Samstag, 7. Mai 2016

Song des Tages: Yesterday is Dead and Gone





"No gods, no masters!"

(Arch Enemy: "Yesterday is Dead and Gone", aus dem Album "Khaos Legions", 2011)

The fire's inside us tonight
These bridges will burn so bright
Tomorrow bears our name
No more power games

Reaching for the light beyond
We will rise through the dark again
Ready to fight for what we believe to be right
Yesterday is dead and gone

Rattling the chains, shaking the cage
Heed our war cry
Let there be no doubt, we want out
This is reckoning day

We are standing in the flames
Reaching for the sky
Fight until the end
Yesterday is dead and gone

Under a blood red sky
Our voice will be heard in a world
Where compassion is lost
You try to control us
This is so absurd
Freedom will be won at any cost

Breaking the chains, shaking the cage
Heed our war cry
Let there be no doubt, we walked out
This is reckoning time

We are standing in the flames
Reaching for the sky
Fight until the end
Yesterday is dead and gone

This is reckoning day
Yesterday is dead and gone


Freitag, 6. Mai 2016

Zitat des Tages: Landschaft


Aus der Ebene sind bebende Häuser geflüchtet,
weit, wo sie am glühenden Horizont durcheinanderstürzen,
der die kreischenden Bäume schüttelt,
die verkrallt den verschwelten Himmel festhalten,
den ausgebrannten, mürben Himmel,
aus dem die Menschen wie Rußflocken gefallen sind,
Menschen, auf Äckern und Straßen klebend.
Blumen und Ähren stehen im Fieber und alles verdorrt.
Ist so elend verdorrt.
Angst umstellt das bittende Herz.

(Richard Oehring [1891-1940]: "Landschaft", in: "Die Aktion", 5. Jg., Nr. 31/32 vom 07.08.1915)



Anmerkung: Dies ist eines der Gedichte, die mein diskussionsverweigernder Lieblingsfan Holdger Platta jüngst als "Weltschmerzlyrik", die ich hier angeblich verbreite, diffamiert hat. Er erweckt damit den Anschein einer grandiosen Unwissenheit bezüglich der expressionistischen Lyrik und ihrer politischen Bedeutung, beweist aber unwillkürlich eine gewollte Irreführung seiner LeserInnen, da er als Philologe selbstverständlich weiß, dass derlei Texte mit dem Begriff "Weltschmerz" allenfalls auf BLÖD-"Zeitungs"-Niveau bezeichnet werden können. So findet ein blind gackerndes Huhn letzlich auch sein Eso-Körnchen.

Oehring hat dieses Gedicht nach seinen ersten Erlebnissen im Ersten Weltkrieg geschrieben, an dem er - wie so viele andere damals junge Menschen - aktiv teilnehmen musste. Diese furchtbaren Erfahrungen haben ausgereicht, ihn zum Pazifisten reifen zu lassen und sich jeder weiteren Teilnahme am großen Morden geschickt zu verweigern. Seine melancholisch-pessimistische Sicht auf die damalige Zukunft entspringt keiner diffusen "Weltschmerz"-Doktrin, sondern dem ganz realen Erleben des Horrors, den auch Oehring, der spätestens seit den Kriegserlebnissen Kommunist und ein Wegbegleiter Franz Pfemferts war, als logische Folge des krebsartigen Untergangs des Kapitalismus sah.

Sein Leben endete 1940 im Suizid, als auch sein gewähltes Exil - Holland - von den Nazis überfallen und okkupiert wurde.

Diese Lyrik hat nichts mit "Weltschmerz" zu tun, sondern ist hochaktuell - und Holdger Plattfuß sollte sich solcher dummen Äußerungen schämen - nicht zuletzt, da er selber auch einmal einen Text über den expressionistischen Dichter Armin T. Wegner, der ebenfalls vor den Nazis flüchten musste, geschrieben hat.

Menschen beispielsweise aus Syrien verbinden heute mit diesem Gedicht sicherlich etwas andere Ereignisse, die fernab jedes "Weltschmerzes" liegen.


Mittwoch, 4. Mai 2016

SPD: "Wir lieben die Verarmung!"


Das Nahles-Monster von der SPD hat wieder zugeschlagen. Was CSU, AfD und Konsorten sich allerhöchstens zu fordern trauen, setzt das gruselige Biest, dessen Amtsziel eigentlich das Wohlergehen der Schwächsten zum Inhalt hat haben sollte, rigoros in die Tat um: Da wird auf "Ausländer" ebenso hart eingedroschen wie auf Alleinerziehende. Auf der Tagespropagandaseite lesen wir:

EU-Bürger, die in Deutschland leben, aber hier nicht arbeiten, sollen in Zukunft grundsätzlich von Hartz IV und Sozialhilfe ausgeschlossen sein. Ansprüche auf Hartz IV soll es erst nach fünf Jahren geben.

Da tobt der braune Mob enthusiastisch und schreit "Hurra!" - und selbst die Olle vom Storch erlebt zum ersten Mal in ihrem Leben einen Orgasmus. Das asozial-undemokratische Andrea-Monstrum kann aber noch mehr, denn nicht nur "Ausländer" sind aus SPD-Sicht zu bekämpfende Parasiten:

Getrennt lebenden Müttern soll für die Vater-Tage ihrer Kinder Geld abgezogen werden. Das sehen die Reformpläne aus dem Haus von SPD-Bundessozialministerin Andreas Nahles vor.

Noch sozialer geht es kaum. Im nächsten Schritt ordnet die Sozen-Qualle bestimmt an, dass Hartz-Opfern, denen der Strom abgestellt wurde, die Leistungen entsprechend gekürzt werden, da ja keine diesbezüglichen Kosten mehr anfallen. Wozu gibt es eigentlich die NPD, wenn wir doch die so herzerfrischend menschenfeindliche SPD haben? Auf den Tag, an dem Reichen - oder besser noch: Superreichen (*jessesmariahilf* - Siggi bekreuzigt sich dreimal) - "Geld abgezogen" wird, dürfen wir auch bei der SPD bis in alle Ewigkeit warten. Götter bittet die SPD nicht zur Kasse - Sklaven und andere Aussätzige (Kranke, Alte, Behinderte, Flüchtlinge ...) selbstverständlich schon.

Wen kümmert da schon das Grundgesetz, das all diese faschistoiden Pläne und Machenschaften aus guten Gründen untersagt? Ein fein bedrucktes Klopapier hat den Anti-Demokraten noch immer sehr gefallen. Und jetzt wetzen wir die Messer, holen die Knüppel aus den Kellern und zeigen diesen Minderleistern, wie echter, brauner Kapitalismus funktioniert! Frau Nahles wirft wacker den ersten Stein. Die braune Gülle - oder, wie Lindenberg das einst bezeichnete: die "gleiche kalte Kotze" - quillt heuer einmal mehr aus allen Poren.

SPD: "Aber wir lieben euch doch alle!"


Montag, 2. Mai 2016

Kapitalistan: Schutzbedürftige Konzerne und kriminelle Whistleblower


Erinnert sich noch jemand an die "LuxLeaks", die Ende 2014 die Steuerflucht- und Steuervermeidungsstrategien zahlreicher Konzerne offenlegten? Dieser "Polit-Skandal", wie er bis heute von der hirnschmelzenden Systempresse genannt wird, hatte selbstverständlich keinerlei Konsequenzen im korrupten Lande Kapitalistan - jedenfalls nicht für die Konzerne. Dafür wurden jetzt die Whistleblower, die diese Informationen an die Öffentlichkeit gebracht haben, angeklagt:

Sie deckten die fragwürdigen Steuerdeals hunderter Konzerne in Luxemburg auf. Dafür müssen nun die Skandalenthüller vor Gericht - und nicht etwa die Firmenbosse: Zwei Ex-Buchprüfern und einem Reporter drohen bis zu zehn Jahre Haft.

Die hiesige Systempresse ist sich nicht zu blöde, weiter zu berichten, dass die EU sich "zwei Jahre nach dem Skandal nicht nur den Kampf gegen Steuerflucht auf die Fahnen geschrieben" habe - was grober Bullshit ist, da in dieser Hinsicht selbstverständlich nichts geschehen ist und auch weiterhin nichts geschehen wird, da können diese Schlips-Borg so viele Fahnen beschriften wie sie wollen -, um trotzdem zu dem lapidaren, unkommentierten, kafkaesken Schluss zu kommen:

Das EU-Parlament beschloss vor rund zwei Wochen eine neue Richtlinie, die Geschäftsgeheimnisse wie die brisanten Steuerbescheide bei Deltours Arbeitgeber PwC in Zukunft besser schützen soll.

Orwell hätte das nicht besser erledigen können. Der angebliche Skandal, der ein rein medial aufgeblähter Scheinskandal war, ist selbstverständlich im Sande verlaufen, ebenso wie es auch mit allen anderen Enthüllungen (Snowden, "Panama Papers" etc.) geschehen ist bzw. derzeit geschieht. Die Whistleblower hingegen müssen weiterhin mit dem strengen "Arm des Gesetzes" rechnen - wobei hier nicht nur im Fall Snowden von einer willkürlichen, gänzlich unrechtsstaatlichen Justizverfolgung auszugehen ist, die direkt aus der Welt der dystopischen Science Fiction adaptiert erscheint. Dabei verschleiert die Systempresse den Sachverhalt gleich doppelt und dreifach, denn auch die plakativ erwähnten "Firmenbosse", die in der Regel straffrei ausgehen, sind ja nichts weiter als Vasallen und kleine Schergen der eigentlichen Nutznießer, die in der gesamten Berichterstattung - so absurd diese ohnehin ist - nirgends auch nur erwähnt werden: Superreiche sind sakrosankt in Kapitalistan - und die neoliberalen Hassprediger aus der Politik und den Medien tun alles dafür, damit das auch so bleibt.

Könnte die Bande eigentlich noch deutlicher illustrieren, dass sie keineswegs die Aufklärer, sondern die Geheimnisse der korrupten Konzerne und damit den dauerhaften, völlig absurden Profit der selbsternannten "Elite" zu schützen gewillt ist?

Enthüllungen, die den pervertierten Bereicherungswahn der Superreichen offenbaren, sind im gegenwärtigen Endstadium des kapitalistischen Krebsgeschwüres völlig wirkungslos - die Sau wird einige Tage oder auch Wochen durchs Dorf getrieben und dann geht man brav wieder zum korrupten Alltag über, allerdings nicht ohne die "Geheimnisverräter" vor irgendwelche Gerichte zu zerren und ihnen "rechtsstaatlich" den Garaus zu machen. So funktioniert die "freiheitlich-demokratische Grundordnung" der kapitalistischen Welt.

Gänzlich absurd wird dieses Szenario, wenn man sich einmal mehr vor Augen führt, dass die asozialen, von ihren politischen Marionetten natürlich gewollt ermöglichten Steuertricks der Konzerne lediglich den kleinen Ausschlag in der großen Kurve der ohnehin stattfindenden Ausplünderung und Ausbeutung der gesamten Welt darstellen, die medial überhaupt nicht thematisiert wird - sie sind letzten Endes nichts weiter als die Spitzen eines vollständig verschwiegenen Tsunamis, der auch ohne sie für die größtmögliche Zerstörung sorgen wird.

Vor Gericht gezerrte Aufklärer und eine mit allen Mitteln zu schützende "Elite", die weiter in ihren Geldspeichern baden, ihre Privilegien genießen und die Macht ausüben will, während die überwältigende Mehrheit der Menschen auf diesem Planeten nicht zählt - woran erinnert mich das bloß?

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Wüste Landschaft



(Gemälde von Enzo Cucchi [*1949] aus dem Jahr 1983, Öl auf Leinwand, Privatbesitz [sic!], "Sammlung Angela Westwater", New York, USA)