Wie weißer Stamm reckt er in harte Winde
mit Händen sich, die wie Geweihe deuten.
Gewürm zerfrisst ihm seines Leibes Rinde,
die wie ein Himmel brennt nach allen Seiten.
Von dort, wo seine Donner weitertönen,
kommt Menschenmasse wie ein Meer von Raben,
stumm fließend, dick, ganz ohne zu verhöhnen,
ein Lavastrom ... blindtaub ihn zu begraben.
(Arthur Drey [1890-1965], in: "Der unendliche Mensch. Gedichte", Kurt Wolff 1919; erstveröffentlicht in: "Der Kondor", hg. von Kurt Hiller, Richard Weissbach 1912)
Anmerkung: Die Sinnlosigkeit des Widerstandes ist offensichtlich eine wohlbekannte, böse Tradition in deutschen Landen. So schrieb schon Georg Büchner 1833 in einem Brief an seine Familie: "Weil wir im Kerker geboren und großgezogen sind, merken wir nicht mehr, dass wir im Loch stecken mit angeschmiedeten Händen und Füßen und einem Knebel im Munde." - Ich möchte ergänzen, dass der Knebel inzwischen auch das Gehirn erreicht hat: Wenn Widerstand nicht einmal mehr gedacht wird, ist die Dystopie längst zur bitteren, brutalen Realität geworden.
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