Es gibt Dinge, die ein Mensch wie ich einfach nicht beherrscht - dazu gehört zweifelsfrei das kluge und ausgewogen-taktische Vorgehen in Computerspielen. Es wird sicher eine gewisse Verwunderung hervorrufen, dass ich trotz dieses Wissens um meine Schwächen ausgerechnet ein Spiel wie "Das schwarze Auge: Drakensang" gespielt habe und auch noch etwas dazu schreibe.
Es begann, wie so oft, mit einer maßlosen Selbstüberschätzung: "Wenn so viele Idioten dieses Spiel meistern", so dachte ich mir irgendwann, "dann dürfte es doch auch für mich keine unüberwindbare Hürde darstellen!" - Gedacht, getan: Ich hatte die "Gold-Edition" des Spieles schon seit einiger Zeit im Schrank herumliegen, installierte es nun endlich und startete es - um nach den ersten fünf Minuten nach dem Spielstart völlig entnervt das Handtuch zu werfen, weil die Spielsteuerung so gar nicht meinem "gewohnten Luxus" entsprach. Dieses Spiel verlangte doch tatsächlich von mir, dass ich beispielsweise die rechte Maustaste gedrückt halten solle, damit die Kamera den Laufrichtungsänderungen meiner Heldin folgt! Man stelle sich das vor! Das ging gar nicht, das war unzumutbar, das war wie eine ranzige Kaviardose auf dem sterneumwobenen McDonald's-Tresen - und so beendete ich das Spiel sofort wieder und vergaß es. Das war vor etwa einem Jahr.
Nun habe ich aber - aus mir unbekannten Gründen - einen neuen Versuch gestartet und es diesmal tatsächlich geschafft, mich auf die veränderte Situation einzustellen. Ich war sehr stolz auf mich, auch wenn ich bis dahin immer noch nicht wusste, worauf ich mich da eigentlich eingelassen hatte - als gemächlicher Rollenspieler, der sich locker-flockig durch allerlei Fable-, Gothic-, Risen- und Elder-Scrolls-Geschichten geschnetzelt hat, erwartete ich nichts, das nicht zu lösen sei. Ich wurde schnell eines Besseren belehrt: Bereits das erste verkümmerte Wildschweinchen, auf das ich im Tutorial (!) stieß, beförderte mich unter mühelosem, fast schon verächtlich klingendem Grunzen innerhalb von Sekunden ins Jenseits - und spätestens an diesem Punkt wusste ich, dass es in diesem Spiel offenbar nicht ausreicht, beherzt auf Gegner zuzulaufen und dabei wild das Schwert oder die Axt zu schwingen.
Ich hatte nun gelernt, dass es verschiedene Arten von Rollenspielen gibt - "Drakensang" gehört zur Kategorie der "taktikorientierten", "rundenbasierten" Spiele, in denen es zudem nicht nur einen einzelnen Helden, sondern gleich eine ganze Gruppe davon gibt, die man steuern und ausrüsten muss. Das war weiteres, aufwühlendes Neuland für mich, dem ich mich aber beherzt genähert habe - mit anfänglich recht guten, im weiteren Spielverlauf aber immer schlechter werdenden Ergebnissen. Um es vorwegzunehmen: Ich habe das Spiel nicht geschafft - nach vielen verschiedenen kleineren und größeren Problemen und einer verdammt langen, äußerst erfreulichen Spielzeit bin ich letztlich am "Grolmenkönig" gescheitert - und der ist noch immer nicht der Endgegner in diesem Spiel.
Bis dahin allerdings hatte ich eine Menge Spaß, obwohl ich von der DSA-Welt zuvor überhaupt keine Ahnung hatte: Die mittelalterliche Fantasywelt von Aventurien ist hier grandios umgesetzt, es macht einen Heidenspaß, sie zu erkunden und all die Nebenquests in Angriff zu nehmen, die man in den Dialogen mit den vielen NPCs in den Städten und Dörfern bekommt. Dabei handelt es sich nicht, wie sonst in vielen Spielen üblich, um langweilige Sammel-Quests wie "Bring mir 10 Bärenfelle", sondern fast durchweg um eigenständige Geschichten, die längst nicht immer etwas mit dem Abmurksen irgendwelcher Monster zu tun haben. Man muss Erkundungen einholen, zwielichtigen Gestalten unbemerkt (!) folgen, in Häuser einbrechen - und sehr viele Aufgaben lassen sich auf ganz verschiedene Weise lösen: Es liegt allein beim Spieler, ob jemand nun durch Wortgewandtheit "überredet", durch Magie "betört" oder schlicht mit dem Schwert bearbeitet werden soll, um das gewünschte Ergebnis zu erreichen. Dabei hängt es natürlich von den jeweiligen Fähigkeiten des Helden, die man im Laufe des Spieles sehr detailliert beeinflussen kann, ab, ob die gewählte Strategie erfolgreich ist oder nicht. Ich habe jedenfalls bisher in keinem andern Spiel so viel Zeit damit verbracht, die erspielten Steigerungspunkte möglichst sinnvoll zu verteilen - wenn man keine Ahnung hat, worauf man dabei zu achten hat, kann das eben auch tief in die Hose gehen, so wie es bei mir der Fall war.
Zum Kampfsystem muss ich noch sagen, dass mir diese Art des Spielens einfach nicht liegt. Hier besteht ein Kampf größtenteils aus der Pausenfunktion, die sich zu jedem Zeitpunkt einschalten lässt. In dieser Ruhephase kann bzw. muss man den verschiedenen Gruppenmitgliedern bestimmte Positionen, Angriffsziele und Kampftechniken zuweisen; ebenso kann man auch Heiltränke oder andere magische Essenzen oder Praktiken anwenden - letztlich bleibt das aber eine für mich eher langweilige Angelegenheit, weil ich es weitaus mehr schätze, ganz direkt zu kämpfen oder aber - wie ich es beispielsweise in "Skyrim" so genossen habe - mich an Gegner unbemerkt heranzuschleichen und sie nach und nach mit dem Bogen oder der Armbrust zu meucheln. Das geht in "Drakensang" nicht.
Trotzdem fällt mein Fazit sehr positiv aus, denn Kämpfe sind nicht das Zentrum dieses trotz aller Schwierigkeiten gemächlichen Spieles. Es ist ein wunderbares Abenteuer, auf das ich mich zum Glück doch noch eingelassen habe; und auch wenn ich letztlich gescheitert bin: Ich bin mir sehr sicher, dass ich es irgendwann ein zweites Mal versuchen werde. Vielleicht habe ich bis dahin ja gelernt, die taktischen Potenziale des Spieles tatsächlich zu nutzen, um auch das letzte Drittel des Spieles kennen lernen zu können.
2 Kommentare:
Dann ist Baldurs Gate wohl auch nix für Dich.
@ MKM: Dazu kann ich nichts sagen, das Spiel kenne ich nicht. Ich bin auf diesem Gebiet ja noch immer ein relatives Greenhorn. ;-)
Über Tipps und Empfehlungen freue ich mich aber stets!
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