Dienstag, 12. August 2014

Realitätsflucht (4): Skyrim


Was soll ich zu einem Spiel, das völlig zu recht die unangefochtene Nummer Eins auf dem Gebiet der Rollenspiele ist, großartig schreiben? Ich erinnere mich noch sehr gut an meine erste Begegnung mit der Welt von Skyrim: Ich hatte damals gerade den Vorgänger The Elder Scrolls IV: Oblivion gespielt und war infiziert von diesem großartigen Spiel und begierig auf die Fortsetzung - zum Glück war das schon 2013, so dass ich nicht mehr lange warten musste, bis ich mir den bereits erschienenen Nachfolger The Elder Scrolls V: Skyrim leisten konnte, da er zu diesem Zeitpunkt "nur" noch 20 Euro kostete.

Das war der Beginn einer sehr intensiven Freundschaft: Ich habe seit dem Tag der Installation so viele Stunden in "Himmelsrand" verbracht wie in keinem anderen Spiel, Buch oder Musikstück zuvor. Einerseits liegt das schlicht daran, dass dieses Spiel so ungeheuer umfangreich ist wie kein anderes mir bekannte Spiel, andererseits habe ich gerade vor ein paar Tagen erst damit begonnen, es zum zweiten Male zu spielen. So etwas tue ich in einem so überschaubaren Zeitrahmen normalerweise nicht - es hat mich selber sehr überrascht, dass ich einen Neustart von Skyrim einem komplett neuen, mir bislang unbekannten Spiel (von denen ich noch einige hier herumliegen habe) vorgezogen habe.

Es ist über dieses Spiel schon so viel gesagt und geschrieben worden, dass ich mich gar nicht in Details zu ergehen brauche - die Grafik ist Weltklasse, die Spielwelt einzigartig und die verschiedenen Geschichten, die es in "Himmelsrand" zu erleben gibt, sind fantasievoll, spannend und manchmal sogar regelrecht grandios. Man merkt an unzähligen Details, dass hier nicht einfach drauf los programmiert wurde, sondern dass mit Bedacht ein Konzept umgesetzt worden ist, das es zuvor in diesem Genre nicht gab.

Das Spielerlebnis ist abhängig von der Art und Weise des Spielens: Beim ersten Durchgang habe ich beispielsweise die brachiale Methode bevorzugt und meine Spielfigur auf Zweihandwaffen spezialisiert (siehe Screenshot unten) - so konnte ich in den Auseinandersetzungen mit den fiesen Monstern und anderen Gegnern stets beherzt die dicke Kriegsaxt zücken, mitten hinein in die Horden der Gegner springen und wild wie ein Metzger oder blutrünstiger Wikinger um mich schlagen. Das hat Spaß gemacht. ;-) - Jetzt, im zweiten Durchgang, habe ich einen anderen Weg gewählt: Es ist noch viel spannender, sich auf lautlosen Sohlen durch die Ruinen, Höhlen und alten Gräber zu schleichen und aus dem Hinterhalt - unentdeckt - einen Gegner nach dem anderen hinweg zu metzeln, ohne dass diese überhaupt bemerken, wer ihnen da ans Leder will. Ich habe diese Möglichkeit ja schon in Gothic III und Risen geliebt - aber nirgends zuvor habe ich es so konsequent und spaßbringend umsetzen können wie in Skyrim. Gerade gestern habe ich auf diese Weise erst wieder eine komplette alte Burgruine von fiesen Magiern (Esoterikern - *brüllwitz*) befreit, gegen die ich ansonsten (wenn sie mich denn entdeckt hätten) kaum eine Chance gehabt hätte.

Natürlich fällt mir beim Nachdenken über dieses Spiel auch eine Menge Kritik ein - allerdings ist das größtenteils eine Kritik auf allerhöchstem Niveau. Auch an Meisterwerken gibt es - insbesondere bezogen auf verschiedenste Menschen, die es genießen - stets etwas auszusetzen, und das ist auch bei mir nicht anders. Ich habe mir beispielsweise mehr als einmal gewünscht, dass Gegner in dunklen Höhlen oder Ruinen viel öfter dort lauern, wo man sie als Spieler am wenigsten erwartet - das ist leider nur sehr selten der Fall. Auch die Schwierigkeit der Rätsel, die in diesem Spiel ohnehin selten, dann aber allenfalls auf Primatenniveau angesiedelt sind, könnte den Spielspaß durch eine deutliche Verschärfung stark erhöhen.

Trotzdem bleibt Skyrim der momentane Maßstab für alle kommenden Rollenspiele dieser Art - und es ist den Entwicklern hoch anzurechnen, dass sie ihn so hoch angesetzt haben.


(Charlie blickt sinnierend über einen kleinen Teil Himmelsrands)

2 Kommentare:

Mollbert hat gesagt…

Klingt spannend deine Beschreibung. Mit dem Charakter müsstest du ja bei der "Dunklen Bruderschaft" ganz oben auf der Rekrutierungsliste stehen. Aber vielleicht hast du's ja nicht so mit eingetragenen Vereinen ;-)

Ich hab mir auch schon überlegt, ob ich Oblivion noch ausprobieren soll. Bin da unentschlossen. Zum einen enthüllt Skyrim leider teilweise die Story und deren Ende, zum anderen wird es ja sicher technisch und spielerisch im direkten Vergleich unterliegen. Würdest du trotzdem sagen, dass sich das auch nach Skyrim noch lohnt?

Charlie hat gesagt…

@ Mollbert: Über die "Dunkle Bruderschaft" möchte ich mich hier gar nicht weiter auslassen - falls Du diese Episode konsequent durchgespielt haben solltest, weißt Du ja, welche überraschende Wendung die Geschichte nimmt. ;-)

Zu dem anderen Thema kann ich nur sagen, dass ich Oblivion für ein grandioses Spiel halte, das es jederzeit wert ist, gespielt zu werden - auch wenn es natürlich nüchtern betrachtet ein "Vorläufer" von Skyrim ist und naturgemäß vieles von dem, was wir heute an Skyrim mögen, vorwegnimmt, ohne aber diese Perfektion zu erreichen.

Da das Spiel inzwischen aber oftmals für fünf Euro oder sogar weniger zu bekommen ist, solltest Du es einfach selber ausprobieren - falsch machst Du damit ganz gewiss nichts, wenn Dir diese Art Spiele gemeinhin gefallen.

Spannend finde ich in diesem Zusammenhang besonders die Meldung, dass einige Irre aus der "Fangemeinde" von The Elder Scrolls es sich offenbar zur Aufgabe gemacht haben, den dritten Teil Morrowind für die Skyrim-Engine komplett nachzubauen - vergleichbar der Fan-Neuauflage von Half Life unter dem Titel Black Mesa. Das wird sicher noch lange dauern, aber wenn die das wirklich vollenden, werde ich mich mit Begeisterung darauf stürzen, auch wenn das zu diesem Zeitpunkt erneut längst veraltet sein wird.

Liebe Grüße!