Samstag, 25. April 2015

Work for Work's Sake: Aus dem Seemannsgarn der kapitalistischen Propaganda


Sie machen unbeirrt weiter. Die Propagandafront steht stramm wie kalter Stahl im herrschaftlichen Darmwind, und so verkündet der WDR, bar jeder auch nur ansatzweise erkennbaren Scham, nun einfach frank und frei:

Die Arbeitslosigkeit in Deutschland ist auf dem Rückzug, die Quoten sind so niedrig wie zuletzt vor 24 Jahren. Doch für rund eine Million Langzeitarbeitslose gibt es dennoch kaum Hoffnung auf eine Perspektive. Für Qualifizierungs- oder Beschäftigungsprogramme fehlt das Geld.

Das lassen wir mal sacken. So viele Lügen und abstruse Behauptungen in so wenigen Worten - das muss man erst einmal schaffen. Dass die "offiziellen" Zahlen zur Arbeitslosenstatistik bis ins Groteske gefälscht sind, interessiert den Qualitätsjournalisten unbezahlten Praktikanten, der den Sermon schreiben musste, nicht. Wenn das Regime sagt, dass die Zahlen stimmen, stimmen sie eben. Wer will da schon nachforschen oder dumme Fragen stellen? Orwell hat in seinem Roman "1984" dieses Prinzip des "Doppeldenkens" perfekt beschrieben: "Die Schokoladenration wird ab sofort [von vormals 30 Gramm] auf 25 Gramm heraufgesetzt." So wunderbar herrschaftstreu sind unsere Medien heute allenthalben. Volker Pispers meint dazu:


(via Klaus Baum)

Doch, oh weh, da gibt es in der schönen, glitzerbunten neoliberalen Statistik diese verfluchten "Langzeitarbeitslosen" - von denen sich auch gleich einer am Nasenring vorbildlich durch die böse Arena führen lässt und nicht müde wird zu beteuern, dass er so gerne ein devoter Sklave wäre, wenn die Herrschaft es ihm doch bloß erlaubte. - Wie kann es nur sein, dass dieser Lump trotzdem immer noch nichts zur Vermehrung der Reichtümer der "Elite" beiträgt? Leute wie diese können eigentlich nur asoziale Faulenzer - die Nazis nannten sie schlicht "Untermenschen" - sein, da sie trotz der massiven Unterstützung durch die "Jobcenter" partout keine Arbeit finden und immer noch so tun, als seien sie "bedürftig".

"Arbeit" - egal zu welchem Lohn, zu welchen Bedingungen und zu welchem Zweck - soll schließlich das Hauptziel für jeden Menschen auf diesem Planeten sein: Das jedenfalls ist das menschenfeindliche, hanebüchene Credo der korrupten Bande der Stiefellecker aus dem feudalen Dunstkreis der neoliberalen Politik, das sich in irrsinnigen Worthülsen manifestiert wie "Sozial ist, was Arbeit schafft". Dieser Spruch könnte indes problemlos bereits vor 80 Jahren in die Welt gekotet worden sein und befindet sich auf demselben braunen Niveau wie eine Aussage wie "Liebevoll ist, was Kinder (also künftige Soldaten / Arbeitssklaven / willfährige Untertanen) schafft".

Aber folgen wir dem Text weiter: Nun erfahren wir vom Qualitätsjournalisten unbezahlten Praktikanten, dass leider, leider das Geld fehlt, um den asozialen Faulenzern bei der Optimierung ihrer Sklavenfähigkeiten zu helfen. An dieser Stelle des Textes muss ich aussteigen, weil der Irrsinn überhand nimmt, und ich muss den dämlichen WDR-Vasallen, die dieses absurde Pamphlet verbrochen haben, derbe in den propagandistisch arg geröteten Arsch treten - auf dass sie wie in Dagobert Ducks Geldspeicher in die überquellenden, giftigen und zusammengestohlenen Milliarden ihrer widerlichen Auftragsgeber fallen und dort hoffentlich schnell ersaufen.

Diese kapitalistische Welt - und mit ihr diese absurde Presselandschaft - ist nicht mehr nur bizarr; sie ist so hanebüchen, realitätsfremd und menschenfeindlich, dass mir nicht einleuchten will, weshalb eine signifikante Anzahl noch halbwegs klar denkender Menschen dieser offensichtlichen Groteske nach wie vor folgt.

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Börsianerlenz


"Sieh nur, Kurt, wie die Lerchen steigen!" - "Wie hoch stehn sie denn jetzt -?"

(Zeichnung von Olaf Gulbransson [1873-1958], in "Simplicissimus", Heft 7 vom 12.05.1920)

Freitag, 24. April 2015

Ambivalenter Film des Tages: Der Marsch


Ein Gastbeitrag von Altautonomer.

"Der Marsch" ist ein Spielfilm des Regisseurs David Wheatley über den Auswanderungsdruck aus den Entwicklungsländern. Der Film stammt aus dem Jahr 1990 und basiert auf einem Roman von William Nicholson, der auch das Drehbuch verfasst hat. Das Szenario des Films geht von einer unbestimmten Zukunft aus, in der aufgrund des Klimawandels große Teile Afrikas unbewohnbar geworden sind und zeitgleich in Europa die rassistischen Spannungen stark zugenommen haben. Als monokausale Ursache des "Marsches" - also der Flucht der betroffenen Menschen nach Europa - wird fälschlicherweise einzig der Kimawandel herangezogen.

Zu Anfang des Filmes wird ein Schwarzer von der Filmfigur Clare Fitzgerald, der irischen "Kommissarin für Entwicklung" bei der Europäischen Gemeinschaft, interviewt. Er sagt (geringfügige Änderungen und Ergänzungen vom Verfasser): "Ich habe gelesen, dass ihr für eure Haustiere durchschnittlich 200,00 Euro im Jahr ausgebt. Wir möchten gerne eure Haustiere sein. Nehmt uns dafür, denn wir sind stubenrein, genügsam und im Unterhalt billiger als Haustiere, weil die meisten von uns bereits jetzt von weniger als 200,00 Euro im Jahr leben müssen."

In Deutschland wird von privaten Haushalten mehr Geld für Tiernahrung ausgegeben als die Summe des Staatsetats manch eines afrikanischen Landes beträgt. Soviel zur Polemik des Films. Eine sehr gute Kritik dazu findet sich hier:

Unvermittelt ist der Hunger als Ergebnis von fünf regenlosen Jahren, als naturgegebene Katastrophe, Ausgangspunkt der Filmhandlung. Die Ursachen für diese Katastrophe und andere Krisen, wie Bürgerkriege, werden nicht genannt. Weder die ökologischen, noch die politischen, sozialen und ökonomischen Auswirkungen werden als Ergebnis von jahrhundertelanger Ausbeutung, Raub und Vernichtung in Afrika angesprochen. Der "Zivilisationstransfer" als Hauptursache vieler Krisen wird genauso verschwiegen, wie die als humanitär ausgegebenen Militäraktionen mit ihren verheerenden Folgen, und wie die Folgen der Entwicklungshilfe. / Der Film erzeugt ein Gefühl der Bedrohung und Angst.

Er fügt sich daher propagandistisch sowohl positiv, als auch negativ in die Zeit der "Wende" und der damaligen Pogrome in Solingen, Hoyerswerda und Rostock-Lichtenhagen etc. ein.

Zum Schluss eine Bemerkung zu der von konservativen Politikern häufig geäußerten Abwehrbehauptung, Europa könne "nicht alle Flüchtlinge dieser Welt aufnehmen": Heute noch fließen nachweislich mehr Waren und Rohstoffe aus Asien, Lateinamerika und Afrika in die "Erste Welt" als umgekehrt - inkl. der sog. Entwicklungshilfe. Es ist daher kein Ende der postkolonialistischen Ausbeutung in Sicht.


(Aus der Produktbeschreibung dieses edlen Fresschens: "Zusammensetzung: 55% Bio-Hühnerfleisch* (Muskelfleisch luftgetrocknet), Bio-Kartoffelflocken*, Bio-Karotten*, Bio-Aprikosen*, Bio-Kokosflocken*, Bio-Apfel*, Bio-Eierschalen*, Bio-Propolis* / *kontrolliert biologischer Anbau")

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Anmerkung des Kapitäns: Wer sich selbst ein Bild machen möchte, kann sich den Film momentan - allerdings in einer leider furchtbaren Bild- und Tonqualität - auf youtube ansehen. Ich habe das getan und kann dem obigen Fazit nur zustimmen: Hier wird weniger die Empathie des Zuschauers oder dessen Solidarität mit Flüchtlingen gefördert, sondern eher eine diffuse, gar ins Bedrohliche driftende Angst, die letztlich nur zur weiteren Radikalisierung des ohnehin schon erblühenden Rassismus' im "freiheitlich-demokratischen" Europa führt (dazu möchte ich dringlichst das Buch "BrandSätze. Rassismus im Alltag" von Prof. Siegfried Jäger vom Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung empfehlen, das hier als pdf kostenlos abgerufen werden kann). - Ob die Macher des Films das so auch beabsichtigt haben, weiß ich aber natürlich nicht. Schaut selbst:


Mittwoch, 22. April 2015

Song des Tages: The Night of the Living Dead, oder: Deutschland.




(The Vision Bleak: "The Night of the Living Dead", aus dem Album "The Deathship Has a New Captain. 9 Songs of Death, Doom and Horror", 2003)

It was a chilly eve as fog rose from the tombs
and owls were howling, proclaiming our doom.
Look and behold! Shadows walking,
The dead are calling ...

This is the night of the living dead,
A nightmare -
The devil's called his creatures,
all are out to get your head!
This is the night of the living dead -
Oh Baby, this is the night of the undead ...

They creep and crawl down from the hills,
with penetrating stench, the air is slowly filled.
Look and behold! Shadows walking,
The dead are calling ...

This is the night of the living dead,
A nightmare -
The devil's called his creatures,
all are out to get your head!
This is the night of the living dead -
Oh Baby, this is the night of the undead ...



Anmerkung: An diesen Song musste ich unwillkürlich denken, als ich kürzlich nach längerer Abstinenz mal wieder in die "City" musste und mit den konsumwütigen Zombiehorden, die dort in Massen wie gedanken- und bewusstlos durch die schrille Einkaufshölle der glitzernden Fassaden stapften, konfrontiert wurde. Die üblichen und deutlich sichtbar zunehmenden kapitalistischen "Kollateralschäden" - wie beispielsweise Obdachlose, Bettler, herumirrende, offensichtlich narkotisierte Gestalten oder Alte, die in Mülleimern nach Pfandflaschen oder sonstigen "Wertgegenständen" suchen - gehörten wie selbstverständlich dazu, und kaum jemand nahm irgendeine erkennbare Notiz davon.

"Welch ein furchtbarer Horror", dachte ich noch, als ich mich endlich wieder auf der Rückfahrt ins ländliche, abgelegene Idyll - froh, der Zombiehölle einmal mehr entkommen zu sein - befand. Dort angekommen, musste ich mich aus Gründen, die ich hier nicht erläutern will, tatsächlich des Sonntags in die örtliche Kirche begeben. Dort erlebte ich das Folgende:

In gebührlichem Abstand zum Eingang der Kirche saß ein offensichtlich völlig verarmter, "südländisch" aussehender Mensch in zerrissener Kleidung, der eine Dose in den Händen hielt und ansonsten nichts tat - er sprach nicht, er gestikulierte nicht, er war völlig regungslos und blickte die vorbeilaufenden KirchgängerInnen lediglich an. Das war alles. Ich war gespannt, was sich nun ereignen würde und stellte mich etwas abseits unter einen Baum, rauchte eine Zigarette und beobachtete.

Ich fürchte, dass jeder schon ahnt, wie die Geschichte weiterging: Niemand beachtete den Mann - die an ihm vorbeigehenden "Gläubigen" unterließen es konsequent, ihn auch nur eines einzigen direkten Blickes zu würdigen, und es dauerte keine zehn Minuten (eher waren es fünf), bis der hochverehrte Herr Pfarrer persönlich erschien und den Mann leise, aber bestimmt des Platzes verwies.

Als ich meine Zigarette aufgeraucht hatte und das "Gotteshaus" äußerst widerwillig ebenfalls betrat, sprach mich im Foyer direkt eine ältere Dame in empörtem Tonfall an (Originalzitat): "Diese Penner werden aber auch immer dreister! Ist das eigentlich erlaubt?" - Ich hätte gerne geantwortet: "Zombie, geh' doch endlich Gehirne fressen - vielleicht wirkt's ja!", aber leider hat's nur zu einem gezischten "Ich finde es extrem beschämend, wie Sie sich hier verhalten" gereicht. Die Empörung der nach Luft schnappenden Dame wuchs dennoch und sie würdigte nunmehr mich keines Blickes mehr. Auch die Umstehenden sahen mich entgeistert an - mein relativ geruhsames Leben in der scheinbaren Dorfidylle ist nun wohl vorbei.

Das Thema der Predigt des "Gottesdienstes", dem ich sodann unter üblen Brechreizattacken folgen musste, lautete zu allem Überfluss: "Unsere christliche Solidarität mit Flüchtlingen", und die versammelte Gemeinde warf zwischen den frommen Liedern und Gebeten fleißig Spenden in den "Klingelbeutel".

Allerspätestens seit diesem surrealen Erlebnis weiß ich: Der obige Song sollte (wohl nicht nur) in dieser Kirche zur ständigen Beschallung eingesetzt werden. Zombieland ist überall in Deutschland - gewiss nicht nur in den Großstädten.


Dienstag, 21. April 2015

Zitat des Tages: Die Fahrt nach der Irrenanstalt


I
Auf lauten Linien fallen fette Bahnen
Vorbei an Häusern, die wie Särge sind.
An Ecken kauern Karren mit Bananen.
Nur wenig Mist erfreut ein hartes Kind.

Die Menschenbiester gleiten ganz verloren
Im Bild der Straße, elend grau und grell.
Arbeiter fließen von verkommnen Toren.
Ein müder Mensch geht still in ein Rondell.

Ein Leichenwagen kriecht, voran zwei Rappen,
Weich wie ein Wurm und schwach die Straße hin.
Und über allem hängt ein alter Lappen –
Der Himmel ... heidenhaft und ohne Sinn.

II
Ein kleines Mädchen hockt mit einem kleinen Bruder
Bei einer umgestürzten Wassertonne.
In Fetzen, fressend liegt ein Menschenluder
Wie ein Zigarrenstummel auf der gelben Sonne.

Zwei dünne Ziegen stehn in weiten grünen Räumen
An Pflöcken, deren Strick sich manchmal straffte.
Unsichtbar hinter ungeheuren Bäumen
Unglaublich friedlich naht das große Grauenhafte.

(Alfred Lichtenstein [1889-1914], in: "Dichtungen". Arche 1989. Erstdruck Teil I in: "Die Aktion", Nr. 7, 1912; Teil II in: Ebd., Nr. 32, 1912.)


Montag, 20. April 2015

Stasi 2.0: Der nächste Versuch


Nachdem ich vor einigen Tagen über die lapidare Nachricht gestolpert bin, dass die korrupte Bande - nun in trauter christ- und sozialdemokratischer Eintracht - den nächsten Versuch zu Einführung der grundgesetzwidrigen Totalüberwachung aller BürgerInnen dieses Landes auf den Weg gebracht hat, hatte ich eigentlich vor, etwas mehr dazu zu schreiben. Neben einem für öffentlich-rechtliche Verhältnisse vergleichsweise kritischen Text von Jörg Schieb beim WDR ist mir nun aber der Kollege flatter vom Feynsinn-Blog zuvorgekommen. Dessen Ausführungen zum Thema ist in der Tat kaum etwas hinzuzufügen - da gilt eine strikte und nachdrückliche Leseempfehlung.

Diese Bande schert sich nicht einmal ansatzweise um das Grundgesetz und erst recht nicht um höchstrichterliche Urteile dazu - allmählich schwindet meine (letzte verbliebene) Hoffnung, dass das Bundesverfassungsgericht und der Europäische Gerichtshof diesem stetig wiederholten Ansturm der feuchten Totalüberwachungsfantasien der "Elite"-Marionetten dauerhaft wirklich standhalten können - bzw. wollen bzw. "dürfen".

Besonders hervorzuheben ist im aktuellen Fall - neben der wie immer standhaft verfassungsfeindlichen Konsequenz der Union in dieser Frage - selbstredend die Verräterpartei der asozialen Antidemokraten (SPD). Schieb schreibt dazu:

Obwohl [der Minister für staatliche Gewalt und Allmacht] Heiko Maas [SPD] die VDS noch vor einigen Wochen vehement abgelehnt hatte, ist er jetzt vorne mit dabei und setzt sich für eine VDS 2.0 ein. / (...) Wer sich intensiver mit der Thematik beschäftigt und sich nicht zum Unterstützer eines Überwachungsstaates machen möchte, muss deshalb früher oder später zu dem Schluss kommen: Der Schaden ist weitaus schlimmer als der Nutzen. Vor allem, weil es kaum [gar keine, Anm.d.Kap.] Belege dafür gibt, dass mit der Vorratsdatenspeicherung deutlich mehr Straftaten aufgedeckt werden können. Verhindert schon gar nicht. Denn dann müssten wir angesichts der von der NSA angehäuften Daten uns ja über eine nahezu 100-prozentige Aufklärungsrate freuen dürfen.

Inzwischen reichen für die "GenossInnen" bereits "einige Wochen" aus, um von der einst propagierten Meinung zum genauen Gegenteil zu konvertieren - das grenzt schon fast an die bizarren Merkel'schen Verhältnisse. Inzwischen müsste aber sowieso jedem klar sein, dass diese Gestalten allesamt austauschbar sind: Wenn Maas, Gabriel, Merkel, "die Misere" und all die anderen aktuellen Sockenpuppen den schmierigen Job auf dem Weg in die Diktatur nicht mehr machen, werden es eben irgendwelche neuen Klone aus den schier endlosen Reihen der korrumpierten, eigennutzfixierten Schlips-Borg tun, die heute schon wild mit den Hufen im braunen Schlamm scharren und ihre Schäfchen ebenfalls ins Trockene bringen wollen - je mehr, desto besser.

Lest den flatter. Er hat - leider, leider, leider! - recht.

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Aktuelles: Die Verfassung auf dem Seziertisch



(Lithografie von Honoré Daumier [1808-1879], in: "Le Charivari", 1869)