Montag, 5. Juli 2010

Der "erzchristliche" Bundespräsident

(...) Seit 2005 sitzt Wulff im Kuratorium von Pro Christ, einer theologisch erzkonservativen Bewegung, deren Ziel die "Bekehrung von Menschen zum Glauben an Jesus Christus" ist. Die Gruppierung organisiert mehrtägige missionarische Großveranstaltungen, die über Satellit in viele Städte übertragen werden. Charismatische Führungsfigur ist Ulrich Parzany, früher Pfarrer der rheinischen Landeskirche. Kenner der evangelikalen Szene rechnen Pro Christ dem gemäßigten Spektrum zu. Aber auch hier wird ein rigides Familienbild propagiert. Was nicht ins Bild passt wie etwa Scheidung, Abtreibung, Homosexualität, wird diffamiert. Christian Wulff ist geschieden.

Parzany wendet sich gegen "praktizierte Homosexualität" und ist wie viele evangelikale Christen der Meinung, Homosexualität sei heilbar. "Selbstverständlich gibt es Fachleute, die die Möglichkeit sehen, dass Menschen ihre homosexuelle Neigung verändern und dass da Hilfe möglich ist", sagte er in einem Gespräch mit dem Grünen-Politiker Volker Beck. (...)

Für noch bedenklicher halten Kritiker Wulffs Engagement beim "Arbeitskreis Christlicher Publizisten" (ACP). 2004 hatte er dem Verein ein Grußwort geschickt, im Mai dieses Jahres hielt er dort den Vortrag "Politik aus christlichem Geist in der modernen Welt". Der Gruppierung mit Sitz in der Nähe von Kassel werden extrem rechte Sichtweisen vorgeworfen. Die Zentralstelle für Weltanschauungsfragen der evangelischen Kirche rät zur Distanz: Der Name ACP sei irreführend, seriöse Publizisten seien dort nicht vertreten.

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Anmerkung: Nun, dann wissen wir ja, wer jetzt der "Präsident aller Deutschen" ist. Dass in dieses Amt niemals ein Revolutionär oder Visionär "gewählt" werden wird, liegt ja in der Natur der politischen Struktur - aber dass nun gerade jemand aus evangelikalen Kreisen (die nicht nur in den USA so viel Unheil angerichtet haben und es weiterhin tun) den "Präsidenten aller Deutschen" gibt, ist an groteskem Hirnkrampf beinahe nicht mehr zu überbieten - selbst Gauck als "rot-grüner" Kandidat mit schwarz-gelber Seele wäre keine schlimmere Karikatur gewesen.



(Bild: Titanic)

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