(Sofort alles lesen)
Anmerkung: Ich kann nicht umhin, auch heute wieder auf den Knien herumzurutschen und dem Gärtner für seinen sonntäglichen Text - diesmal zum Thema "Flutkatastrophe" bzw. der "Berichterstattung" der deutschen "Qualitätsmedien" darüber - quasi religiös zu danken. Ich sollte das in Zukunft einfach nicht mehr lesen, weil alles, was ich tue, mir dann stets irgendwie redundant erscheint. Das mag aus gewissen Sichtweisen sowieso zutreffend sein, aber ich kann mich bisher doch immer wieder getreu dem Element-of-Crime-Motto in trockene Tücher retten: "Doch alles kommt ins Reine mit etwas Selbstbetrug."
Gärtner formuliert hier exakt das, was ich während der zurückliegenden Wochen immer wieder - mal diffus, mal ganz klar - gedacht und gefühlt habe, wenn ich über die zumeist albernen Berichte oder gar Fernsehsendungen zu diesem Thema gestolpert bin. Eine solche Überschwemmung erfüllt offenbar genau denselben widerwärtigen medial-propagandistischen Zweck, der ansonsten irgendwelchen Sport- oder Schlagerveranstaltungen vorbehalten ist. Hauptsache, das "nationale Einheitsgefühl", das es de facto (und glücklicherweise) gar nicht gibt - wird gefüttert - so absurd das Szenario auch sein mag. Und niemand bringt das so treffend und anbetungswürdig auf den Punkt wie der Gärtner.
Einzig den Schlussatz hätte ich mir doch etwas schärfer gewünscht - das klingt fast so, als wäre da etwas, was ursprünglich wesentlich drastischer formuliert war, auf die Schnelle entschärft worden. Für mich ist die BRD des Jahres 2013 jedenfalls längst eine totalitäre, kapitalistische Quasi-Diktatur auf dem strammen Weg in den Faschismus, die mithilfe umfassender medialer und pseudowissenschaftlicher Propaganda das scheindemokratische Zerrbild einer "freiheitlich-demokratischen Grundordnung" eher schlecht als recht versucht aufrecht zu erhalten. Tatsächlich geschieht hier nichts Demokratisches, und über das Wort "Freiheit" können wir nicht erst seit Gauck, PRISM, Friedrich und den ungezählten Ungereimtheiten und Skandalen in Verbindung mit staatlichen Stellen wie der Polizei, den Geheimdiensten, der Justiz, den Nazis und selbstredend der Politik nur noch röchelnd lachen. Auch für jedes Hartz-Terror-Opfer, das sich unablässig mit den staatlichen Schergen der "Jobcenter" um das Existenzminimum, also um die Lebensberechtigung (sic!) in diesem furchtbaren Land, streiten darf, ist das Wort "Freiheit" längst zu einer absurden Farce mutiert, die nicht nur entfernt an finsterste braune Zeiten in diesem Land erinnert.
Und weil der Gärtner einer der ganz wenigen ist, der solcherlei Dinge immer wieder anspricht und den Finger in die nässende Wunde legt, vermache ich ihm die folgende Hymne von Herzen. Möge er Papst werden. Amen.
8 Kommentare:
Ich stimme ein in den Choral! :) Die Verkommenheit ist wirklich unfassbar, wenn man in einer Zeit lebt, in der in SATIRE-Magazinen die Kommentare zu finden sind, die eigentlich in die journalistischen Medien gehören.
Es dauert nicht mehr lang, dann ist auch höchstoffiziell Krieg Frieden, Armut selbstverschuldet und Krankheit Gottes Wille.
Dagegen war das Mittelalter modern.
@ charlie
aaaahhh.....ich kann doch keine noten lesen!:-))
wenn du mit anabelle zusammen singst - werde ich dann dazu tanzen. höhö....
grüßle
dani
@ dani: Du musst keine Noten lesen können und auch nicht tanzen - die Melodie kennst Du (es ist diese hier). :-) Eine Hymne müssen wir alle gemeinsam singen, die Verrückten vor dem Papst im Video machen das doch vor ... ;-)
Liebe Grüße!
@ charlie
ich kannte diese melodie bis gerade vorher beim anhören nicht - und das war bzw. wird wieder so sein.
verdrängen!!!!! gruselig - waaahhhh - langweilig.
da schläft man ja schon beim singen ein - geschweige denn tanzen, da geht nur grenzdebiles hin- und herwackeln. :-)
wie wäre es mit etwas fetzigerem?!
lieben gruß
dani
@ dani: Nix da, da müssen wir jetzt durch, da ist Satire gnadenlos! :-) Aber sowas von.
Liebe Grüße!
@ charlie
ich überlege gerade, welche deiner seiten hier überwiegt - die sadistische oder die masochistische!!! :-)))
und schön, dass ich heute morgen gut gelaunt bin, sonst könnte man sich bei goethes erben glatt erhängen.
zur guten laune trägt u.a. bei: "HAROLD" von einzlkind. ein geniales buch zum echt schlapplachen. lese es gerade zum zweiten mal!
wer "harold and maude" liebt wird auch dieses buch in sein herz schließen.
und zur erweiterung der bewusstseinsebene habe ich gerade online in der landesbibliothek "...trotzdem ja zum leben. ein psychologe erlebt das kz" von viktor frankl (gegründer der logotherapie) bestellt.
weil erhängen ja schließlich keine wirkliche option ist.
ach, und was den kafka angeht, habe ich gestern ein interview mit michael krüger, verleger vom hanser verlag, münchen, gelesen:
"ich habe mein leben lang kafkas tagebücher gelesen. wenn ich nicht mehr ein noch aus weiß, dann gibt es immer noch die."
und: "entweder man liest, weil es einem das leben erträglicher macht oder bereichert, oder man lässt es."
grüßle*
@ (äh) kalypso: Ich bin weder Masochist, noch Sadist - wie kommst Du denn bitte auf solche Unterstellungen? ;-)
Zu den Erben Goethes: Wenn Du mal ein Konzert von denen in den 90ern erlebt hättest, fiele Dir nicht im Traum ein, Dich erhängen zu wollen - ganz im Gegenteil. Das waren Momente der konzentrierten Emotion, von denen man noch monatelang gezehrt hat. Ich erinnere mich da beispielsweise an einen Abend, an dem die Musiker komplett auf elektrische Beleuchtung im relativ kleinen Konzertsaal verzichtet haben und statt dessen hunderte von Kerzen aufgestellt haben, was eine Bullenhitze verursacht hat und der Feuerwehr die Angstschweißperlen auf die Stirn getrieben hätte, wenn sie es gewusst hätte - aber das Ergebnis war unvergleichlich. Solche Nächte vergisst man nicht.
Was das Lesen und das Zitat von diesem Michael Krüger betrifft: Mir fallen auf Anhieb noch hundert weitere Gründe ein, weshalb es gut, wichtig und eine Menschenpflicht ist, Bücher zu lesen. ;-) Ich versteige mich gar zu der Behauptung, dass Lesen, sofern es einzig dazu dient, das "Leben erträglicher zu machen oder zu bereichern", sinnlos ist. Lesen soll auch weh tun! Bücher sollen Wunden sicht- und fühlbar machen und fleißig Salz hinein streuen! Wenn man sich nach einer Lektüre schlecht fühlt, hat das durchaus einen Sinn und man sollte anfangen, darüber nachzudenken, wieso das so ist.
Ich kenne den Herrn Krüger nicht und weiß auch nicht, was er ansonsten in diesem Interview zum Besten gegeben hat - aber die von Dir zitierten Aussagen sind für sich genommen schlicht Blödsinn.
Und dieser Blödsinn passt auch gar nicht zu Dir, denn Du liest ja durchaus Bücher, die diesem Wohlfühlschema nicht entsprechen. :-)
Liebe Grüße!
@ charlie
habe mich aus versehen mit meinem nicknamen gemeldet....kam auf die verkehrte taste.
das mit dem s/m habe ich auf das video mit dem papst bezogen und deine ansage dazu: da müssen wir jetzt durch!
es war ein scherz - manchmal teilen wir wohl nicht die gleiche art von humor.
da ich herrn krüger persönlich kenne, weiß ich, dass dieses wort "bereichern" -sowohl als auch- beeinhaltet. freude und schmerz.
der letzte verleger alter schule mit einem sehr beachtlichen lebenswerk. und ein humorvoller mann!
lieben gruß
dani*
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