Donnerstag, 15. Januar 2015

Uschi, die "Lügenpresse" und der kapitalistische Schleim


Es gibt Geschichten, die glaubt man selbst dann nicht, wenn sie von der "Lügenpresse" nicht erzählt werden - und es gibt Geschichten, die so absonderlich sind, dass man sie glauben muss, gerade weil sie von eben jenen Hofberichterstattern verbreitet werden. Die folgende Anekdote ist eine solche Geschichte. n-tv klärte vor einigen Tagen auf:

Von der Leyen wollte nicht zum Arbeitsamt / Nach ihrer Rückkehr aus den USA [fiel] der heutigen Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen die Wiedereingliederung in Deutschland nicht leicht. Sie [war] sich unsicher über ihren weiteren Karriereweg. Nur eines [wusste] sie: Bloß nicht zum Arbeitsamt.

Wer sich das durchlesen möchte, sei vor möglicher Weise unmittelbar auftretenden Gehirntumoren gewarnt. Kriegsluder und Millionärserbin Uschi war also irgendwann in ihrer Jugend mal im "Land of the Free" und wusste nach ihrer Rückkehr in die deutsche Heimat nicht so genau, was sie mit all ihrer elitären Zeit denn nun anfangen bzw. wie sie diese möglichst profitbringend investieren sollte - und der werte Herr Papa Albrecht, der historisch Bewanderten als eine der übelsten korrupten CDU-Schleimfiguren der vergangenen Jahrzehnte in böser Erinnerung ist, schlug der lieben Tochter damals laut n-tv vor, das Arbeitsamt zu konsultieren, um diesbezüglich Klarheit zu erlangen.

Das ist ungefähr so glaubwürdig wie die Meldung, Helmut Kohl sei inzwischen in die DKP eingetreten. Entlarvend ist an dieser "Geschichte" aber nicht ihre Unglaubwürdigkeit, sondern vielmehr die Vehemenz, mit der hier wie von Sinnen auf die neoliberale Ideologie hingearbeitet wird: Aufrichtigen Deutschen wie dem Albrecht-Nachwuchs käme es selbstredend nie in den Sinn, sich staatlicher Hilfe zu bedienen. Das nimmt man doch selbst in die Hand und beweist so - gerne auch im Nachhinein durch erfundene oder beschönigende Berichte "belegt" -, dass der ganze Rotz des Sozialstaates sowieso überflüssig ist, wenn man denn genug "Eigeninitiative" zeigt. Selbstverständlich verschweigt n-tv geflissentlich, dass ein solcher Verzicht auf staatliche Hilfe ein ganz kleinwenig leichter ist, wenn ein familiäres Millionenvermögen im Hintergrund dem eigenen Handeln etwas an Dramatik nimmt - aber das ist ja nur eine Randnotiz, die keiner Erwähnung wert ist.

Uschi wäre aber keine echte Albrecht, wenn sie es nicht "empörend" fände, dass sogar eine elitäre Figur, als die sie sich selbst offenbar begreift, zum Arbeitsamt gehen soll. Unabhängig vom Wahrheitsgehalt dieser Behauptung zeigt diese verbreitete Reaktion doch deutlich, was die ehemalige Ministerin für Arbeit und Soziales [sic!] von einer Institution, die ursprünglich einmal dazu gedacht war, Arbeitslosen zu helfen, inzwischen aber mutwillig und bewusst ins Gegenteil pervertiert wurde, hält. Gleichzeitig zeigt diese Reaktion unzweifelhaft, dass auch dieser Figur natürlich klar ist, dass Menschen beim Arbeitsamt - bzw. heute drastisch verschärft beim "Jobcenter" - keine Hilfe zu erwarten haben, sondern allenfalls Schikane und Drangsalierung.

Ich bin kein böswilliger Mensch und wünsche in der Regel auch niemandem etwas Böses - aber hier mache ich eine ausdrückliche Ausnahme: Diese widerliche Kreatur möge den menschenfeindlichen Hartz-Terror doch bitte ohne Millionärhintergrund am eigenen Leib erfahren und dann noch einmal so etwas wie "Das mache ich jetzt alleine" schwafeln, ohne vor lauter Scham im Boden oder gleich in der Obdachlosigkeit zu versinken. Das wird indes, wie immer, ein frommer Wunsch bleiben, ich weiß. Uschi hat ausgesorgt - und das schon lange vor ihrem ersten "politischen Amt". All die Bezüge, die sie jetzt noch zusätzlich kassiert, sind schöne Dreingaben, die sie zwar gar nicht benötigt, aber dennoch gerne nimmt. Was kümmert's solche Gestalten, dass andere verhungern, während sie Reichtümer scheffeln? Das ist eben Kapitalismus.

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Das Fazit


"Das Zeitunglesen hat nur Wert, wenn man alles durchdenkt. Und wenn man alles durchdenkt, sieht man, dass das Zeitunglesen keinen Wert hat."

(Zeichnung von Ladislaus Kmoch [1897-1971], in "Simplicissimus", Heft 12 vom 21.06.1922)

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