Montag, 7. September 2015

Religiöse Irre: Morden für die Profitmaximierung


Ein us-amerikanischer Waffenhersteller hat jüngst in aller Deutlichkeit offengelegt, wie die christliche Nächstenliebe im Kapitalismus auszulegen ist. Bei n-tv durfte ich lesen:

Mit Kreuz und Bibelvers / [...] [Die Schnellfeuerwaffe] "Crusader" ["Kreuzritter"] wird mit einem ebenfalls eingebrannten Kreuz für den Preis von 1.395 Dollar (1.268 Euro) angeboten. "Wir haben schon einige Vorbestellungen. Das Interesse ist enorm", sagte Unternehmenssprecher James Judge [vom Waffenhersteller Spike's Tactical]. / [...] Auf dem Sturmgewehr steht Psalm 144,1: "Gepriesen sei der Herr, mein Fels, der meine Hände unterweist zum Kampf, meine Finger zum Krieg."

Das Portal zeigt auch ein hübsches Foto von dieser Gravierung, die nebenbei besonders durch die gewählte Schriftart auffällt, die wohl nicht zufällig an gewisse altdeutsche Varianten erinnert. Ganz am Rande sei nur angemerkt, dass es sicher nur ein versehentlicher Zufall ist, dass dieses Bild stark an eine digitale Fälschung erinnert und wenig mit einem regulären Foto gemein hat.


(Screenshot n-tv.de vom 6.9.15)

Die Marketinghuren und -callboys dieser Firma verkaufen dieses widerliche Mordinstrument laut n-tv nun ausgerechnet mit der hirnschmelzenden Vermutung, "kein Muslim würde zu dieser Waffe greifen", womit - nach amerikanischer Marketing- bzw. Sonderkindergartenlogik - diese Waffe niemals von den "Bösen", sondern stets nur von den "Guten" zum Morden verwendet würde. Ich habe bei der Nachformulierung dieser "Marketingstrategie" schon meine Probleme, mir nicht unentwegt den Kopf blutig zu schlagen vor lauter Irrsinn, der da auf mich einhämmert - und gleichzeitig glaube ich den verkommenen Krämergesellen durchaus, dass es eine gewisse "Nachfrage" für dieses "Gottesgewehr" gibt, was die Einströmung des Irrsinns in mein Gemüt noch erheblich vergrößert. Es werden sich, wie gewohnt, überall gewiss auch hier Pfaffen und andere "Gauckler" finden, welche die Mordwaffen zusätzlich mit einem "göttlichen Segen" versehen.

Dabei ist mit Händen zu greifen, dass auch dieser Waffenproduzent einen solchen infantilen Quatsch nicht aus "religiöser Überzeugung" oder irgendwelchen anderen esoterischen, patriotischen oder gar "ethischen" Gründen [an dieser Stelle muss ein dumpf gegrunztes *LOL* sein] heraus betreibt, sondern dass auch hier der einzige Beweggrund, weshalb Firmen im Kapitalismus überhaupt "unternehmerisch" tätig werden, im alleinigen Zentrum des Tuns steht: Sie wollen Profite generieren, und zwar so viele wie möglich und egal auf wessen Kosten.

Es verwundert nicht weiter, dass diese Reklamestrategen sich einen der widerlichsten Texte aus der Bibel ausgesucht haben, den man zu diesem Thema überhaupt finden kann - wer mag, kann sich den in Rede stehenden "Psalm 144" gerne mal in Gänze durchlesen, wenn ein großer Kotzeimer bereit steht. Auch liegt es auf der Hand, weshalb diese schmierigen Profitmaximierer sich stattdessen nicht etwa für ein Zitat entschieden haben, das laut Bibel vom "Sohn Gottes" höchstselbst stammen soll und das auf Muslime womöglich einen noch viel "abschreckenderen" Einfluss ausüben könnte, wie etwa "Was siehst du aber den Splitter im Auge deines Bruders, den Balken aber in deinem Auge bemerkst du nicht?" (Matthäus 7,3) oder "Jesus aber sprach: Du sollst nicht töten" (Matthäus 19,18). Schließlich müssten diese schlichten Zitate auch die - offenbar noch schlichteren - "Guten" vom Morden abhalten - und das ist im Kapitalismus bekanntermaßen unerwünscht.

Weit, sehr weit ist es gekommen - nun zitiere ich tatsächlich schon Bibelverse, um den Irrsinn als solchen kenntlich zu machen, obwohl er sowieso offensichtlich ist.

Vor einiger Zeit hat mich die evangelische Kirche aber ohnehin darüber aufgeklärt, was sie vom Thema "Krieg" bzw. "Frieden" hält: Anlässlich meines bereits vor knapp fünf Monaten erwähnten Besuches in dieser surrealen Institution habe ich im aktuellen Gesangbuch dieser Sekte das folgende Zitat entdeckt, das unterhalb eines sogenannten "Segensliedes" [sic!] abgedruckt ist:

Friede ist nicht Abwesenheit von Kampf, aber Anwesenheit von Gott. (Eva von Tiele-Winckler)

Also denn, lasst uns munter rauben, vergewaltigen, foltern und morden - solange "Gott anwesend" ist, was selbstverständlich stets nur geglaubt, nie aber belegt werden kann, ist alles gut. Mir fällt zu diesem religiösen, steinzeitlichen Wahn - egal ob instrumentalisiert oder tatsächlich auch im 21. Jahrhundert "des Herrn" immer noch geglaubt - nichts Sinnvolles mehr ein.

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Te deum laudamus!
[Dich, Gott, loben wir!]


Dankgottesdienst der internationalen Rüstungsindustrie nach Beendigung der Londoner Konferenz.

(Zeichnung von Erich Schilling [1885-1945], in "Simplicissimus", Heft 6 vom 05.05.1930)

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