Samstag, 16. April 2016

Song des Tages: Wasted Time (Black Tomorrow)




(Edguy: "Wasted Time", aus dem Album "Rocket Ride", 2006)

The dream is over, no-one's to take the blame
We believed in roses but only thorns remain

When I look into the rearview mirror
We create and we destroy
Put our blood into a street with a dead end
Walk up that stairway to jump off into the black

Here we go!
We go all the way - do we need the pain?
Waking up in a black tomorrow!
I've been there before - was it all wasted again?
We go all the way - do we need the pain?
Waking up in a black tomorrow!
I've been there before - was it all just wasted time?

Maybe I am different, maybe I'm a fool
And I wonder if it's worth it
Trying to find another you

And I look into the rearview mirror
Just to see how fucked I look
While I drive along that street with a dead end
Like a moth to the flame, it's gonna suck me into pain

Still we go!
We go all the way - do we need the pain?
Waking up in a black tomorrow!
I've been there before - was it all wasted again?
We go all the way - do we need the pain?
Waking up in a black tomorrow!
I've been there before - was it all just wasted time?

What are we heading for, why do I dare again?
Once bitten, twice shy and still we never learn

So here I'm lying - a leisure-poet in pain
Involuntary loner, I know that life is just a game
Where nobody gets out alive - a sedative shot for me
No happy man gets out alive - neither of us, you will see

Here we go!
We go all the way - do we need the pain?
Waking up in a black tomorrow!
I've been there before - was it all wasted again?
We go all the way - do we need the pain?
Waking up in a black tomorrow!
I've been there before - was it all just wasted time?



Anmerkung: Baby, schüttel' dein Haar für mich ... - Es gibt sie noch, die guten, alten Rocker, die noch wissen, dass eine Gitarre nicht bloß ein Begleit- und Rhythmusinstrument ist und die ihre Wurzeln bei Deep Purple, Rainbow, Uriah Heep oder den frühen Iron-Maiden-Werken in Ehren halten. Mir wird immer so nostalgisch zumute, wenn ich sowas höre. ;-) Und ganz nebenbei gibt der Text - wenn er auch auf eine gescheiterte Liebesbeziehung gemünzt sein dürfte - auch einen wunderbaren Abgesang auf unsere schöne, kapitalistische Glitzerwelt ab, von der die billigen Fassaden derzeit gleich zentnerweise abblättern und nur noch rauchende Ruinen offenbaren: "Waking up in a black tomorrow".

Freitag, 15. April 2016

Buchempfehlung: Tower of Glass


Am Anfang war Krug

und er sprach: "Es seien Retorten", und da waren Retorten.
Und Krug betrachtete die Retorten und fand sie gut.
Und Krug sprach: "Es seien Nukleotiden in den Retorten." Und die Nukleotiden wurden in die Retorten gegossen, und Krug mischte sie, bis sie sich miteinander verbanden.
Und die Nukleotiden bildeten die großen Moleküle, und Krug sprach: "Es werde der Vater und werde die Mutter in den Retorten, und es teilen sich die Zellen, und Leben entstehe in den Retorten."
Und es ward Leben, denn da war Reproduktion.
Und hierfür sei Krug gepriesen.

So beginnt der dystopische Roman "Tower of Glass" von Robert Silverberg, der in fesselnder, artistischer und äußerst bedrückender Weise davon erzählt, wie aus einer kapitalistischen Vorhölle innerhalb kurzer Zeit eine religiöse, kapitalistische Hölle jenseits des zuvor Denkbaren wird. Silverberg hat in diesem meisterhaften Roman die nicht erst heute sichtbar werdenden Dogmen des Kapitalismus, der letzten Endes nichts anderes als Religion ist, konsequent weitergedacht. Ich zitiere der Einfachheit halber aus dem Klappentext:

"Man schreibt das Jahr 2218 nach Christus, doch die Gebete der Hungernden und Dürstenden dieser Erde gelten Krug.

Über der arktischen Tundra erhebt sich ein riesiger Glasturm, eine gigantische Sendeanlage, mit der man die Signale beantworten will, die man seit einiger Zeit aus den Tiefen der Galaxis empfängt.

Krug, der größte und erfolgreichste Unternehmer der Wirtschaftsgeschichte, bezahlt das Projekt aus eigener Tasche. Es ist sein Hobby, er kann es sich leisten. Er persönlich will den fernen Bewohnern fremder Welten vom Ruhm des Menschen künden, der es vom Geschöpf zum Schöpfer gebracht hat.

Krug, vormals ein genialer Biochemiker, hat das Monopol auf die Herstellung von Androiden. Und er hat mit seiner Erfindung und dem Absatz seiner 'Produkte' wahrhaft eine neue Welt geschaffen, einen Albtraum von einer Welt, in der menschenähnliche Wesen, genetisch manipuliert, durch künstliche Befruchtung als Massenware produziert, in Retorten aufgezogen werden. Es sind friedfertige Zeitgenossen, fleißig und bescheiden, konditioniert fürs Existenzminimum und fürs kleine Glück, ideal angepasst. Und doch beten sie. Sie beten heimlich zu ihrem Schöpfer, dass er sie eines Tages erlösen möge.

Mehr und mehr sieht sich Krug in eine gottähnliche Stellung gedrängt, der er nicht gewachsen ist, ja - noch schlimmer - die er nicht einmal begreift.

Und doch gehen die Gebete der Androiden in Erfüllung - oder gerade deshalb."

In diesem Buch verschmelzen Kaptalismus- und Religionskritik zu einer homogenen Einheit, die sie tatsächlich auch sind. Ich habe den fantastischen Roman zum ersten Mal seinerzeit in einer einzigen, durchwachten Nacht durchgelesen und danach nie wieder vergessen. Hinweisen möchte ich an dieser Stelle aber auch auf Silverbergs Roman "To Live Again" (dt. "Die Seelenbank" oder "Noch einmal leben") aus dem Jahr 1971, der das Thema des vorherigen Postings, "Die Unsterblichkeits-Formel", behandelt.

Es ist mehr als erschreckend, dass auch 46 Jahre nach der Erstveröffentlichung dieses Buches der Religiotismus nicht nur nicht gebannt ist, sondern sich sogar erneut in der Krebsphase des unaufhaltsamen Wachstums befindet. Was treibt Menschen bloß dazu, ihr Heil in irgendwelchen obskuren magischen, esoterischen Gefilden zu suchen, anstatt die Augen zu öffnen und für eine Verbesserung des Lebens für alle im Hier und Jetzt - dem einzigen Leben, das Menschen haben - einzutreten? Wie beliebig und gleichzeitig zerstörerisch und gefährlich Religiotismus ist, veranschaulicht Silverbergs Roman aufs Deutlichste.



(Robert Silverberg [*1935]: "Tower of Glass", 1970; dt. "Kinder der Retorte", Heyne 1975)

Mittwoch, 13. April 2016

Film des Tages: Die Unsterblichkeits-Formel


Gestern lief auf Arte die Dokumentation "Die Unsterblichkeits-Formel" von Sylvie Blum, die sich mit dem aktuellen Stand der wissenschaftlichen Forschung zur menschlichen Unsterblichkeit sowie den ethischen und philosophischen Aspekten dieses gruseligen Themas beschäftigt. Der sehr sehenswerte Film ist für kurze Zeit noch unter dem obigen Link in der Mediathek verfügbar - wer ihn sich anschauen möchte, sollte das also schnell tun. Auf der Arte-Seite heißt es dazu:

Unsterblichkeit und ewiges Leben: Wird dieser große Menschheitstraum wahr werden? Die Kryonik macht jedenfalls immer größere Fortschritte, das Klonen von Menschen scheint nicht mehr unmöglich, und an der digitalen Vervielfältigung des Gehirns wird geforscht. Bestandsaufnahme in den USA, in Kanada, Europa und Russland.

Oktober, 2013: Google verkündet, den Tod töten zu wollen. Der Konzern beschränkt sich nicht mehr auf Autos ohne Fahrer; die nächste Herausforderung heißt "ewiges Leben". Viele sind bereits heute davon überzeugt, dass Altern eine Krankheit ist und Sterben eine Form des Versagens. Der Dokumentarfilm führt in die USA, nach Kanada, Europa und Russland und zeigt die verschiedenen Formen auf, die das menschliche Streben nach Unsterblichkeit angenommen hat. Mit Wissenschaftlern, Anthropologen, Zukunftsforschern, aber auch mit Statements von Menschen, die sich nach ihrem Tod einfrieren lassen wollen, wird hinterfragt, was dieses Streben über unsere Gesellschaft und uns selbst aussagt.

In Arizona verspricht die Kryokonservierung eine Auferstehung nach dem Tod. Auch das Klonen von Menschen ist wissenschaftlich bereits möglich. Die Anhänger von Transhumanismus und digitalem Gehirn sowie Forscher weltweit versuchen, den Alterungsprozess zu verlangsamen und den Tod in immer fernere Zukunft zu rücken.

Der Dokumentarfilm taucht ein in eine Welt, in der allzumenschliche Menschen sich weigern, vom Tod einfach ausgelöscht zu werden. Er zeigt, wie schwer es ist, den Versprechungen eines ewigen Lebens zu widerstehen und macht auch die wirtschaftlichen Interessen deutlich, die hinter solchen Bestrebungen stehen. Der Vorstoß von Google ist nur ein Anzeichen für eine mögliche Zwei-Klassen-Gesellschaft der Zukunft: auf der einen Seite die Reichen, die Zugang zu solchen "Angeboten" haben, auf der anderen der Rest der Gesellschaft.

Mir liefen beim Ansehen reihenweise eisige Schauer über den Rücken. Ich bin heilfroh, dass ich die "schöne neue Welt", auf die wir zusteuern, nicht mehr erleben werde, und es ist mir ein völliges Rätsel, dass all die im Film vorgestellten Menschen, die sich auf unterschiedlichste Arten mit diesem hanebüchenen Thema beschäftigen - sei es als Forscher, Philosoph oder einfach als todesängstlicher Mensch -, nicht bemerken, auf welch abstrusen, dystopischen Wegen sie sich befinden.


Dienstag, 12. April 2016

Satire des Tages (nur für Insider): Ein Fleischesser plädiert für Veganerbeiträge


Meine jüngste Anmerkung zum Veganerschmonzes des Hartwut Schmerz auf meinem Lieblingsblog "Jenseits der Realität" hat ausnahmsweise tatsächlich eine Resonanz ausgelöst - manchmal geschehen doch noch Zeichen und Wunder. Der bräsige Erguss, den unser lieber Eso-Bruder Holdger Platta dort abgeliefert hat, lässt sich hier in aller Ausführlichkeit samt ulkigen Kommentaren nachlesen.

Ich habe mich beim Lesen köstlich amüsiert und insbesondere darüber gefreut, dass selbst der verschollene "Duderich", Autor des lange ruhenden Blogs Aufzeichnungen eines 'Bildungsfernen', für einen dümmlichen Schmähkommentar aus seiner Winterschlafhöhle gekrabbelt ist, dabei immer noch beleidigte Leberwurst spielt und der ebenso bildungsfernen Dumpfeule zur geifernden Seite springt. - Doch nun habe ich es schwarz auf weiß und weiß endlich, dass ich ein "Faschist", ein "Beleidigter", ein "Frustrierter" mit einem "Sprung in der Schüssel", ein "frei drehender" (?) Mensch bar jeder Toleranz, ein "ehemaliger Fan der HdS-Seite" und selbstverständlich kein "echter" Marxist bin. Das und vieles mehr wusste ich noch gar nicht - herzlichen Dank also an die Blogschreiberlinge, die sich weiterhin hochtrabend "Redakteure" nennen, sowie an die freundlichen KommentatorInnen und alle anderen "echten Marxisten" dort! :-)

Laut irgendeiner Bettina Bettdröge, die offenbar äußerst gewissenhaft in meinem Blog nachgelesen hat, ist sogar mein Nickname eine pure "Anmaßung" aus dem Höllenpfuhl der Verdammnis. Wie kann ich es bloß wagen, mich seit Jahrzehnten "Charlie" zu nennen, angesichts der "Qualität der bissigen und hervorragenden Satire" eines französischen Magazins? - Ach, ich weiß es doch auch nicht ... vielleicht sollte ich mal Charlie Chaplin fragen, was er davon hält. Liebe Bettina, Du musst nun stark sein: Ich halte "Charlie Hebdo" für ein äußerst plattes Satiremagazin, das allenfalls auf dem Niveau eines Böhmermann spielt, wenn überhaupt. Deine Fanseite "Jenseits der Realität" kann das jedenfalls - wenn auch unfreiwillig - um Längen besser!

Deshalb muss ich Asche auf mein Haupt streuen: Der Herr Plattfuß und seine stiefelleckenden Fanboys und -girls haben da ein wahres Glanzstück der Satire abgeliefert, vor dem ich meinen Hut bis zur Kniekehle ziehen muss. Trotzdem wäre noch mehr drin gewesen, Holdger. Der Verballhornung der altehrwürdigen Piratenflagge beispielsweise (also der hier "beliebten Ästhetik" - ich falle beim Schreiben fast vom Stuhl vor Glucksen) hätte es sehr gut zu Gesicht gestanden, wenn Du den Hintergrund rot, den Kreis weiß und den Totenkopf schwarz gestaltet hättest:



Damit hättest Du die skurrile Klientel Eures Blogs viel deutlicher darauf hinweisen können, um welch ein satanisches Höllenloch es sich beim "Narrenschiff" handelt. - Vielleicht mutiere ich irgendwann ja tatsächlich noch zu einem Fan des Eso-Blogs - wer weiß. :-) Bis dahin halte ich es aber, wie gewohnt, mit Erich Kästner, der über allzu Braunes einmal schrieb:

Was immer geschieht: Nie dürft ihr so tief sinken,
von dem Kakao, durch den man euch zieht, auch noch zu trinken.

Kleiner Nachtrag: Selbstverständlich ist mein kleiner Hinweis, der nichts weiter als den Link zu diesem Beitrag enthielt, bei den toleranten tollwütigen Eso-Brüdern nicht freigeschaltet worden - man darf die versammelte Gemeinde der Bekloppten schließlich nicht in Versuchung führen. Holdger und Roland, ihr seid meine Helden! Darf ich mal einen teuflischen Gastbeitrag für Euer "Magazin" schreiben?