Montag, 28. Januar 2013

Zitat des Tages: Sklaverei der Deutschen


Der Sklave, der dem Herrn gehorcht ohne Fessel, ohne Peitsche, durch das bloße Wort, ja durch einen Blick – die Knechtschaft ist in ihm selbst, in seiner Seele. / Schlimmer als die materielle Sklaverei die spiritualisierte – man muss sie von innen befreien, von außen hilft nichts.

(Heinrich Heine [1797-1856]: "Aphorismen und Fragmente", 1972; geschrieben vermutlich in den 1840er Jahren)

Anmerkung: Die "Sklaverei der Deutschen" ist natürlich in Wahrheit die "Sklaverei der Menschheit" - man mag es Heinrich Heine verzeihen, dass er in seiner subjektiven Sicht aus dem französischen Exil eine "deutsche" Krankheit zu erkennen glaubte, wo er tatsächlich eine systemische, allgemeine sah. Gerade die Fokussierung auf die "spiritualisierte", also die religiös motivierte Sklaverei zeigt das ja überdeutlich.

Bei Reinhard Mey heißt es dazu schlicht und treffend:

"Der Minister nimmt flüsternd den Bischof beim Arm:
Halt' du sie dumm – ich halt' sie arm!"

2 Kommentare:

Anabelle hat gesagt…

Ob die Studenten und Professoren der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf dieses Zitat wohl kennen? Ich bezweifle das sehr...

Anonym hat gesagt…

Aus H. Heines Nachlass:

Zerschlagen ist die alte Leier am Felsen, welcher Christus heißt.
Die Leier, die zu böser Feier bewegt ward von dem bösen Geist.
Die Leier, die zum Aufruhr klang, die Zweifel, Spott und Abfall sang.
O Herr, o Herr, ich knie nieder, vergib, vergib mir meine Lieder. -

Der Kirche ist und ihrem Glauben manch Spottlied frevelhaft erschallt.
Es sollte Zucht und Ordnung rauben mit weicher Töne Truggewalt.
Die freie Rotte triumphiert. Ich hab ihr manchen zugeführt.
O Herr, ich schlag die Augen nieder, vergib, vergib mir meine Lieder.

Und als des Märzes Stürme kamen und bis November trüb und wild.
Da hab ich wilden Aufruhrsamen in süße Lieder eingehüllt.
So manches Herz hab ich betört, des ewgen Lebens Glück zerstört.
Gebeugten Hauptes ruf ich wieder: O Herr, vergib mir meine Lieder.

Zerschmettert ist die alte Leier am Felsen, welcher Christus heißt.
Die Leier, die zur bösen Feier bewegt ward von dem bösen Geist.
Ach schenk mir eine Leier neu und mild vom heil'gen Friedensklang erfüllt.
O neige segnend dich hernieder und gib mir neue, neue Lieder!