buck
If you wanna be Getty, Rothschild

You've gotta be cool on Wall Street
You've gotta be cool on Wall Street
When your index is low

Dow Jones ain't got time for the bums
They wind up on skid row with holes in their pockets
They plead with you, buddy can you spare the dime
But you ain't got the time

Doin' the ...
Doin' the ...

Oh, Howard Hughes, did your money make you better?
Are you waiting for the hour when you can screw me?
'Cos you're big enough

To do the Wall Street Shuffle
Let your money hustle
Bet you'd sell your mother
You can buy another

Doin' the ...
Doin' the ...

You buy and sell, you wheel and deal
But you're living on instinct
You get a tip, you follow it
And you make a big killing

On Wall Street



Kapitalismus: Der Wahnsinn als Selbstverständlichkeit

Seit etwa drei Jahren habe ich keinen Artikel mehr geschrieben, denn ich weiß nicht mehr, was ich noch schreiben soll. Es ist alles so offensichtlich: die Abschaffung der Demokratie, die zunehmende soziale und ökonomische Polarisation in Arm und Reich, der Ruin des Sozialstaates, die Privatisierung und damit Ökonomisierung aller Lebensbereiche (der Bildung, des Gesundheitswesens, des öffentlichen Verkehrssystems usw.), die Blindheit für den Rechtsextremismus, das Geschwafel der Medien, die pausenlos reden, um über die eigentlichen Probleme nicht sprechen zu müssen, die offene und verdeckte Zensur (mal als direkte Ablehnung, mal in Form von "Quote" oder "Format") und, und, und ...

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Anmerkung: Dringende Leseempfehlung an alle! Es ist erstaunlich, dass ein solcher Beitrag, der die bestehenden Probleme prägnant und treffend zusammenfasst, in der Süddeutschen erschienen ist. Dort sind immer wieder auch übelste Propagandatexte zu finden, wie dieser hier zum Beispiel. Allerdings hat die Zeitung den Beitrag im Kulturteil versteckt, wo er nun wahrlich nichts zu suchen hat.

Dem Autor Ingo Schulze kann ich jedenfalls nur uneingeschränkt beipflichten. Ich hoffe, dass sein Text vielen Menschen die Augen öffnet.

EU-Datenschutzverordnung: Das Grundgesetz wird außer Kraft gesetzt

Verfassungsrichter Johannes Masing äußert in einem Beitrag für die Süddeutsche Zeitung die Befürchtung, dass mit der geplanten Neuregelung des Datenschutzes auf EU-Ebene nationale Grundrechte nicht mehr anwendbar seien. Das Verfassungsgericht selbst müsse seine Kontrollfunktion in wesentlichen Bereichen aufgeben, in denen es "weit über die Grenzen hinaus als vorbildlich geltende freiheitliche Strukturen geschaffen hat", mahnt der Jurist.

(...) Anders als eine Richtlinie wirke [die Verordnung] unmittelbar, lasse keine Umsetzungsspielräume und verdränge jede Form bereits in Mitgliedsstaaten geschaffenen einschlägigen Rechts. Dies beziehe sich sogar auf das Grundgesetz.

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Anmerkung: Sie machen ernst. Es ist ja nicht so, dass das Grundgesetz aktuell noch irgendeine maßgebliche Rolle in diesem Staat spielt - aber zumindest theoretisch ist es noch in Kraft und die daraus resultierenden Rechte sind - ebenfalls theoretisch - einklagbar. Mit dieser neuen Verordnung zum "Datenschutz" (der Begriff ist an dieser Stelle nur noch als Neusprech wahrnehmbar) wäre die neoliberale Bande diesen Makel endlich los und sie könnte nach Lust und Laune Bürgerrechte einschränken, Daten sammeln und Menschen überwachen.

Bezeichnend ist auch der höchst undemokratische Weg, auf dem die Bande uns mit dieser Verordnung beglücken will: Irgendeine nicht gewählte "Kommissarin" legt sie irgendeiner nicht geählten Kommission vor, und die entscheidet dann, ob und wie sie in Kraft tritt. Diese EU-Strukturen sind himmelschreiend skandalös.

Unsere lieben "Volksvertreter" werden sich wie gewohnt mit Unschuldsmiene vor die Kameras stellen und ungeniert behaupten: "Daran können wir leider nichts ändern - diese Vorgaben aus Brüssel müssen wir umsetzen ..." - Der Protest gegen diese geplanten Machenschaften muss unbedingt noch viel, viel lauter werden! Es kann doch nicht angehen, dass ganz Europa sehenden Auges in eine solche Diktatur steuert!

Sonntag, 22. Januar 2012

Wallraff: Unter Null - obdachlos durch den Winter





Anmerkung: Diese Dokumentation von Günter Wallraff ist bemerkenswert - man bekommt tatsächlich einen ersten Eindruck davon, wie es wohl sein mag, durch das von der Politik ganz bewusst angegriffene und immer löchriger werdende soziale Netz zu fallen. Ich verweise in diesem Zusammenhang auch noch einmal auf den Bericht aus der Zeit zum selben Thema.

Es ist ein unfassbarer Skandal, dass in diesem Land in Not geratene Menschen einfach sich selbst überlassen und in die Obdachlosigkeit geschickt werden. Es wäre ein Leichtes, diesen Menschen unverzüglich zu helfen und ihnen zumindest eine Wohnung zu verschaffen - angesichts der Milliardensummen, die der Staat für "notleidende" Privatbanken über Nacht zur Verfügung hatte, ist es nur noch eine bittere Farce, dass hier hartnäckig nicht geholfen wird.

Wie hässlich muss die Fratze des neoliberalen kapitalistischen Irrsinns denn noch werden? Ist das tatsächlich die Welt, in der die große Mehrheit der Menschen leben will? Meine Welt ist das nicht. Ich schäme mich maßlos für einen Staat, in dem Obdachlosigkeit ein so großes - und vor allem wachsendes - Thema und Problem ist. Der Hartz-Terror trägt wesentlich dazu bei, dass die Zahl der Menschen ohne Wohnung in diesem Land stetig steigt. Ein Beispiel von so vielen könnt Ihr in dieser bedrückenden Reportage ansehen: "Herr Dinse wird obdachlos".

Bitte helft jedem Obdachlosen, den Ihr bemerkt. Ich weise auch explizit auf diese Internetseite hin, die von einem Obdachlosen, der auch im Wallraff-Film auftritt, erstellt wurde.

Über die liebevolle Menschlichkeit der katholischen Kirche

  1. (...) Während sich der Papst einerseits gegen die Verfolgung von Christen in der ganzen Welt einsetzt, bringt es ihn nicht in einen moralischen Konflikt, Homosexuelle zur "Bedrohung für die Zukunft der Menschheit" zu erklären.

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  2. Der Erzbischof von Granada, Javier Martinez, hat in seiner Weihnachtspredigt gesagt, dass Frauen vergewaltigt werden dürften, wenn sie abgetrieben haben. (...) Für den Erzbischof sind Hitlers und Stalins Verbrechen (Francos Verbrechen hat er vergessen) "weniger abscheulich als Abtreibung".

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Anmerkung: Was ist das bloß für ein niederträchtiges Gesindel, das sich in dieser Kirche tummelt? Dem Papst, der wörtlich gesagt hat, homosexuelle Liebe sei eine "Bedrohung für die menschliche Würde und sogar für die Zukunft der Menschheit", möchte man seine erbärmlichen Äußerungen ja schon liebevoll in eine nicht näher bezeichnete hintere Körperöffnung stopfen. Was aber dieser Erzbischof bzw. Oberkasper aus Spanien da - ausgerechnet in einer Weihnachtspredigt - vom Stapel gelassen hat, erzeugt neben fassungslosem Entsetzen eigentlich nur noch Mitleid und endlosen Ekel.

Dieser Verein vertritt nach eigener Auffassung also den "Willen Gottes auf Erden"? Vielen Dank - aber auf einen Gott, der sich solche menschenfeindlichen Vertreter leistet, können wir getrost und umfassend verzichten - und auf eine solche Kirche sowieso. Pfui Teufel!