Samstag, 16. Februar 2013

Song des Tages: Don't Let Me Be Misunderstood




(The Eric Burdon Band: "Don't Let Me Be Misunderstood", aus dem Album "Sun Secrets", 1974)

Baby, do you understand me now?
If sometimes you see that I get mad
Don't you know no-one alive can always be an angel
Everything's go wrong, you seem so bad

I'm just a soul whose intentions are good
Oh Lord, please don't let me be misunderstood

Baby, sometimes I get so carefree
With a joy that it's hard to hide
Then again it seems like, well, all I have to do is worry
You turn me round and see my other side

I'm just a soul whose intentions are good
Oh Lord, please don't let me be misunderstood

If I get edgy, I want you to know
That I never mean to take it out on only you
Life has its problems, I've got more than my share
And there's one thing I never mean to do

Because I love you ... don't you know.
I have never thoughts about any other one
Sometimes I find myself alone regretting
Some foolish thing, some simple thing I've done

I'm just a soul whose intentions are good
Oh Lord, please don't let me be misunderstood

If I get edgy, I just want you to know
That I never mean to take it out on only you
Life has its problems, I've got more than my share
And there's one thing I never mean to do

Because I love you ... don't you know.
I have never thoughts about any other one
Sometimes I find myself alone regretting
Some foolish thing, some simple thing I've done

I'm just a soul whose intentions are good
Oh Lord, please don't let me be misunderstood

[...]

I'm just a soul whose intentions are good
Oh Lord, please don't let me be misunderstood ...


Anmerkung: Diese wunderbar lange Version des altbekannten Bluessongs ist für mich persönlich die beste, die ich kenne - die Schlagzeugarbeit ist anbetungswürdig und das elendig lange, quälende Gitarrensolo, das sich am Ende fast unentwirrbar mit dem Geschrei des Ausnahmesängers Burdon mischt, geht tief ins Knochenmark, wenn man sich darauf einlässt. Aus der nebeligen Erinnerung heraus weiß ich, dass dieser Song mit alkoholischen oder pflanzlichen Stoffen im Blut bei brüllender Lautstärke noch intensiver wirkt, aber auch ganz ohne geistige Vernebelungen bleibt er für mich ein Glanzlicht der Rockgeschichte. Viel Spaß und ein schönes Wochenende! :-)

Die böse "Erbschaft dieser Zeit"


(...) Das "Dschungelcamp" ist deshalb so erfolgreich, weil es bestimmte Bedürfnisse bei einem immer breiter werdenden Publikum befriedigt, die zuvor in solch einer Intensität nicht präsent waren. Es ist gewissermaßen ein Produkt der "Mitte", in der sich immer stärker die Wünsche regen, andere Menschen erniedrigt, gequält, unterworfen und ausgebeutet zu sehen. Der Erfolg des Dschungelcamps verweist somit auf ein sich immer stärker aufstauendes autoritäres Potenzial in der Bevölkerung. (...)

Dabei stellt dieses Fernsehformat keine vollständige Innovation dar. Die historischen Vorläufer der heutigen Demütigungs-Shows finden sich in den 20er und 30er Jahren, als sogenannte "Tanzmarathons" in Mode kamen, bei denen die Teilnehmer mitunter wochenlang bis zur totalen Erschöpfung um ein Preisgeld gegeneinander tanzen mussten. Und es sind gerade solche Manifestationen kaum gezügelten Sadismus, die einen zuverlässigen Indikator für die Zunahme autoritärer und reaktionärer Einstellungen in der Gesellschaft, wie etwa der späten Weimarer Republik, liefern.

Angefacht von der Weltwirtschaftskrise der frühen 30er Jahre, machten sich in der Weimarer Zeit lange vor der Machtergreifung [sic!] der Nazis autoritäre und reaktionäre Anschauungen breit, die oftmals gänzlich "unpolitisch" wirkten, aber beim genaueren Hinsehen einen Ausblick in den Abgrund erlaubten, auf den das Land zusteuerte. Der Faschismus kam somit nicht aus heiterem Himmel über Deutschland. Eine scharfsinnige und immer noch beeindruckende Auseinandersetzung mit dem deutschen Präfaschismus, der genau dieses Kunststück gelang, ist die 1932 von Ernst Bloch verfasste, 1935 in Zürich publizierte Schrift "Erbschaft dieser Zeit", in der an ein Tabu der damaligen linken Faschismusdebatte gerührt wurde: Der Verfasser benennt nicht nur die Finanziers und Unterstützer der NSDAP in Kapitalkreisen, Militär und Staatsapparat, er legt auch die autoritären Dispositionen bei großen Teilen der Bevölkerung offen, die in der Linken immer noch allzu oft als einfaches "Volk" idealisiert wird. (...)

Da dem autoritären Charakter ein Aufbegehren gegen die Verhältnisse, die ihn in den Irrsinn treiben, unmöglich scheint, bricht sich die so angestaute Wut gegen Schwächere Bahn. Menschen, die von der kriselnden Kapitalverwertung zu Objekten gemacht und ausgepresst werden, ergötzen sich daran, andere zu Objekten degradiert zu sehen. Der angestaute Druck muss weitergeleitet werden, weswegen das Publikum es liebe, "arme Hunde so zu hetzen, wie es die Reichen mit einem selber tun" (Bloch).

(Weiterlesen)

Anmerkung: Diesen Beitrag von Thomasz Konicz möchte ich zur allgemeinen Pflichtlektüre erheben - es ist sehr erhellend, den peinlichen Medienzirkus unserer Zeit einmal in einen etwas größeren Kontext eingeordnet zu sehen - auch wenn kleine Ausfälle wie die "Machtergreifung der Nazis" vorkommen. Ich muss zugeben, dass ich im Vorfeld weder das "Dschungelcamp", noch eine jener albernen Casting-Shows kannte - nach der Lektüre dieses Textes habe ich mir aber einige im Netz verfügbare Ausschnitte daraus angesehen. Mein Entsetzen war ... erheblich.

Auch dem Fazit des Autors kann ich mich nur warnend anschließen: "Der heutige Faschist bezeichnet sich nicht selten als moderner Demokrat, der unbequeme Wahrheiten mutig ausspreche. Aus reinen Kostenerwägungen heraus wolle er gegen 'Kostenfaktoren' der deutschen Leistungsgemeinschaft vorgehen, die erst wieder am Stammtisch als 'Schmarotzer' und 'Parasiten' bezeichnet werden (Die extremistische Gesellschaft)." In diesem Zusammenhang habe ich auch hier im Blog schon mehrfach über aktuelle Studien zur von Heitmeyer so bezeichneten "verrohenden Mitte" und andere Arbeiten berichtet, die Anlass zu großer Sorge geben. Der hier verlinkte Text von Konicz reiht sich nahtlos in diese Abfolge von berichteten Scheußlichkeiten ein.

Wir sollten dieses Mal die Warnungen ernst nehmen. Ernst Bloch schrieb in dem erwähnten Werk "Erbschaft dieser Zeit" (1932/1935): "Hier wird breit gesehen. Die Zeit fault und kreißt zugleich. Der Zustand ist elend oder niederträchtig, der Weg heraus krumm. Kein Zweifel aber, sein Ende wird nicht bürgerlich sein."

Mittwoch, 13. Februar 2013

Zitat des Tages: Unglaubensbekenntnis


Es gibt keinen Weihnachtsmann.
Es gibt keinen Osterhasen.
Es gibt keinen Gott.
Der Klapperstorch bringt auch keine Kinder
und Maria hat gefickt,
sonst wäre sie nicht dick geworden.
Jesus Christus ist nicht auferstanden von den Toten
und all euer christliches Zeugnis ist eitel.

Gott ist nur eine Maske, die der Teufel trägt.
Den Teufel aber gibt es wirklich,
denn der Teufel, der bist Du!

Der Teufel,
das ist die Erbschaft des Neandertalers
in uns allen.
Der liebte seinen Nächsten
in guter Butter gebraten zum Frühstück.

Religion ist Reklame für den Tod,
Religion ist die raffinierteste Mordmethode,
mit der Menschen sich gegenseitig umbringen.

Die Jäger reden ihr Jägerlatein,
die Seeleute spinnen ihr Seemannsgarn,
und die Pfaffen predigen ihren Glauben.

Dass es keinen Gott gibt, wird schon dadurch bewiesen,
dass nicht jeder Pfaffe vom Blitz erschlagen ist.

"Pastor" heißt "Hirte".
Jeder Hirte hat zwei Gründe,
gut für seine Schäfchen zu sorgen:
erstens, er will sie scheren,
zweitens, er will sie fressen.

(Theodor Lessing [1872-1933], in: Gerd Haffmans (Hg.): Kleiner Atheismus-Katechismus, 1993; ursprüngliche Quelle und Entstehungszeit nicht genannt)


(Bild: Uni Oldenburg)

Armut in Deutschland - und wie sie verklärt wird


Acht Jahre ohne Strom / Manche Hartz-IV-Empfänger zahlen fast die Hälfte ihres Regelsatzes für Strom. Und wenn die Kosten steigen, muss anderswo gekürzt werden, notfalls beim Essen. In Kiel helfen Energieberater armen Haushalten beim Stromsparen.

(Weiterlesen)

Anmerkung: Die in diesem taz-Artikel berichteten Fälle und Fakten sind in der Tat bestürzend - allerdings ist es dennoch ein Text, über den ich mich aufregen muss, da er nur so starrt vor lauter Klischees, ungenauen Informationen und unkommentierten Idiotien. Einige Beispiele will ich dafür anführen:

1. "Vor allem die Energiewende treibt den Strompreis", behauptet die Autorin kurz und knapp im Text und folgt damit der Propaganda der Energiekonzerne. Es ist inzwischen ja vielfach belegt, dass die kräftigen Energiepreiserhöhungen - neben den üppigen Profiten für die Konzerne - ganz andere Ursachen haben. So schreibt der BUND beispielsweise: "Nicht die Energiewende, sondern die vielen Ausnahmen zugunsten der Industrie und zu Lasten der Verbraucher treiben den Strompreis in die Höhe." Es ist rätselhaft, wieso die Autorin die Konzern-Mär in ihren Text eingebaut hat.

2. Es wird auch in diesem Text wie selbstverständlich davon ausgegangen, dass es vollkommen "normal" und offenbar nicht in Frage zu stellen sei, dass in einem reichen Industrieland wie Deutschland, in dem Strom eine zentrale, nicht wegzudenkende Rolle im alltäglichen Leben spielt, einem Menschen der Strom abgestellt wird, wenn er - aus welchen Gründen auch immer - nicht zahlen kann. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob in dem betreffenden Haushalt Kinder, Alte, Kranke oder Behinderte leben. Diese Selbstverständlichkeit macht mich immer wieder fassungslos - und das betrifft nicht nur den Strom, sondern auch alle anderen "privatisierten" Güter und Dinge der Daseinsfürsorge wie beispielsweise die Krankenversicherung, die Wohnung oder zukünftig auch das Wasser. Ich schäme mich für ein Land, in dem Menschen der Strom oder künftig vielleicht das Wasser abgestellt wird, sie aus der Wohnung geworfen werden und ihnen ein Arztbesuch verweigert wird, weil sie - staatlich gewollt - verarmt worden sind. In der taz klingt das so, als sei diese Praxis nicht zu hinterfragen und im Grunde auch gar nicht so schlimm.

3. Die Aktion mit den "Energieberatern" für Arme ist ein bodenloser, stupider Witz - ich kann nicht nachvollziehen, weshalb diese Zeitung das zu einem ernsthaften, nicht kritisch betrachteten Thema macht. Als ob arme Haushalte irgendeine bedeutsame Rolle in Sachen Energieverschwendung spielten - das ist an Lächerlichkeit kaum zu überbieten! Wenn die Städte beispielsweise auf die Prunkbeleuchtungen der Innenstädte zur perversen Konsumweihnachtszeit verzichten würden, könnten sie unzählige arme Haushalte das ganze Jahr über mit Strom versorgen und hätten vermutlich noch ein Plus in der Bilanz. Aber statt dessen raten sie Hartz-Terror-Opfern allen Ernstes, Bücher in den Kühlschrank zu legen, damit dieser etwas weniger Strom verbraucht ... da zucken meine Augenlider wie bei einem Psychopathen auf Serienmördertour. Irgendein kritischer Kommentar zu diesem hochnotpeinlichen Unsinn findet sich in der taz nirgends.

4. Als "Energieberater" werden sebstverständlich keine Fachleute zu den Menschen geschickt, sondern wiederum Hartz-Terror-Opfer - Verarmte "beraten" sich selbst. Das allein wirft schon eine Menge Fragen auf, die allesamt im Text nicht gestellt werden. Zusätzlich vernebelt die Autorin das Bild weiter, indem sie feststellt: "Insgesamt gibt es dort sieben Sparberater, alle Langzeitarbeitslose. Für ihren Einsatz bekommen sie etwa 550 Euro Zuschuss zum Hartz-IV-Satz, finanziert als Bürgerarbeit von EU und Bund." Was mag damit gemeint sein? Gibt es die 550 Euro pro Monat? Das kann nicht sein, denn dann würde der Verdienst auf den Regelsatz angerechnet und es bliebe nur ein Selbstbehalt von 100 Euro übrig. Ist es also der Jahresverdienst? Dann wäre er allerdings so niedrig, dass es sich nur um wenige Arbeitsstunden pro Monat handeln kann, wenn der "Energieberater" nicht mit sittenwidrigen Hungerlöhnen abgespeist wird. Nichts Genaues weiß man nicht, der Text gibt nicht mehr her.

5. Es wird ein so klischeehaftes, natürlich negatives Menschenbild von "den" Hartz-Terror-Opfern im Artikel gezeichnet, dass man davonlaufen möchte. Da ist der Typ in Jogginghose, der den Termin verpennt hat, genauso vertreten wie die ekelhafte Selbstverständlichkeit, dass in "solchen" Familien selbstredend zuerst bei den Kindern gespart wird, wenn mal Geld fehlt. Diese Passage wird zwar einem der "Energieberater" als wörtliches Zitat in den Mund gelegt, aber auch nicht weiter kommentiert. Da kann sich der geneigte Mittelschichts-Grüne wieder wohlig-schauernd zurücklehnen und das asoziale Pack bemitleiden. Es hat sich offensichtlich in gewissen Kreisen noch immer nicht herumgesprochen, dass inzwischen jeder in Deutschland zum Opfer der Armut werden kann - obwohl sogar im Artikel das Beispiel des Architekten beschrieben wird, der zum Hartz-Terror-Opfer geworden ist. Ich kann mir dieses perverse Menschenbild nicht erklären. Wie kommen diese Leute bloß auf den irrsinnigen Gedanken, dass in armen Familien im Normalfall ausgerechnet zuerst bei den Kindern gespart wird?

6. Zu guter Letzt schießt eine Betroffene selber den Vogel ab: Eine Frau, die aufgrund von Stromschulden von sage und schreibe 150 Euro im Monat leben muss, sagt laut taz: "Doch Annett Marti klagt nicht. 'Ich muss die Ämter loben', sagt sie. 'Es muss ja keiner verhungern in Deutschland.'" - Ich kann mir durchaus vorstellen, dass es Menschen gibt, die trotz bitterster Armut so einfältig denken und den krassen Widerspruch zum leistungslosen Luxus der "Elite" nicht sehen können - aber von einer Zeitung wie der taz erwarte ich da einen deutlichen Kommentar, der klar Stellung bezieht und diese devote, schmierige Ergebenheit gegenüber einem schikanösen, unfairen, ungerechtfertigten, grundgesetzwidrigen Unrechtssystem deutlich geißelt! Doch darauf wartet man vergeblich - mit diesen devoten, salbungsvollen Worten der fast schon religiösen Verklärung endet der Artikel.

Fazit: Ich kann mich nicht entscheiden, was schlimmer ist: Entweder dieser Text wurde bewusst so manipulativ und propagandistisch verfasst, um Stimmung zu machen, Feindbilder zu schüren und die stetig vorangetriebene "Privatisierung" zu begleiten - oder die Autorin denkt tatsächlich in diesen gruseligen Klischees und menschenfeindlichen Dimensionen. Beides wäre bzw. ist schlicht entsetzlich.

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"Bei deiner großen Operation hast du eine Platinrippe eingesetzt bekommen. Du wirst wissen, was du jetzt deiner Familie schuldig bist."

(Zeichnung von Thomas Theodor Heine [1867-1948], in "Simplicissimus", Heft 4 vom 21.04.1920)

Montag, 11. Februar 2013

Die nächste Lügenministerin - und weiter zum nächsten Zerstörungsakt


Ich mag diesen ganzen Rotz - all die Lobudeleien auf Annette "Ich bin völlig unschuldig" Schavan quer durch die neoliberale Einheitspartei und die Propagandapresse - nicht verlinken ... wer diesen infamen Blödsinn lesen oder hören will, soll selber bei Tagespropagandaschau und Co. nachsehen. Ich frage mich nur zunehmend: Wie kann das sein, ohne dass sich eine stark wachsende Mehrheit der Bevölkerung ebenfalls nur noch angewidert an die Stirn tippt und sich im gänzlich falschen Katastrophenfilm wähnt?

Da ist seit vielen Wochen - größtenteils bereits seit vielen Monaten - im Netz Wort für Wort öffentlich nachlesbar, in welchem ungeheuerlichen Ausmaß diese Frau dreist ganze Abschnitte aus anderen Arbeiten, Büchern und Essays einfach kopiert hat, ohne das in irgendeiner Form (auch nicht in einer "falschen") kenntlich gemacht zu haben, und dennoch behauptet sie bis heute weiterhin steif und fest, das nicht getan zu haben. Da bleibt mir die Spucke weg und ich muss unwillkürlich an den "Suppenkasper" denken: "Ich esse meine Suppe nicht - nein, meine Suppe ess' ich nicht!" Mir stellt sich da nur noch die logische Frage: Wenn Frau Schavan es nicht gewesen ist, die dieses Plagiat erstellt hat, wer bitte war es dann? Denn dass diese Dissertation in weiten Teilen ein Plagiat ist, kann ja nun nicht mehr in Zweifel gezogen werden. Das kann man in Hollywood-Filmen vielleicht tun, wenn man mit dem blutigen Messer in der Hand neben der erstochenen Leiche angetroffen wird - aber dort möchte Frau Schavan gewiss auch nicht hin. Entweder hat sie frech und dreist abgeschrieben - oder sie hat es einen anderen Menschen tun lassen, was noch viel übler wäre. Wie man es auch dreht und wendet, der Gestank wird dabei immer widerlicher.

Mich widert das in der Tat nur noch an. Es ist nicht so sehr die Betrügerei selbst, die ich dabei so überaus verwerflich finde, obwohl sie übelriechend genug und mehr als Grund genug dafür ist, dass diese Frau kein politisches Amt mehr ausüben kann. Weitaus schlimmer ist der noch viel ekelerregende Umgang mit der Entdeckung und Bekanntmachung ihres Betruges - das war vor über neun Monaten! Darin übertrifft diese Frau sogar den ex-gegelten Lügenbaron Guttenberg noch, denn der hat - wenn auch zähneknirschend, reuelos und nur auf allergrößten Druck hin - das Vergehen zumindest teilweise und gewohnt elitär eingeräumt. Dem widersetzt Schavan sich jedoch hartnäckig - und erntet dafür von fast allen politischen und medialen Seiten tosenden Applaus und Bekräftigungen. Da stehe ich als einigermaßen normal denkender Mensch fassungslos im luftleeren Raum und kann nicht glauben, was ich da lese und höre. Es sind solche Vorgänge, an denen man den Grad der Verkommenheit eines politischen, medialen und gesellschaftlichen Systems sehr gut erkennen kann. Einmal mehr muss ich auf den Namensgeber dieses Blogs - das Lied "Das Narrenschiff" von Reinhard Mey - verweisen. Wenn Betrug und Lügen zum Normalfall geworden sind, ist das finale Kapitel nicht mehr eingeläutet, sondern auf dem Weg zu seinem Ende. Siehe auch das Gedicht Karl Kinndts im letzten Post.

Doch Merkel wäre nicht die vom Kapital geliebte Merkel, wenn sie nicht wie gewohnt schon eine fiese Trumpfkarte im dunklen Ärmel hätte - wir dürfen nämlich gewiss sein, dass die Nachfolgerin, Johanna Wanka, den begonnenen Zerstörungskurs Schavans (u.A. die Beschneidung der gymnasialen Oberstufe, die Einführung von Studiengebühren, die komplette Zerstörung der einstmals anerkannten und weltweit geneideten Hochschullandschaft u.v.m.) unvermindert oder gar noch härter weiterführen wird. Personen (und neoliberale Parteien) sind austauschbar in diesem System - die zerstörerische Agenda ist es nicht. Und beim Abschied in das postministerielle, finanziell fürstlich abgesicherte Leben auf Steuerzahlerkosten sind diese Zerstörungen dann "Leistungen" und "Erfolge". Vielen Dank, Frau "Schamanin", für alles - insbesondere für die auch nach Ihrem Luxusrentenbeginn ohne albernen Doktortitel weiterhin immer schlechter ausgebildeten Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen. Die schlimmen gesellschaftlichen, sozialen und wirtschaftlichen Folgen Ihres "Wirkens" sind für Jahrzehnte völlig unabsehbar.

Da kommt mir der Sarkasmus des Zeichners Erich Schilling nur allzu bekannt vor, der 1925 angesichts des steigenden Verbrauchs von durch Skandale immer wieder ausgemusterten Ministern das folgende hübsche Gedenkblatt entworfen hat - so etwas bräuchten wir auch schon länger; und ich bin sicher, dass wirklich alle verstehen, welche fürstlichen Bezüge mit dem "vollen Glas" gemeint sind:

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Entwurf zu einem Gedenkblatt für scheidende Minister


"(Widmung: Wer treu gedient hat seine Zeit, dem sei ein volles Glas geweiht.) --- (Raum für Foto) --- Zur Erinnerung an meine Dienstzeit als Minister d__ ________________ der deutschen Republik vom ______ bis ______ 192_"

(Zeichnung von Erich Schilling [1885-1945], in "Simplicissimus", Heft 34 vom 23.11.1925)