Samstag, 22. Oktober 2016

In Memoriam Aleah Stanbridge


Die wundervolle Sängerin Aleah Stanbridge ist am 18. April 2016 im Alter von 39 Jahren an Krebs verstorben. Der nachfolgende Song stammt vom noch nicht erschienenen Album ihrer Band "Trees of Eternity", das Mitte November veröffentlicht werden soll. Es ist anzunehmen, dass die Musik und insbesondere die Texte dieses Albums, die allesamt von Aleah stammen, unter dem Eindruck ihrer Erkrankung entstanden sind. - Der Gitarrist der Band, Juha Raivio, bemerkte zu diesem Album auf der Webseite der Band vor einigen Wochen:

This is a celebration of the music, lyrics and life of Aleah, who so tragically and suddenly crossed the bridge of stars and left this world so young and so early. There really are no words to describe the ultimate weight of the darkness, or the rays of the brightest of light that this album holds within its songs and lyrics. In so many ways this album turned out to be the most important album I've done in my life, and we both loved it from the first note to the last as we wrote it.

Es ist entwaffnend, welche Kraft - bei aller Traurigkeit - aus den bröckelnden Versen dieses Songs bricht, und zwar völlig ohne jedweden religiotisch-esoterischen Mumpitz.

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Broken Mirror



A piece of me in your eyes
Reminds me of what's forgotten
I need to get closer to the fire
And feel my own reflection

A piece of me needs to die

A seed of the fatal kind
No roots to grow and thrive
Some things weren't meant to stay alive
Aborted while still in mind

You gave me a sword to pierce a lie
Serrated edge for the demon inside
A moment I'm torn between two tides
But all I need I bear inside

Fear is a self-destructing fire
That burns what's dead and dry
Tears clean the wound that's left behind
When a shadow is forced into light

You gave me a sword to pierce a lie
Serrated edge for the demon inside
A moment I'm torn between two tides
But all I need I bear inside

Broken Mirror
Beauty divides
Though it's an illusion
It can cut like a knife

Don't try to give me what I think I deserve
It's mine to find

You gave me a sword to pierce a lie
Serrated edge for the demon inside
A moment I'm torn between two tides
But all I need I bear inside

(Trees of Eternity: "Broken Mirror", aus dem Album "Hour of the Nightingale", 2016)


Freitag, 21. Oktober 2016

Pre-Crime: Herzlich willkommen in der kapitalistischen Dystopie!


Unsere schöne neue Welt wird tagtäglich immer noch schöner: Wer kennt den Begriff "Pre-Crime", der insbesondere durch Philip K. Dicks Kurzgeschichte "Minority Report" (1956) und die gleichnamige, allerdings wie gewohnt extrem flache Spielberg-Verfilmung mit dem üblen Scientologen Tom Cruise in der Hauptrolle (2002) bekannt geworden ist? Gemeint ist mit diesem Begriff die strafrechtliche Sanktionierung von Verbrechen, die noch gar nicht stattgefunden haben, die "aller Wahrscheinlichkeit nach" aber ausgeführt würden, wenn man die potenziellen Täter nicht daran hindere.

1956 war das selbstverständlich noch Science Fiction, 2002 schon nicht mehr - und heute ist dieses lupenrein faschistoide Modell auch in Dunkeldeutschland endlich angekommen. Anlässlich der Farce um den "Verdächtigen" Dschaber al-Bakr, der sich kürzlich unter mysteriösen Umständen in der Pre-Crime-Haft das Leben nahm, war in der Propagandapresse zu lesen:

Der Verdächtige war im Februar 2015 nach Sachsen gekommen und wurde im Juli dieses Jahres als Flüchtling anerkannt. Der Hinweis auf einen möglichen islamistischen Anschlag kam von einem befreundeten ausländischen Nachrichtendienst, wie Stephan Mayer, innenpolitischer Sprecher der Unionsfraktion, im ZDF sagte. Die Gefährlichkeit Al-Bakrs war also offenbar bekannt. / Aber wie umgehen mit Gefährdern? Unionspolitiker fordern die rechtliche Möglichkeit, Gefährder präventiv und frühzeitig in Haft nehmen zu können. Innenminister Thomas de Maizière hatte bereits im August erklärt, die "Gefährdung der öffentlichen Sicherheit" durch als gefährlich eingeschätzte Ausländer als Haftgrund einführen zu wollen. "Wir brauchen Schnellverfahren für straffällige Ausreisepflichtige und ausländische Gefährder", sagte de Maizière damals.

Das muss man sich, wie so oft, auf der Zunge zergehen lassen, auch wenn der Geschmack Brechreiz verursacht: die menschenfeindliche Bande will es gesetzlich verankern, dass Menschen, die von irgendwelchen ominösen Geheimdiensten oder anderen zwielichtigen Beschuldigern als "Gefährder" ausgemacht wurden, strafrechtlich belangt und in den Knast gesperrt werden. Dabei wird gerne übersehen, dass die Bande das ja bereits heute so handhabt - und zwar einzig auf der Grundlage der äußerst schwammigen, der Willkür Tür und Tor öffnenden Regelung bezüglich der "Untersuchungshaft". Wenn die widerliche Bande nun aber einen großen Schritt weiter in die Unrechtsstaatlichkeit ankündigt, geschieht das sicher nicht ohne Grund - auch wenn der, wie gewohnt, in der entsprechenden Meldung gar nicht genannt wird.

Wenn eine ekelhafte Hassfresse wie de Maizière den Mund öffnet, quillt natürlich braune, stinkende Gülle heraus, das kennen wir schon zur Genüge - allerdings darf das nicht darüber hinwegtäuschen, dass derlei Entwicklungen ursächlich nichts mit den Schlips-Borg-Marionetten in der Regierungssimulation zu tun haben. Die Ursachen sind vielmehr im Systemischen zu suchen: Es geht hier, wie immer im Zusammenhang mit dem albernen "Terror"-Gespenst, nicht um den Schutz von Menschen, sondern um die staatliche Macht, missliebige Personen jederzeit "gesetzeskonform" verfolgen und aus dem Verkehr ziehen zu können. Das barbarische, völlig groteske Szenario des "Pre-Crime" drängt sich hier förmlich auf, da es staatlichen Schergen einen fröhlichen Freibrief zur willkürlichen Inhaftierung von Menschen ausstellt. Irgendein unkontrollierter, gerne auch "befreundeter ausländischer" Geheimdienst wird sich jederzeit finden lassen, der einem Missliebigen den Status eines "Gefährders" zuweist, so dass er - völlig rechtskonform - auf unbestimmte Zeit und ohne Gerichtsverhandlung ins Lager deportiert werden kann.

Um wieviel schöner soll unsere verkommene, zerfallende Welt eigentlich noch werden, bis in diesem furchtbaren Land endlich jemand "Stop!" schreit, ohne den nationalistischen Braundeppen erneut auf den schmierigen Leim zu gehen?

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Der Gefangene



(Gemälde von Nikolai Alexandrowitsch Jaroschenko [1846-1898] aus dem Jahr 1878, Öl auf Leinwand, Tretjakow-Galerie, Moskau, Russland)

Mittwoch, 19. Oktober 2016

Buchempfehlung: Der illustrierte Mann


Meine heutige Buchempfehlung betrifft ein literarisches Werk, das es wahrlich in sich hat. Der Autor, Ray Bradbury, hat es schon vor dreißig Jahren mühelos geschafft, in die Lehrpläne des bundesdeutschen Bildungssystems - zumindest im Fach "Englisch" - vorzustoßen: Sein dystopischer, genresprengender Roman "Fahrenheit 451" passte nur allzu gut in die elendige, deutsche Geschichte. Ich bin mir fast sicher, dass das grandiose Werk heute längst wieder aus den hiesigen Curriculae verschwunden ist: Man darf junge Menschen nicht zu sehr mit dem kritischen, eigenen Denken vertraut machen - der Kapitalismus weiß schließlich, wo er Mauern zu ziehen hat.

Wer den Roman nicht selbst lesen möchte, kann sich immerhin die kongeniale Verfilmung von François Truffaut aus dem Jahr 1966 ansehen oder sich das Hörbuch in deutscher oder englischer Sprache zu Gemüte führen.

Bradbury war ein genialer Erzähler, der mühelos alle Genregrenzen sprengte. Sein Erzählband "Der illustrierte Mann", den ich heute vorstellen möchte, ist ein beredtes Beispiel dafür. Ich zitiere aus dem Klappentext der deutschen Erstausgabe:

Der Erzähler begegnet auf einer Wanderung einem Mann, dessen Körper mit Tätowierungen von oben bis unten bedeckt ist. (...) Die Illustrationen beginnen sich - während die beiden auf einer einsamen Straße sitzen und der bizarre Mann eingeschlafen ist - zu bewegen. Daraus entstehen die Geschichten des Buches, die von anderen Welten erzählen: von Liebe und Einbildungskraft auf dem Mars, vom Wahnsinn im ewigen Regen der Venus, vom einsamen Tod im unendlichen Raum zwischen den Sternen und von den Städten und Dörfern in unserer eigenen Welt, in der seltsame Dinge geschehen, die wir nie bemerken, und in der seltsame Wesen leben, denen wir nie begegnen.

Jede einzelne dieser Erzählungen dieses Bandes ist ein literarisches Kleinod für sich, aber erst in ihrer Gesamtheit - die Texte sind durch eine knapp skizzierte Rahmenhandlung miteinander verwoben - entfalten sie ihre wahre Größe. Helmut Winter befand in der FAZ:

Bradbury hat die Science Fiction intellektualisiert, die technische Utopie romantisiert und der Horrorgeschichte eine sozialkritische Beimischung gegeben.

Ich möchte das ergänzen: Bradburys Erzählband gehört zum Besten, was die amerikanische Literatur der Nachkriegszeit bislang hervorgebracht hat. Herausgreifen möchte ich hier die Erzählung "Die Verbannten" ("The Exiles"), deren Zusammenfassung sich bei Wikipedia wie folgt liest:

Ein Raumschiff reist von der Erde zum Mars, als etliche Mitglieder der Besatzung über schreckliche Träume klagen und manche sogar ohne ersichtlichen Grund sterben. Der Mars ist seit dem 21. Jahrhundert zur Zuflucht der Dichter des Grauens und Entsetzens und [der] Anhänger des Übernatürlichen bzw. ihrer Bücher, die auf der wissenschaftshörigen Erde verboten wurden, und der darin vorkommenden Charaktere geworden. So leben hier u.a. Poe, Bierce und Carroll, die (...) durch Zauber die Raumfahrer töten [und] die Landung der Erdbewohner verhindern wollen. Einzig und alleine der verbannte Charles Dickens fühlt sich zu unrecht in die Gruppe der Anhänger des Übernatürlichen gesteckt und kooperiert nicht, um die Landung zu verhindern. Schlussendlich erreichen die Raumfahrer ihr Ziel und verbrennen die Bücher – und somit im übertragenen Sinne auch die Autoren und ihre Charaktere (...).

Wer das Buch noch nicht kennt, sollte es dringend lesen - es erschließen sich hier nicht zuletzt viele Aspekte, die zum Verständnis unserer heutigen untergehenden Zeit erheblich beitragen.



(Ray Douglas Bradbury [1920-2012]: "Der illustrierte Mann", Erzählungen, 1951; dt. Diogenes 1962)

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Plattes von Platta (2): Gefälschte Kommentare und andere dusselige Manipulationsversuche


Der hochgeschätzte Plattfußindianer Holdger P., seines Zeichens "Mitredakteur" des esoterischen Kampfblogs "Jenseits der Realität", hat wieder zugeschlagen: Mangels eigener "redaktioneller" Beiträge hat er sich nun aufs Kommentieren verlegt und vor einigen Tagen ein beredtes Beispiel für die manipulative, intellektuell zum "Himmel" schreiende Art und Weise des "Denkens" im Hause der Esos abgeliefert.

Zu einem - wie gewohnt - äußerst dummen Benjamin-Blümchen-Text von einer gewissen Daniela Böhm zum Thema "Veganismus" schrieb der Meister einen begleitenden Kommentar, der den ohnehin flachen Beitrag endgültig in die Zweidimensionalität überführte. Selbstverständlich gibt es bei den religiotischen Brüdern und Schwestern längst keine ernsthafte Kritik mehr an solchen schwurbeligen Pamphleten aus der Grundschule des Denkens, denn dort wird fleißig zensiert - also bastelt man sie sich selber und beginnt den ersten Kommentar gleich mit der lapidaren Feststellung: "Ehe das hier gleich wieder losgeht".

Der geneigte Leser fragt sich sogleich, was zur Zombiehölle denn da bloß "losgehen" soll - und trifft sodann auf einen nur wenige Tage zuvor veröffentlichten, noch dümmeren Beitrag zum selben Thema, zu dem - ebenfalls mangels Kritik - der Oberguru Faulfuß höchstselbst in die Rolle einer ominösen "Anita Wurst" schlüpfte und dümmlichste, pseudokritische Kommentare absonderte. Nachzulesen ist das hier. Schon dort glänzte Platta mit übler Propaganda und entblödete sich auch nicht, seinen persönlichen Hassgefühlen gegenüber Andersdenkenden freien Lauf zu lassen. Die Inquisition ist nur einen Steinwurf entfernt, und das Jubelperser-Kommentariat der Esos, das inzwischen vornehmlich aus einer fleischfressenden Eule, einer bettdrögen Bettina und einem offensichtlich Geisteskranken besteht, sprang wie gehofft darauf an.

Im aktuellen Beispiel tut der Mann nun weiterhin so, als sei "Anita Wurst" [*lol*] eine tatsächliche, ernsthafte Kritikerin des "Veganismus" und nicht ein offensichtlicher Fake - obwohl die "Dame" dort gar nicht erneut aufgeschlagen ist (vielleicht war es inzwischen sogar dem Faulfuß zu peinlich, sich weiterhin so zum Affen zu machen?). Dabei zeigt er die typische Verwirrtheit des alternden Propagandisten - beispielsweise nennt er die Autorin des jüngsten veganen Kuhaugen-Ergusses "Daniela Dahn" statt "Daniela Böhm" (Frau Dahn dürfte sich herzlichst bedanken!). Sodann echauffiert sich Platta in aller Ausführlichkeit über irgendwelche aus der Luft gegriffenen Unterstellungen, die realitätsferner kaum sein könnten, und relativiert parallel dazu seine eigene Kritik an manchen Eso-Spinnereien der Vergangenheit bis hin zur Unkenntlichkeit, so dass nichts davon mehr übrig bleibt.

Wenn jemand - aus welchen Gründen auch immer - jemals vorhaben sollte, sich selbst minutiös zu demontieren und der Lächerlichkeit preiszugeben, möge er sich ein Beispiel am Plattfußindianer nehmen: Der beherrscht diese bedauernswerte Praxis inzwischen ebenso perfekt wie seine Gebetsschwester Faulfuß.

Kleinbloggersdorf ist ja ohne Frage ein zuweilen kreischendes Irrenhaus - die esoterisch-sektiererische Sektion "Jenseits der Realität" aber setzt dem ganzen wie gewohnt die Krone auf.


(Anita Wurst mit Kondom alias Roland Faulfuß mit Krone)

Montag, 17. Oktober 2016

Song des Tages: C'est la Vie




(Greg Lake: "C'est la Vie", aus dem Album von Emerson, Lake & Palmer: "Works, Vol. 1", 1977)

C'est la vie
Have your leaves all turned to brown
Will you scatter them around you
C'est la vie

Do you love
And then how am I to know
If you don't let your love show for me
C'est la vie

Oh c'est la vie
Oh c'est la vie
Who knows, who cares for me
C'est la vie

In the night
Do you light a lover's fire
Do the ashes of desire for you remain

Like the sea
There's a love too deep to show
Took a storm before my love flowed for you
C'est la vie

Oh, c'est la vie
Oh, c'est la vie
Who knows, who cares for me
C'est la vie

Like a song
Out of tune and out of time
All I needed was a rhyme for you
C'est la vie

Do you give
Do you live from day to day
Is there no song I can play for you
C'est la vie

Oh, c'est la vie
Oh, c'est la vie
Who knows, who cares for me
C'est la vie


Der Triumph des Großen Bruders


Die Big-Brother-Fans unserer fürsorglich-liebenden Bundesregierung korrupten Bande gehen ihren einmal eingeschlagenen Weg der Totalüberwachung aller BürgerInnen unbeirrt weiter: Nach dem "Bundes-Trojaner" für PCs und Laptops, der in den vergangenen Monaten ohne großes mediales oder öffentliches Interesse auf den üblen Weg gebracht wurde, müssen demnächst auch die NutzerInnen von mobilen Geräten wie Dumpf- bzw. Babyphones und Tablets mit dem stetig überwachenden Staatsauge rechnen. Die Tagespropaganda berichtete vor vierzehn Tagen:

Das Bundeskriminalamt will in Zukunft den Einsatz des sogenannten Staatstrojaners auf mobile Geräte ausweiten. Das geht aus vertraulichen Haushaltsunterlagen für 2017 hervor, die NDR, WDR und "Süddeutsche Zeitung" einsehen konnten. Demnach plant das BKA, eine "behördeneigene Software" zu entwickeln, mit der "Quellen-TKÜ-Maßnahmen auf mobilen, internetbasierten Endgeräten" durchgeführt werden können. Konkret bedeutet das, dass das BKA unerkannt auf Smartphones und Tablets von Zielpersonen eine eigene Überwachungssoftware installieren möchte.

Da freuen wir uns doch alle einen Glasdeckel in den Schädel, da unserer "Führung" die Sicherheit aller Menschen so unglaublich wichtig ist, dass sie liebend gerne eine nicht näher bezeichnete Summe von Steuergeldern (im Propagandabericht werden "50 Millionen" sowie ein "bislang" unbekanntes [sic!] "Budget" für diese Maßnahme in den Raum geworfen) in die Hand nimmt, um endlich in Erfahrung zu bringen, worüber sich Lieschen Müller, Kurt Schmidt und all die fiesen Terroristen, die "unsere Freiheit" ständig bedrohen, unterhalten.

In diesem Zusammenhang erklärt sich auch, weshalb dieselbe korrupte Bande sich - zumindest halbherzig - gelegentlich für eine Verschlüsselung der digitalen Kommunikation ausspricht: Wenn die Geräte selbst mittels solcher Schadsoftware überwacht werden, kann die Kommunikation noch so sehr verschlüsselt werden - das BKA (und vermutlich weitere staatliche Stellen) können trotzdem ungestört mitlesen. Platt und altertümlich-analog gesagt: Wenn ein Telefonat über eine "sichere" (verschlüsselte) Leitung geführt wird, während im Telefonhörer der einen oder anderen Seite eine schnöde Wanze steckt, ist die Verschlüsselung der Verbindung nichts weiter als eine alberne Beruhigungspille für die Telefonierenden, um sich fälschlicherweise in Sicherheit zu wähnen.

Unterstützt wird dieses über die Orwell'sche Dystopie weit hinausgehende Szenario der Totalüberwachung selbstverständlich von (sehr gerne rechtswidrig handelnden) Geheimdiensten im Verbund mit willfährigen Konzernen. So wurde jüngst, selbstverständlich ohne irgendwelche Konsequenzen, bekannt:

Yahoo ist ein Internetkonzern, der mühelos alle Vorurteile, Ängste und Sorgen bedient, die Internetbenutzer so haben können. Dem Unternehmen sind nicht nur mal eben 500 Millionen Kundendaten gestohlen worden; es durchforstet auch noch artig hunderte Millionen E-Mail-Briefkästen, wenn das FBI oder die NSA es so wollen.

Sie wollen nur unser Bestes - schließlich sterben in Deutschland täglich tausende von Menschen an den Folgen des antidemokratischen, antifreiheitlichen Terrors. Erst gestern sprengte sich wieder ein vom Verfassungsschutz gesponserter, rechtsradikaler CSU-Politiker auf unserem multikulturellen Dorfplatz in die Luft, während er hysterisch schäumend schrie: "Juda, Neger und Moslem - verrecke!" - Da ist es doch nur recht und billig, flächendeckende, staatliche Babyphones zu installieren, damit der Schlips-Borg-Kubus endlich weiß, wo er assimilierend eingreifen muss, um das Kapital und die Macht der "Elite" zu schützen: Er hätte die pazifistische, linksversiffte, leider sehr kleine Gegendemo, die danach spontan für die Opfer stattfand, schließlich erfolgreich verhindern können.

Der vollkommene Irrsinn ist das wesentlichste Merkmal unserer heutigen Zeit im "freiheitlich-demokratischen" Westen - dagegen ist selbst Nordkorea nur ein lächerliches Disney-Plagiat mit fröhlicher Musik. Und kaum einer nimmt's zur Kenntnis bzw. erkennt es überhaupt. Ich hätte einen derartigen Triumph des Stumpfsinns, der Dummheit, der Ignoranz und der willentlich vorangetriebenen Faschistisierung nach 1945 nicht mehr für möglich gehalten. So sehr kann man sich irren:

Der Faschismus grüßt diabolisch aus allen zweifelhaften Morgenröten.

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Rundgang im Gefängnishof



(Gemälde von Vincent van Gogh [1853-1890] aus dem Jahr 1890, Öl auf Leinwand, Puschkin-Museum, Moskau, Russland)