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Der verfügbare Reichtum der Deutschen steigt im vergangenen Jahr auf ein neues Rekordniveau. Nach den Berechnungen der Bundesbank summiert sich das Geldvermögen der Bundesbürger insgesamt auf fast 5 Billionen Euro - Immobilien, Unternehmenswerte, Kunst und Grundbesitz nicht mitgerechnet.
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Anmerkung: Und wieder sehen wir das übliche Spiel der Verschleierung und Täuschung, das hier beispielhaft von n-tv betrieben wird, das aber in regelmäßigen Abständen in nahezu allen Massenmedien inklusive Tagesschau & Co. stattfindet. Man beachte allein den irreführenden, schlicht falschen Titel: "Deutsche reich wie nie"! Mit keinem Wort wird in all diesen "statistischen" Berichten darauf hingewiesen, wo sich das Geld konzentriert und wo nicht - statt dessen tauchen zusammenhangslos zu anderen Zeiten "statistische" Berichte darüber auf, dass die "Kluft zwischen Arm und Reich" immer weiter auseinander driftet, dass die Armen immer ärmer und zahlreicher und die Reichen immer reicher werden, wie in diesem Beispiel, ebenso bei n-tv:
"Deutschland, reiches Land: Laut einer Studie der Unternehmensberatung Boston Consulting gibt es in der Bundesrepublik 839 Haushalte mit einem Vermögen von mehr als 100 Mio. US-Dollar. Damit leben in Deutschland sogar mehr Superreiche als im Ölstaat Saudi-Arabien mit 826. Die meisten wirklich Wohlhabenden gibt es laut der Studie indes in den Vereinigten Staaten; hier schwimmen 2692 Haushalte im Geld."
Auch an diesem Beispiel sieht man wieder deutlich die Taktik der Verschleierung: Es ist absurd, dass dort mit absoluten Zahlen gearbeitet wird. Wenn man diese Zahlen indes nicht in Bezug zur Einwohnerzahl, zur Wirtschaftsleistung und zu vielen anderen Faktoren des jeweils betreffenden Landes setzt, sagen sie schlichtweg nichts aus - erst recht nicht in der Gegenüberstellung zueinander.
Dasselbe gilt für die unterschlagenen Werte wie "Immobilien, Unternehmenswerte, Kunst und Grundbesitz" - denn gerade diese stehen ja in einem zwingenden Zusammenhang mit dem "reinen Geldvermögen".
Das hat mit Journalismus nichts zu tun - das ist pure Desinformation und Propaganda, die sich als Scheinjournalismus tarnt. Lügen mit Zahlen, eben.
Man wüsste doch zu gern, wo genau sich die 5 Billionen Euro (!) reines Geldvermögen in Deutschland konzentrieren - exakt dort sind nämlich diejenigen zu finden, denen wir den neoliberalen Untergang zu verdanken haben.
Abgesehen davon sollte irgendwelchen Studien, die von profitorientierten Privatunternehmen (insbesondere von Unternehmensberatungen) oder anderen Lobbyorganisationen angefertigt wurden, eine sehr gesunde Skepsis entgegengebracht werden. Ein Privatunternehmen ist kein wissenschaftliches, erst recht kein unabhängiges Institut. Auch das ist unseren Propagandamedien egal - "Studie ist Studie", scheint man sich da zu denken - Hauptsache, das "Ergebnis" stimmt.
Anders als n-tv und all die anderen Propagandastimmen vermuten, scheint nicht nur Deutschland, sondern die halbe Welt eher irre wie nie zuvor zu sein - anders ist es kaum erklärbar, dass sich nicht die große Mehrheit angesichts solcher alberner Meldungen lauthals lachend auf die Schenkel schlägt und das ganze unter Realsatire abheftet.
Staatliche Hochschulen kopieren das McDonald's-Prinzip: Sie suchen sich Franchise-Partner, verleihen ihre Professoren und vergeben akademische Abschlüsse über private Anbieter. (...)
Formal sind die Studenten an der Hochschule eingeschrieben, sie definiert auch die Zugangsvoraussetzungen. Die Lehrveranstaltungen finden aber an anderen Orten, etwa in Akademien oder Krankenhäusern statt. Der Franchisenehmer ist für die Räume, die Organisation und das Lehrpersonal zuständig. Die Lehrenden sind oft Professoren, die als Honorarkräfte ausgeliehen werden und dies als Nebentätigkeit erledigen.
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Anmerkung: Worüber die Financial Times Deutschland hier jovial, fast bewundernd berichtet, ist in seiner grotesken, schrillen Deformation fast nicht mehr beschreibbar. Es ist die fleischgewordene kapitalistische Horrormeldung für jeden wissenschaftlich Interessierten - gleichsam die Bankrotterklärung der "freien Wissenschaft", der Kniefall vor dem Kapital, der Beginn des Untergangs jeder freien wissenschaftlichen Forschung und Lehre.
Der neoliberale Wahnsinn hält weiter Kurs - von welcher Krise oder welchen Abgründen wird da eigentlich die ganze Zeit geredet? "Honorarprofessoren" in (unterbezahlter) Nebentätigkeit und "Franchisepartner" aus der Wirtschaft, die aus öffentlichen Töpfen und aus Studiengebühren immense Geldsummen erhalten - ja, das ist genau das, was unser bröckelndes Hochschulsystem braucht, um effiziente Sklaven zu produzieren - aber ganz gewiss keine gut ausgebildeten "freien Wissenschaftler".
Wie lange können sie ihr Zerstörungswerk, begleitet von der Propagandapresse, noch fortführen, bis der Siedepunkt erreicht ist? Sind die Schlips-Borg schon in der Überzahl - oder ist der große Rest der denkenden Bevölkerung in tiefer Resignation und/oder narkotischer Starre gefangen?
Das milliardenschwere EU-Hilfspaket ist mit neuen Härten für die Portugiesen verbunden: Arbeitslosenhilfe und Renten werden gekürzt. Die Mehrwertsteuer steigt
Die Portugiesen haben nicht mehr die Wahl. Nach der geschäftsführenden Regierung in Lissabon stellten sich gestern auch die beiden großen rechtsliberalen Oppositionsparteien hinter das EU-Hilfspaket, mit dem die Schuldenkrise im ärmsten Land Westeuropas überwunden werden soll. Damit unterstützen alle großen Parteien den Sparkurs, der noch im März zum Sturz von Premierminister José Sócrates geführt hatte.
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Anmerkung: Überall in Europa sehen wir dasselbe groteske Zerrbild - "alle großen Parteien", egal welcher angeblichen politischen Ausrichtung, folgen der einen "alternativlosen" neoliberalen Strategie und demontieren die Sozialstaaten, verteilen die Gelder von den Armen zu den Reichen um und verfolgen einzig neoliberale - sprich: nur an Superreichen orientierte - Interessen.
Und da wird niemand misstrauisch oder schaut der Einheitspartei und ihren Helfershelfern mal etwas genauer auf die Pranken? Es ist doch nicht mehr zu fassen, wenn eine deutsche Zeitung schreibt, dass die Portugiesen bei der anstehenden Wahl gar keine Wahl mehr haben, weil sowieso alle zur Wahl stehenden Parteien das gleiche Ziel verfolgen! Exakt dasselbe ist in Deutschland und vielen, vielen anderen Ländern nicht nur in Europa der Fall - aber gleichlautende Artikel darüber finden sich hierzulande in den Massenmedien nicht.
Raten Sie doch mal, wo all die Gelder aus den "Einsparungen" und Kürzungen und "tiefen Einschnitten" all dieser Länder einschließlich Deutschland landen - darauf kommen Sie nie. Hier finden Sie die Antwort: Auf den überquellenden Konten der Superreichen, wo denn auch sonst.
Für ein so hehres Ziel sind wir doch alle nur zu gern bereit, "tiefe Einschnitte" hinzunehmen, gelle. Und morgen spenden wir dann unser Jahreseinkommen und ein kleines Weihnachtsgeschenk (vielleicht eine Rolex?) der Familie Mohn, Ackermann oder einer anderen notleidenden "Eliteeinheit".
Wie die Menschen in Portugal wohl wählen werden? Pest, Cholera - oder gleich beides zusammen, wie in Deutschland geschehen?
Thilo Sarrazin und seine Anhänger legen viel Wert darauf, dass seine Meinung durch Fakten belegt sei. Sarrazin nutzt also den Ruf von Statistiken als scheinbar objektive Darstellung der Wirklichkeit "so, wie sie ist". Wie fragwürdig dieser Ruf der Statistik schon prinzipiell ist, haben wir in unserem Buch "Lügen mit Zahlen" dargelegt. Speziell bei Sarrazin haben wir aber so viele Fehler oder auch Lügen im Umgang mit Statistiken festgestellt, dass wir ihm die redliche Argumentation entschieden absprechen. Ein paar Belege für diese Einschätzung:
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Anmerkung: Sarrazin selbst hat ja bereits zugegeben, dass er lügt - indem er bei Bedarf eben einfach irgendwelche passende Zahlen erfindet, die statistisch nirgends belegbar sind.
Dennoch ist dieses Buch "Lügen mit Zahlen" von Gerd Bosbach und Jens Jürgen Korff sehr empfehlenswert, da es in einem großen Umfang die politische Scheinargumentation der neoliberalen Bande als großen Hokuspokus entlarvt. Auch auf der Internetseite lohnt es sich zu stöbern.
Prof. Gerd Bosbach ist übrigens Statistiker und ehemaliger Mitarbeiter des Statistischen Bundesamtes. Es ist erfrischend, mit welcher Gewandtheit er und sein Mitautor die statistischen Horrorszenarien der neoliberalen Bande, mit denen sie ihre angeblich alternativlosen sozialen Kahlschläge zu rechtfertigen sucht, als bloße Lügen offenlegt - nicht nur in Bezug auf den Hassprediger Sarrazin.
- Die Grünen geben sich gerne kritisch gegenüber Lobbyisten. Wenn aber Politiker der Ökopartei neue Karrierewege gehen, suchen auch sie sich gutdotierte Posten bei Interessenvertretern. Vom Abgeordneten zum Freund der Industrie? Für manche [Anmerkung des Kapitäns: viele] Grüne kein Problem.
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- Grüne finden mehr Bundeswehreinsätze gut - Parteichef Özdemir lobt geplante Wehrreform
Ein seltenes Lob: Die Grünen finden es angemessen, mehr deutsche Soldaten für Auslandseinsätze vorzuhalten. Grünenchef Özdemir begrüßt damit die Pläne des Verteidigungsministers [der CDU].
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- (...) Frankfurter Rundschau: Können Sie sich vorstellen, noch mal die Grünen zu wählen?
Ernst Loosen: Das meinen Sie ironisch, oder?
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Anmerkung: Nichts Neues bei der Verräterpartei.
Die Finanzkrise hat weltweit Vermögen in Billionenhöhe umverteilt. Die Existenz von Millionen von Menschen wurde bedroht, ihre Arbeitsplätze und ihre soziale Sicherheit vernichtet. Wie hoch die Folgelasten für die öffentlichen Haushalte schlussendlich sein werden, ist momentan noch nicht einmal absehbar. Noch viele Generationen werden an den Kosten und der Zinslast zu tragen haben. Im Jargon der Finanzmärkte hat sich das Geld einfach "in Luft aufgelöst" oder es wurde "verbrannt". Dass diese Einschätzung falsch ist, zeigt das Beispiel des Hedgefonds-Managers John Paulson. Im letzten Jahr "verdiente" Paulson die stolze Summe von 5 Milliarden US-Dollar – das höchste jemals bekannt gewordene Einkommen der Welt. Ein Teil dieses Geldes stammt dabei auch aus deutschen Steuergeldern, mit denen die Folgen der IKB-Pleite bezahlt werden. (...)
Fünf Milliarden in einem Jahr – diese Zahl ist so unglaublich, dass man sie mittels Vergleichen fassbar machen muss. Pro Stunde hat Paulson rund 2,4 Millionen Dollar verdient, so viel wie ein durchschnittlicher Arbeitnehmerhaushalt während seines gesamten Lebens. Um das unanständige Jahressalär des Deutsche-Bank-Chefs Ackermann zusammenzubekommen, musste Paulson gerade einmal sechs Stunden hinter seinem Schreibtisch sitzen. Während Paulson einmal an seiner Kaffeetasse nippt, hat sich sein Konto um das Jahreseinkommen eines Hartz-IV-Beziehers erhöht. Sein Einkommen entspricht dem von acht Millionen afrikanischen Durchschnittsverdienern.
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Anmerkung: Die Zahlen und Vergleiche, die Jens Berger in diesem Text bemüht, sind in der Tat eindrucksvoll und skandalös und entlarven den Kapitalismus in all seiner Obszönität - gehen aber dennoch an einem der wesentlichsten Punkte in diesem Umverteilungsspiel zugunsten weniger Superreicher vorbei: Das in Rede stehende Geld ist nämlich zum größten Teil virtuell. Das heißt, es wird nicht direkt von der Bevölkerung auf das Konto des Herrn Paulson oder eines anderen Superreichen umverteilt, sondern es wird einfach neu erschaffen. Mit jedem Kredit erschaffen die Banken neues Geld, das es vorher nicht gegeben hat, und durch die Tilgung (sofern sie denn stattfindet, was bezüglich Staatskrediten niemals der Fall ist) und die Zinszahlungen wird es sodann tatsächlich "umverteilt".
All die Milliarden und Billionen, mit denen heute jongliert wird, haben ja vor 50 Jahren nicht irgendwo ungenutzt "herumgelegen" - die Zahlen haben sich deshalb so extrem erhöht, weil stetig neues virtuelles Geld erschaffen wird, das dann über Zins und Zinseszins schlussendlich auf den Konten der Superreichen landet.
Das perfide System verteilt also nicht nur um und bezahlt Superreiche mittels "Finanzhilfen" an irgendwelche Staaten (die in Wahrheit weitere Kredite sind) durch Steuergelder, sondern es legt die alleinige und fast unbegrenzte Macht der Gelderschaffung in die wenigen Hände eben jener superreichen Privatpersonen, die mit diesem Instrument vollkommen risikolos und ohne auch nur einen Finger krumm zu machen stetig noch reicher werden.
Man muss sich aufregen, wenn man den Artikel auf den Nachdenkseiten liest, denn es ist wirklich unfassbar, zu welchen abstrusen Auswüchsen das kapitalistische System nun - in letzter Konsequenz vollkommen logisch - führt. Wenn man aber die dort nicht genannten Hintergründe bedenkt, muss aus der berechtigten Aufregung ein tief empfundener Zorn werden.
Der Roman "Die steinernen Götter" von Jeanette Winterson belebt das Genre der dystopischen Literatur neu.
Während für das 20. Jahrhundert gerne der Abschied von Utopien konstatiert wurde, mag für das 21. Jahrhundert das gleiche für Dystopien gelten. Seit die Zivilisationskritik zum Allgemeinplatz geworden ist, die Weltuntergangsszenarien ihren Platz von der Literatur in die Zeitungen verlegt haben und selbst der betulichste Mahner sich kaum mehr traut, im Zusammenhang mit Vorratsdatenspeicherung und der Überwachung des öffentlichen Raums beschwörend "1984!" zu raunen, ist das Genre der negativen Utopie, das seit H.G. Wells' "Die Zeitmaschine" ihrer jeweiligen Gegenwart einen Spiegel vorhält und vor den möglicherweise verdeckten Gefahren des schönen Fortschritts warnt, etwas aus der Mode gekommen. Die Autorin Jeanette Winterson hat sich trotzdem getraut, einen dystopischen Roman zu schreiben, der sich an der Grenze zur Science Fiction bewegt und in drei nur semiotisch verbundenen Episoden beinahe jede Hoffnung der Leser zerstört.
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Anmerkung: Abgesehen davon, dass das Genre der dystopischen Literatur keineswegs erst mit Wells beginnt, möchte ich diese Rezension sowie den in Rede stehenden Roman von Jeanette Winterson jedem Leser sehr ans Herz legen. Anders als der Rezensionist behauptet, warten bei der Lektüre des Romans viele Aha-Erlebnisse inklusive Erkenntnisgewinn auf den Leser, keinesfalls lediglich Hoffnungslosigkeit - denn ein Sinn und Zweck dystopischer Literatur ist es ja gerade, aktuelle Entwicklungen aufzugreifen und deren mögliche oder wahrscheinliche Konsequenzen in der (näheren) Zukunft aufzuzeigen. Das unterscheidet schließlich die Fiktion von der Gegenwart: Es gibt noch immer - trotz aller düsteren Prognosen - die theoretische und auch praktische Möglichkeit, das Ruder herumzureißen und eine andere, bessere Zukunft zu kreieren.
In diesem Zusammenhang sei auch auf weitere dystopische Literatur verwiesen, deren erneute Lektüre sich gerade in unserer heutigen Zeit wieder sehr lohnt, wie beispielsweise den Roman "Kallocain" (1940) von Karin Boye, die Kurzgeschichtensammlung "Spaziergänge am Rande des Abgrunds" (1982) von Alain Dorémieux oder den Erzählband "Der Traum vom Großen Roten Fleck" (1985) von Karlheinz Steinmüller.