Montag, 3. Juni 2013

Die weltweite Ausbeutungspyramide am Beispiel Afrika


Die Bevölkerungen der Industrieländer sind privilegiert, weil ihre Wirtschaftsräume auf die Rohstoffe und Arbeit anderer Länder zurückgreifen können

Während [es] im Zuge von Finanzmarkt- und Immobilienkrisen, einer desaströsen Wettbewerbsdoktrin im Außenhandel, drakonischen Kürzungs- und Lohnsenkungsprogrammen sowie dem europaweit verankerten Fiskalpakt in einer der Kernregionen des Kapitalismus nun wohl zu einer schwerwiegenden Wirtschaftskrise kommen wird, die weltweit massive Auswirkungen haben dürfte und Arbeitslosigkeit sowie Ungleichheit weiter explodieren lässt, läuft man Gefahr, die menschenverachtende Ungleichheit im globalen Maßstab aus dem Blick zu verlieren.

(Weiterlesen)

Anmerkung: Ich weiß, dieser Text ist lang (drei Telepolis-Seiten), nicht unbedingt durchgehend leserfreundlich geschrieben und gleitet zuweilen ein bisschen zu sehr in wirtschafts-"wissenschaftliches" Geschwurbel ab - aber dennoch möchte ich ihn als Grundlagentext für Diskussionen rund um die himmelschreiende, schon so elendig lange andauernden Armut in Afrika sehr empfehlen, weil er eben auch viele Infos und Fakten enthält, von denen die Öffentlichkeit üblicher Weise nichts erfährt, wenn sie sich nicht aktiv und aufwändig selbst darum bemüht und beispielsweise Bücher zum Thema liest.

Mir persönlich ist das umfänglich betrachtet deutlich zu biedere und zu zahme Kapitalismuskritik, da der Autor kritisch fast einzig auf die grotesken "Auswüchse" dieses Katastrophensystems hinweist - die freilich extrem schreckliche Folgen haben, aber dennoch eben nichts weiter sind als die konsequente und logische Fortführung eines absurden Systems, das letztlich zu einer Konzentration allen Besitzes, aller Ressourcen und aller Macht in einem kleinen Punkt strebt, während der Rest - also nahezu alle Menschen - leer ausgeht, und das aus diesem Grund selbstredend immer wieder kollabieren muss.

Trotzdem kommt es gerade in den "Kernregionen des Kapitalismus" so extrem selten vor, dass das Leid und Elend so vieler Menschen insbesondere in Afrika nicht nur benannt, sondern auch mit näheren Infos versehen wird - ich danke dem Heise-Verlag da ausdrücklich, dass er als einer der ganz wenigen solche Texte in regelmäßigen Abständen immer wieder publiziert. Wenn sich nun auch dort noch die schnöde Erkenntnis herumsprechen würde, dass die "Industrialisierung" und die "marktwirtschaftliche" Kopie des Irrsinns aus Europa und Nordamerika nun wahrlich keine Lösung für dieses massive Problem in Afrika und anderswo darstellen kann, wäre den Menschen dort noch viel mehr gedient. Es ist ja nun keine sonderlich neue Erkenntnis, dass im Kapitalismus nur Reichtümer von einigen angehäuft werden können, wenn dafür viele andere extreme Schulden machen - oder anders ausgedrückt: Wenn in einer Region ein (noch dazu starker) wirtschaftlicher "Boom" stattfindet (wie etwa in den 50er und 60er Jahren in Deutschland), dann muss es zwingend andere Regionen geben, in denen defizitär gewirtschaftet wird und in denen demnach Rezessionen stattfinden müssen - oder, wenn es wie in Afrika vielerorts nichts mehr zu "schrumpfen" gibt, eben Hungersnöte, Elend, Krankheit, Leiden, Tod die Folgen sind.

Derlei Gedankengänge scheinen sich viele (die meisten?) Politiker und vor allem Ökonomen längst nicht mehr zu leisten - anders sind die irrwitzigen "Rezepte" der aktuellen "Troika" in Bezug auf Europa gar nicht erklärbar, die ja von jedem einzelnen Land einen "Exportüberschuss" und ein wirtschaftliches "Wachstum" erwartet. Ich schreibe einen solchen Text ja nicht zum ersten Mal, und stets komme ich da wieder an den Punkt, an dem ich mich mit rollenden Augen frage, ob diese Gesellen das tatsächlich ernst meinen und ihren Stumpfsinn selber glauben - oder ob sie stets doch nur Nebelkerzen werfen, wohl wissend, dass sie Nonsense von sich geben, die brutalen Folgen ihres Katastrophenkurses aber bewusst in Kauf nehmen - oder, noch schlimmer, sogar darauf warten, denn am Kollaps, an Kriegen, Leid, Zerstörung und Tod lässt sich wunderbar neues Geld verdienen und das alptraumhafte System nebenbei und nahezu unbemerkt auch wieder neu starten. Die "Stunde Null" nach 1945 war tatsächlich der Neubeginn bei Null für die allermeisten Menschen in diesem Land - nicht aber für die wenigen, die schon vor, während und eben auch nach dem Krieg über den Großteil des Reichtums in Deutschland geherrscht hatten und dies bis heute tun (siehe dazu beispielsweise "Das Schweigen der Quandts").

Die Antwort bleibe ich schuldig - es mag sich einjede/r selbst ein Bild von den geistigen Kapazitäten unserer polititischen und ökonomischen "Führungselite" - oder wahlweise der wesentlich humaner und sozialer agierenden Gorillasippe, die hierzulande meist im örtlichen Zoo eingesperrt ein karges Dasein fristet - machen.

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Marsnähe
[Export zum Mars]



"Petroleum? Kohlen?? Waffen???"

(Zeichnung von Karl Arnold [1883-1953], in "Simplicissimus", Heft 22 vom 25.08.1924)

9 Kommentare:

dani hat gesagt…

@ charlie

nur ganz kurz - runterdefiniert kommen wir doch immer immer wieder zu dem gleichen endergebnis. es ist der mensch, der dieses widerliche schauspiel spielt. wie käme sonst ein dax auf, was habe ich letzte woche gelesen, 9000 punkte?!
kaufen, verkaufen, gewinn.
ich, mir, meins, mehr, haben, wollen, viel = GIER!!

die paar wenigen, die da nicht mitspielen, sind momentan einfach noch zu wenig.

ich möchte nicht wissen, wer hier im staate d nicht einen pensionsfonds oder ähnliches besitzt, damit es ihm mal im alter gut geht. und da rede ich dann von 2.000 euro aufwärts. der deutschen spruch: da kann ich mir mal was leisten. schön, und die anderen?
welche anderen. so kommt es mir manchmal vor. nicht über den tellerrand rausgucken, ohhhhh.....sonst könnte ja einer von meiner suppe mitessen wollen. nöööööö, das geht nicht.

dann entstehen diese bauruinen wie z.b. in spanien, niemand wohnt darin, golfplatz wird bewässert, keiner, der gerne darin wohnen würde kann es sich leisten. etc..... beispiele dieser art gibt es viele.

ach, solange mitgefühl, vernetztes denken, respekt gegenüber anderen nicht gelehrt wird, woher sollen es denn die leute wissen?!
NACHDENKEN UND NACHFRAGEN!!!!
sich einen kopf machen und sich nicht belullern lassen. investigativen journalismus......was ist das? schämen sollten sich die meisten schreiberlinge!!! null rückgrat und mut!
vom fernsehen???? höhöhö......deutschland sucht den superstar! germanys next top model?! musikantenstadel oder rosamunde pilcher, weil die landschaft sooooo schön ist. augen- und ohrenkrebs sollte es geben, wer solchen scheiß anglotzt.

lest oder schaut die verfilmungen von shakespeare, da ist alles drin.
und: der mensch wird leider nicht besser oder anders. weil, da müsste er sich ändern - oh, oh, und menschen hassen veränderungen. soll alles schön kuschelig bleiben - auch wenns stinkt!

er ist und bleibt ein tier mit bewusstsein, das leider oftmals nicht genutzt wird.

lieben gruß

darkmoon hat gesagt…

Puh der Artikel bei Telepolis is wirklich nich gut zu lesen. Deinen versteh ich dafür um so besser -) Mir ist es aber egal ob Politiker einfach zu doof sind oder ob sie bewußt lügen und täuschen, es kommt ja immer das gleiche schlimme am Ende raus.

Das bild bringt das wieder mal super auf den Punkt. Ich kann die Worte EXPORT und WACHSTUM bald nich mehr hören und der ständige Hype um irgend ein supertolles neues Auto, Handy oder welchen Scheiß sie da auch verhökern, geht mir persönlich mittlerweile völlig am Arsch vorbei. Und zwischendurch immer wieder mal ein scheinheiliger Bericht über die armen Hungernden in Afrika während westliche Konzerne denen die Bodenschätze, das Land, das Wasser und das Essen klauen oder so teuer machen daß sich das keiner mehr leisten kann. Einfach zum Kotzen!!

Darwin hat gesagt…
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
Charlie hat gesagt…

Rassistischer Unfug fliegt hier raus, bitte merke Dir das. Danke!

Charlie hat gesagt…

@ dani: Und ich dachte, es sei mein Part, den Fatalisten zu geben. ;-) Das klingt so ungewohnt aus Deiner Feder. Müssen wir uns Sorgen machen - geht es Dir gut?

Ansonsten hast Du natürlich recht. Die (alte) Frage ist bloß: Ist der Mensch "von Natur aus" so, wie es die Neoliberallas in die Welt trompeten, oder wird er erst im Laufe seiner Reifung zu diesem rücksichtslosen, gierigen Monster deformiert? Ich tendiere ja zur zweiten Meinung, weil ich doch immer wieder auf einzelne Menschen treffe, die völlig anders sind.

Andernfalls müsste man zu demselben Schluss kommen wie Erich Kästner:

Die Entwicklung der Menschheit

Einst haben die Kerls auf den Bäumen gehockt,
behaart und mit böser Visage.
Dann hat man sie aus dem Urwald gelockt
und die Welt asphaltiert und aufgestockt,
bis zur dreißigsten Etage.

Da saßen sie nun, den Flöhen entflohn,
in zentralgeheizten Räumen.
Da sitzen sie nun am Telefon.
Und es herrscht noch genau derselbe Ton
wie seinerzeit auf den Bäumen.

Sie hören weit. Sie sehen fern.
Sie sind mit dem Weltall in Fühlung.
Sie putzen die Zähne. Sie atmen modern.
Die Erde ist ein gebildeter Stern
mit sehr viel Wasserspülung.

Sie schießen die Briefschaften durch ein Rohr.
Sie jagen und züchten Mikroben.
Sie versehn die Natur mit allem Komfort.
Sie fliegen steil in den Himmel empor
und bleiben zwei Wochen oben.

Was ihre Verdauung übriglässt,
das verarbeiten sie zu Watte.
Sie spalten Atome. Sie heilen Inzest.
Und sie stellen durch Stiluntersuchungen fest,
dass Cäsar Plattfüße hatte.

So haben sie mit dem Kopf und dem Mund
den Fortschritt der Menschheit geschaffen.
Doch davon mal abgesehen und
bei Lichte betrachtet sind sie im Grund
noch immer die alten Affen.

(Erich Kästner [1899-1974]: Gesang zwischen den Stühlen. Berlin 1932)

Liebe Grüße!

Charlie hat gesagt…

@ darkmoon: Ich finde schon, dass es einen Unterschied macht, ob Politiker und Ökonomen einfach nur zu dämlich sind oder ob sie bewusst lügen und täuschen. Ein beschränkter Intellekt ist zumindest theoretisch lernfähig - eine aus egoistischen, habgierigen Antrieben genährte kriminelle Energie ist das meist nicht und dabei noch wesentlich gefährlicher.

Liebe Grüße!

dani hat gesagt…

@ charlie

danke für deine nachfrage. du musst dir keine gedanken machen. ich habe ja noch nachwuchs zu versorgen also MUSS und DARF ich noch ein paar jährchen hier auf dem planeten weilen. hoffe ich doch mal.

da ich mich in den letzten jahren intensivst mit dem thema mensch, entwicklung, bewusstsein, evolution und geschichte befasst habe, komme ich leider, leider, leider zu dem schluß, dass der hochgeschätzte erich kästner ziemlich richtig liegt.

an meinem sohn konnte ich feststellen, dass kinder als "kleine egoistische monster" auf die welt kommen. wären sie noch häßlich dazu, würden wir sie wahrscheinlich aus dem fenster werfen. kleiner scherz am rande. ha.
respekt, achtung, liebevolles miteinander usw. wird anerzogen. lieben ist eine kunst, die es zu erlernen gilt. und damit meine ich kein besitzergreifen wie "das ist jetzt meins" oder "der gehört mir".

durch ZEN und buddhistische psychologie habe ich klareres sehen gelernt. ein wegfall vieler illusionen. somit bin ich kein fatalist sondern realist.

viele tanzen leider noch den tanz ums goldene kalb!

geld gibt macht, anerkennung, und verführt. teuflische sache!! da fällt es vielen schwer, zu widerstehen!
man kann geld zwar nicht essen und es macht auch nicht wirklich glücklich......das muss wohl jeder selbst erfahren. da fällt mir die story über facebook ein. brillant verfilmt "the social network". genial. wirklich wahre werte, freundschaft, liebe und menschlichkeit sind eben nicht käuflich.
und: empathie ist für viele einfach nur ein fremdwort.

ganz sehr lieben gruß :-)*
dani

Charlie hat gesagt…

Liebe dani,

Du erlaubst meinen Widerspruch: Wenn es so wäre, wie Du schreibst, hätte es keinen Erich Kästner, keinen Karl Marx, keinen Albert Schweitzer, keine Rosa Luxemburg, keine Jeanne d'Arc (und letzlich auch keine Dani) gegeben, um nur eine willkürliche Mini-Auswahl an Menschen zu nennen, die trotz ihrer Herkunft, ihrer Erziehung, ihres biologisch vorgegebenen Egoismus' ganz andere Lebenswege gegangen sind und eben nicht zu albernen Abziehbildern der Marke "FDP-Kofferträger", "Schlips-Borg" oder "CDU-Menschenfeind" geworden sind. Das lässt ja nur den Schluss zu, dass Biologie, Erziehung, Erfahrung, Sozialisation usw. nicht die einzigen Kriterien sein können, die darüber bestimmen, ob ein Mensch zu einem dumpfen Faschisten, einem egoistisch-kapitalistischen Vollidioten oder einem empathischen, weiter denkenden Menschen heranreift.

Das bisherige Ergebnis der Menschheitsgeschichte ist zwar durchaus treffend zusammengefasst im Gedicht des Herrn Kästner, aber die Gründe dafür müssen wir auch woanders suchen - sie liegen erkennbar nicht einzig in der Natur und sind erst recht nicht "gottgegeben" oder "unveränderbar".

Die Mischpoke, die leider das Sagen hat in dieser irrsinnigen Welt, will uns fortwährend einreden, dass der Mensch "eben so sei" ("homo oeconomicus") und dass die Welt eben deshalb alternativlos so sein müsse, wie sie ist. Dieser Propaganda dürfen wir nicht auf den Leim gehen.

Ich weiß, wie schwierig das ist, denn ich tappe immer wieder in dieselbe Falle und denke mir, dass angesichts des grassierenden Stumpfsinns und der wieder einmal zunehmenden faschistischen Tendenzen Hopfen und Malz ohnehin verloren sind. "Bei Lichte betrachtet" (um Kästner zu bemühen) besteht die jüngere Menschheitsgeschichte aber trotzdem aus widerstreitenden Fraktionen, von denen bisher die dumpfen Egoisten und Menschenfeinde stets den Sieg errungen haben - sogar dann, wenn sie sich mit dem Mantel des Gegners getarnt haben. Die widerstreitenden Fraktionen bleiben, und der Widerstand stirbt auch nicht aus - auch heute gibt es Kästners, Tucholskys und Scholls, die auch in sehr jungen Jahren schon zu gänzlich anderen Welt- und Einsichten gelangen als ihre Herkunft das vermuten ließe.

Der Krieg zwischen den Bösen und den Guten ist noch nicht entschieden - auch wenn die Bösen schon "kurz vor Moskau" stehen und bereits die Champagnerkorken knallen lassen, während sie unverhohlen weiter stehlen, morden und vergewaltigen.

Womöglich haben sie recht, denn alles deutet darauf hin, dass die vernebelnde Propaganda wirkt und der Widerstand gegen den Irrsinn zu klein bleibt. Es wäre aber nicht das erste Mal in der Geschichte, dass sich Mächtige allzu sehr irren.

Liebe Grüße!

Charlie hat gesagt…

Nebenbei: Bin ich eigentlich der Einzige, der auf der Zeichnung beim Schriftzug "Lex mihi mars", der dem behäbig aussehenden Marsianer förmlich in den Mund gelegt zu sein scheint, an so etwas wie "Leckt's mi am Arsch" zu erkennen glaubt? ;-) Oder ist das wieder nur meine (w)irre Fantasie?

Die Phrase geht ja zurück auf den lateinischen Spruch "Lex mihi ars" ("Die Kunst ist mir Gesetz") und bedeutet übersetzt also "Der Mars ist mir Gesetz", was meines Erachtens in diesem Zusammenhang und insbesondere in Bezug auf die zeichnerische Darstellung keinen (satirischen) Sinn ergibt.

Spekulieren macht Spaß - wenn's nicht an der Mafiafront (Börse) geschieht. ;-)